Ondansetron
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Ondansetron handelt es sich um ein bedeutendes Antiemetikum, das der Wirkstoffklasse der Setrone zugerechnet wird. Ondansetron erreicht seine Effekte, indem es eine Inhibition der 5HT3-Rezeptoren bewirkt. Aufgrund dieser Wirkweise gilt Ondansetron auch als Serotoninrezeptor-Antagonist. Der Wirkstoff wird unter dem Handelsnamen Zofran® vertrieben und zur Behandlung von Übelkeit, Erbrechen und Brechreizen eingesetzt.
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Was ist Ondansetron?
Ondansetron ist ein Wirkstoff, der in der Humanmedizin zur Therapie von Übelkeit, starkem Brechreiz und Erbrechen eingesetzt wird. Er gilt deshalb als Antiemetikum. Seine Wirksamkeit beruht auf seiner Aktivität im Gehirn. Dort bewirkt Ondansetron eine Hemmung der sogenannten 5HT3-Rezeptoren, was unmittelbar Einfluss auf die Konzentration des Botenstoffs Serotonin im Gehirn hat. Eine Wirkweise, die auch bei bestimmten Psychopharmaka angewandt wird.
In der Chemie wird Ondansetron auch als (RS)-9-Methyl-3-(2-methylimidazol-1-ylmethyl)-1,2,3,9-tetrahydrocarbazol-4-on bezeichnet, was einer chemischen Summenformel von C 18 – H 19 – N 3 – O entspricht. Die morale Masse des Arzneimittels beträgt in etwa 293,37 g/mol. Ondansetron unterliegt der Verschreibungs- und Apothekenpflicht. Die Arznei wird üblicherweise in Form von Filmtabletten oral eingenommen. In akuten Fällen kann auch eine intravenöse Darreichungsform angezeigt sein.
Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe
Nach der Einnahme von Ondansetron kommt es beim Patienten zu einer spürbaren Reduktion des Brechreizes. Diese hemmende Wirkung ist auf eine Inhibition des Botenstoffs Serotonin zurückzuführen. Serotonin steuert neben dem Hungergefühl auch die Aktivität des Magen-Darm-Trakts und stellt darüber hinaus einen bedeutenden Faktor zur Beeinflussung des menschlichen Gemüts dar. Ist der Botenstoff in zu hoher Konzentration im menschlichen Körper enthalten, kommt es zu einer Aktivierung des viszeralen afferenten Vagus und des Brechzentrums des zentralen Nervensystems (auch ZNS). Ondansetron dockt sich an die 5HT3-Rezeptoren des Gehirns an, an die sich üblicherweise auch Serotonin anbindet. Da die entsprechenden Rezeptoren für den Botenstoff nicht mehr verfügbar sind, kommt es zu einer Hemmung. Hierdurch wird der bestehende Brechreiz vermindert.
Da verschiedene Zytostatika und diverse Strahlentherapien zu einer massiven Erhöhung des Serotoningehalts führen, was Brechreize verursachen kann, wird Ondansetron vorwiegend Krebspatienten verabreicht. Zur Behandlung von nicht durch Serotonin ausgelösten Brechreizen ist Ondansetron hingegen weniger geeignet, weswegen eine Reisekrankheit durch andere Präparate zu therapieren ist.
Im Gegensatz zu weiteren Antiemetika entfaltet Ondansetron keine Wirkungen an den Histamin-, Muskarizin- oder Dopaminrezeptoren, weswegen der Arzneistoff nicht zu den Psychopharmaka zählt und keinen nennenswerten Anwendungsbereich zur Behandlung psychischer Erkrankungen aufweist.
Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung
Ondansetron wird üblicherweise in Form von Filmtabletten zur oralen Einnahme verabreicht. Bei akuten Fällen ist auch die Gabe einer Infusionslösung oder die Verabreichung mittels Spritze denkbar.
Das Hauptanwendungsgebiet von Ondansetron ist die Krebstherapie. Hier kommt es zum Einsatz, um die Nebenwirkungen der Chemo- oder Strahlentherapie zu bekämpfen. Beide bewirken eine pathogene Erhöhung des Serotoningehalts, was zu starken Brechreizen führen kann. Ondansetron steuert dem entgegen.
