Agomelatin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 2. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Agomelatin wird in Deutschland unter dem Namen Valdoxan® verkauft und ist erst seit wenigen Jahren auf dem Markt. Es handelt sich um einen Melatonin-Rezeptor-Agonisten, welcher vor allem bei leichten bis schweren Depressionen eingesetzt wird und auch chronische Schlafstörungen innerhalb eines gewissen Rahmens bekämpfen kann.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Agomelatin?

Agomelatin fördert die Ausschüttung von Noradrenalin oder Serotonin und führt auch zu einer erhöhten Dopaminproduktion. Dadurch werden Depressionen auf chemischer Ebene bekämpft.

Agomelatin fördert die Ausschüttung von Monoaminen wie Noradrenalin oder Serotonin und führt auch zu einer erhöhten Dopaminproduktion.

Dadurch werden Depressionen auf chemischer Ebene bekämpft, gleichzeitig entsteht der Nebeneffekt einer angenehmeren Nachtruhe bei Patienten, welche unter Schlafstörungen leiden. Es wird oral vor dem Schlafengehen mit etwas Wasser eingenommen und ist in Deutschland verschreibungspflichtig.

Pharmakologische Wirkung

Agomelatin stammt aus der Gruppe der Melatonin-Rezeptor-Agonisten. Es wirkt direkt gegen einen Mangel an Serotonin oder Noradrenalin, welche beide als Monoamine gelten.

Die klinische Depression, welche vor allem durch einen Mangel dieser beiden Monoamine hervorgerufen wird, soll durch Agomelatin bekämpft werden. Um eine erhöhte Produktion jener Neurotransmitter im Körper hervorzurufen, wird Agomelatin eingesetzt: Es bekämpft die Mangelerscheinung und führt auch zu einer erhöhten Ausschüttung von Dopamin. In bestimmten Arealen des Gehirns werden Serotonin, Dopamin und Noradrenalin freigesetzt, wodurch das Stimmungsbild des Patienten verbessert werden soll.

Weiterhin wird Agomelatin eine schlaffördernde Wirkung zugesprochen, weshalb die Einnahme immer direkt vor dem Schlafengehen stattfinden sollte. In sehr geringen Dosen wird es daher auch als Schlafmittel verschrieben, wenn andere, weithin als wirksam bekannte Mittel fehlschlagen sollten. Da sich die Einnahme von Agomelatin auch auf die Leber auswirkt, darf das Präparat nicht bei bekannten Leberfehlfunktionen oder –erkrankungen eingenommen werden.

Auch während der Schwangerschaft oder unmittelbar danach ist von einer Einnahme von Agomelatin abzusehen, da die Wirkstoffe in die Muttermilch gelangen können. Die durchschnittliche Tagesdosis beträgt 25 Milligramm, die Höchstdosis von 50 Milligramm darf nicht überschritten werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In Deutschland wird Agomelatin hauptsächlich gegen Depressionen bei Erwachsenen (Major Depression) eingesetzt. Da es chemisch auf einer anderen Wirkungsweise basiert als bereits etablierte Medikamente, wird es häufig bei Personen verabreicht, welche auf eine klassische Behandlung nicht ansprechen. Weiterhin wird Agomelatin auch bei chronischer Schlaflosigkeit eingesetzt, dort allerdings in geringeren Dosierungen und auch nur dann, wenn keine Kontraindikatoren mit anderen Medikamenten vorliegen.

Da es sich um ein noch sehr junges Medikament handelt, gibt es nur wenige Studien zur Wirkung von Agomelatin. In einer Studie mit einer Teilnehmeranzahl von 5.800 Patienten schnitt Agomelatin besser ab als Placebo-Präparate. In weiteren drei Studien wurden jedoch keine Unterschiede festgestellt, wenn gleichzeitig Fluoxetin oder Paroxetin verabreicht wurden.

Agomelatin konnte im Rahmen dieser Studien sowohl bei Patienten mit nur leichten oder mittleren als auch schweren Depressionen angewendet werden. Die Erfolgsquote lag dort bei 60 bis 70 %. Gleichzeitig wurde bei allen Teilnehmern der Studien eine Verbesserung der Schlafqualität festgestellt, ohne dass darunter die Aufmerksamkeit während des Tages gelitten hatte. Bei demenzkranken Senioren darf Agomelatin nicht eingesetzt werden.


