Didanosin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. Juni 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Didanosin handelt es sich um ein Arzneimittel, welches bei der Behandlung gegen die Infektion mit dem HI-Virus eingesetzt wird. Der Wirkstoff gehört zu den virenhemmenden Mitteln und dient dabei der Stärkung des Immunsystems von HIV-Patienten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Didanosin?

Bei Didanosin handelt es sich um ein Arzneimittel, welches bei der Behandlung gegen die Infektion mit dem HI-Virus eingesetzt wird.

Didanosin stärkt generell die körpereigenen Abwehrkräfte der HIV-Patienten, hemmt die Vermehrung der HI-Viren und senkt deren Anzahl im Blut, kann AIDS vorbeugen und in einigen Fällen sogar bekämpfen.

Didanosin ist ein nicht säurestabiler Wirkstoff, weshalb es durch die Magensäure zerstört wird. Aus diesem Grund wird Didanosin nur als magensaftresistente Kapsel oder auch in Verbindung mit säurebindenden Mitteln verabreicht. Didanosin selbst ist ein so genannter nukleosidischer reverser Transkriptasehemmer (NRTI) und ist als Wirkstoff-Vorstufe (Prodrug) allein nicht gegen Viren wirksam.

Pharmakologische Wirkung

Erst im Körper des Patienten wird Didanosin zum tatsächlichen Wirkstoff umgebaut und hemmt dort das Enzym reverse Transkriptase, wodurch die Vermehrung der HI-Viren unterdrückt wird.

Mit der Senkung der Virenzahl im Blut wird außerdem die Immunabwehr des Körpers wieder gestärkt. Da HIV ein sehr anpassungsfähiger Virus ist und damit gegen einzelne Substanzen schnell eines Resistenz entwickelt, wird der Wirkstoff in der Regel in Kombination mit anderen Wirkstoffen bei der Behandlung von HIV-Patienten eingesetzt.

Es ist möglich, mit dem Wirkstoff Didanosin die Krankheit AIDS zu bekämpfen oder zumindest eine Verzögerung ihres Ausbruchs herbeizuführen. Mit Didanosin ist die Krankheit zwar nicht heilbar, allerdings kann die Lebensqualität verbessert und die Lebenserwartung gesteigert werden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Besteht beim Patienten eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Didanosin, darf das Mittel nicht angewendet werden. Die Anwendung sollte nur nach einer sorgfältigen Abwägung von Risiko sowie Nutzen durch den behandelnden Arzt bei Patienten mit HIV-Infektion, die eine Lebererkrankung, eine vergrößerte Leber oder eine Leberentzündung haben, erfolgen.

Patienten müssen während der gesamten Behandlung strengster Überwachung unterstehen, vor allem übergewichtige Frauen gehören hierzu. Auch Patienten mit einer Fehlfunktion an bestimmten Zellorganellen (so genannte Mitochondrien) müssen besonders überwacht werden. Vorsicht ist außerdem bei HIV-Patienten geboten, die unter einer Bauchspeicheldrüsenentzündung leiden oder litten. Bei eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion muss die Dosis entsprechend angepasst werden.

Geschulte Ärzte sind dann zur Aufsicht der Behandlung verpflichtet, wenn HIV-Patienten gleichzeitig an einer Infektion mit Hepatitis B- oder Hepatitis C-Viren leiden, da die Behandlung dann zusätzliche Risiken birgt. Während einer Schwangerschaft sollte Didanosin – wie viele andere Medikamente auch – nur nach sorgfältiger Nutzen-Risiko-Abwägung verordnet werden.

Tierversuche brachten jedoch eine schädigende Wirkung auf das Ungeborene hervor, wobei diese Versuche nicht auf den menschlichen Organismus übertragbar sind. In den ersten drei Schwangerschaftsmonaten sollte Didanosin deshalb möglichst nicht eingesetzt werden, da zudem auch das Risiko für einen Anstieg des Milchsäure-Spiegels im Blut während einer Schwangerschaft erhöht ist.

Deshalb sollte die Betreuung von schwangeren Frauen mit einer HIV-Infektion auch nur von erfahrenen Ärzten durchgeführt werden. Generell gilt, dass eine Frau, die mit dem HI-Virus infiziert ist, ihr Neugeborenes nicht stillen, denn das Virus gelangt in die Muttermilch und wird somit auf das Kind übertragen.

Ist ein Neugeborenes mit dem HI-Virus infiziert, sollte es möglichst erst nach drei Monaten mit Didanosin behandelt werden, da für Säuglinge unter drei Monaten keine ausreichenden Erkenntnisse über die Wirkung vorliegen. Ab einem Alter von drei Monaten ist die Behandlung mit einer Dosis, die dem Körpergewicht oder auch der Körperoberfläche des Kindes entspricht, entsprechend dem jeweiligen Krankheitsverlauf individuell möglich. Gerade bei Kindern ist dabei immer darauf zu achten, dass die Behandlung mit Sorgfalt und ärztlicher Überwachung erfolgt.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Didanosin, einem antiretroviralen Medikament zur Behandlung von HIV, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Didanosin sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden, entweder mindestens 30 Minuten vor oder 2 Stunden nach einer Mahlzeit, da Nahrung die Resorption des Medikaments beeinträchtigen kann. Es ist wichtig, die Tabletten unzerkaut mit ausreichend Wasser zu schlucken, um eine optimale Wirksamkeit sicherzustellen.

Die Dosierung von Didanosin richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten. Für Erwachsene mit einem Körpergewicht von 60 kg oder mehr beträgt die übliche Dosis 400 mg einmal täglich. Bei Erwachsenen unter 60 kg liegt die Dosis bei 250 mg einmal täglich. Die Dosierung kann bei Kindern und bei Patienten mit Nierenfunktionsstörungen angepasst werden, um eine Überdosierung zu vermeiden.

Es ist essenziell, die Leber- und Nierenfunktion regelmäßig zu überwachen, da Didanosin hepatotoxisch sein kann und bei eingeschränkter Nierenfunktion langsamer ausgeschieden wird. Patienten sollten auch auf Anzeichen von Pankreatitis, einer möglichen schweren Nebenwirkung, aufmerksam gemacht werden, wie starke Bauchschmerzen, Übelkeit und Erbrechen.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen ebenfalls berücksichtigt werden. Zum Beispiel kann die gleichzeitige Einnahme von Allopurinol oder Ribavirin die Toxizität von Didanosin erhöhen. Auch Medikamente, die die Nierenfunktion beeinträchtigen, können die Konzentration von Didanosin im Blut verändern.

Es ist ratsam, dass Patienten regelmäßig ihren Arzt aufsuchen, um ihre Therapie zu überwachen und gegebenenfalls die Dosierung anzupassen, basierend auf den klinischen Reaktionen und Laborergebnissen.

Risiken & Nebenwirkungen

Didanosin hat als Mittel gegen den HI-Virus und AIDS Nebenwirkungen wie Durchfall, Unwohlsein, Bauchschmerzen, Kopfschmerzen, Müdigkeit, Übelkeit in Verbindung mit Erbrechen, Nesselsucht und Hautausschlag, Leberentzündung, Gelbsucht, Mundtrockenheit, Blutarmut, Haarausfall.

Es sind noch weitere Nebenwirkungen bekannt, die mehr oder weniger häufig auftreten können und von Patient zu Patient variieren. Gerade bei Patienten mit AIDS ist es oft schwierig, krankheitsbedingte Reaktionen und wirkstoffbedingte Nebenwirkungen voneinander abzugrenzen.

Medikamente, die den Wirkstoff Didanosin enthalten, sollten in einem Abstand von mindestens zwei Stunden zu anderen Medikamenten und Mahlzeiten eingenommen werden, um die Aufnahme des Wirkstoffs nicht zu vermindern. Der behandelnde Arzt weiß, welche Medikamente nicht gleichzeitig eingenommen werden dürfen.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Didanosin betreffen eine Reihe von gesundheitlichen Zuständen und Faktoren, die das Risiko schwerwiegender Nebenwirkungen erhöhen können. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Didanosin oder einen seiner Bestandteile. Patienten, die auf das Medikament allergisch reagieren, sollten es nicht einnehmen.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist die Pankreatitis. Patienten mit einer aktuellen oder in der Vorgeschichte aufgetretenen Pankreatitis sollten Didanosin nicht verwenden, da das Medikament das Risiko einer erneuten oder verschlimmerten Entzündung der Bauchspeicheldrüse erhöht.

Schwere Lebererkrankungen, wie zirrhotische Hepatitis, stellen ebenfalls eine Kontraindikation dar. Didanosin kann hepatotoxisch wirken und die Leberfunktion weiter beeinträchtigen, was zu lebensbedrohlichen Komplikationen führen kann.

Patienten mit einer fortgeschrittenen Niereninsuffizienz sollten Didanosin nicht verwenden, da die reduzierte Nierenfunktion die Ausscheidung des Medikaments erheblich verlangsamt, was zu toxischen Konzentrationen im Körper führen kann.

Die gleichzeitige Einnahme von Didanosin mit bestimmten Medikamenten, wie Ribavirin oder Stavudin, ist ebenfalls kontraindiziert. Diese Kombinationen können das Risiko schwerer Nebenwirkungen, wie Pankreatitis und Laktatazidose, erheblich erhöhen.

Schwangere Frauen sollten Didanosin nur unter strenger ärztlicher Überwachung verwenden, da das Medikament potenziell teratogen wirken kann. Stillende Mütter sollten das Medikament vermeiden, da es in die Muttermilch übergehen und dem Säugling schaden könnte.

