Lamivudin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Lamivudin dient zur Behandlung der Immunschwächekrankheit AIDS sowie von Hepatitis-B-Infektionen. Er zählt zur Arzneimittelgruppe der Virostatika.

Inhaltsverzeichnis

Was ist eine HIV-Infektion?

Eingesetzt wird Lamivudin, um das menschliche Immunschwäche-Virus HIV zu bekämpfen, durch das AIDS ausgelöst wird.
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Bei Lamivudin handelt es sich um einen nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitor (NRTI), der ein chemisches Analogon von Cytidin bildet, das zu den Nukleosiden gehört. Der Arzneistoff wird zur Therapie von HIV-1-Infektionen wie AIDS verwendet. Zwar ist das Mittel nicht in der Lage, die Erkrankung zu heilen, sorgt jedoch für eine Verlängerung der Lebenserwartung der Patienten.

Die Herstellung von Lamivudin erfolgt durch den britischen Pharmakonzern GlaxoSmithKline. In Deutschland kommt das Virostatikum seit 1995 zur Anwendung. Mittlerweile zählt es zu den am häufigsten verwendeten nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren bei der Behandlung von HIV-Infektionen. Oftmals erfolgt eine Kombination mit Abacavir (ABC), das ebenfalls den NRTI angehört.

Pharmakologische Wirkung

Lamivudin stellt ein sogenanntes Prodrug dar. Gemeint ist damit eine Wirkstoff-Vorstufe, die gegen die Viren keine Wirksamkeit entfaltet. Erst innerhalb des Organismus kommt es zum Umbau in den eigentlich wirksamen Arzneistoff. Dieser verfügt über die Fähigkeit, das Enzym reverse Transkriptase zu hemmen. Mit diesem Effekt wird die Vermehrung des HI-Virus gestoppt. Durch das Absenken der Virenanzahl im Blut erhöht sich gleichzeitig die Menge an speziellen weißen Blutkörperchen wie den CD4-positiven T-Lymphozyten. Dieser Vorgang führt zu einer stärkeren Immunabwehr des Körpers.

Ein Nachteil von Lamivudin besteht darin, dass das HI-Virus aufgrund seiner hohen Wandlungsfähigkeit rasch eine Unempfindlichkeit gegen den einzelnen Wirkstoff entwickelt. Um diese Resistenz zu vermeiden, wird das Virostatikum mit anderen Wirkstoffen kombiniert. So gelangen im Rahmen der AIDS-Therapie meist drei Wirkstoffe gleichzeitig zum Einsatz.

Das Enzym reverse Transkriptase ist auch für das Hepatitis-B-Virus (HBV) wichtig, um sich vermehren zu können. Wird Lamivudin zur Therapie von Hepatitis B verabreicht, führt dies zur Verringerung der Viren sowie zur Entlastung der Leber. Liegt eine chronische Hepatitis B vor, erhält der Patient Lamivudin als Einzelpräparat. Die Dosierung fällt niedriger aus als bei der Behandlung einer HIV-Infektion.

Die orale Bioverfügbarkeit von Lamivudin wird mit rund 80 Prozent als hoch eingestuft. Einflüsse durch die Aufnahme von Nahrung gibt es kaum. Die Plasmahalbwertszeit des Wirkstoffes beträgt etwa sechs Stunden. Sein Abbau erfolgt ausschließlich über die Nieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Eingesetzt wird Lamivudin, um das menschliche Immunschwäche-Virus HIV zu bekämpfen, durch das AIDS ausgelöst wird. Dabei sorgt das Virostatikum in manchen Fällen auch dafür, dass die Krankheit erst zu einem späteren Zeitpunkt ausbricht. Grundsätzlich erhöht das Medikament die Lebenserwartung der AIDS-Patienten und verbessert deren Lebensqualität.

Des Weiteren eignet sich Lamivudin zur Therapie von Hepatitis B. So wirkt der Arzneistoff der Gefahr einer Leberzirrhose entgegen. Mitunter ist sogar ein Abheilen der Erkrankung möglich. Für den Fall, dass eine Transplantation der Leber vorgenommen wurde, verringert Lamivudin eine erneute Infektion des Organs mit Hepatitis-B-Viren, die sich noch im Körper befinden.

Die Darreichung des Virostatikums findet in Form von Tabletten statt. Deren Dosis beträgt zwischen 100 und 300 Milligramm. Ebenso kann eine Lösung eingenommen werden. In der Regel erhält der Patient Lamivudin unabhängig von den Mahlzeiten ein oder zwei Mal am Tag.


Risiken & Nebenwirkungen

Obwohl Lamivudin allgemein gut vertragen wird, sind dennoch verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen im Bereich des Möglichen. Dazu zählen in erster Linie Einschränkungen des Leistungsvermögens, Müdigkeit, Kopfschmerzen, Schüttelfrost, Fieber, ein Anschwellen der Lymphknoten, ]]Durchfall]], Übelkeit, Erbrechen, Verdauungsprobleme, allgemeines Unwohlsein und grippeähnliche Beschwerden.

Manche Patienten erkranken häufiger an Infektionen. Weitere Nebenwirkungen können Leberfunktionsstörungen, eine entzündete Leber, eine Vermehrung des Enzyms Amylase, Gelenkbeschwerden, Muskelschmerzen und Haarausfall sein.

Im Falle einer AIDS-Erkrankung zeigt sich häufiger ein Mangel an weißen und roten Blutkörperchen sowie an Blutplättchen. Patienten, die an Hepatitis B erkrankt sind, leiden seltener darunter.

Bei AIDS-Patienten ist zu Beginn der Lamivudin-Therapie mitunter sogar eine Verschlimmerung der Beschwerden möglich. Grund dafür ist eine Reaktion des stärkeren Immunsystems auf Krankheitskeime wie Viren, Bakterien, Pilze oder Parasiten, die sich noch im Körper befinden. Ärzte sprechen dann von einem Immun-Reaktivierungs-Syndrom. In den meisten Fällen bessern sich die Symptome jedoch nach etwa vier Wochen.

Liegt eine Überempfindlichkeit gegen Lamivudin vor, darf keine Therapie mit dem Wirkstoff durchgeführt werden. Bei Einschränkungen der Nierenfunktionen kann das Anpassen der Dosis erforderlich sein. Treten Beschwerden wie Schmerzen an Händen und Füßen, Kribbeln, Taubheitsgefühle, eine Vergrößerung der Leber oder eine Entzündung des Organs auf, muss der behandelnde Arzt Risiko und Nutzen der Therapie gut abwägen.

Gleiches gilt auch für eine Anwendung von Lamivudin während Schwangerschaft und Stillzeit. So ergaben Tierversuche schädigende Auswirkungen auf das Ungeborene. Es ist jedoch noch unklar, ob diese Risiken auch bei Menschen bestehen. Grundsätzlich wird empfohlen, Lamivudin in der Frühschwangerschaft nicht zu verabreichen. Im Falle einer HIV-Infektion muss die Patientin auf das Stillen ihres Kindes verzichten. Es besteht sonst die Gefahr, dass das HI-Virus mit der Muttermilch auf das Kind übergeht.

Grundsätzlich ausgeschlossen ist die Gabe von Lamivudin bei Kindern unter drei Monaten, da die Erkenntnisse über die Wirkung des Mittels bei ihnen nicht ausreichen. Bei älteren Kindern richtet sich die Dosierung des Medikaments nach deren Körpergewicht sowie dem Verlauf der Erkrankung.

Wegen der neurotoxischen Wirkung von Lamivudin dürfen keine weiteren Medikamente, die eine ähnliche Wirkung aufweisen, verabreicht werden. Dazu gehören u. a. Cisplatin, Vincristin, Isoniazid und Ethambutol.

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