Bacitracin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bacitracin ist ein Antibiotikum, das die Zellwandsynthese einiger Bakterien hemmt. Der Arzneistoff hat sich als wirksam gegen grampositive Bakterien und gegen Neisserien erwiesen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bacitracin?

Bacitracin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Polypeptid-Antibiotika. Antibiotika sind Arzneistoffe, die zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten genutzt werden.

Bacitracin ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Polypeptid-Antibiotika. Antibiotika sind Arzneistoffe, die zur Behandlung bakterieller Infektionskrankheiten genutzt werden. Zusammen mit Mitteln gegen Krankheiten durch Protozoen, gegen Viren, gegen Würmer und gegen Pilze bilden sie die Gruppe der Antiinfektiva.

Polypeptid-Antibiotika wirken direkt in der Zellmembran der Bakterien. Neben Bacitracin gehören auch Polymyxine und Tyrothricin zu den Polypeptid-Antibiotika.

Der Wirkstoff von Bacitracin wird aus dem Erreger Bacillus subtilis extrahiert. Bacillus subtilis ist ein Bakterium aus der Familie der Bacillaceae.

Pharmakologische Wirkung

Bacitracin beeinträchtigt den Zellwandaufbau von bestimmten Bakterien. Die Zellwand der Bakterien ist aus organischen Polymeren aufgebaut. Sie befindet sich außerhalb der Zellplasmamembran. Das Polypeptid-Antibiotikum bildet mit Undecaprenyldiphosphat einen Komplex. Undecaprenyldiphosphat ist ein Carrier-Lipid, das an der Zellhüllensynthese von gramnegativen und grampositiven Bakterien mitwirkt. Durch die Bildung des Komplexes wird ein weiterer Lipidcarrier, das Bactoprenol, gehemmt. Diesen Stoff benötigen die Bakterien für den Transport von Zuckermolekülen, die für die bakterielle Mureinschicht genutzt werden.

Murein wird auch als Peptidoglykan bezeichnet. Die Peptidoglykan-Hülle dient der Stabilisierung der Bakterien. Sie baut ein Gegengewicht zu dem osmotischen Druck auf, der im Inneren des Bakteriums zu finden ist. Wenn die Mureinschicht aufgelöst wird oder sich nicht richtig aufbauen kann, platzt das Bakterium.

Bacitracin ist somit ein bakterizid wirkendes Antibiotikum. Bakterizide Antibiotika können den Zelltod von Erregern auslösen. Bakteriostatische Antibiotika hemmen hingegen nur das Wachstum und die Vermehrung der Bakterien. Sie können ruhende Erreger jedoch nicht abtöten.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Bacitracin ist ausschließlich in Form einer Salbe erhältlich. Es wird auf die infizierten Hautstellen aufgetragen. Indikationen für den Einsatz von Bacitracin sind Infektionen mit grampositiven Erregern. Grampositive Erreger sind Bakterien, die sich in der sogenannten Gram-Färbung blau anfärben lassen. Im Gegensatz zu gramnegativen Bakterien verfügen grampositive Bakterien über eine ausgeprägte Peptidoglykanschicht aus Murein. Sie haben keine zusätzliche äußere Zellmembran.

Bekannte grampositive Erreger sind Staphylokokken und Enterokokken. Staphylokokken sind kugelförmige Bakterien, die sich sowohl aerob als auch anaerob vermehren können. Zu den Staphylokokken gehören Erreger wie Staphylococcus epidermidis, Staphylococcus aureus, Staphylococcus capitis oder Staphylococcus hominis. Enterokokken werden auch als Streptokokken der Gruppe D bezeichnet. Sie kommen in großer Anzahl im Darm von Tier und Mensch vor. Enterokokken sind allgemein eher wenig pathogen. Sie sind aber häufig an Mischinfektionen beteiligt.

Zu den Infektionen, die durch Enterokokken oder Staphylokokken ausgelöst und mit Bacitracin behandelt werden, gehören zum Beispiel Infektionen des äußeren Ohres. Bei einer solchen Otitis externa ist die Haut im Bereich des äußeren Gehörgangs entzündet. Auch bei Entzündungen des Auges wird Bacitracin als Augensalbe verwendet. Entzündungen der Nasennebenhöhlen können ebenfalls mit Bacitracin behandelt werden. Gegebenenfalls kann die Salbe zudem nach Operationen prophylaktisch auf Wunden aufgetragen werden. So können Infektionen verhindert werden.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Bacitracin sind mehrere Aspekte zu beachten, da es sich um ein Antibiotikum handelt, das hauptsächlich zur topischen (äußerlichen) Behandlung von Hautinfektionen eingesetzt wird. Bacitracin ist in Form von Salben erhältlich und wird verwendet, um kleinere Hautverletzungen, wie Schnitte, Schürfwunden oder leichte Verbrennungen, vor bakteriellen Infektionen zu schützen.

