Epirubicin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 3. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei Epirubicin handelt es sich um eine weit verbreitete organische Substanz, die vorrangig als Hydrochlorid im Zuge einer Chemotherapie eingesetzt wird, um eine Krebserkrankung zu behandeln. Präparate, die Epirubicin enthalten, sind grundsätzlich toxisch und werden deshalb als Zytostatikum bezeichnet. Zu den Hauptanwendungsbereichen von Epirubicin zählen die Behandlung von Brustkrebs, Magenkrebs sowie bereits fortgeschrittene Krebserkrankungen der Haut, Sehnen, Muskeln oder Bänder.
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Was ist Epirubicin?
Der pharmakologische Wirkstoff Epirubicin kommt in der Humanmedizin zum Einsatz, um verschiedene Krebserkrankungen zu behandeln. Die Substanz bildet einen wesentlichen Teil der durchzuführenden Chemotherapie bei Brustkrebs, Magenkrebs und schon weit fortgeschrittenen Krebserkrankungen der Muskeln, Sehnen, Bänder oder der Haut.
Epirubicin wird üblicherweise in der Hydrochlorid-Form verabreicht und bildet den Bestandteil zahlreicher Zytostatika. Ein Zytostatikum ist eine grundsätzlich toxische Substanz, die aufgrund ihrer starken Wirkung als Arzneistoff eingesetzt wird, um Krebs zu behandeln.
Epirubicin weist die chemische Summenformel C 27 – H 29 – N – O 11 auf. Die in Präparaten zur Therapie verwendete Hydrochlorid-Form wird allerdings durch die Summenformel C 27 – H 29 – N – O 11 – H – Cl beschrieben.
Epirubicin hemmt die Zellteilung sowie die Bildung der Erbsubstanz von Krebszellen. Zudem wird der Aufbau von Nukleinsäuren verhindert. Da Epirubicin für die Durchführung von Chemotherapien verabreicht wird, erfolgt die Vergabe intravenös als Infusionslösung. Der Zweck der Behandlung kann – je nach Schwere der Krebserkrankung – kurativ (zur Heilung) oder lediglich palliativ (zur Linderung der Symptome) sein.
Pharmakologische Wirkung
Epirubicin zählt zu den Zytostatika. Der Stoff an sich ist also hochgradig toxisch. Die in der Therapie verwendete Hydrochlorid-Form hemmt die RNA- und DNS-Polymerase, indem sie sich an die DNS nicht kovalent anbindet. Aufgrund dieser nicht-kovalenten Bindung kommt es zum vollständigen Ausfall der DNS- und RNA-Synthese, was schließlich eine Apoptose der Krebszellen verursacht.
Als Apoptose wird der kontrollierte Zelltod verstanden, der durch eine Genexpression gesteuert wird und keine Entzündungsreaktion verursacht. Epirubicin tötet somit Krebszellen ab und hindert diese daran, sich zu vermehren bzw. den Krebs zu streuen.
In medizinischen Studien konnte belegt werden, dass der Wirkstoff schnell in die Krebszellen eindringt und sich dort um den Zellkern konzentriert. Deshalb ist Epirubicin gegen zahlreiche verschiedene Krebsformen wirksam. Zu diesen zählen u. a. Magen- und Brustkrebs sowie Krebserkrankungen der Haut, Muskeln, Bänder, Sehnen und Bronchien. Zur Bekämpfung von Blasenkrebs kann Epirubicin ebenfalls verabreicht werden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Aufgrund seiner hochtoxischen Wirkung auf Zellen bildet Epirubicin den wirksamen Hauptbestandteil zahlreicher Zytostatika. Präparate, die den Stoff enthalten, werden deshalb verabreicht, um verschiedene Krebsformen effektiv zu bekämpfen.
Dies gelingt durch eine umfassende Chemotherapie, die durch kurative oder palliative Gesichtspunkte geleitet werden kann. Hierbei wird Epirubicin intravenös als Infektionslösung unter ständiger ärztlicher Aufsicht verabreicht, um gezielt Krebszellen abzutöten. Zur Behandlung von Blasenkrebs kann der Wirkstoff auch direkt in die Harnblase eingefüllt werden, um eine exakt gesteuerte Therapie zu ermöglichen.
Aufgrund seiner toxischen Wirkung sowie der Zweckbestimmung zur Chemotherapie wird Epirubicin ausschließlich von medizinischem Fachpersonal verabreicht. Patienten können den Stoff nicht selbst in der Apotheke erwerben und anwenden.