Aufgrund der spezifischen Wirkweise, die auf eine Inhibition von Serotonin aufbaut, ist eine Indikation nicht zur Therapie von Reisekrankheiten gegeben.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Ondansetron, einem Serotonin-5HT3-Rezeptor-Antagonisten, der zur Vorbeugung von Übelkeit und Erbrechen eingesetzt wird, sind mehrere Faktoren zu berücksichtigen. Die Dosierung hängt vom Anwendungsgebiet ab, wie z.B. Übelkeit und Erbrechen im Zusammenhang mit Chemotherapie, Strahlentherapie oder nach operativen Eingriffen.
Für Erwachsene bei moderater Emesis-induzierender Chemotherapie beträgt die empfohlene orale Dosis 8 mg vor der Behandlung, gefolgt von weiteren 8 mg alle 12 Stunden. Bei stark emetogener Chemotherapie kann die initiale Dosis intravenös 16 mg betragen, gefolgt von oralen Dosen. Bei Strahlentherapie liegt die Dosierung häufig bei 8 mg alle 8 bis 12 Stunden, abhängig von der Intensität der Strahlentherapie.
Für postoperative Übelkeit wird Ondansetron in der Regel intravenös verabreicht, oft in einer Einzeldosis von 4 mg unmittelbar vor der Anästhesieeinleitung oder bei Symptombeginn. Die orale Form kann auch zur Prävention angewendet werden.
Bei Kindern wird die Dosierung nach Körpergewicht angepasst. In der Regel beträgt sie 0,15 mg/kg intravenös für die meisten Anwendungsgebiete, wobei die Maximaldosis berücksichtigt werden muss.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen geboten, da die Clearance von Ondansetron verringert sein kann. Hier sollte die maximale Tagesdosis auf 8 mg beschränkt werden. Außerdem sollte das Risiko einer Verlängerung des QT-Intervalls im EKG beachtet werden, insbesondere bei Patienten mit vorbestehenden Herzrhythmusstörungen oder Elektrolytstörungen.
Risiken & Nebenwirkungen
Ondansetron kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen. Die Einnahme hat gänzlich zu unterbleiben, wenn eine medizinische Gegenanzeige besteht. Das ist immer dann der Fall, wenn konkrete Umstände vorliegen, welche den Behandlungserfolg aus ärztlicher Sicht in Frage stellen (Kontraindikation). So darf Ondansetron nicht eingenommen werden, wenn eine Unverträglichkeit oder Überempfindlichkeit (Allergie) bekannt ist. Patienten, die an Herzrhythmusstörungen in Form des Long-QT-Syndroms leiden, dürfen Ondansetron ebenfalls nicht einnehmen. Ferner besteht eine Kontraindikation bei Herzmuskelschwächen sowie während der Stillzeit und der Schwangerschaft.
Zudem ist auf potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Wirkstoffen zu achten. So darf Ondansetron nicht gleichzeitig mit Apomorphin, einem Medikament zur Therapie des Parkinson-Syndroms, eingenommen werden. Die beiden Wirkstoffe führen zu wechselseitig bedingten Veränderungen der Wirksamkeit, was zu unüberschaubaren Risiken führen kann. Häufig kommt es zu massiven Abfällen des Blutdrucks, die bis hin zur Ohnmacht führen können.
Darüber hinaus ist bekannt, dass Ondansetron zu Wechselwirkungen mit den Arzneistoffen Phenytoin, Carbamazepin und Rifampicin führt. Auch hier ist eine gleichzeitige Einnahme zu vermeiden. Ferner führt Ondansetron zu einer verminderten Wirksamkeit des Schmerzmittels Tramadol, sodass ggf. auf andere schmerzlindernde Präparate zurückgegriffen werden muss.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Ondansetron betreffen vor allem Patienten, bei denen das Medikament potenziell schwere Nebenwirkungen auslösen kann. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Ondansetron oder andere 5HT3-Rezeptor-Antagonisten. Allergische Reaktionen können schwerwiegend sein und von Hautausschlag bis hin zu Anaphylaxie reichen.
Eine weitere Kontraindikation ist das Risiko einer Verlängerung des QT-Intervalls im EKG, die zu schweren Herzrhythmusstörungen, einschließlich Torsade de Pointes, führen kann. Patienten mit einer bestehenden QT-Verlängerung, angeborenem Long-QT-Syndrom oder anderen Herzrhythmusstörungen sollten Ondansetron daher nicht einnehmen. Auch bei Patienten, die gleichzeitig andere Medikamente einnehmen, die das QT-Intervall verlängern, sollte Ondansetron vermieden oder mit besonderer Vorsicht eingesetzt werden.
Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen sollten Ondansetron ebenfalls nur mit Vorsicht verwenden, da die Verstoffwechselung des Medikaments beeinträchtigt sein kann, was zu erhöhten Plasmaspiegeln führen könnte. In solchen Fällen wird empfohlen, die tägliche Maximaldosis auf 8 mg zu begrenzen.
Schließlich sollte Ondansetron bei Patienten mit Magen-Darm-Obstruktionen oder schwerer Verstopfung mit Vorsicht angewendet werden, da das Medikament die Darmmotilität verringern kann und das Risiko eines paralytischen Ileus erhöhen könnte.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von Ondansetron bestehen verschiedene potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die sowohl die Wirksamkeit des Medikaments als auch das Risiko von Nebenwirkungen beeinflussen können. Eine der wichtigsten Interaktionen betrifft Medikamente, die das QT-Intervall im EKG verlängern, wie Antiarrhythmika (z. B. Amiodaron), bestimmte Antibiotika (z. B. Erythromycin), Antidepressiva (z. B. Citalopram) und einige Antipsychotika. Die gleichzeitige Anwendung dieser Substanzen mit Ondansetron kann das Risiko für gefährliche Herzrhythmusstörungen wie Torsade de Pointes erhöhen.
Ondansetron wird hauptsächlich durch das Enzym Cytochrom P450 3A4 (CYP3A4) in der Leber metabolisiert. Medikamente, die dieses Enzym hemmen oder induzieren, können daher die Plasmakonzentration von Ondansetron verändern. Zum Beispiel können starke CYP3A4-Hemmer wie Ketoconazol oder Ritonavir den Abbau von Ondansetron verlangsamen, was zu erhöhten Blutspiegeln und einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen führt. Andererseits können CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin die Wirksamkeit von Ondansetron vermindern, indem sie dessen Abbau beschleunigen.
Bei der gleichzeitigen Anwendung von Serotonin-Agonisten oder Serotonin-wirksamen Medikamenten, wie selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRIs) oder Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmern (SNRIs), besteht das Risiko eines Serotonin-Syndroms, einer potenziell lebensbedrohlichen Erkrankung, die durch überschüssiges Serotonin im Gehirn verursacht wird.
Zusätzlich können Medikamente, die die Darmmotilität beeinflussen, wie z. B. Opioide oder Anticholinergika, die Nebenwirkungen von Ondansetron auf den Magen-Darm-Trakt verstärken, da Ondansetron selbst die Darmbewegungen verlangsamen kann.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Ondansetron nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Übelkeit und Erbrechen zu behandeln. Eine häufige Alternative sind andere Serotonin-5HT3-Rezeptor-Antagonisten wie Granisetron oder Palonosetron, die ähnliche Wirkungsmechanismen wie Ondansetron aufweisen, aber möglicherweise besser vertragen werden. Palonosetron hat eine längere Wirkdauer und ist daher besonders bei Chemotherapie-bedingter Übelkeit eine gute Alternative.
Ein weiteres häufig eingesetztes Medikament ist Metoclopramid, das als Dopamin-Antagonist wirkt und ebenfalls Übelkeit und Erbrechen hemmt. Es ist besonders wirksam bei Übelkeit, die durch Migräne oder gastrointestinale Störungen verursacht wird. Metoclopramid hat jedoch eigene Nebenwirkungen, insbesondere bei längerer Anwendung, wie das Risiko für extrapyramidale Symptome (Bewegungsstörungen).
Dimenhydrinat und Promethazin, die zur Gruppe der Antihistaminika gehören, sind ebenfalls wirksame Alternativen, insbesondere bei reisekrankheitsbedingter Übelkeit oder postoperativem Erbrechen. Sie wirken beruhigend und blockieren Histaminrezeptoren im Brechzentrum des Gehirns.
Bei postoperativer Übelkeit oder Übelkeit infolge von Chemotherapie kann auch der Wirkstoff Aprepitant, ein Neurokinin-1 (NK1)-Rezeptorantagonist, eingesetzt werden. Er wird oft in Kombination mit anderen Antiemetika verwendet und zeigt gute Wirksamkeit bei der Prävention von verzögertem Erbrechen.
Nicht-medikamentöse Ansätze wie Akupressur oder Akupunktur sowie Verhaltens- oder Ernährungstherapien können ebenfalls zur Reduktion von Übelkeit beitragen, insbesondere bei Patienten, die auf medikamentöse Therapien empfindlich reagieren.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor