Citalopram

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Citalopram

Citalopram wird unter anderem zur Behandlung von Depressionen eingesetzt. Der Wirkstoff gehört zur Gruppe der selektiven Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI).

Inhaltsverzeichnis

Was ist Citalopram?

Citalopram wird unter anderem zur Behandlung von Depressionen eingesetzt.

Der Arzneistoff Citalopram ist eine Entwicklung des dänischen Pharmaunternehmens Lundbeck. Die Patentierung erfolgte im Jahr 1989. 2003 lief das Patent für das Antidepressivum aus, sodass es mittlerweile zahlreiche Generika auf dem Markt gibt.

Citalopram ist das am häufigsten verordnete psychopharmakologisch wirksame Präparat in Deutschland. Die definierte Tagesdosis (DDD) liegt bei 338 Millionen. Ursprünglich wurde der Wirkstoff zur Behandlung von Epilepsie entwickelt. Recht schnell zeigte sich jedoch, dass Citalopram aufgrund seiner stimmungsausgleichenden Wirkung auch zur Behandlung von Depressionen, die mit einer emotionalen Instabilität verbunden sind, genutzt werden kann.

Pharmakologische Wirkung

Citalopram ist ein selektiver Serotonin-Wiederaufnahmehemmer. SSRI wirken im synaptischen Spalt. Sie hemmen die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Serotonin (5-HT) in die Präsynapse. Serotonin ist Hormon und Neurotransmitter zugleich. Die Substanz kommt unter anderem im Herz-Kreislauf-System und im Zentralnervensystem vor.

Serotonin hat einen großen Einfluss auf die Stimmungslage. So vermittelt der Neurotransmitter ein Gefühl von Zufriedenheit, Gelassenheit und innerer Ruhe. Serotonin dämpft Aggressionen, Ängste und Trauer. Es wird vermutet, dass sich hinter vielen Depressionen und Angststörungen ein Mangel an Serotonin oder ein Mangel an der Serotoninvorstufe Tryptophan verbirgt.

Citalopram hemmt die Wiederaufnahme von Serotonin aus dem synaptischen Spalt in die Präsynapse. Dadurch, dass das vorhandene Serotonin länger im synaptischen Spalt verbleibt, wird die Wirkung des Neurotransmitters verstärkt. Jedoch verhindert die zunächst eintretende neurophysiologische Adaption den Effekt zunächst. Der sehr hohe Serotoninspiegel im synaptischen Spalt hat Einfluss auf die Autorezeptoren der Präsynapse. Diese dienen als Feedback-Sensoren. Sie werden durch die hohe Konzentration an Serotonin aktiviert und vermitteln der Zelle die Information, dass die Serotonin-Produktion gedrosselt werden muss, da zu viel Serotonin vorliegt. Dadurch entsteht zunächst ein weiterer Mangel. Da der Rezeptor jedoch durch den SSRI dauerhaft gereizt wird, setzt der Körper die Sensitivität der Autorezeptoren herab. Bis dieser Prozess beendet ist, können jedoch einige Wochen vergehen. Dies ist Ursache dafür, dass sich der antidepressive Effekt von Citalopram häufig erst nach einigen Wochen einstellt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Haupteinsatzgebiet für Citalopram sind Depressionen. Insbesondere bei Depressionen, die mit emotionaler Instabilität einhergehen, wird Citalopram genutzt. Dazu gehören zum Beispiel bipolare Störungen und die Borderline-Störung. Die bipolare Störung gehört zu den Affektstörungen. Zunächst war die Störung als manisch-depressive Erkrankung bekannt. Die Borderline-Persönlichkeitsstörung ist vor allem durch Impulsivität, instabile zwischenmenschliche Beziehungen, Stimmungen und ein fragiles Selbstbild gezeichnet. Bei der Behandlung von bipolaren Störungen muss jedoch beachtet werden, dass Citalopram eine manische Phase auslösen kann.

Ferner wird Citalopram zur Behandlung von Zwangsstörungen eingesetzt. Dabei muss das Medikament jedoch sehr hoch dosiert werden. Dasselbe gilt für die Behandlung von Panikstörungen und Posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) mit Citalopram.

Bei der Behandlung von Depressionen ist zu beachten, dass nicht alle Patienten auf Citalopram ansprechen. Nur bei rund 50 bis 75 Prozent der Patienten verbessert sich die Symptomatik. Im Vergleich dazu sprechen 25 bis 33 Prozent auf Placebos an. Bei leichtgradigen Depressionen konnte in vielen Vergleichs-Studien sogar kein Unterschied in der Wirkung zu Placebos ermittelt werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Unerwünschte Arzneimittelwirkungen wie Schlaflosigkeit, Übelkeit, ein trockener Mund, Nervosität, Kopfschmerzen, Zittern und starkes Schwitzen treten häufig innerhalb der ersten Tage nach Beginn der Einnahme ein. Diese Nebenwirkungen legen sich in der Regel nach wenigen Tagen von alleine. Jedoch kann es zu sexuellen Störungen kommen. Die Patienten leiden insbesondere unter Orgasmusschwierigkeiten. Diese sexuellen Funktionsstörungen sind jedoch normalerweise vorübergehender Natur und verschwinden nach Absetzen des Medikaments. In seltenen Fällen bestehen die sexuellen Funktionsstörungen hingegen noch über Monate oder Jahre nach Absetzen von Citalopram. Dieses Syndrom wird auch als Post SSRI Sexual Dysfunction bezeichnet.

Eine sehr häufige Nebenwirkung von Citalopram ist die Rhinitis (chronischer Schnupfen). In sehr seltenen Fällen kann sich das sogenannte Serotonin-Syndrom entwickeln. Insbesondere bei einer gleichzeitigen Einnahme von anderen serotonergen Arzneimitteln ist das Risiko für ein Serotonin-Syndrom stark erhöht. Das Syndrom äußert sich durch hohes Fieber, Zittern, Muskelzucken, Verwirrung und starke Erregung. Deshalb darf Citalopram nicht zusammen mit MAO-Hemmern, Tramadol, Tryptophan und dem Schmerzmittel Fentanyl eingesetzt werden. Auch mit Johanniskraut-Präparaten bestehen Wechselwirkungen.

Bei erstmaliger Einnahme von Citalopram werden zudem teils Suizidgedanken beobachtet. Insbesondere bei Patienten unter 25 Jahren scheint Citalopram das Suizidrisiko zu erhöhen.

Obwohl Citalopram kein Abhängigkeitspotenzial im eigentlichen Sinne zeigt, kann es bei einem plötzlichen Absetzen zu Schwindel, Übelkeit, Sensibilitätsstörungen, Angst, Herzrasen, vermehrtem Schwitzen und Schlafstörungen kommen. Citalopram sollte deshalb immer ausschleichend abgesetzt werden.

Während der Schwangerschaft sollte Citalopram nur in Ausnahmefällen eingesetzt werden. Es gibt derzeit keine hinreichenden Daten, die einen Einsatz in der Schwangerschaft rechtfertigen. Jedoch sollte ein plötzliches Absetzen des Medikaments in der Schwangerschaft ebenfalls vermieden werden. Falls Citalopram im letzten Trimenon der Schwangerschaft eingenommen wurde, sollte das Neugeborene nach der Geburt ärztlich überwacht werden. Eventuell zeigen sich Entzugssymptome wie Zittern, ständiges Weinen, Verstopfung, Muskelzucken oder Durchfall.

Das könnte Sie auch interessieren