Sucralfat
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Sucralfat wird ein Arzneistoff bezeichnet, der zur Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren dient. Das Mittel baut eine Schutzschicht an der Schleimhaut der oberen Verdauungsregion auf.
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Was ist Sucralfat?
Bei Sucralfat handelt es sich um ein Aluminium-Salz von Saccharosesulfat. In der Medizin kommt der Wirkstoff in erster Linie zur Behandlung eines Magengeschwürs (Ulcus ventriculi) zum Einsatz. Auch zur Behandlung von Zwölffingerdarmgeschwüren eignet er sich.
Die Zulassung von Sucralfat in Europa fand Mitte der 1980er Jahre statt. In Deutschland wird der Arzneistoff unter den Präparatnamen Sucrabest® und Ulcogant® verabreicht. Darüber hinaus sind verschiedene Generika des basischen Aluminium-Saccharosesulfats auf dem Markt.
Pharmakologische Wirkung
Wegen seiner speziellen Wirkungsweise verfügt Sucralfat unter den säurebindenden Präparaten über eine Sonderstellung. So kann das Mittel eine Verbindung mit Eiweißen von Magenschleim sowie Magenschleimhaut eingehen, wodurch wiederum eine Schutzschicht auf der Oberfläche der beschädigten Schleimhaut entsteht. Durch diese schützende Schicht lässt sich weiteren Schädigungen der Schleimhaut aufgrund von Magensäure, Galle und Magenenzymen entgegenwirken. Dies verweist bereits auf eine weitere Eigenschaft von Sucralfat: die Bindung von Magenenzymen wie zum Beispiel Pepsin und Gallensäuren.
Durch Sucralfat wird die Herstellung von Prostaglandinen gefördert, bei denen es sich um körpereigene Stoffe handelt. Sie sorgen innerhalb des Magen-Darm-Kanals für eine vermehrte Schleimhautherstellung. Für den Schutz der Schleimhaut vor der Magensäure ist diese Schutzschicht von hoher Bedeutung.
Das Resorbieren von Sucralfat erfolgt in geringem Maße. Das bedeutet, dass der größte Teil des Wirkstoffes ohne Veränderungen aus dem Organismus ausgeschieden wird. Seine Wirkung kann das Medikament in saurer Umgebung entfalten. Dabei kommt es zu einem geleeähnlichen Überzug der Magenschleimhaut.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Häufigstes Anwendungsgebiet von Sucralfat ist die Behandlung von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren. Dabei eignet sich der Arzneistoff auch zur Prävention dieser Erkrankungen. Sein Einsatz erfolgt in der Regel im Frühstadium, um die Magenschleimhaut zu schützen. Dauerhaft findet Sucralfat allerdings keine Verwendung, da zu diesem Zweck wirksamere Medikamente wie zum Beispiel Protonenpumpenhemmer zur Verfügung stehen.
Eine weitere Indikation stellt die Therapie einer Speiseröhrenentzündung dar, die durch zurückfließende Magensäure ausgelöst wird. Nicht zum Einsatz geeignet ist Sucralfat allerdings, wenn ein bösartiges Magengeschwür oder eine Infektion mit dem Helicobacter pylori-Bakterium besteht.
Sucralfat kann auch zur äußeren Anwendung verabreicht werden. So kommt es als Bestandteil von diversen Wundheilungscremes zum Einsatz.
Dargereicht wird Sucralfat entweder in Tablettenform, als Granulat oder als Suspension. Die empfohlene tägliche Dosis liegt bei 1 Gramm. Die Einnahme findet eine Stunde vor einer Mahlzeit sowie vor der Nachtruhe statt. Auf diese Weise entfaltet sich die Wirkung des Arzneistoffes im sauren Milieu. Die Dosierung richtet sich auch danach, ob es sich um ein Magengeschwür oder ein Zwölffingerdarmgeschwür handelt.
Risiken & Nebenwirkungen
Gar nicht erst zur Anwendung gelangen darf Sucralfat, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen sucralfathaltige Arzneimittel leidet. Eine sorgfältige Abwägung zwischen Risiko und Nutzen der Behandlung muss erfolgen, wenn eine schwere Störung der Nierenfunktion vorliegt. Es besteht die Gefahr, dass es zu einer bedenklichen Ansammlung von Aluminium, das in dem Wirkstoff enthalten ist, kommt.
Eine Einnahme von Sucralfat während der Schwangerschaft sollte nur dann erfolgen, wenn es unbedingt notwendig ist. So kann sich das Aluminium auch in den Knochen des ungeborenen Kindes anreichern. Durch diese Ansammlung drohen dem Baby Schädigungen an den Nerven.
Obwohl das im Sucralfat enthaltene Aluminium auch in die Muttermilch vordringen kann, gilt eine kurzzeitige Darreichung des Mittels während der Stillzeit als unbedenklich. So findet nur eine geringfügige Aufnahme des Aluminiums innerhalb des kindlichen Körpers statt. Mögliche Alternativen sollten dennoch abgewogen werden. Von einer Anwendung von Sucralfat bei Kindern unter 14 Jahren wird abgeraten. So liegen nicht genügend Studien zu diesem Altersbereich vor.
Durch die gleichzeitige Einnahme von Sucralfat und anderen Medikamenten sind Wechselwirkungen im Bereich des Möglichen. Zum Beispiel werden Antibiotika wie Colistin, Amphotericin B oder Tobramycin, die Gallenmittel Ursodeoxycholsäure und Chenodesoxycholsäure, das Anti-Pilzmittel Ketoconazol, das Antiepileptikum Phenytoin, das Schilddrüsenhormon Levothyroxin sowie die Säureblocker Ranitidin und Cimetidin in ihrer Wirkung herabgesetzt. Aus diesem Grund sollte ein Zeitabstand von mindestens zwei Stunden zwischen der Anwendung von Sucralfat und diesen Medikamenten erfolgen.
Es wird außerdem vermutet, dass sich Sucralfat negativ auf gerinnungshemmende Arzneimittel auswirkt. Daher kontrolliert der behandelnde Arzt im Falle einer gleichzeitigen Einnahme die Dosierung dieser Wirkstoffe genauestens. Wird Sucralfat zusammen mit Arzneimitteln verabreicht, die Kalium-Natrium-Hydrogencitrat enthalten, führt dies oft zu einer erhöhten Aufnahme von Aluminium.