Zusammengefasst sind Überempfindlichkeit, Pankreatitis, schwere Leber- und Nierenerkrankungen, bestimmte Medikamentenkombinationen sowie Schwangerschaft und Stillzeit die Hauptkontraindikationen für die Verwendung von Didanosin.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Die Verwendung von Didanosin kann mit mehreren anderen Medikamenten zu bedeutenden Wechselwirkungen führen, die berücksichtigt werden müssen, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Eine wichtige Wechselwirkung besteht mit Allopurinol, einem Medikament zur Behandlung von Gicht. Allopurinol kann die Konzentration von Didanosin im Blut erhöhen, was das Risiko toxischer Nebenwirkungen wie Pankreatitis und Neuropathie erhöht. Daher sollte diese Kombination vermieden werden.

Ribavirin, ein antivirales Medikament zur Behandlung von Hepatitis C, kann ebenfalls die Toxizität von Didanosin verstärken. Die gleichzeitige Einnahme kann zu einer erhöhten Inzidenz von Laktatazidose und Leberversagen führen, weshalb diese Kombination kontraindiziert ist.

Tenofovir, ein anderes antiretrovirales Medikament, kann die Plasmaspiegel von Didanosin erhöhen, was das Risiko für Nebenwirkungen wie Pankreatitis und periphere Neuropathie steigert. Bei gleichzeitiger Verabreichung sollten die Dosierungen sorgfältig überwacht und möglicherweise angepasst werden.

Die Einnahme von Ganciclovir oder Valganciclovir, die zur Behandlung von Cytomegalovirus-Infektionen eingesetzt werden, kann ebenfalls die Blutspiegel von Didanosin erhöhen. Dies erfordert eine sorgfältige Überwachung und möglicherweise eine Dosisanpassung, um toxische Effekte zu vermeiden.

Probenecid, ein Medikament zur Erhöhung der Harnsäureausscheidung, kann die Ausscheidung von Didanosin verlangsamen, was zu erhöhten Blutspiegeln und einem höheren Risiko für Nebenwirkungen führen kann.

Antazida und Medikamente, die Magnesium oder Aluminium enthalten, können die Absorption von Didanosin beeinträchtigen. Es wird empfohlen, solche Medikamente entweder zwei Stunden vor oder nach der Einnahme von Didanosin zu verwenden, um Wechselwirkungen zu minimieren.

Zusammengefasst ist es wichtig, bei der Verschreibung von Didanosin potenzielle Wechselwirkungen sorgfältig zu berücksichtigen und den Patienten engmaschig zu überwachen, um das Risiko schwerer Nebenwirkungen zu minimieren.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Didanosin nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative antiretrovirale Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, die zur effektiven Behandlung von HIV eingesetzt werden können.

Zidovudin (AZT) ist ein bewährter Wirkstoff, der in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten verwendet wird. Es hemmt die Replikation des Virus und hat eine lange Geschichte in der HIV-Therapie.

Lamivudin (3TC) ist ein weiterer alternativer Wirkstoff, der häufig in Kombinationstherapien verwendet wird. Es hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil und wirkt gut in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten.

Emtricitabin (FTC) ähnelt Lamivudin und wird oft in Kombination mit Tenofovir eingesetzt. Diese Kombination ist in vielen Fixkombinationstabletten enthalten und bietet eine einfache Dosierung und gute Verträglichkeit.

Abacavir (ABC) ist eine weitere Option, die insbesondere in Kombination mit Lamivudin verwendet wird. Vor Beginn der Behandlung muss jedoch auf eine genetische Prädisposition für eine Überempfindlichkeitsreaktion getestet werden.

Tenofovir (TDF oder TAF) wird häufig als Teil von Kombinationstherapien verwendet. Es hat sich als sehr wirksam erwiesen und wird oft in Kombination mit Emtricitabin eingesetzt.

Nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) wie Efavirenz, Nevirapin und Rilpivirin bieten eine Alternative zu den nukleosidischen Inhibitoren. Diese Medikamente wirken durch einen anderen Mechanismus und können bei Unverträglichkeiten gegenüber NRTIs eingesetzt werden.

Protease-Inhibitoren (PIs) wie Atazanavir, Darunavir und Lopinavir bieten eine weitere Klasse von antiretroviralen Medikamenten, die in Kombination mit anderen Wirkstoffen verwendet werden können. Sie hemmen ein anderes Stadium der viralen Replikation und sind besonders bei resistenten Viren wirksam.

Integrase-Inhibitoren wie Raltegravir, Elvitegravir und Dolutegravir sind moderne antiretrovirale Wirkstoffe, die sich durch eine gute Verträglichkeit und hohe Wirksamkeit auszeichnen. Sie verhindern die Integration des viralen Genoms in die Wirtszelle.

Diese alternativen Wirkstoffe und Behandlungsmethoden bieten vielfältige Möglichkeiten, um eine individuell angepasste und gut verträgliche HIV-Therapie sicherzustellen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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