Atazanavir

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Atazanavir handelt es sich um einen medizinischen Wirkstoff. Er wird zur Therapie von HIV-Infektionen verwendet.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Atazanavir?

Bei Atazanavir handelt es sich um einen medizinischen Wirkstoff. Er wird zur Therapie von HIV-Infektionen verwendet.

Der Arzneistoff Atazanavir ist in Deutschland unter dem Namen Reyataz® im Handel. Er wird oral eingenommen und dient dazu, HIV-Infektionen zu behandeln. Das Mittel gehört zur Gruppe der HIV-Proteaseinhibitoren.

Die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA) erteilte die Freigabe für das Präparat im Juni 2003. Im März 2004 schloss sich die EU an. Als Lizenzinhaber fungiert das amerikanische Pharmaunternehmen Bristol-Myers Squibb.

Pharmakologische Wirkung

Atazanavir verfügt über antivirale Eigenschaften. Die Wirkung des Stoffes basiert auf dem Hemmen der HIV-Protease. Diese ist überaus wichtig bei der Reifung des HIV-Virus. Die virale HIV-Protease wird von Atazanavir gebunden. Durch die Hemmung des viralen Enzyms ist es möglich, das Vermehren des Virus zu unterbinden. Wird der Vermehrungsprozess unterbrochen, verringert sich die Viruslast im Körper.

Der größte Teil von Atazanavir bindet sich im Blut an Proteine (Eiweiße). Der Abbau des Wirkstoffes erfolgt hepatisch über das Cytochrom-System. Wird ein weiterer HIV-Proteaseinhibitor eingenommen, führt dies in der Leber zu einem langsameren Abbau von Atazanavir. Auf diese Weise kann das Mittel eine längere Wirkung erzielen. Die Halbwertszeit des Stoffes liegt bei ca. sieben bis zwölf Stunden.

Es besteht die Möglichkeit, Atazanavir mit NRTI (nukleosidischen Reverse-Transkriptaseinhibitoren) zu kombinieren. Dabei handelt es sich um Trankriptasehemmer.

Die Wirkstärke von Atazanavir wurde in mehreren Studien überprüft. Dabei stellte sich ein vergleichbarer Wirkungseffekt mit anderen HIV-Proteaseinhibitoren heraus.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Im Rahmen einer antiretroviralen Kombinationstherapie dient Atazanavir zur Behandlung einer HIV-Infektion (AIDS). Zugelassen ist das Mittel für erwachsene Patienten.

Im Unterschied zu anderen Präparaten genügt es, Atazanavir lediglich einmal pro Tag einzunehmen. Dieser Umstand ist auf die lange Halbwertszeit des Mittels zurückzuführen. Die Darreichung erfolgt in Form von Tabletten, die der Patient nach einer Mahlzeit einnimmt. Die Dosierung des Mittels liegt bei 1 x 300 Milligramm oder 1 x 100 mg pro Tablette.

Bei der Einnahme erfolgt außerdem eine Kombination zwischen Atazanavir und einem pharmakokinetischen Booster wie Cobicistat oder Ritonavir. Diese Mittel zählen zur Gruppe der CYP-Hemmer. Sie haben die Eigenschaft, den metabolischen Abbau von Atazanavir zu vermindern. In den USA ist es mittlerweile möglich, bestimmten Patienten eine Dosis von 1 x 400 mg zu verabreichen. Dabei wird auf Ritonavir verzichtet.

Die Verträglichkeit von Atazanavir gilt als gut. Nicht zur Anwendung kommen darf das Mittel jedoch im Falle einer Leberinsuffizienz oder einer Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff.

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Risiken & Nebenwirkungen

Trotz der positiven Verträglichkeit sind verschiedene unerwünschte Nebenwirkungen durch die Einnahme von Atazanavir möglich. So können bei den Patienten Gelbsucht (Ikterus), Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen, Durchfall, Kopfschmerzen, Schwindelgefühle oder Muskelschmerzen auftreten. In manchen Fällen sind auch Fieber, Schlafprobleme, Ausschläge auf der Haut, Depressionen und periphere neurologische Symptome möglich.

Selten zeigen sich nach der Einnahme des Mittels erhöhte Cholesterinwerte oder Fettstoffwechselstörungen wie Lipodystrophie oder Hyperlipidämie. Mitunter kann ein Anstieg der Bilirubinwerte innerhalb des Blutes, der zu Gelbsucht führt, einen Abbruch der Behandlung mit Atazanavir erfordern. Grundsätzlich kommt es bei diesem Mittel jedoch seltener zu störenden Nebeneffekten als durch die Einnahme von vergleichbaren Substanzen.

Ein weiteres gesundheitliches Problem können Wechselwirkungen mit bestimmten anderen Medikamenten darstellen. Dies ist allerdings auch bei den übrigen Proteaseinhibitoren möglich. So dürfen bei der Einnahme von Atazanavir oder anderen Proteaseinhibitoren Präparate wie das Neuroleptikum Pimozid, Midazolam oder Ergotoxine nicht eingenommen werden. Grund dafür ist das Erfolgen einer Interaktion mit dem System Cytochrom P 450, wodurch sich der Plasmaspiegel im Körper verändert.

Durch die gleichzeitige Einnahme von Atazanavir mit Didanosin, Efavirenz, Clarithromycin oder Stavudin kann es zu Veränderungen im Blutplasmaspiegel kommen.

Da das Medikament außerdem das Enzym UGT 1A1 (Uridin-Glukorosyl-Transferase) abbaut und damit den Abbau von indirektem Bilirubin hemmt, ist eine Gabe zusammen mit Medikamenten, deren Abbau durch die UGT erfolgt, nicht sinnvoll. Dazu gehören der Integrasehemmer Raltegravir sowie der Proteasehemmer Indinavir.

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