Verabreichung & Dosierung
Epirubicin ist ein Anthrazyklin-Antibiotikum, das in der Chemotherapie zur Behandlung verschiedener Krebsarten, insbesondere Brustkrebs, eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Epirubicin sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Die Dosierung hängt von verschiedenen Faktoren ab, darunter das Körpergewicht, der Allgemeinzustand des Patienten, die Nieren- und Leberfunktion sowie die Art und das Stadium des Krebses. Typischerweise wird Epirubicin intravenös verabreicht, entweder als Bolusinjektion oder über eine Infusion.
Ein wesentlicher Punkt ist die Überwachung der kumulativen Dosis, da Epirubicin, ähnlich wie andere Anthrazykline, das Risiko einer kardiotoxischen Wirkung birgt. Diese Herzschädigung kann zu irreversiblen Schäden führen, insbesondere bei Dosen über 900 mg/m². Daher sollten regelmäßige kardiologische Untersuchungen, wie Echokardiogramme oder EKGs, durchgeführt werden, um die Herzfunktion zu überwachen.
Epirubicin kann auch myelosuppressiv wirken, das heißt, es unterdrückt die Knochenmarkfunktion und kann zu einer Abnahme der weißen Blutkörperchen, roten Blutkörperchen und Blutplättchen führen. Daher ist es wichtig, das Blutbild regelmäßig zu kontrollieren, um schwere Infektionen oder Blutungen zu verhindern. Vor der Gabe sollte auch die Leberfunktion überprüft werden, da Epirubicin bei Leberfunktionsstörungen eine Dosisanpassung erfordert.
Risiken & Nebenwirkungen
Wegen seiner grundsätzlich toxischen Wirkung auf Zellen verursacht die Therapie mit Epirubicin starke Nebenwirkungen. Das ist für Zytostatika typisch, da sie neben den gewünschten Krebszellen auch andere Zellen befallen können, was zu einer massiven Schwächung des [[Immunsystem]s führt.
Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen starker Haarausfall sowie Beschwerden des Magen-Darm-Traktes. Diese äußern sich in der Regel durch Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Magenkrämpfe, andauernde Appetitlosigkeit und Bauchschmerzen. Auch Hautreaktionen wie Jucken, Rötungen oder Ausschläge verschiedener Ausprägungen sind keine Seltenheit.
Patienten, die mit Zytostatika wie Epirubicin behandelt wurden, berichten zudem über ein starkes Gefühl von Müdigkeit sowie allgemeine Antriebslosigkeit und Schwäche. Darüber hinaus kann durch die Behandlung auch eine Erkrankung des Herzmuskels (Myokard) ausgelöst werden, der für die mechanische und elektrophysiologische Funktionssteuerung des Herzens verantwortlichen ist. In der Fachwelt wird dann von einer Kardiomyopathie gesprochen.
Zu den üblichen Nebenwirkungen von Epirubicin zählen zudem die Entstehung einer Anämie sowie Knochenmarksdepressionen und die Ausbildung einer Neutropenie oder Thrombozytopenie.
Kontraindikationen
Epirubicin ist bei bestimmten Patientengruppen kontraindiziert, da die Anwendung erhebliche Risiken bergen kann. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine vorbestehende Herzinsuffizienz oder andere schwere Herzprobleme, wie zum Beispiel eine kürzlich zurückliegende Herzinfarktgeschichte oder unkontrollierte Arrhythmien. Da Epirubicin kardiotoxisch wirken kann, besteht bei diesen Patienten ein erhöhtes Risiko für eine Verschlechterung der Herzfunktion, einschließlich potenziell lebensbedrohlicher Herzkomplikationen.
Eine weitere Kontraindikation betrifft Patienten mit schweren Leberfunktionsstörungen. Epirubicin wird hauptsächlich in der Leber metabolisiert, und bei eingeschränkter Leberfunktion kann das Medikament in toxischen Konzentrationen im Körper verbleiben, was das Risiko für schwere Nebenwirkungen erhöht. Aus diesem Grund sollte Epirubicin bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz nicht angewendet werden.
Auch bei Patienten mit einer schweren Myelosuppression, also einer deutlichen Verminderung der Knochenmarkfunktion, ist Epirubicin kontraindiziert. Da das Medikament selbst myelosuppressiv wirkt, könnte es die Blutbildveränderungen weiter verschärfen, was zu einem erhöhten Risiko für Infektionen, Blutungen und Anämie führt.
Schließlich sollte Epirubicin nicht bei Patienten angewendet werden, die zuvor mit hohen kumulativen Dosen anderer Anthrazykline behandelt wurden, da dies das Risiko einer irreversiblen Herzschädigung erhöht. Eine Überempfindlichkeit gegen Epirubicin oder andere Anthrazykline stellt ebenfalls eine absolute Kontraindikation dar.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Bei der Verwendung von Epirubicin gibt es mehrere potenzielle Interaktionen mit anderen Medikamenten, die beachtet werden müssen. Eine bedeutende Wechselwirkung besteht mit anderen kardiotoxischen Arzneimitteln, wie bestimmten Antitumor-Antibiotika (z. B. Doxorubicin) oder HER2-Antagonisten (z. B. Trastuzumab). Die gleichzeitige Anwendung solcher Substanzen kann das Risiko einer schweren Herzinsuffizienz erhöhen, weshalb eine sorgfältige Überwachung der Herzfunktion erforderlich ist.
Epirubicin kann auch mit Arzneimitteln interagieren, die die Knochenmarkfunktion unterdrücken, wie andere Zytostatika oder Strahlentherapie. Diese Kombination kann die Myelosuppression verstärken, was das Risiko für Infektionen, Anämie und Blutungen erhöht. Daher ist eine regelmäßige Überwachung des Blutbildes und gegebenenfalls eine Dosisanpassung notwendig.
Bei Patienten, die Antikoagulanzien wie Warfarin einnehmen, kann Epirubicin die Blutgerinnung beeinflussen und das Blutungsrisiko erhöhen. Es ist wichtig, die Gerinnungswerte engmaschig zu überwachen und die Antikoagulans-Dosis entsprechend anzupassen.
Epirubicin kann durch Arzneimittel, die die Leberenzymaktivität beeinflussen (wie bestimmte Antiepileptika oder Azol-Antimykotika), in seiner Wirkung verändert werden. Diese Medikamente können den Metabolismus von Epirubicin entweder beschleunigen oder verlangsamen, was zu einer verminderten Wirksamkeit oder erhöhten Toxizität führen kann. Daher sollten Patienten, die solche Medikamente einnehmen, engmaschig überwacht und gegebenenfalls angepasst werden.
Schließlich kann die Kombination von Epirubicin mit Substanzen, die die renale Ausscheidung beeinflussen (z. B. Cyclosporin), zu einer erhöhten Epirubicin-Toxizität führen, da das Medikament langsamer aus dem Körper ausgeschieden wird.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Epirubicin nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, je nach Art und Stadium der Krebserkrankung. Ein häufig verwendetes alternatives Anthrazyklin ist Doxorubicin, das in vielen ähnlichen Indikationen eingesetzt wird. Es besitzt jedoch ebenfalls kardiotoxische Eigenschaften, weshalb bei bestehender Herzproblematik auch andere Alternativen in Betracht gezogen werden sollten.
Ein weiteres Alternativmedikament ist Mitoxantron, ein Anthracendion-Derivat, das weniger kardiotoxisch ist als die klassischen Anthrazykline. Es wird oft bei Patienten eingesetzt, die Anthrazykline nicht vertragen, und zeigt eine gute Wirksamkeit, insbesondere bei bestimmten Formen von Brustkrebs und hämatologischen Erkrankungen.
Für Patienten, die Anthrazykline aufgrund der Kardiotoxizität nicht erhalten können, kann eine Behandlung mit Taxanen wie Paclitaxel oder Docetaxel in Betracht gezogen werden. Diese Medikamente wirken durch die Hemmung der Zellteilung und werden häufig in Kombination mit anderen Chemotherapeutika verwendet.
Bei bestimmten Krebsarten können auch Platin-haltige Medikamente wie Cisplatin oder Carboplatin eine Alternative sein. Diese Substanzen wirken durch die Schädigung der DNA in Krebszellen und werden in verschiedenen Kombinationstherapien verwendet.
Neben diesen chemotherapeutischen Optionen kann auch eine zielgerichtete Therapie mit HER2-Antagonisten (wie Trastuzumab) oder Tyrosinkinase-Inhibitoren (wie Lapatinib) in Betracht gezogen werden, insbesondere bei HER2-positivem Brustkrebs. Diese Therapien zielen spezifisch auf Krebszellen ab und bieten eine weniger toxische Alternative zu klassischen Chemotherapien.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor