Biperiden

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Biperiden gehört zu den wichtigsten Antiparkinsonmitteln. Die Basis seiner Wirkung beruht auf der Hemmung von Acetylcholin. Der Wirkstoff ist seit 1953 unter dem Handelsnamen Akneton® auf dem Markt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Biperiden?

Biperiden gehört zu den wichtigsten Antiparkinsonmitteln. Der Wirkstoff ist seit 1953 unter dem Handelsnamen Akneton® auf dem Markt.

Biperiden ist ein Anticholinergikum. Es wirkt derart auf die muskarischen Acetylcholinrezeptoren ein, dass die Wirksamkeit von Acetylcholin besonders im Parasympathikus herabgesetzt wird.

Der Wirkstoff wird u. a. zur symptomatischen Behandlung von Parkinson eingesetzt. Auch bei der Dämpfung der Nebenwirkungen von Psychopharmaka hat Biperiden gute Erfolge aufzuweisen und findet dementsprechend auch auf diesem Gebiet Anwendung. In Arzneimitteln liegt der Wirkstoff als Biperidenhydrochlorid vor.

Das ist chemisch ein weißes, kristallines Pulver, welches sich in Wasser nur schwer auflöst. Neben seinem anticholinergen Einfluss wirkt Biperiden auch stimmungsaufhellend und euphorisierend. Deshalb besteht die Gefahr des Missbrauchs. Biperiden wird in Tablettenform und in Notfällen bei Vergiftungen auch als Injektionslösung verabreicht.

Pharmakologische Wirkung

Biperiden entfaltet seinen Einfluss über die Hemmung der Muskarinrezeptoren für Acetylcholin im Parasympathikus. Dabei wird die Wirkung von Acetylcholin unterdrückt mit der Folge der Reduzierung wichtiger Körperfunktionen, die mit dem Parasympathikus zusammenhängen.

Über welchen Mechanismus können nun die Symptome von Parkinson behandelt werden? Dazu muss man wissen, dass Parkinson durch einen Mangel des Neurotransmitters Dopamin ausgelöst wird. Dieser Mangel resultiert aus dem Absterben von Dopamin produzierenden Nervenzellen. Dopamin sorgt für die Koordinierung der Bewegungsabläufe. Neben Dopamin sind aber auch noch andere Neurotransmitter für die Reizweiterleitung in den Nervenzellen verantwortlich, darunter Acetylcholin.

Durch den Dopaminmangel besteht jedoch ein unausgeglichenes Verhältnis zwischen Acetylcholin und Dopamin. So liegt nun Acetylcholin relativ im Überschuss vor und verstärkt damit die unkoordinierte Reizweiterleitung. Zur Behandlung von Parkinson stehen nun verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung. Entweder werden Dopaminvorstufen b. z. w. Abbauhemmer für Dopamin eingesetzt oder der relative Überschuss an Acetylcholin wird reduziert.

Auch eine Kombinationsbehandlung ist möglich. Für die Hemmung der Acetylcholinwirkung kommen Anticholinergika, wie Biperiden, in Betracht. Bei der Behandlung mit Anticholinergika muss man jedoch gleichzeitig die Nebenwirkungen, die mit der Hemmung von Acetylcholin einhergehen, in Kauf nehmen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Das wichtigste Anwendungsgebiet von Biperiden ist, wie bereits dargelegt, die Behandlung der Symptome von Parkinson. Parkinson zeichnet sich allgemein dadurch aus, dass die Bewegungsabläufe zunehmend unkoordiniert und unwillkürlich ablaufen. Ein Hauptsymptom ist die Bewegungsarmut.

Bei schnellen Bewegungen lässt die Geschicklichkeit nach. Hinzu kommen noch Tremor (Zittern) und Muskelsteifheit (Rigor). Weiterhin kommt es zu Gang- und Standunsicherheit. Wie bereits erwähnt, wird Parkinson ursächlich durch ein Ungleichgewicht von Dopamin und Acetylcholin hervorgerufen. Eine Einflussmöglichkeit ist die Behandlung mit Anticholinergika, wie Biperiden.

Bei der Wahl der Mittel muss natürlich auch das Verhältnis von Behandlungserfolg und Nebenwirkungen betrachtet werden. Im Falle von Parkinson schneiden die Anticholinergika im Vergleich zu anderen Mitteln diesbezüglich weniger gut ab. Die auf die Acetylcholinhemmung zurückgehenden Nebenwirkungen spielen doch eine erhebliche Rolle. Häufiger werden Anticholinergika, wie Biperiden, heute beim sekundären Parkinson-Syndrom aufgrund der Behandlung mit Psychopharmaka angewendet.

Bei dieser Behandlung können sogenannte Dyskinesien auftreten. Das sind Störungen des physiologischen Bewegungsablaufs von Organen, Körperteilen oder einer ganzen Körperregion. Diese treten häufig in Form von Krämpfen, krampfartigen Bewegungen oder Tics auf. Hier zeigt der Einsatz von Biperiden gute Erfolge. Weitere Anwendungsgebiete sind noch Vergiftungen mit Pflanzenschutzmitteln oder Nikotin.


Risiken & Nebenwirkungen

Der Einsatz von Biperiden ruft aufgrund seiner anticholinergen Eigenschaften verschiedene typische Nebenwirkungen hervor. Dazu gehört Mundtrockenheit durch die Reduzierung der Sekret- und Speichelproduktion, Verstopfung, Verdauungsstörungen, Harnverhalten und vermindertes Schwitzen.

Auch Sehstörungen und die Erhöhung der Herzfrequenz können auftreten. Weiterhin beobachtet man auch zentralnervöse Störungen, wie Schwindel, Müdigkeit, Erregbarkeit oder gar Halluzinationen. Diese Nebenwirkungen sind die Folge einer reduzierten Acetylcholinwirkung. Es gibt aber auch wie bei allen Medikamenten direkte Überempfindlichkeiten gegen Biperiden.

In diesem Fall, bei Epilepsie, bei Demenz und bei Verengungen im Magen-/Darmkanal ist sein Einsatz kontraindiziert. Das gilt auch bei Herzrhythmusstörungen und Muskelschwäche. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit sollte Biperiden nur unter ärztlicher Aufsicht eingenommen werden.

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