Lymecyclin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Lymecyclin ist ein antibiotisch wirksamer Arzneistoff aus der Gruppe der Tetrazykline. Ein Synonym für Lymecyclin ist Lymecyclinum.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Lymecyclin?

Lymecyclin ist ein antibiotisch wirksamer Arzneistoff und kann die Vermehrung von Aknebakterien in den Talgdrüsen der Haut und in den Haarfollikeln hemmen.

Lymecyclin ist ein halbsynthetisches Tetrazyklinderivat. Der Arzneistoff gehört damit zu den Antibiotika und darf nur auf Verordnung eines Arztes oder einer Ärztin eingenommen werden. Tetrazykline sind eine Gruppe von antibiotischen Arzneistoffen, deren Ursprungssubstanz aus Bakterien der Gruppe Streptomyces hergestellt wurde.

Die meisten Tetrazykline und auch das Lymecyclin sind Derivate dieser Substanz, die chemisch modifiziert wurden. Sie weisen in der Regel eine günstigere Pharmakokinetik auf. Das bedeutet, dass sie leichter appliziert werden können und dass die Resorption und die Verteilung im Körper besser sind. Zudem ist Lymecyclin besser verträglich als die Ursprungsform der Tetrazykline.

Lymecyclin ist in Form von Kapseln im Arzneifachhandel erhältlich. Der Wirkstoff kommt hauptsächlich zur Behandlung der Akne (Acne vulgaris) zum Einsatz.

Pharmakologische Wirkung

Lymecyclin kann die Vermehrung von Aknebakterien in den Talgdrüsen der Haut und in den Haarfollikeln hemmen. Tetrazykline wie das Lymecyclin wirken bakteriostatisch. Das bedeutet, dass sie die vorhandenen Bakterien zwar nicht abtöten, ein weiteres Wachstum aber verhindern.

Das Lymecyclin bindet sich an die sogenannte 30s-Untereinheit der Ribosomen in den Bakterienzellen. Ribosomen sind Zellorganellen, die unter anderem für die Translation der RNA zuständig sind. Durch die Bindung an die 30s-Untereinheiten modifizieren die antibiotischen Wirkstoffe die Anlagerung der Aminoacyl-tRNA. Die Aminoacyl-tRNA kann sich durch die Blockade der Untereinheit auf Höhe der 50s-Untereinheit nicht richtig ausrichten. Somit kann die für die Vermehrung wichtige Peptidyltransferase-Reaktion nicht richtig durchgeführt werden. Die Peptidyltransferase katalysiert im Ribosom die Peptidbindungen zwischen den einzelnen Aminosäuren. Sie sorgt also für eine Verkettung der Aminosäuren, die im Rahmen der Translation von den Transport-RNAs geliefert werden. Wenn diese Reaktion gehemmt wird, bricht die Peptidkette während der Proteinsynthese ab. Dadurch wird das Wachstum der Bakterien gehemmt und eine Vermehrung gestoppt.

Prinzipiell sind Tetrazykline sowohl gegen grampositive als auch gegen gramnegative Bakterien wirksam. Auch zellwandlose Bakteriengattungen sind gegenüber Tetrazyklinen empfindlich. Lymecyclin wirkt vor allem gegen das Propionibacterium acnes.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Propionibacterium acnes ist ein grampositives anaerobes Bakterium, das Teil der Hautflora ist. Das Bakterium wurde früher auch als Bacillus acnes oder als Corynebacterium acnes bezeichnet. Es ist an der Entstehung von Akne beteiligt. Hauptsächlich lebt das Bakterium im Hauttalg von Haarfollikeln und hier insbesondere in den Follikeln der Talgdrüsen.

Es verfügt über das Enzym Lipase und kann somit Bestandteile des Talgs zur Energiegewinnung nutzen. Dadurch kann sich das Bakterium schnell vermehren. Bei der Verwertung des Talgs entstehen allerdings entzündungsfördernde Substanzen. Durch die Chemotaxis kommt es zu einer Ansammlung von weißen Blutkörperchen im Gewebe. Beim Absterben der Immunzellen entstehen Pusteln, die mit Eiter gefüllt sind. Diese Eiterpusteln sind ein Hauptsymptom der Akne vulgaris.

Lymecyclin hemmt die Vermehrung der Aknebakterien in den Talgdrüsen und in den Haarfollikeln. Dadurch wird die Entstehung von Pusteln, Zysten und von entzündlichen Eiterbläschen verhindert.


Risiken & Nebenwirkungen

Der Arzneistoff Lymecyclin ist verschreibungspflichtig. Er darf bei einer bekannten Tetrazyklin-Überempfindlichkeit nicht verordnet werden. Der Wirkstoff kann sich im Körper an Kalzium binden und dadurch im knochen- und zahnbildenden Gewebe einlagern. Dadurch können vorübergehende Wachstumsstörungen entstehen, die auch zu einer Missbildung des Zahnschmelzes führen können. Des Weiteren können unschöne Zahnverfärbungen entstehen. Bei Kindern unter acht Jahren und bei Schwangeren dürfen Tetrazykline wie Lymecyclin daher nicht eingesetzt werden. Auch während der Stillzeit darf Lymecyclin nicht eingenommen werden.

Der Arzneistoff darf nicht zeitgleich mir oralen Retinoiden eingenommen werden. Unter den Retinoiden sind einige Arzneimittel, die ebenfalls bei der Behandlung der Akne zum Einsatz kommen.

Während der Einnahme von Lymecyclin sollte auf lange Sonnenbäder verzichtet werden. Unter direkter Sonnen- oder UV-Bestrahlung können Hautrötungen auftreten. Zudem kann die Wirkung von blutverdünnenden Medikamenten (Antikoagulantien) durch die Einnahme von Lymecyclin verstärkt werden, sodass Blutungen auftreten können.

Patienten, die Antazida gegen Magenbeschwerden einnehmen, dürfen diese säurebindenden Medikamente nicht gemeinsam mit Lymecyclin einnehmen. Die Antazida beeinträchtigen die Aufnahme von Lymecyclin ins Blut.

Bei der Einnahme von Lymecyclin können Kopfschmerzen, Oberbauchschmerzen und Übelkeit auftreten. Gelegentlich, das bedeutet bei ungefähr einer von 100 Personen, entwickelt sich ein Hautausschlag. Auch Krampfanfälle, Müdigkeit, Erbrechen, Durchfall, Rachenentzündungen, Dermatitis und Muskelschmerzen gehören zu den gelegentlichen Nebenwirkungen.

In selteneren Fällen können ernsthafte, generalisierte Allergiereaktionen in Erscheinung treten. Das Gesicht kann, inklusive der Augen und Lippen, anschwellen. Eventuell geht die Schwellung auf Zunge und Rachen über. Lebensbedrohliche Erstickungsanfälle können die Folge sein. Des Weiteren kann es unter der Einnahme von Lymecyclin zu einem erhöhten Hirndruck, zu Darmentzündungen, zu Entzündungen der Zunge, zu Sehstörungen und zu Fieber kommen.

Beim Auftreten von Hautausschlägen und allergischen Erscheinungen muss die Behandlung mit Lymecyclin sofort abgebrochen werden. Bei allen anderen Nebenwirkungen sollte der behandelnde Arzt schnellstmöglich informiert werden.

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