Natriumchlorid
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 27. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Natriumchlorid
Natriumchlorid ist auch unter der Bezeichnung Kochsalz bekannt. Dieser Wirkstoff wird als Natriumchlorid-Lösung (Kochsalzlösung) oder Tabletten angewendet, um einen Chlorid-, Flüssigkeits- oder Natriummangel auszugleichen. Natriumchlorid wird als Volumenersatz bei starken Blutverlusten eingesetzt.
Inhaltsverzeichnis |
Was ist Natriumchlorid?
Natriumchlorid (Kochsalz oder Salz) wird als Natriumsalz aus der Salzsäure gewonnen. Die chemische Formel lautet NaCI. Eine Kochsalzlösung wird im Fall eines hohen Flüssigkeitsverlustes verabreicht, der mit einem Mangel an Chlorid oder Natrium einhergeht. Eine Natriumchlorid-Lösung kann einen hohen Blutverlust ausgleichen, indem sie dem Patienten systemisch über einen Tropf verabreicht wird. Natriumchlorid-Lösungen werden auch örtlich bei dem sogenannten trockenen Auge oder zur Abschwellung der Augenhornhaut nach einer Augenuntersuchung angewendet.
Natriumchlorid dient ferner zur Befeuchtung von Verbänden und Tüchern und zur Wundbehandlung. Eine Nasenspülung als Begleittherapie bei einer Nasennebenhöhlenentzündung und Schnupfen wirkt sich reizlindernd auf die Schleimhäute aus. Ferner wird der Wirkstoff als Trägerlösung für weitere Arzneistoffe genutzt.
Pharmakologische Wirkung
Durch Zuführung einer Natriumchlorid-Lösung wird ein Mangel an Natrium ausgeglichen und dem Körper parallel Flüssigkeit zugeführt. Gleichzeitig wird ein bestehender Chlorid-Mangel ausgeglichen. Chlorid spielt eine wichtige Rolle im Bereich des Säure-Basen-Haushaltes und schützt den Organismus vor Übersäuerung.
Natriumchlorid hat eine geringfügig desinfizierende Wirkung und eignet sich als Wundauflage. Bei Erkrankungen der Nieren oder des Verdauungstraktes gleicht eine Natriumchlorid-Lösung den Flüssigkeits- und Elektrolythaushalt aus, da Durchfall, Erbrechen sowie verminderter Nahrungs- und Flüssigkeitsaufnahme einen Mineralstoffmangel und Dehydration (Austrocknung) verursachen kann.
Ein weiteres Anwendungsgebiet ist die Reinigung (Einlauf) des Enddarms, um einzelne Darmabschnitte vor einer Darmspiegelung oder operativen Entfernung zu reinigen. Einläufe werden verwendet, um Patienten mit Verdauungsstörungen den Stuhlgang zu erleichtern, da sie den Stuhl verdünnen und die Darmbewegung anregen.
Die Kochsalzlösung muss isotonisch sein, da der Einlauf dem Kreislauf über den Darm ansonsten ungewollt Flüssigkeit entzieht oder zuführt. Kochsalzlösungen werden auf das Kochsalzgehalt des Blutplasmas, der Plasmaosmolalität, abgestimmt. Es handelt sich um eine osmotische Konzentration. Die osmotischen Bestandteile einer Kochsalzlösung beziehen sich auf die wasserentziehende Wirkung. In der Medizin werden überwiegend 0,9-prozentige isotonische Kochsalzlösungen eingesetzt. Für diese Natriumchlorid-Lösungen werden neun Gramm Kochsalz in einem Liter Wasser aufgelöst. Eine bevorzugte Lösung ist die Ringer-Lösung, die neben Natriumchlorid, Natriumhydrogencarbonat, Kaliumchlorid und Kalziumchlorid enthält. Ferner gibt es 10- und 45-prozentige hypertone Kochsalzlösungen.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Patienten, die einen hohen Blutverlust erlitten haben, zum Beispiel während einer Operation oder nach einem Unfall, bekommen eine 0,9-prozentige Natriumchlorid-Lösung zur Auffüllung des Blutvolumens verabreicht. Natriumchlorid wird in Wasser aufgelöst und dem Patienten intravenös zugeführt. Diese Lösung wird auch als isotonische oder physiologische Kochsalzlösung bezeichnet, wenn ihre Bestandteile dieselbe Zusammensetzung wie das Blut haben. Diese isotonische Eigenschaft ist bei der Vergabe einer Infusion wichtig, um die Körperflüssigkeit und das Blut zu ergänzen, ohne das Blutvolumen hinsichtlich seiner Zusammensetzung mit Natrium, Chlorid und Wasser zu beeinflussen.
Die Menschen der Antike behandelten infizierte Wunden, indem sie Kochsalz direkt in den Wundherd einstreuten, was aufgrund des Brennens mit starken Schmerzen einherging. Auf diese antike Praxis geht auch das Sprichwort „Salz in die offene Wunde streuen“ zurück. Salz hat eine starke osmotische (Wasser entziehende) Wirkung auf die Zellen und zerstört Krankheitserreger wie Bakterien und Mikroorganismen, die sich um und in der Wunde ansammeln. Der Nachteil ist, dass nicht nur die Erreger, sondern auch die betroffenen Zellen zerstört werden.
Die moderne Medizin verwendet Natriumchlorid zur Befeuchtung von Wundverbänden, die auf die wunden Stellen gelegt werden und so die Wundheilung fördern, indem sie das Eindringen und/oder die Ausbreitung von Keimen verhindern.
Natriumchlorid wird auch im Kurbereich für Solebäder oder Badezusätze verwendet. Der Aufenthalt am Meer ist gesund für alle Menschen, die unter Beschwerden der Atemwegsorgane wie Bronchitis, Lungenentzündung, chronischen Husten oder Nasennebenhöhlenentzündung leiden. Inhaliergeräte mit Salz-Aerosol verschaffen Linderung. Der inhalierte Wirkstoff befeuchtet die Schleimhäute der Atemwege und vermindert Reizungen durch grippale Infekte, Reizhusten, Heiserkeit und Asthma. Es erfolgt eine Schleimlösung und der Patient ist in der Lage, abzuhusten.
Nasensprays mit Natriumchlorid sind gleichfalls eine sinnvolle Behandlungsmethode. Natriumchlorid kann dem Körper auch als Tabletten in Form von Nahrungsergänzungsmitteln zugeführt werden. Diese werden zB unter den Markennamen “astorin®cardio Tabs K“, “Schwedentabletten“ oder als “DHU-Schüssler Salze Nr. 8 Natrium chloratum“ vertrieben. Kochsalztabletten können ein sinnvolles Nahrungsergänzungsmittel bei regelmäßiger körperlicher Anstrengung mit starkem Schweißverlust sein. Auch während eines Aufenthalts in tropischen Regionen können Kochsalztabletten aufgrund ihrer flüssigkeitsregulierenden und leicht desinfizierenden Eigenschaften eine sinnvolle Nahrungsergänzung sein. Eine Tablette enthält 225 mg Natriumchlorid. Erwachsene nehmen vier Tabletten täglich, die 69,34 Prozent des Tagesbedarfs decken. Die maximale Dosis darf nicht überschritten werden. Da eine unsachgemäße Anwendung den Natrium- und Flüssigkeitshaushalt durcheinander bringen kann, sollten Anwender vor Einnahme einen Arzt oder Apotheker um Rat fragen.
Risiken & Nebenwirkungen
Wird der Patient bereits mit Kortison (Glukokortikoiden) oder dem Gehirnhormon ATCH behandelt, sollte von der Vergabe einer Natriumchlorid-Lösung abgesehen werden. Während der Schwangerschaft oder Stillzeit bestehen keine Bedenken. Bei Kindern entscheidet der Arzt über die Dosis der Natriumchlorid-Lösung. Sie richtet sich nach dem Elektrolyt- und Flüssigkeitsbedarf des Kindes.
Mögliche Nebenwirkungen sind Blutchlorid-Überschuss, Blutnatriumüberschuss, Volumenbelastung, Venenreizung, Venenwandentzündung, vermehrte Harnausscheidung und Durchfall.