Verabreichung & Dosierung

Agomelatin ist ein Medikament, das hauptsächlich zur Behandlung von Depressionen eingesetzt wird. Es wirkt als Agonist an Melatoninrezeptoren und als Antagonist an Serotoninrezeptoren. Bei der Verabreichung und Dosierung von Agomelatin sind mehrere Aspekte zu beachten:

Die Standarddosis beträgt in der Regel 25 mg einmal täglich, vorzugsweise abends vor dem Schlafengehen. Bei unzureichender Wirksamkeit kann die Dosis nach Rücksprache mit einem Arzt auf 50 mg erhöht werden. Die Einnahme sollte unabhängig von den Mahlzeiten erfolgen.

Eine regelmäßige Überwachung der Leberfunktion ist wichtig, da Agomelatin das Risiko einer Leberschädigung birgt. Leberfunktionstests sollten vor Beginn der Behandlung und danach regelmäßig durchgeführt werden. Patienten mit bekannten Lebererkrankungen oder erhöhten Leberenzymen sollten Agomelatin nicht einnehmen.

Agomelatin kann bei einigen Patienten Schläfrigkeit verursachen, was die Fähigkeit beeinträchtigen kann, Maschinen zu bedienen oder Fahrzeuge zu führen. Es ist ratsam, dies zu beachten und gegebenenfalls auf diese Aktivitäten zu verzichten.

Die Wirkung von Agomelatin tritt nicht sofort ein; es kann mehrere Wochen dauern, bis die volle Wirkung sichtbar wird. Die Einnahme sollte nicht abrupt beendet werden, sondern unter ärztlicher Anleitung schrittweise reduziert werden, um Entzugserscheinungen zu vermeiden.

Es ist wichtig, den behandelnden Arzt über alle Medikamente und Nahrungsergänzungsmittel zu informieren, da Agomelatin Wechselwirkungen mit anderen Substanzen haben kann, insbesondere mit CYP1A2-Hemmern.

Risiken & Nebenwirkungen

Agomelatin kann sich negativ auf den Energiehaushalt des Organismus auswirken, was unter anderem durch Müdigkeit und anhaltende Schläfrigkeit geprägt ist. Weiterhin kann Agomelatin Schlaflosigkeit sowie Kopfschmerzen und Migräneanfälle hervorrufen.

Unwahrscheinlich sind außerdem plötzlich auftretende Angstzustände sowie Schwindel, weshalb davon abzusehen ist, nach der Ersteinnahme von Agomelatin schwere Maschinen zu bedienen. Der Verdauungstrakt kann durch das Medikament ebenfalls beeinträchtigt werden, hier werden Übelkeit sowie Verstopfung und Durchfall beklagt. Erhöhte Leberwerte sowie Rückenschmerzen und gelegentliche Sehstörungen zählen zu den Nebenwirkungen von Agomelatin.

Sehr seltene Nebenwirkungen beinhalten unter anderem eine plötzliche Hepatitis sowie suizidales Verhalten oder Suizidgedanken, was dem ursprünglichen Effekt des Medikaments entgegenläuft. Insbesondere aufgrund der erhöhten Leberwerte sind regelmäßige Funktionstests dieses Organs bei der Verabreichung von Agomelatin empfehlenswert. Es darf nicht verabreicht werden, wenn gleichzeitig Medikamente wie Fluvoxamin oder Ciprofloxacin eingenommen werden.

Kontraindikationen

Agomelatin, ein Antidepressivum, sollte in bestimmten Fällen nicht verwendet werden. Zu den wichtigsten Kontraindikationen gehören:

Lebererkrankungen: Eine der wichtigsten Kontraindikationen für Agomelatin ist eine bestehende Lebererkrankung. Patienten mit einer aktiven Lebererkrankung, erhöhten Leberenzymen (Transaminasen) oder einer Geschichte von Leberfunktionsstörungen sollten Agomelatin nicht einnehmen. Dies liegt daran, dass Agomelatin das Risiko einer Leberschädigung erhöhen kann.

Überempfindlichkeit: Patienten, die allergisch oder überempfindlich auf Agomelatin oder einen seiner Inhaltsstoffe reagieren, sollten dieses Medikament vermeiden. Allergische Reaktionen können schwerwiegend sein und Hautausschläge, Schwellungen oder Atembeschwerden umfassen.

Kombination mit CYP1A2-Hemmern: Die gleichzeitige Einnahme von starken CYP1A2-Hemmern, wie Fluvoxamin oder Ciprofloxacin, ist kontraindiziert, da diese Medikamente die Konzentration von Agomelatin im Blut erhöhen und somit das Risiko von Nebenwirkungen steigt.

Schwangerschaft und Stillzeit: Obwohl die Datenlage begrenzt ist, wird die Verwendung von Agomelatin während der Schwangerschaft und Stillzeit nicht empfohlen, da das Risiko für das ungeborene Kind oder den Säugling nicht vollständig ausgeschlossen werden kann.

Bipolare Störung: Patienten mit einer bipolaren Störung oder Manie sollten Agomelatin mit Vorsicht verwenden, da Antidepressiva das Risiko von manischen Episoden erhöhen können.

Es ist wichtig, dass Patienten vor der Einnahme von Agomelatin mit ihrem Arzt sprechen, um sicherzustellen, dass das Medikament für sie geeignet ist.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Agomelatin, ein Antidepressivum, kann mit anderen Medikamenten interagieren, was zu einer veränderten Wirksamkeit und einem erhöhten Risiko für Nebenwirkungen führen kann. Hier sind einige wichtige Wechselwirkungen:

CYP1A2-Inhibitoren: Medikamente wie Fluvoxamin und Ciprofloxacin hemmen das Enzym CYP1A2, was den Abbau von Agomelatin verlangsamt. Dies kann zu einer erhöhten Agomelatin-Konzentration im Blut führen und das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen. Daher ist die gleichzeitige Einnahme dieser Medikamente kontraindiziert.

CYP1A2-Induktoren: Medikamente, die das CYP1A2-Enzym induzieren, wie z. B. Rauchen, Rifampicin und Carbamazepin, können die Wirksamkeit von Agomelatin durch beschleunigten Abbau verringern. In solchen Fällen kann die therapeutische Wirkung von Agomelatin beeinträchtigt sein.

Alkohol: Der gleichzeitige Konsum von Alkohol kann das Risiko von Leberschäden erhöhen. Da Agomelatin bereits eine potenzielle Belastung für die Leber darstellt, sollte der Alkoholkonsum während der Behandlung minimiert oder vermieden werden.

Antidepressiva: Obwohl keine direkten Wechselwirkungen mit anderen Antidepressiva beschrieben wurden, ist Vorsicht geboten, wenn Agomelatin zusammen mit anderen Antidepressiva verwendet wird, da dies das Risiko einer Verschlechterung von Manien oder Hypomanien bei Patienten mit einer bipolaren Störung erhöhen kann.

Vor Beginn einer Behandlung mit Agomelatin ist es wichtig, den Arzt über alle anderen Medikamente zu informieren, um potenzielle Wechselwirkungen zu vermeiden und eine sichere und wirksame Behandlung zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Agomelatin nicht vertragen wird oder nicht wirksam ist, stehen verschiedene alternative Behandlungsmöglichkeiten für Depressionen zur Verfügung:

Andere Antidepressiva: Es gibt mehrere Klassen von Antidepressiva, die je nach individueller Verträglichkeit und Wirksamkeit eingesetzt werden können:

  • Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) wie Venlafaxin oder Duloxetin sind eine Alternative zu SSRIs.
  • Trizyklische Antidepressiva (TCAs) wie Amitriptylin oder Nortriptylin sind eine ältere Klasse, die in bestimmten Fällen eingesetzt werden kann.

Nichtmedikamentöse Ansätze:

  • Bewegung: Regelmäßige körperliche Aktivität wurde in Studien mit einer Verringerung der Symptome von Depressionen in Verbindung gebracht.
  • Lichttherapie: Besonders bei saisonaler Depression kann Lichttherapie hilfreich sein.

Weitere Medikamente:

  • Mirtazapin ist ein Antidepressivum, das bei einigen Patienten eine gute Wirkung zeigt.
  • Bupropion ist eine weitere Alternative, die besonders bei Patienten mit Müdigkeit oder Energiemangel geeignet sein kann.

Die Wahl einer alternativen Behandlung sollte immer in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um die beste Option basierend auf den individuellen Bedürfnissen und der Krankengeschichte des Patienten zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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