Darunavir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Darunavir

Bei der Substanz Darunavir handelt es sich um ein Medikament, das sich durch seine antiviralen Eigenschaften auszeichnet. Das Arzneimittel gehört zur Kategorie der HIV-Proteasehemmer und kommt in erster Linie im Rahmen der medikamentösen Therapie von Infektionen mit dem HI-Virus vom Typ 1 zum Einsatz. Die Wirkung von Darunavir ist vor allem darauf zurückzuführen, dass sie die virale Protease beeinträchtigt. Diese ist essenziell für die Vermehrung von Viren.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Darunavir?

Das Medikament Darunavir ist es vor allem für die medikamentöse Therapie von Infektionen mit HIV-1 geeignet.
© molekuul.be – stock.adobe.com

Der Wirkstoff Darunavir ist ein sogenanntes Virustatikum und wird zu den HIV-Proteaseinhibitoren gerechnet. Das Medikament eignet sich zur Behandlung von HIV-1-Infektion. Es kann sowohl bei erwachsenen Patienten als auch bei Kindern zum Einsatz kommen, deren Gewicht mehr als 20 Kilogramm beträgt. In der Regel wird das Medikament Darunavir in Form von Tabletten verabreicht. Darüber hinaus sind auch orale Suspension des Wirkstoffs auf dem pharmazeutischen Markt erhältlich.

Die Substanz Darunavir wurde im Jahr 2006 in der Schweiz als Medikament zugelassen und ist dabei unter dem Handelsnamen Prezista® erhältlich. Zusätzlich wurde 2016 ein Kombinationspräparat von Darunavir und der Substanz Cobicistat zugelassen. Dieses Medikament ist unter dem Namen Rezolsta® auf dem Markt zu erwerben.

Im Rahmen der pharmazeutischen Verwendung kommt Darunavir-Ethanolat zum Einsatz. Bei diesem Stoff handelt es sich um ein Pulver von weißer Farbe. Die Struktur dieser Substanz ist nicht-peptidisch.

Pharmakologische Wirkung

Das Arzneistoff Darunavir zeichnet sich durch eine typische Wirkungsweise aus. In erster Linie sind die antiviralen Effekte der Substanz Darunavir für deren Wirkung relevant. Aus diesem Grund kommt das Arzneimittel zur Therapie von Infektionen mit HIV-1 zur Anwendung.

Die Wirksamkeit des Stoffes ist in erster Linie darauf zurückzuführen, dass er die sogenannte HIV-Protease hemmt. Diese ist für die Reifungsprozesse der Viren sowie deren Vermehrung besonders wichtig. Grundsätzlich zeichnet sich der Wirkstoff Darunavir in Kombination mit der Substanz Ritonavir durch eine Halbwertszeit von circa 15 Stunden aus.

Der Arzneistoff kommt im überwiegenden Teil der Fälle auf oralem Weg zur Anwendung. Dabei wird das Medikament Darunavir in Form von Tabletten verabreicht. Im Anschluss an die Einnahme steigt die Konzentration des Wirkstoffs im Blut an und bindet sich zu 95 Prozent an die Proteine im Blutplasma. Danach wird der Stoff auf hepatischem Weg, also in der Leber, verstoffwechselt. Insgesamt beträgt die Plasmahalbwertszeit im Durchschnitt circa 15 Stunden.

Prinzipiell führt Darunavir zu einer Blockade der HIV-Protease. In einer Folge davon entstehen lediglich nicht-infektiöse Formen von Viren. Auf diese Weise wird verhindert, dass sich neue Zellen mit dem Virus infizieren.

Die Einnahme der Tabletten erfolgt entweder einmal oder zweimal pro Tag. Dabei wird der Wirkstoff Darunavir in der Regel mit einem sogenannten pharmakokinetischen Booster eingesetzt, zum Beispiel mit Cobicistat oder Ritonavir. Diese Substanzen sind CYP-Hemmer und verlangsamen den Abbau des Medikaments. Grundsätzlich handelt es sich bei dem Arzneimittel Darunavir um ein Substrat des Stoffes CYP3A4.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das Medikament Darunavir ist es vor allem für die medikamentöse Therapie von Infektionen mit HIV-1 geeignet. Um die Wirksamkeit der Substanz zu steigern, wird der Arzneistoff Darunavir in vielen Fällen mit dem Boostern Ritonavir oder Cobicistat kombiniert. Dabei kommen die Booster lediglich in einer niedrigen Dosis zum Einsatz. Sie hemmen die Metabolisierung und den Abbau des Medikaments.

