Sertralin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 14. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Arzneistoff Sertralin gehört zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Diese werden vor allem zur Therapie von Depressionen eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sertralin?

Der Arzneistoff Sertralin gehört zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern (SSRI). Diese werden vor allem zur Therapie von Depressionen eingesetzt.

Das Antidepressivum Sertralin gehört, wie etwa auch die Antidepressiva Citalopram und Fluoxetin, zu den selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern. Diese nehmen Einfluss auf den Neurotransmitterhaushalt und haben eine stimmungsaufhellende Wirkung. Daher wird der Wirkstoff Sertralin unter anderem zur Therapie von Angststörungen, Zwangsstörungen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) verwendet.

Ebenso wie die anderen selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer kann Sertralin verschiedene Nebenwirkungen entfalten. Besonders gefürchtet ist das Serotonin-Syndrom, das bei gleichzeitiger Einnahme verschiedener serotonerger Arzneimittel oder bei der Überdosierung von Sertralin auftreten kann.

Pharmakologische Wirkung

Sertralin entfaltet seine Wirkung im synaptischen Spalt im Zentralnervensystem. Der synaptische Spalt liegt zwischen einer Nervenzelle und einer nachgeschalteten anderen (Nerven-)Zelle. Über den synaptischen Spalt wird Erregung übertragen. Dafür werden Botenstoffe, die sogenannten Neurotransmitter, benötigt.

Serotonin ist einer dieser Neurotransmitter. Der Botenstoff wirkt unter anderem im Zentralnervensystem und ist bekannt für seine stimmungsaufhellende Wirkung. Im Volksmund ist Serotonin deshalb auch als das Glückshormon bekannt.

Viele Depressionen und Angsterkrankungen beruhen vermutlich auf einem Mangel an Serotonin. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer sollen die Konzentration von Serotonin im synaptischen Spalt erhöhen. Sertralin verhindert dafür die Aufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die umgebenden Zellen. Dadurch verbleibt mehr Serotonin im Spalt, sodass die serotonerge Wirkung verstärkt wird. Bereits während der ersten Einnahme entfaltet der Arzneistoff seine antriebssteigernde Wirkung. Während der nächsten ein bis drei Wochen verstärkt und manifestiert sich dieser Effekt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Sertralin eignet sich zur Behandlung von schweren Depressionen. In der kurzfristigen Anwendung war der Wirkstoff dem Placebo klar überlegen. Das gilt nicht für alle selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer.

Auch in der Behandlung von Zwangserkrankungen und Panikstörungen hat sich Sertralin als hilfreich erwiesen. Bei Patienten mit einer sozialen Phobie kann der Wirkstoff zwar ebenfalls zur Therapie genutzt werden, allerdings dauert es rund sechs Wochen bis 3 Monate, bis die ersten Behandlungserfolge sichtbar werden.

Ferner ist der Wirkstoff in der Therapie der Posttraumatischen Belastungsstörung weit verbreitet. Auch hier ist allerdings ein verzögerter Behandlungserfolg zu beachten. Häufig zeigt sich erst nach etwa drei Monaten eine Besserung. Dabei gilt: Je gravierender die Symptome, desto länger dauert es, bis die Patienten auf das Arzneimittel reagieren.


Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen treten unter der Einnahme von Sertralin recht häufig auf. Mehr als 10 Prozent der Patienten, die mit Sertralin behandelt werden, leiden unter Schlaflosigkeit, Müdigkeit, Schwindel und Kopfschmerzen. Auch Störungen des Magen-Darm-Trakts und Mundtrockenheit werden häufiger beobachtet.

Wie bei den meisten selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmern kann es bei Sertralin zu sexuellen Funktionsstörungen kommen. So werden bei Männern häufig Ejakulationsversagen und Orgasmusunfähigkeit beobachtet. In der Regel sind diese sexuellen Funktionsstörungen reversibel. Es gibt jedoch auch Patienten, bei denen die Symptome über mehrere Wochen oder sogar Monate nach Absetzen des Medikaments fortbestehen. Siehe dazu auch: Sertralin Absetzsymptome.

Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören ferner Erbrechen, starkes Schwitzen, Hautausschlag und Sehstörungen. Auch Hitzewallungen, Beschwerden beim Wasserlassen, Herzpalpitationen und Schmerzen im Brustbereich werden beobachtet. Halluzinationen, Leberversagen, Koma, Psychosen und das Stevens-Johnson-Syndrom treten zwar in Zusammenhang mit der Einnahme von Sertralin öfter auf, ein kausaler Zusammenhang konnte aber bisher noch nicht nachgewiesen werden.

Bei manischen oder hypomanischen Patienten ist besondere Vorsicht geboten. Bei einigen Testpatienten verstärkten sich während der Einnahme von Seratralin die manischen Symptome. Gelegentlich kommt es aber auch zu übertriebener Euphorie, Depressionen oder Halluzinationen.

Studien zeigten zudem, dass bei Kindern und Jugendlichen suizidales Verhalten forciert wird. Die Kinder und Jugendlichen leiden deutlich häufiger unter Selbstmordgedanken als Kinder und Jugendliche, die mit anderen Medikamenten behandelt werden. Auch eine erhöhte Feindseligkeit mit verstärkten Aggressionen kann beobachtet werden. Diese Nebenwirkungen treten in seltenen Fällen auch bei Erwachsenen auf.

Eine eher seltene aber gefährliche Nebenwirkung ist das Serotonin-Syndrom. Dieses tritt vor allem auf, wenn Sertralin mit anderen zentralwirksamen Medikamenten kombiniert wird. Dazu gehören Arzneimittel gegen Depressionen (z. B. Lithium oder Johanniskraut), Migränemittel vom Triptan-Typ und Tryptophan. Das Serotonin-Syndrom macht sich durch Muskelzittern, hohes Fieber, Bewusstseinstrübung und Muskelstarre bemerkbar.

Da MAO-Hemmer die serotonerge Wirkung von Sertralin verstärken, dürfen sie nicht gemeinsam mit dem selektiven Serotonin-Wiederaufnahmehemmer verabreicht werden. Auch auf Alkohol sollte während der Einnahme verzichtet werden. Ebenso wenig empfehlenswert ist die Kombination von Sertralin mit Phenytoin und Thrombozytenaggregations-Hemmern. Ferner kann Sertralin auch die Wirkung von Cumarinen (Vitamin-K-Antagonisten) beeinflussen.

Sertralin darf nicht plötzlich abgesetzt werden. Wird der Wirkstoff zu schnell abgesetzt und nicht ausgeschlichen, kann es bei den Patienten zu Angst, Schwindel, Erregung, Kopfschmerzen, Zittern, Übelkeit und Schwitzen kommen. Zwar klingen die Beschwerden innerhalb von 14 Tagen ab, es kann jedoch unter Umständen auch mehrere Monate dauern, bis alle unerwünschten Arzneimittelwirkungen verschwunden sind.

Frauen, die sich im gebärfähigen Alter befinden, sollten den Wirkstoff Sertralin nur mit ausreichendem Empfängnisschutz einnehmen. Der Arzneistoff gelangt über die Plazenta und die Nabelschnur in den kindlichen Organismus. Zwar wurden bisher noch keine gesundheitsschädlichen Wirkungen des Arzneistoffes auf das ungeborene Kind festgestellt, Schäden können aber dennoch nicht ausgeschlossen werden. Auch stillende Mütter sollten in der Stillzeit auf Sertralin verzichten.

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