Die übliche Dosierung besteht darin, die betroffene Hautstelle zwei- bis dreimal täglich mit einer dünnen Schicht Bacitracin-Salbe zu behandeln. Vor dem Auftragen sollten die betroffenen Stellen gründlich gereinigt und getrocknet werden, um eine optimale Wirkung zu gewährleisten. Nach dem Auftragen kann die behandelte Stelle, falls nötig, mit einem Verband abgedeckt werden.

Bei der Anwendung ist es wichtig, Bacitracin nicht für größere oder tiefere Wunden, schwere Verbrennungen oder chronische Hauterkrankungen ohne ärztlichen Rat zu verwenden. Zudem sollte die Behandlung auf kleinere Hautbereiche beschränkt werden, da Bacitracin bei großflächiger Anwendung zu systemischen Nebenwirkungen wie Nierenproblemen führen kann.

Bacitracin sollte nicht in die Augen, Nase oder den Mund gelangen. Darüber hinaus muss auf mögliche allergische Reaktionen, wie Rötungen, Juckreiz oder Schwellungen, geachtet werden. Bei Anzeichen einer allergischen Reaktion oder ausbleibender Besserung der Symptome sollte die Anwendung abgebrochen und ein Arzt konsultiert werden.

Risiken & Nebenwirkungen

Bacitracin darf nicht bei Virusinfektionen, bei Pilzinfektionen oder bei tuberkulösen Infektionen verwendet werden. Ohrinfektionen, die mit einer Perforation des Trommelfells einhergehen, stellen ebenfalls eine Kontraindikation dar. Auch Ulzerationen an der Hornhaut und Stroma-Verletzungen sind Kontraindikationen.

Bei der Anwendung von Bacitracin kann es zu lokalen Reaktionen in Form eines allergischen Kontaktekzems kommen. Das allergische Kontaktekzem ist eine Entzündung der Haut, die durch eine Typ-IV-Allergie ausgelöst wird. Durch den Kontakt zu dem Allergen in der Salbe werden die T-Lymphozyten des Patienten sensibilisiert. Bei einem erneuten Auftragen der antibiotischen Salbe bildet sich mit einer Verzögerung von ein bis drei Tagen die entzündliche Hautveränderung.

Die akute Form verläuft in vier Stadien. Die betroffenen Hautstellen sind zunächst stark gerötet und geschwollen. Dann bilden sich Bläschen und Pusteln. Diese platzen meist sehr schnell auf und nässen. Nach dem Austrocknen entstehen aus den aufgeplatzten Bläschen Krusten und / oder Schuppen. Bei wiederholten Irritation durch das Bacitracin heilt das Ekzem nicht ab, sondern wird chronisch. Als Komplikation kann es zu einer Superinfektion mit Viren oder anderen Bakterien kommen.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Bacitracin betreffen vor allem Personen, bei denen das Risiko für allergische Reaktionen oder Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff besteht. Eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Bacitracin ist die wichtigste Kontraindikation, da sie zu Hautreizungen, Rötungen, Juckreiz oder schwereren Reaktionen wie Anaphylaxie führen kann. Patienten, die auf ähnliche Antibiotika allergisch reagieren, sollten ebenfalls vorsichtig sein.

Darüber hinaus ist Bacitracin nicht zur Anwendung auf größeren Hautflächen oder bei tiefen, schweren Wunden oder Verbrennungen geeignet, da es zu einer erhöhten Resorption des Medikaments führen kann, was systemische Nebenwirkungen wie Nierenfunktionsstörungen verursachen könnte. Auch bei chronischen Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Dermatitis sollte Bacitracin nicht ohne ärztlichen Rat angewendet werden, da es die Haut weiter reizen könnte.

Bacitracin ist ebenfalls kontraindiziert für die Anwendung in der Nähe der Augen, da es die empfindlichen Schleimhäute reizen und möglicherweise ernsthafte Augenschäden verursachen kann. Es sollte auch nicht im Mund oder in offenen Körperhöhlen verwendet werden.

Schwangere und stillende Frauen sollten Bacitracin nur nach Rücksprache mit einem Arzt anwenden, da es nicht ausreichend Daten über die Sicherheit in diesen Situationen gibt. In solchen Fällen sollte eine mögliche Anwendung genau abgewogen werden, um Risiken für Mutter und Kind zu minimieren.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Bacitracin, insbesondere bei topischer Anwendung, sind Interaktionen mit anderen Medikamenten selten, da das Antibiotikum vorwiegend lokal wirkt und nur in sehr geringen Mengen in den systemischen Kreislauf gelangt. Dennoch gibt es einige wichtige Punkte, die beachtet werden sollten, um mögliche Wechselwirkungen zu vermeiden.

Verstärkte nephrotoxische Wirkung: Bei großflächiger Anwendung oder in Fällen, in denen Bacitracin systemisch angewendet wird (z.B. intravenös, was selten vorkommt), kann es zu einer Erhöhung des Risikos für Nierenschäden kommen, insbesondere bei gleichzeitiger Einnahme von anderen nephrotoxischen Substanzen. Dazu zählen Antibiotika wie Aminoglykoside (z.B. Gentamicin) und Vancomycin sowie bestimmte Diuretika (z.B. Furosemid). Diese Medikamente können in Kombination mit Bacitracin die Nieren zusätzlich belasten.

Vermeidung gleichzeitiger Anwendung mit anderen topischen Antibiotika: Die gleichzeitige Anwendung mehrerer topischer Antibiotika (z.B. Neomycin, Polymyxin B) auf derselben Hautstelle kann das Risiko von Hautirritationen und allergischen Reaktionen erhöhen. Es ist ratsam, die Verwendung solcher Kombinationen zu vermeiden, es sei denn, sie wird ausdrücklich vom Arzt verordnet.

Allergische Reaktionen: Die Kombination von Bacitracin mit anderen topischen Produkten, wie Kortikosteroiden oder antiseptischen Mitteln, könnte das Risiko von allergischen Reaktionen oder Hautirritationen erhöhen. Hier sollte die Verträglichkeit der jeweiligen Kombination genau überwacht werden.

Obwohl Bacitracin in der Regel lokal und sicher verwendet wird, sollte bei Verdacht auf systemische Resorption oder in Kombination mit potenziell nephrotoxischen Medikamenten Vorsicht geboten sein.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Bacitracin nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um Hautinfektionen zu behandeln. Diese Alternativen hängen von der Art der Infektion und der individuellen Unverträglichkeit gegenüber Bacitracin ab.

Neomycin: Ein weit verbreitetes topisches Antibiotikum, das zur Behandlung von bakteriellen Hautinfektionen eingesetzt wird. Neomycin ist in vielen Kombinationspräparaten enthalten und wirkt ähnlich wie Bacitracin gegen eine Vielzahl von Bakterien. Es sollte jedoch mit Vorsicht verwendet werden, da es ebenfalls allergische Reaktionen auslösen kann.

Mupirocin: Ein wirksames Antibiotikum zur topischen Anwendung, das speziell gegen Staphylococcus aureus und andere grampositive Bakterien wirkt. Mupirocin wird häufig zur Behandlung von kleineren Hautinfektionen wie Impetigo oder infizierten Wunden eingesetzt und ist eine gute Alternative zu Bacitracin bei Überempfindlichkeit.

Silber-Sulfadiazin: Diese Salbe wird häufig zur Vorbeugung und Behandlung von Infektionen bei Verbrennungen verwendet. Sie hat sowohl antibakterielle als auch entzündungshemmende Eigenschaften und ist eine Option für Patienten, die Bacitracin nicht vertragen.

Chlorhexidin: Eine antiseptische Lösung, die zur Reinigung und Desinfektion von Wunden verwendet werden kann. Chlorhexidin wirkt gegen eine breite Palette von Bakterien und Pilzen und ist eine gute Option, wenn eine antimikrobielle Wirkung ohne Antibiotika erforderlich ist.

Povidon-Iod: Ein antiseptisches Mittel, das gegen eine Vielzahl von Bakterien, Viren und Pilzen wirkt. Es wird oft zur Wunddesinfektion verwendet und kann Bacitracin ersetzen, insbesondere bei oberflächlichen Infektionen.

Diese Alternativen bieten eine wirksame Behandlung von Hautinfektionen, insbesondere wenn Bacitracin allergische Reaktionen oder Unverträglichkeiten hervorruft.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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