Bendamustin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bendamustin ist ein hochwirksames Chemotherapeutikum, das verglichen mit konventionellen Therapien (CHOP-Regime) bessere Behandlungsergebnisse bei bestimmten Krebs-Arten erzielt. Dabei ist es zugleich mit wesentlich weniger Nebenwirkungen verbunden als diese. Die meisten Betroffenen bewerten insbesondere den nur selten auftretenden Haarausfall als positiv.
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Was ist Bendamustin
Bendamustin (Summenformel: C16H21Cl2N3O2) liegt als Bendamustinhydrochlorid in Krebs-Medikamenten vor. Es gehört chemisch zur Gruppe der bifunktionellen Alkylanzien und zur Untergruppe der Stickstoff-Lost-Derivate. Verglichen mit diesen verursacht es jedoch weit weniger Nebenwirkungen.
Bendamustin ist ein Zytostatikum, das Tumorzellen mittels Alkylierung deaktiviert. Es hemmt das Tumor-Wachstum bei hämatologischen und soliden Tumoren gleichermaßen effizient. Bendamustin wird entweder als Mono-Präparat oder zusammen mit dem monoklonalen Antikörper Rituximab eingesetzt.
Der Wirkstoff wurde in den 1960-er Jahren in der DDR entwickelt und 1963 erstmals wissenschaftlich beschrieben. Die Mediziner nannten ihn IMET3393. Als Medikament erhältlich war er Ende der 1960-er Jahre (Handelsname: Cytostasan®). In der Bundesrepublik wurde es 1993 zugelassen.
Das innerhalb weniger Minuten wirksame Medikament bekämpft Krebszellen wesentlich effizienter als andere Vertreter seiner Wirkstoff-Gruppe. Es deaktiviert sie nicht nur, sondern löst auch deren Selbstmordprogramm aus (Apoptose). In der Kombinationstherapie mit Rituximab werden sogar gegen Alkylanzien resistente und refraktionär reagierende Tumorzellen eingedämmt.
Die genaue Dosierung des Mittels erfolgt entsprechend dem Krankheitsbild, Grad der Vorbehandlung und der Größe der Körperoberfläche des Patienten. Bendamustin ist als Mono-Präparat unter den Handelsnamen Levact® und Ribomustin® erhältlich.
Pharmakologische Wirkung
Bendamustid zerstört die DNA der Tumorzellen durch Alkylierung. Es verändert den DNA Doppelstrang, indem es die Quervernetzung von DNA und Funktionsproteinen anregt. Dadurch entstehen Doppelhelixstrang-Brüche und auch Chromosomenstrangbrüche, die nicht mehr repariert werden können. Die Krebszelle mutiert und wird in ihrer Funktionalität gestört. Die geschädigte Erbinformation kann nicht mehr gelesen und transkribiert werden. Die entartete Zelle kann sich dadurch nicht mehr teilen/vermehren und stirbt schließlich ab. Die Reparatur beschädigter Tumor-DNS wird vor allem bei Brustkrebs sehr stark unterbunden.
Bendamustin bindet nach intravenöser Gabe zu mehr als 90% an Plasmaproteine (Albumin) und wird dennoch innerhalb von durchschnittlich 40 Minuten aus dem Körper ausgeschieden. Zu fast 95% wird es über die Harnwege ausgeleitet. Nur etwa ein Zehntel des verabreichten Wirkstoffs werden vom Körper nicht verstoffwechselt. Sie lassen sich im Harn nachweisen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Bendamustin wird nur parenteral verabreicht. Die gewählte Dosis liegt unter Berücksichtigung individueller Faktoren (Lebensalter, Art der Krebserkrankung, Tumorstadium, Vorbehandlung, Größe der Körperoberfläche) zwischen 50 und 150 mg/m² KOF. Das Mittel wird meist als Kurzzeitinfusion (30 bis 60 Minuten) an zwei aufeinander folgenden Tagen appliziert. Die Chemotherapie wird alle 4 Wochen wiederholt. Bei niedrigerer Dosierung (50 bis 60 mg/m² KOF) kann sie auch an bis zu 5 aufeinander folgenden Tagen verabreicht werden.
Vorteilhaft ist, dass es mit der Einnahme von Bendamustin zu keinen Kreuzresistenzen gegenüber anderen Zytostatika kommt. Das Mittel ist zugelassen für die Behandlung von Morbus Hodgkin, multiplem Myelom, Mantelzelllymphom, indolentem Non-Hodgkin-Lymphom und chronisch lymphatischer Leukämie (CLL).
Nachgewiesenermaßen wirksam ist Bendamustin jedoch auch bei der Therapie von Brustkrebs - dafür war es in der DDR zugelassen - und beim kleinzelligen Bronchialkarzinom. So beträgt beispielsweise die Überlebenszeit bei dem indolenten Non-Hodgkin-Lymphom und dem Mantelzelllymphom in späteren Krebsstadien mit der Kombinationstherapie von Bendamustin und Rituximab verglichen mit der Standard-Behandlung (CHOP-Regime) progressionsfrei etwa 70 zu 31 Monate. Bei der Gabe von CHOP schritt das Tumor-Wachstum - wenn auch gehemmt - fort.
Nicht wirksam ist Bendamustin bei Melanomen, Keimzelltumoren, Weichteilsarkomen, Leber-Karzinom, Gallengang-Karzinom und Plattenepithelkarzinom im Bereich von Kopf und Hals.
Risiken & Nebenwirkungen
Haarausfall (Alopezie) ist sehr selten und betrifft nie die gesamte Kopfhaut. Auch Brechreiz kommt bei einer Behandlung mit Bendamustin weniger häufig vor, als bei anderen Zytostatika. Die Übelkeit tritt bei etwa einem Drittel der Patienten zeitlich verzögert auf und wird mit einem Übelkeit hemmenden Mittel (5HT3-Antagonist) behandelt.
Nicht angewandt werden sollte das tumorhemmende Medikament bei eingeschränkter Nierenfunktion, schwerer Leberschädigung, verändertem Blutbild, Gelbsucht, vorangegangenen schweren Operationen, Gelbfieber-Impfung, Infektionen, Schwangerschaft und Stillzeit (Im Tierversuch kam es zur Schädigung des Embryos). Ob Bendamustin die Plazentaschranke überwindet oder in die Muttermilch übergeht, konnte beim Menschen noch nicht festgestellt werden.
Patienten in sexuell aktivem Alter sollten während ihrer Chemotherapie mit Bendamustin wirksam verhüten, männliche Patienten sogar noch bis 6 Monate nach der letzten Infusion.