Mefloquin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Mefloquin wird ein Wirkstoff bezeichnet, der zur Behandlung und Vorbeugung von Malaria dient. Aufgrund seiner schweren Nebenwirkungen hat der Hersteller den Vertrieb des Medikaments in Deutschland eingestellt.
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Was ist Mefloquin?
Mefloquin wurde gemeinsam von dem Schweizer Pharmakonzern F. Hoffmann-La-Roche AG und einem Institut der US-Armee entwickelt, um die Tropenkrankheit Malaria zu behandeln. Ebenso ist mit dem synthetischen Arzneistoff eine Vorbeugung möglich.
Mefloquin ist verschreibungspflichtig und bedarf der Vorlage eines Patientenpasses. Darüber hinaus muss vor der Verordnung eine Liste für eventuelle Gegenanzeigen ausgefüllt werden. Grund dafür sind stark ausgeprägte psychiatrische und neurologische Nebenwirkungen des Medikaments, die bereits bei seiner Einführung für kontroverse Diskussionen sorgten. So wurde Mefloquin mit mehreren Selbstmorden, Selbstmordversuchen und Suizidgedanken in Zusammenhang gebracht. Ein eindeutiger Nachweis blieb jedoch aus.
In Deutschland war Mefloquin bislang unter dem Handelsnamen Lariam® erhältlich. In den letzten Jahren erwiesen sich die Verkaufszahlen des Arzneimittels hierzulande jedoch als rückläufig, sodass es an Bedeutung für die Malaria-Prophylaxe einbüßte. Seit 2013 ist eine Verordnung des Mittels nur noch unter speziellen Auflagen möglich. Im Februar 2016 entschloss sich der Hersteller Roche, auf die Zulassung von Lariam® in der Bundesrepublik zu verzichten. Noch im April 2016 folgte die Einstellung des Vertriebs des Mefloquin-Präparats. Apotheken und Großhandel dürfen das Medikament jedoch noch für weitere zwei Jahre verkaufen. Im Anschluss an diese Frist lässt sich Mefloquin aus dem Ausland importieren.
Aufgrund der schweren Nebenwirkungen erhält der Wirkstoff keine Empfehlung zur notfallmäßigen Selbstbehandlung mehr. Die DTG (Deutsche Gesellschaft für Tropenmedizin) räumt Mefloquin jedoch weiterhin einen wichtigen Stellenwert zur Therapie von Kindern und schwangeren Frauen ein, sofern die Beachtung der Vorsichtsmaßnahmen erfolgt. Dies gilt besonders für Reisen in Gebiete, in denen ein hohes Malariarisiko besteht.
Pharmakologische Wirkung
Der menschliche Körper nimmt Mefloquin gut auf und bindet sich in hohem Maße an Plasmaproteine. Die Plasmahalbwertszeit liegt bei ungefähr 20 Tagen. Das Ausscheiden des Wirkstoffes findet in erster Linie über den Stuhl statt. Bis das Mefloquin wieder aus dem Organismus ausgeschieden wird, können zwei bis drei Wochen vergehen. Dadurch zeigen sich auch die Nebenwirkungen des Medikaments oft noch nach mehreren Wochen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Zu den Anwendungsgebieten von Mefloquin gehören sowohl Behandlung als auch Notfallbehandlung von Malaria. Dies gilt besonders zur Bekämpfung des Malaria-Erregers Plasmodium falciparum, der sich mit anderen Präparaten gegen Malaria nur schwer behandeln lässt.
Erfolgt eine Therapie von Plasmodium-vivax-Malaria mit Mefloquin, so ist eine weitere Behandlung der in der Leber befindlichen Parasiten mit anderen Malaria-Präparaten notwendig, um Rückfällen vorzubeugen. Dazu gehört u. a. Primaquin.
Mefloquin kann auch zur Vorbeugung von Malaria eingenommen werden. Dies gilt aber nur, wenn die betroffene Person eine Reise in Regionen unternimmt, in denen Plasmodium-falciparum-Stämme auftreten. Im Zweifelsfall sollte ein spezialisierter Tropenarzt um Rat gefragt werden.
Verabreicht wird Mefloquin in Form von Tabletten. Zur Malaria-Prophylaxe erfolgt die Einnahme des Mittels einmal in der Woche nach einer Mahlzeit. Die Vorbeugung sollte bereits eine Woche vor Reiseantritt beginnen. Nach Ende der Reise muss der Patient die Einnahme des Arzneimittels weitere vier Wochen fortsetzen. Während der Einnahme von Mefloquin sollte der Patient stets den beiliegenden Patientenpass bei sich haben und jedem zuständigen Arzt vorlegen.
Risiken & Nebenwirkungen
Weitere mögliche Nebeneffekte sind Depressionen, Aggressionen, Verwirrtheitszustände, Halluzinationen, Panikattacken, Verfolgungswahn, Reaktionen, die einer Psychose ähneln, Missempfindungen in den Gliedmaßen, Gangunsicherheit, Zittern, Vergesslichkeit und Ohnmacht. Bei Epileptikern besteht ein erhöhtes Risiko von Krampfanfällen.
Darüber hinaus wird Mefloquin zugeschrieben, Selbstmordabsichten auszulösen. Zeigen sich die beschriebenen Beschwerden während der Mefloquin-Anwendung, ist die Einnahme des Wirkstoffes sofort zu beenden und der behandelnde Arzt zu informieren. Dieser hat die Möglichkeit, ein anderes Malariamittel zu verordnen.
Weil Mefloquin über eine ungewöhnlich lange Verweilzeit im Körper verfügt, können die Nebenwirkungen auch noch Wochen nach dem Ende der Therapie auftreten. Leidet der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen Mefloquin oder ähnliche Stoffe wie Chinidin bzw. Chinin, darf keine Behandlung mit dem Wirkstoff erfolgen. Dies gilt auch bei Vorliegen von schweren Leberfunktionsstörungen und Schwarzwasserfieber, bei dem es sich um eine schwere Malariakomplikation mit Hämoglobinurie handelt.
Eine sogenannte Stand-by-Notfallbehandlung mit Mefloquin darf nicht stattfinden, wenn eine Depression, Schizophrenie, Psychose, allgemeine Angststörungen oder seelische Störungen vorliegen. Auch nach Selbstmordversuchen oder bei selbstgefährdendem Verhalten ist von der Gabe des Mittels abzusehen.
Durch die gleichzeitige Anwendung von Mefloquin und anderen Medikamenten können störende Wechselwirkungen auftreten. Daher darf es nicht gemeinsam mit Wirkstoffen verabreicht werden, mit denen eine Verwandtschaft besteht. Dabei handelt es sich um Chloroquin, Chinin, Chininsulfat und Chinidin. Es besteht dadurch die Gefahr von Herzschlagveränderungen und Krampfanfällen.
Die Wirkung von Mefloquin wird durch eine gleichzeitige Zufuhr von Johanniskraut-Extrakten abgeschwächt. Der gleiche Effekt kommt durch die parallele Einnahme des Antibiotikums Rifampicin zustande.