Grundsätzlich erfolgt die Dosierung des Medikaments Darunavir gemäß der beiliegenden Fachinformation. Die Filmtabletten werden ein- oder zweimal am Tag gemeinsam mit den Mahlzeiten eingenommen.


Verabreichung & Dosierung

Darunavir ist ein Proteasehemmer, der in der antiretroviralen Therapie zur Behandlung von HIV-Infektionen eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Darunavir sind einige wichtige Punkte zu beachten, um die Wirksamkeit zu maximieren und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Darunavir wird in Kombination mit anderen antiretroviralen Medikamenten verabreicht und immer zusammen mit einem pharmakokinetischen Booster wie Ritonavir oder Cobicistat eingenommen. Diese Substanzen hemmen den Abbau von Darunavir in der Leber und sorgen dafür, dass es in ausreichend hohen Konzentrationen im Körper verfügbar bleibt. Die Standarddosis für therapienaive Erwachsene beträgt 800 mg Darunavir zusammen mit 100 mg Ritonavir oder 150 mg Cobicistat einmal täglich. Bei therapieerfahrenen Patienten oder solchen mit Resistenzen kann eine höhere Dosierung erforderlich sein.

Darunavir sollte zu einer Mahlzeit eingenommen werden, da dies die Resorption verbessert. Die gleichzeitige Nahrungsaufnahme steigert die Bioverfügbarkeit und erhöht die Wirksamkeit des Medikaments. Es ist wichtig, Darunavir regelmäßig und wie vom Arzt verordnet einzunehmen, da unregelmäßige Einnahme die Virusvermehrung und die Entwicklung von Resistenzen begünstigen kann.

Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion benötigen eine engmaschige Überwachung, da Darunavir vorwiegend über die Leber verstoffwechselt wird. Auch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden, da Darunavir über das Cytochrom-P450-System abgebaut wird und die Wirksamkeit anderer Arzneimittel beeinflussen kann.

Risiken & Nebenwirkungen

Während der Einnahme des Wirkstoffs Darunavir sind zahlreiche potenzielle Nebenwirkungen und Beschwerden möglich. Diese zeigen sich jedoch nicht bei allen Patienten im gleichen Maße und variieren im Hinblick auf ihre Häufigkeit und individuelle Ausprägung.

Am häufigsten kommt es durch das Medikament Darunavir zu Nebeneffekten wie Kopfschmerzen und Ausschlägen auf der Haut sowie zu Störungen der Verdauung. Diese gastrointestinalen Beschwerden äußern sich zum Beispiel in der Form von Übelkeit, Schmerzen in der Bauchgegend, Erbrechen und Durchfall.

Zudem sind während der Einnahme in einigen Fällen starke Müdigkeit und Schlafstörungen möglich. Auf der Haut zeigen sich unter Umständen allergische Reaktionen wie gerötete Stellen oder Juckreiz. Auch eine Asthenie ist während der Therapie möglich.

Neben potenziellen Beschwerden durch die Einnahme des Medikaments Darunavir sind auch einige Kontraindikationen zu beachten. Wichtig ist daher eine gründliche Anamnese durch den behandelnden Arzt, um das Risiko von Komplikationen so gering wie möglich zu halten. So ist zum Beispiel bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff, bei einer schwerwiegenden Nierenschwäche oder bei Störungen der Leberfunktion auf eine Behandlung mit dem Arzneimittel Darunavir zu verzichten.

Zudem sind diverse Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten zu beachten. So sind zum Beispiel Interaktionen des Wirkstoffs mit CYP-Hemmern und -Substraten möglich. Sämtliche Hinweise bezüglich der Kontraindikationen sind in der beigelegten Fachinformation zu finden.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Darunavir betreffen bestimmte gesundheitliche Zustände sowie die gleichzeitige Einnahme von bestimmten Medikamenten. Eine absolute Kontraindikation besteht bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Darunavir oder einen der enthaltenen Hilfsstoffe. Eine allergische Reaktion kann Hautausschläge, Atembeschwerden oder Schwellungen verursachen und erfordert einen sofortigen Abbruch der Therapie.

Eine weitere wichtige Kontraindikation betrifft Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz. Darunavir wird hauptsächlich über die Leber verstoffwechselt, und eine stark eingeschränkte Leberfunktion könnte zu einer gefährlichen Akkumulation des Wirkstoffs im Körper führen. Bei Patienten mit leichter oder mäßiger Leberinsuffizienz sollte die Anwendung von Darunavir mit Vorsicht erfolgen und unter regelmäßiger Überwachung der Leberwerte stehen.

Darunavir sollte auch nicht zusammen mit bestimmten Medikamenten eingenommen werden, die über das Cytochrom-P450-System abgebaut werden und eine starke Wechselwirkung mit Darunavir aufweisen. Dazu gehören unter anderem Rifampicin, das zur Behandlung von Tuberkulose eingesetzt wird, sowie bestimmte Antiepileptika wie Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin, die den Abbau von Darunavir beschleunigen und dessen Wirksamkeit vermindern können. Auch Johanniskraut, ein pflanzliches Mittel zur Behandlung von Depressionen, kann die Darunavir-Spiegel stark senken und wird daher als Kontraindikation angesehen.

Schwangere Frauen sollten Darunavir nur nach sorgfältiger Abwägung der Risiken durch den behandelnden Arzt einnehmen, da nicht ausreichend Daten zur Anwendung in der Schwangerschaft vorliegen.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Darunavir, ein Proteasehemmer zur Behandlung von HIV-Infektionen, interagiert mit verschiedenen Medikamenten, da es über das Cytochrom-P450-Enzymsystem, insbesondere CYP3A4, verstoffwechselt wird. Die gleichzeitige Anwendung von Medikamenten, die dieses Enzymsystem beeinflussen, kann die Plasmaspiegel von Darunavir oder den anderen Wirkstoffen verändern.

CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin, Johanniskraut oder bestimmte Antiepileptika (Carbamazepin, Phenytoin, Phenobarbital) können den Abbau von Darunavir beschleunigen, was zu einer Reduktion der Darunavir-Plasmaspiegel führt. Dies kann die Wirksamkeit der HIV-Therapie verringern und die Gefahr von Resistenzen erhöhen. Deshalb sollten diese Substanzen nicht gemeinsam mit Darunavir eingenommen werden.

CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol und Clarithromycin können den Abbau von Darunavir verlangsamen und dessen Konzentration im Blut erhöhen. Dies erhöht das Risiko von Nebenwirkungen, weshalb eine Dosisanpassung oder engmaschige Überwachung erforderlich sein kann.

Darunavir selbst, insbesondere in Kombination mit pharmakokinetischen Boostern wie Ritonavir oder Cobicistat, kann die Plasmaspiegel anderer Medikamente erhöhen oder senken. Dies gilt beispielsweise für Statine, die zur Senkung des Cholesterinspiegels eingesetzt werden. Besonders Lovastatin und Simvastatin sollten gemieden werden, da das Risiko für Myopathien und Rhabdomyolyse steigt.

Auch die gleichzeitige Anwendung von Antikoagulanzien wie Warfarin oder Dabigatran erfordert eine besondere Überwachung, da Darunavir die Blutgerinnung beeinflussen kann. Darüber hinaus können bestimmte Kalziumkanalblocker oder Immunsuppressiva wie Tacrolimus oder Ciclosporin betroffen sein, weshalb deren Dosierung angepasst werden muss.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Darunavir nicht vertragen wird oder Kontraindikationen bestehen, gibt es verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Behandlung von HIV-Infektionen. Eine gängige Alternative sind andere Proteasehemmer wie Atazanavir oder Lopinavir, die ebenfalls in Kombination mit einem pharmakokinetischen Booster wie Ritonavir oder Cobicistat eingesetzt werden. Diese Medikamente wirken ähnlich wie Darunavir, indem sie das Enzym HIV-Protease hemmen, wodurch die Virusvermehrung verhindert wird.

Neben den Proteasehemmern stehen auch andere Klassen von antiretroviralen Medikamenten zur Verfügung. Integrase-Inhibitoren wie Raltegravir, Dolutegravir oder Bictegravir sind sehr wirksame Alternativen. Sie blockieren das Enzym Integrase, das HIV benötigt, um seine genetische Information in die DNA der Wirtszellen einzubauen. Integrasehemmer haben ein günstiges Nebenwirkungsprofil und werden oft gut vertragen.

Eine weitere Option sind nicht-nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) wie Efavirenz oder Rilpivirin, die die Replikation von HIV durch Hemmung des Enzyms Reverse Transkriptase verhindern.

Nukleosidische und nukleotidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs) wie Tenofovir, Emtricitabin oder Abacavir gehören ebenfalls zu den häufig verwendeten Alternativen. Diese Medikamente blockieren ebenfalls die Reverse Transkriptase und verhindern die Umwandlung viraler RNA in DNA.

Die Wahl der Alternativen hängt von individuellen Faktoren ab, einschließlich Resistenzprofil, Begleiterkrankungen und Verträglichkeit. Ein erfahrener Arzt stellt die geeignete Kombinationstherapie sicher, um eine effektive Viruskontrolle zu gewährleisten.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren