Ursachen für Nesselsucht
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. September 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Quaddeln, Schwellungen, starker Juckreiz und Rötungen: Unter einer spontanen Urtikaria (Nesselsucht) erkrankt jeder vierte Mensch mindestens einmal im Leben, an der chronischen Form leiden 800.000 Deutsche. Die Auslöser der oft quälenden Hauterkrankung sind vielfältig, bei einigen Patienten findet man den Verursacher gar nicht. Worin unterscheiden sich die verschiedenen Formen der Urtikaria?
Was ist Nesselsucht?
Nesselsucht, auch Urtikaria genannt, ist eine Hauterkrankung, die durch das plötzliche Auftreten von juckenden Quaddeln oder Schwellungen auf der Haut gekennzeichnet ist. Die Quaddeln ähneln den Hautreaktionen, die bei einem Kontakt mit Brennnesseln auftreten – daher der Name. Die Flecken sind meist rot oder hautfarben, können unterschiedliche Größen haben und erscheinen oft in Gruppen. Nesselsucht kann sowohl akut als auch chronisch auftreten, wobei die Symptome in der Regel schnell auftreten und einige Stunden oder Tage andauern können.
Akute Nesselsucht tritt plötzlich auf und klingt innerhalb von sechs Wochen ab. Sie ist häufig eine Reaktion auf Allergene wie Lebensmittel, Medikamente oder Insektenstiche. Chronische Nesselsucht hingegen hält länger als sechs Wochen an und kann oft keine offensichtliche Ursache haben. Sie ist schwieriger zu behandeln und erfordert in der Regel eine umfassendere diagnostische Untersuchung, um zugrunde liegende Ursachen wie Autoimmunerkrankungen oder Infektionen auszuschließen.
Typische Symptome der Nesselsucht sind neben den Quaddeln ein intensiver Juckreiz und ein brennendes Gefühl auf der Haut. In einigen Fällen kann es auch zu einer sogenannten Angioödem-Reaktion kommen, bei der tiefere Hautschichten betroffen sind, was zu Schwellungen an Lippen, Augen oder im Rachen führt. Dies kann potenziell gefährlich werden, wenn Atembeschwerden auftreten, da das Angioödem die Atemwege verengen kann.
Nesselsucht selbst ist zwar nicht ansteckend oder lebensbedrohlich, kann jedoch das tägliche Leben stark beeinträchtigen. Die Symptome können den Schlaf stören und zu erheblichem Unwohlsein führen. In schweren Fällen, insbesondere wenn das Angioödem betroffen ist, kann eine sofortige medizinische Behandlung erforderlich sein.
Da Nesselsucht viele verschiedene Auslöser haben kann, ist die Behandlung oft symptomatisch und richtet sich nach der zugrunde liegenden Ursache. Antihistaminika sind die am häufigsten verwendete Therapie, um den Juckreiz zu lindern und die Hautreaktionen zu reduzieren.
Allergische Reaktionen als Ursache
Allergische Reaktionen gehören zu den häufigsten Ursachen für Nesselsucht (Urtikaria). Sie treten auf, wenn das Immunsystem auf normalerweise harmlose Substanzen überreagiert und eine Abwehrreaktion auslöst. Diese Reaktion führt zur Freisetzung von Histamin, einem chemischen Botenstoff, der die Blutgefäße erweitert und eine Entzündungsreaktion in der Haut hervorruft. Diese Histaminfreisetzung verursacht die typischen Symptome der Nesselsucht wie juckende Quaddeln und Hautrötungen.
'Lebensmittelallergien
Lebensmittelallergien sind eine der häufigsten Auslöser von Nesselsucht. Besonders häufig reagieren Menschen auf Nüsse, Milchprodukte, Eier, Fisch, Schalentiere und bestimmte Obstsorten. Wenn das Immunsystem auf ein bestimmtes Nahrungsmittel reagiert, setzt es Histamin frei, was zu akuten Hautreaktionen wie Quaddeln führt. In schweren Fällen kann eine Lebensmittelallergie auch eine Anaphylaxie auslösen, bei der nicht nur die Haut, sondern auch Atemwege und Kreislauf betroffen sind. Sofortige medizinische Hilfe ist hier notwendig.
Medikamentenallergien
Medikamente, insbesondere Antibiotika (z. B. Penicillin), Nicht-steroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen oder Aspirin und bestimmte Blutdruckmedikamente, sind ebenfalls häufige Auslöser von Nesselsucht. Allergische Reaktionen auf Medikamente können sich unmittelbar nach der Einnahme oder auch verzögert entwickeln, wobei die Nesselsucht oft eines der ersten Symptome ist. In einigen Fällen kann es auch zu einer schwereren systemischen Reaktion kommen.
Insektenstiche und -bisse
Allergische Reaktionen auf Insektenstiche, insbesondere von Bienen, Wespen oder Mücken, können ebenfalls Nesselsucht auslösen. Während leichte Reaktionen oft nur zu einer lokal begrenzten Schwellung führen, können bei Menschen mit Insektengiftallergien schwere allergische Reaktionen mit Urtikaria, Angioödemen und in extremen Fällen sogar zu einem anaphylaktischen Schock auftreten.
Pollen und Umweltallergene
Auch Pollen, Hausstaubmilben, Tierhaare und Schimmelpilzsporen können Nesselsucht auslösen. Diese Umweltallergene führen bei empfindlichen Personen zu einer überschießenden Immunreaktion, die häufig mit Heuschnupfen oder Asthma in Verbindung gebracht wird, jedoch auch Hautreaktionen wie Nesselsucht hervorrufen kann. Solche allergischen Reaktionen treten oft saisonal auf, wenn die Pollenkonzentration in der Luft hoch ist, oder bei Kontakt mit Tieren.
Der Mechanismus der Histaminfreisetzung
Bei allen allergischen Reaktionen ist die Histaminfreisetzung der zentrale Mechanismus, der zur Entstehung von Nesselsucht führt. Histamin bewirkt, dass die Blutgefäße durchlässiger werden, Flüssigkeit austritt und Quaddeln entstehen. Diese Reaktion ist der natürliche Versuch des Körpers, das vermeintlich schädliche Allergen zu bekämpfen, was jedoch zu den unangenehmen Symptomen der Nesselsucht führt.
Zur Behandlung von allergiebedingter Nesselsucht werden meist Antihistaminika eingesetzt, die die Wirkung des Histamins blockieren und so den Juckreiz und die Quaddelbildung verringern. In schwereren Fällen oder bei allergischen Schocks können auch Kortikosteroide oder Adrenalin notwendig sein, um die Reaktion zu kontrollieren.
Physikalische Auslöser
Neben allergischen Reaktionen können auch physikalische Reize eine wichtige Ursache für Nesselsucht (Urtikaria) sein. Bei sogenannten physikalischen Urtikariaformen führen äußere Einflüsse wie Druck, Kälte, Wärme oder Sonnenlicht zur Freisetzung von Histamin in der Haut und lösen so juckende Quaddeln und Schwellungen aus. Diese Reaktionen sind oft schwer zu erkennen, da sie nicht auf typische Allergene zurückzuführen sind, sondern durch mechanische oder thermische Reize ausgelöst werden.
Druckurtikaria
Druckurtikaria tritt auf, wenn die Haut längerem, intensiven Druck ausgesetzt wird. Dies kann durch enge Kleidung, das Tragen von schweren Gegenständen oder sogar durch längeres Sitzen entstehen. Die Symptome entwickeln sich oft erst nach mehreren Stunden und können neben Quaddeln auch Schmerzen und tiefer liegende Schwellungen, sogenannte Angioödeme, verursachen. Diese Form der Urtikaria ist oft chronisch und schwer zu kontrollieren, da alltägliche Aktivitäten den Druck auf die Haut auslösen können.
Kälteurtikaria
Bei der Kälteurtikaria reagieren Betroffene auf kalte Temperaturen, kalten Wind oder kaltes Wasser. Bereits der Kontakt mit kalten Oberflächen oder das Schwimmen in kaltem Wasser kann innerhalb von Minuten zu starken Hautreaktionen führen, die in Form von Quaddeln und Rötungen auftreten. In extremen Fällen kann eine Kälteurtikaria zu einer lebensbedrohlichen Reaktion führen, wenn ein großer Teil des Körpers auf einmal kaltem Wasser ausgesetzt ist, was zu Kreislaufproblemen und Atemnot führen kann.
Wärmeurtikaria
Wärmeurtikaria tritt auf, wenn die Haut Hitze ausgesetzt wird, beispielsweise durch heiße Bäder, Sauna oder intensive körperliche Aktivität. Hierbei entstehen juckende Quaddeln, wenn die Hauttemperatur ansteigt. Diese Form der Urtikaria ist seltener als Kälteurtikaria, tritt aber ebenfalls unmittelbar nach Kontakt mit dem auslösenden Reiz auf.
Sonnenurtikaria
Sonnenurtikaria ist eine seltene Form der Urtikaria, bei der Sonnenlicht oder UV-Strahlung Quaddeln auf der Haut verursacht. Diese Hautreaktionen treten meist innerhalb weniger Minuten nach Sonnenexposition auf, insbesondere auf den ungeschützten Körperstellen wie Gesicht, Armen und Hals. Sonnenurtikaria kann sehr belastend sein, da die Betroffenen empfindlich auf geringste Mengen an Sonnenlicht reagieren und sich daher im Freien stark einschränken müssen.
Vibrationen und mechanische Reize
Eine seltene Form der physikalischen Urtikaria ist die vibrationsinduzierte Urtikaria, die durch mechanische Vibrationen oder Erschütterungen verursacht wird. Aktivitäten wie das Bedienen von Vibrationswerkzeugen oder das Laufen auf unebenem Boden können hier die Quaddelbildung auslösen. Auch starke Reibung auf der Haut, etwa beim Kratzen oder durch bestimmte Stoffe, kann Nesselsucht hervorrufen.
Diagnostik und Behandlung
Die Diagnostik physikalischer Urtikaria erfordert oft spezifische Provokationstests, bei denen die betroffenen Hautareale gezielt den vermuteten Auslösern wie Kälte, Hitze oder Druck ausgesetzt werden. Die Behandlung richtet sich nach der Auslöseform und besteht in der Regel aus Antihistaminika, die die Symptome lindern können. Bei schweren Reaktionen auf Kälte oder Sonne wird den Betroffenen oft geraten, diese Reize so gut wie möglich zu vermeiden und geeignete Schutzmaßnahmen zu ergreifen, wie das Tragen von wärmespeichernder oder UV-schützender Kleidung.
Infektionen und Nesselsucht
Infektionen gehören zu den häufigen Ursachen für Nesselsucht, insbesondere bei akuten Urtikariafällen. Sowohl virale, bakterielle als auch parasitäre Infektionen können das Immunsystem aktivieren und eine Freisetzung von Histamin auslösen, was zu den typischen Symptomen von Nesselsucht führt: juckende Quaddeln, Rötungen und Schwellungen. Bei der Abwehr von Infektionen kommt es zu einer überschießenden Immunreaktion, die sich auch in Form von Hautveränderungen äußern kann.
Virale Infektionen
Virale Infektionen sind eine der häufigsten Auslöser von Nesselsucht, besonders bei Kindern. Erkrankungen wie Grippe, Erkältungen, Hepatitis, das Epstein-Barr-Virus (EBV) und Herpesviren können zu einer akuten Urtikaria führen. Bei einer Virusinfektion reagiert das Immunsystem intensiv, was die Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen zur Folge hat. Diese Immunreaktion kann die Haut betreffen und Nesselsucht auslösen, oft begleitet von Fieber, allgemeinem Unwohlsein und anderen Infektionssymptomen. In den meisten Fällen klingt die Urtikaria ab, sobald die Infektion abgeheilt ist.
Bakterielle Infektionen
Auch bakterielle Infektionen können Nesselsucht hervorrufen. Streptokokken, die für Halsentzündungen verantwortlich sind, oder Infektionen der Atemwege und des Magen-Darm-Trakts, wie durch das Bakterium Helicobacter pylori, sind bekannte Ursachen für eine durch Bakterien ausgelöste Urtikaria. Die Entzündungsreaktion des Körpers auf die Bakterien führt zur Aktivierung von Immunzellen, die Histamin freisetzen und so die typischen Hautveränderungen verursachen. Insbesondere bei chronischer Nesselsucht wird eine Infektion mit Helicobacter pylori häufig als zugrunde liegende Ursache in Betracht gezogen. In solchen Fällen kann eine gezielte antibiotische Therapie nicht nur die Infektion, sondern auch die Nesselsucht erfolgreich behandeln.
Parasitäre Infektionen
Parasitäre Infektionen sind in einigen Regionen der Welt eine häufigere Ursache von Nesselsucht. Parasiten wie Giardien (ein Darmparasit) oder Würmer können das Immunsystem des Körpers überreizen, was zu anhaltenden Hautreaktionen führt. Besonders in tropischen und subtropischen Regionen, in denen Parasiteninfektionen häufiger vorkommen, sollte eine parasitäre Ursache bei Nesselsucht in Betracht gezogen werden. Eine genaue Diagnose erfolgt in der Regel durch Blut- oder Stuhluntersuchungen, und die Behandlung besteht aus antiparasitären Medikamenten, die sowohl die Infektion als auch die Urtikaria beheben können.
Zusammenhang zwischen Infektionen und Immunreaktion
Der Zusammenhang zwischen Infektionen und Nesselsucht liegt in der Reaktion des Immunsystems auf Krankheitserreger. Bei der Bekämpfung von Viren, Bakterien oder Parasiten werden Immunzellen aktiviert, die Entzündungsbotenstoffe wie Histamin freisetzen. Diese Chemikalien sollen den Körper bei der Abwehr von Infektionen unterstützen, können aber auch zu den für Urtikaria typischen Hautreaktionen führen. In den meisten Fällen tritt die Nesselsucht zeitgleich mit der Infektion auf und klingt nach deren Abheilung ab. Allerdings kann die Immunantwort auch bei bereits abgeklungener Infektion fortbestehen und eine chronische Urtikaria verursachen.
Behandlung und Vorbeugung
Die Behandlung einer infektionsbedingten Nesselsucht besteht in erster Linie in der Behandlung der zugrunde liegenden Infektion. Antihistaminika werden häufig zur Linderung der Hautsymptome eingesetzt, um den Juckreiz zu reduzieren und die Quaddeln zu kontrollieren. In schweren Fällen, insbesondere wenn die Infektion länger anhält oder die Nesselsucht chronisch wird, können Kortikosteroide oder Immunsuppressiva eingesetzt werden, um das Immunsystem zu regulieren.
Autoimmunerkrankungen und Nesselsucht
Autoimmunerkrankungen sind eine weitere bedeutsame Ursache für Nesselsucht (Urtikaria), insbesondere bei chronischen Formen. Bei Autoimmunerkrankungen greift das Immunsystem fälschlicherweise körpereigene Zellen an, weil es sie als Fremdkörper identifiziert. Dies führt zu Entzündungsreaktionen, die in verschiedenen Organen oder Geweben auftreten können – einschließlich der Haut. In solchen Fällen kann die Nesselsucht auftreten, ohne dass eine äußere Reizung oder ein offensichtlicher Auslöser wie eine Allergie vorliegt.
Autoimmun-assoziierte chronische Urtikaria
Die chronische spontane Urtikaria (CSU), bei der die Symptome länger als sechs Wochen anhalten und keine klare Ursache zu identifizieren ist, wird in etwa der Hälfte der Fälle mit autoimmunen Prozessen in Verbindung gebracht. Hierbei bildet der Körper Autoantikörper, die sich gegen IgE-Rezeptoren auf Mastzellen und Basophilen richten. Diese Autoantikörper aktivieren die Freisetzung von Histamin, wodurch die typischen Quaddeln und der Juckreiz entstehen. Anders als bei einer allergischen Reaktion wird diese Histaminfreisetzung jedoch nicht durch einen äußeren Auslöser, sondern durch die Selbstangriffe des Immunsystems verursacht.
Autoimmunerkrankungen, die Nesselsucht verursachen können
Verschiedene Autoimmunerkrankungen können Nesselsucht auslösen. Eine der häufigsten ist die Hashimoto-Thyreoiditis, eine Autoimmunerkrankung, bei der das Immunsystem die Schilddrüse angreift. Studien zeigen, dass Patienten mit chronischer Urtikaria häufiger an Schilddrüsenautoimmunerkrankungen leiden als die allgemeine Bevölkerung. Auch andere autoimmune Erkrankungen wie rheumatoide Arthritis, systemischer Lupus erythematodes (SLE) oder Zöliakie sind mit Nesselsucht assoziiert.
Bei systemischem Lupus erythematodes (SLE) zum Beispiel können neben anderen systemischen Symptomen auch Hautausschläge und Nesselsucht auftreten. In diesem Fall ist die Urtikaria Teil der allgemeinen Autoimmunreaktion des Körpers, die verschiedene Organe betrifft.
Mechanismus der Immunreaktion
Der genaue Mechanismus, durch den Autoimmunerkrankungen Nesselsucht auslösen, ist komplex. Bei den meisten autoimmunen Urtikaria-Formen spielen Autoantikörper eine zentrale Rolle. Diese Autoantikörper binden an spezifische Rezeptoren auf den Mastzellen und aktivieren diese, wodurch Histamin und andere Entzündungsmediatoren freigesetzt werden. Dies führt zu den klassischen Urtikaria-Symptomen: Rötungen, Quaddeln und starkem Juckreiz.
Bei autoimmunen Prozessen kann die Nesselsucht chronisch verlaufen und schwer zu behandeln sein, da sie von den Immunreaktionen des Körpers abhängt, die nicht einfach durch Vermeidung eines Auslösers kontrolliert werden können.
Diagnostische Ansätze
Die Diagnose einer autoimmunen Urtikaria erfordert häufig umfassende Tests. Ein Indikator für eine autoimmunassoziierte Urtikaria ist das Vorhandensein von Autoantikörpern im Blut. Bluttests können auch Hinweise auf andere Autoimmunerkrankungen geben, insbesondere Schilddrüsenwerte wie TSH (Thyreoidea-stimulierendes Hormon) oder spezifische Antikörper wie anti-TPO (Thyreoidale Peroxidase-Antikörper), die auf eine Hashimoto-Thyreoiditis hindeuten können. Zusätzlich wird häufig ein sogenannter Autologer Serumtest durchgeführt, bei dem das eigene Serum in die Haut injiziert wird, um eine Reaktion zu provozieren.
Behandlung
Die Behandlung der autoimmunen Urtikaria konzentriert sich auf die Kontrolle der überschießenden Immunreaktion. Antihistaminika werden oft in hohen Dosen eingesetzt, um die Symptome zu lindern. In schwereren Fällen können Immunsuppressiva wie Kortikosteroide oder Omalizumab (ein Anti-IgE-Antikörper) verwendet werden, um das Immunsystem zu modulieren und die Symptome zu unterdrücken. Da autoimmunassoziierte Nesselsucht oft chronisch verläuft, kann die Therapie langfristig notwendig sein.
Die Behandlung von zugrunde liegenden Autoimmunerkrankungen, wie der Hashimoto-Thyreoiditis oder Lupus, ist ebenfalls entscheidend, um die Urtikaria zu kontrollieren. Hierbei wird in der Regel eine Kombination aus symptomatischer Behandlung und gezielter Therapie der Autoimmunerkrankung eingesetzt.
Hormonelle Ursachen
Hormonelle Schwankungen und Störungen können ebenfalls eine Rolle bei der Entstehung von Nesselsucht (Urtikaria) spielen, insbesondere bei chronischen Fällen. Hormonelle Veränderungen im Körper beeinflussen das Immunsystem und können in bestimmten Phasen des Lebens oder bei hormonellen Erkrankungen Nesselsucht auslösen oder verschlimmern. Diese Form der Urtikaria tritt häufiger bei Frauen auf, was darauf hindeutet, dass Geschlechtshormone eine Rolle spielen könnten.
Menstruationszyklus und Urtikaria
Bei manchen Frauen wird eine zyklusabhängige Urtikaria beobachtet. In diesen Fällen treten die Symptome von Nesselsucht regelmäßig während bestimmter Phasen des Menstruationszyklus auf, häufig in der Lutealphase (nach dem Eisprung) oder kurz vor der Menstruation. Es wird vermutet, dass Schwankungen der Progesteron- und Östrogenspiegel in dieser Phase eine Rolle spielen. Insbesondere Progesteron scheint eine allergische Reaktion hervorzurufen, was zur Freisetzung von Histamin führt und Nesselsucht auslöst. Dieser Zustand wird manchmal als Autoimmune Progesteron-Dermatitis (APD) bezeichnet.
Schwangerschaft und Urtikaria
Während der Schwangerschaft können hormonelle Veränderungen ebenfalls zu Nesselsucht führen oder bestehende Symptome verschlimmern. Der Anstieg von Östrogen und Progesteron während der Schwangerschaft kann eine immunologische Reaktion auslösen, die Nesselsucht verursacht. Manche Frauen entwickeln in der Schwangerschaft eine spezielle Form von Urtikaria, bekannt als Schwangerschaftsdermatose oder Pruritic Urticarial Papules and Plaques of Pregnancy (PUPPP), die besonders in den letzten Monaten der Schwangerschaft auftritt. Diese Form der Nesselsucht ist zwar unangenehm, jedoch in der Regel harmlos und verschwindet meist nach der Entbindung.
Hormonelle Erkrankungen und Urtikaria
Hormonelle Störungen, wie Schilddrüsenerkrankungen, können ebenfalls Nesselsucht auslösen. Insbesondere bei Patienten mit Hashimoto-Thyreoiditis, einer Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, wird häufig chronische Urtikaria beobachtet. Bei dieser Erkrankung greift das Immunsystem die Schilddrüse an, was zu einer Unterfunktion führt, die sich auf den gesamten Hormonhaushalt auswirkt. Die Verbindung zwischen Schilddrüsenhormonen und Nesselsucht ist noch nicht vollständig verstanden, doch es wird angenommen, dass die autoimmunen Prozesse, die die Schilddrüse angreifen, auch die Freisetzung von Histamin verstärken und so Nesselsucht verursachen.
Stresshormone und Urtikaria
Stress kann ebenfalls eine wichtige Rolle bei der Entstehung von Nesselsucht spielen. In Stresssituationen schüttet der Körper vermehrt Cortisol und Adrenalin aus, was das Immunsystem beeinflusst. Bei Menschen, die zu Nesselsucht neigen, können diese Stresshormone eine Verschlimmerung der Symptome hervorrufen, da das Immunsystem durch den erhöhten Stresslevel empfindlicher auf Reize reagiert und mehr Histamin freisetzt. Chronischer Stress kann den Körper in einen Zustand ständiger Überreaktion versetzen, was die Entstehung von Nesselsucht begünstigt.
Behandlung hormoneller Urtikaria
Die Behandlung der hormonell bedingten Nesselsucht erfordert oft einen multifaktoriellen Ansatz. Neben der symptomatischen Behandlung mit Antihistaminika zur Linderung des Juckreizes und der Quaddeln ist es wichtig, die zugrunde liegenden hormonellen Ursachen zu behandeln. Bei zyklusabhängiger Urtikaria können hormonelle Verhütungsmittel oder Progesteron-Antagonisten zur Regulierung des Hormonspiegels eingesetzt werden. Bei Schilddrüsenerkrankungen sollte eine gezielte Schilddrüsenhormontherapie erfolgen, um das hormonelle Gleichgewicht wiederherzustellen.
Darüber hinaus ist es wichtig, Stress zu reduzieren, da Stresshormone einen erheblichen Einfluss auf die Symptome haben können. Techniken wie Yoga, Meditation oder Atemübungen können helfen, den Stresslevel zu senken und damit die Häufigkeit und Schwere der Urtikariaanfälle zu verringern.
Medikamente und Nesselsucht
Medikamente sind eine häufige Ursache für Nesselsucht (Urtikaria), insbesondere bei Menschen, die empfindlich auf bestimmte Inhaltsstoffe reagieren oder Allergien gegen bestimmte Medikamente entwickeln. Diese medikamentös ausgelöste Urtikaria kann sowohl akut als auch chronisch verlaufen und stellt für viele Patienten eine Herausforderung dar, da sie plötzlich auftreten kann und schwer vorhersehbar ist. In den meisten Fällen beruht die Reaktion auf einer Überempfindlichkeit oder allergischen Reaktion des Immunsystems, die zur Freisetzung von Histamin führt und die typischen Quaddeln und den Juckreiz verursacht.
Häufige Medikamenten-Auslöser
Nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) wie Ibuprofen, Aspirin und Diclofenac gehören zu den häufigsten Medikamenten, die Nesselsucht auslösen. Sie blockieren das Enzym Cyclooxygenase (COX), was zu einer veränderten Freisetzung von Entzündungsmediatoren führt, die in manchen Fällen die Mastzellen aktivieren und so eine Urtikaria verursachen können. Besonders bei Menschen, die bereits an chronischer Urtikaria oder Asthma leiden, ist das Risiko einer Reaktion auf NSAR erhöht.
Antibiotika, insbesondere Penicillin, sind ebenfalls eine häufige Ursache für Nesselsucht. Bei Menschen, die allergisch auf bestimmte Antibiotika reagieren, führt die Einnahme zu einer Aktivierung des Immunsystems, was eine starke Freisetzung von Histamin und anderen Entzündungsstoffen auslöst. Diese Reaktionen können innerhalb weniger Minuten bis Stunden nach der Einnahme auftreten und von milden Hautausschlägen bis hin zu schwereren, systemischen Reaktionen reichen.
ACE-Hemmer, die zur Behandlung von Bluthochdruck eingesetzt werden, sind ein weiterer häufiger Auslöser für Nesselsucht. Diese Medikamente können Angioödeme und Quaddeln verursachen, da sie das Bradykinin-System beeinflussen, das an der Regulation der Blutgefäße beteiligt ist. Diese Form der Urtikaria kann auch Wochen oder Monate nach Beginn der Einnahme auftreten.
Opioide wie Morphin und Codein, die in Schmerzmitteln verwendet werden, können eine direkte Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen verursachen, was Nesselsucht hervorruft. Die Reaktion ist oft dosisabhängig und tritt typischerweise kurz nach der Einnahme auf.
Mechanismen der Medikamenten-induzierten Nesselsucht
Die Reaktionen auf Medikamente können auf verschiedene Arten erfolgen. Am häufigsten handelt es sich um allergische Reaktionen, bei denen das Immunsystem das Medikament als Bedrohung erkennt und Antikörper gegen den Wirkstoff bildet. Diese Antikörper führen zur Freisetzung von Histamin aus den Mastzellen, was zu den typischen Symptomen der Nesselsucht führt.
In einigen Fällen handelt es sich nicht um eine echte allergische Reaktion, sondern um eine pseudoallergische Reaktion, bei der die Medikamente direkt auf Mastzellen wirken und eine Histaminfreisetzung auslösen, ohne das Immunsystem zu aktivieren. Diese Reaktionen sind ebenfalls unangenehm, aber in der Regel weniger gefährlich als echte allergische Reaktionen.
Wann ist ein Arztbesuch notwendig?
Wenn nach der Einnahme eines Medikaments Symptome von Nesselsucht auftreten, sollte umgehend ein Arzt konsultiert werden, um die genaue Ursache festzustellen. In schweren Fällen, besonders wenn zusätzlich Atembeschwerden, Schwellungen im Gesicht oder Rachen (Angioödem) oder Schwindel auftreten, ist es wichtig, sofort ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen, da diese Symptome auf eine schwerwiegende allergische Reaktion hinweisen können, die eine Notfallbehandlung erfordert.
Behandlung von medikamentös ausgelöster Nesselsucht
Die Behandlung der medikamenteninduzierten Urtikaria besteht zunächst darin, das auslösende Medikament abzusetzen. In vielen Fällen klingen die Symptome nach dem Absetzen des Medikaments von selbst ab. Zur Linderung der Symptome werden Antihistaminika eingesetzt, die die Histaminwirkung blockieren und den Juckreiz sowie die Quaddelbildung reduzieren.
In schwereren Fällen oder bei anhaltenden Symptomen können Kortikosteroide eingesetzt werden, um die Entzündungsreaktion zu unterdrücken. Bei besonders schweren allergischen Reaktionen, die mit Atemnot oder Schwellungen einhergehen, kann die Verabreichung von Adrenalin notwendig sein, um die Symptome rasch zu kontrollieren.
Vorsorge und Prävention
Um medikamenteninduzierte Nesselsucht zu vermeiden, sollten Patienten ihre bekannten Allergien und Überempfindlichkeiten immer ihrem Arzt mitteilen. In einigen Fällen können alternative Medikamente verwendet werden, die weniger wahrscheinlich eine Reaktion auslösen.
Psychosomatische Ursachen und Stress
Nesselsucht (Urtikaria) kann nicht nur durch physische Auslöser wie Allergien, Infektionen oder Medikamente entstehen, sondern auch durch psychosomatische Ursachen und Stress. Es gibt eine enge Verbindung zwischen der Psyche und körperlichen Symptomen, und bei vielen Menschen wirkt sich emotionaler Stress direkt auf die Haut aus. Nesselsucht, die durch Stress oder psychische Belastungen ausgelöst wird, ist keine Seltenheit und zeigt, wie eng das Nervensystem und das Immunsystem miteinander verbunden sind.
Der Einfluss von Stress auf die Urtikaria
Stress wirkt auf den gesamten Körper und aktiviert die sogenannte Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HPA-Achse). Durch diese Aktivierung werden Cortisol und andere Stresshormone freigesetzt, die das Immunsystem beeinflussen. Bei Menschen, die zu Nesselsucht neigen, kann Stress die Aktivierung von Mastzellen verstärken, die Histamin freisetzen. Diese Histaminfreisetzung verursacht die typischen Symptome der Nesselsucht wie Quaddeln, Rötungen und Juckreiz.
Ein weiteres Hormon, das bei Stress freigesetzt wird, ist Adrenalin. Während akuter Stresssituationen steigt der Adrenalinspiegel, was zu einer erhöhten Herzfrequenz, Schwitzen und erhöhter Reaktionsbereitschaft des Körpers führt. Diese Veränderungen können das Immunsystem zusätzlich überstimulieren und die Hautreaktionen verschlimmern. Chronischer Stress schwächt das Immunsystem und macht den Körper anfälliger für übermäßige Immunreaktionen wie Nesselsucht.
Psychosomatische Reaktionen
Psychosomatische Erkrankungen sind Krankheiten, bei denen emotionale und psychische Faktoren zu körperlichen Beschwerden führen. Bei der psychosomatischen Urtikaria werden psychische Belastungen wie Angst, Nervosität oder ungelöste Konflikte in körperliche Symptome umgewandelt. Besonders Menschen, die unter chronischem Stress oder anhaltenden emotionalen Problemen leiden, neigen dazu, diese Belastungen auf der Haut auszudrücken. Die Haut als Organ reagiert oft sensibel auf emotionale Zustände, was sich in Nesselsucht oder anderen Hauterkrankungen wie Ekzemen oder Neurodermitis äußern kann.
Stressbedingte Urtikaria im Alltag
Viele Menschen stellen fest, dass ihre Symptome der Urtikaria in stressigen Zeiten, wie etwa während beruflicher Belastungen, Prüfungen oder in persönlichen Krisen, zunehmen. Dies ist darauf zurückzuführen, dass der Körper in solchen Situationen verstärkt Stresshormone produziert, die das Immunsystem auf Hochtouren bringen und Hautreaktionen auslösen. Besonders die chronische Urtikaria kann durch langanhaltenden Stress verstärkt werden, da das Immunsystem dauerhaft überaktiviert bleibt.
Behandlung stressbedingter Urtikaria
Die Behandlung von stressbedingter Nesselsucht setzt an zwei Fronten an: Einerseits werden die Symptome der Urtikaria durch Antihistaminika gelindert, die die Freisetzung von Histamin blockieren und so den Juckreiz und die Quaddelbildung reduzieren. Andererseits ist es entscheidend, die zugrunde liegenden psychischen Belastungen zu behandeln, um langfristige Linderung zu erzielen.
Stressbewältigungstechniken wie Atemübungen, Meditation, Yoga oder Progressive Muskelentspannung können helfen, den Stresslevel zu senken und das Risiko stressbedingter Hautreaktionen zu reduzieren. Auch regelmäßige Bewegung, eine gesunde Ernährung und ausreichend Schlaf sind wichtige Faktoren, um das Nervensystem zu stabilisieren und das Immunsystem zu regulieren.
In einigen Fällen kann auch eine psychotherapeutische Behandlung sinnvoll sein, insbesondere wenn die Urtikaria durch tiefer liegende psychische Konflikte oder chronischen Stress verstärkt wird. Verhaltenstherapeutische Ansätze oder Stressmanagement-Programme können dabei helfen, besser mit Stress umzugehen und die körperlichen Symptome zu kontrollieren.
Präventive Maßnahmen
Um stressbedingter Urtikaria vorzubeugen, ist es wichtig, regelmäßig Entspannungstechniken anzuwenden und auf Warnsignale des Körpers zu achten. Häufige Ruhepausen, der Abbau von Stressquellen im Alltag und eine gesunde Work-Life-Balance können dazu beitragen, die Häufigkeit und Schwere der Urtikaria-Symptome zu verringern.
Die akute Urtikaria
Bei einer akuten Urtikaria dauern die Beschwerden nicht länger als sechs Wochen. Wenn die Nesselsucht ohne provozierenden äußeren Reiz entsteht, spricht man von der akuten spontanen Urtikaria. Mehr als 90 Prozent der Fälle einer akuten spontanen Urtikaria dauern nur wenige Tage bis Wochen.
Zu den häufigeren Ursachen gehören Infekte, Medikamenten-Unverträglichkeiten (oft fiebersenkende Schmerzmittel und Antibiotika) und Nahrungsmittelallergien beziehungsweise -intoleranzen. In jedem Fall muss ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen zum Beispiel der Einnahme eines Medikaments und dem Auftritt der Beschwerden liegen.
Die chronische spontane Urtikaria
Wenn die Beschwerden der spontanen Urtikaria nach sechs Wochen immer noch vorhanden sind, sprechen die Mediziner von einer chronischen spontanen Urtikaria. Sie kann täglich, wöchentlich oder auch seltener auftreten und Jahre oder Jahrzehnte andauern. Dies kann von den Betroffenen oft nur durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten auszuhalten sein. Bei schwer verlaufenden Formen lohnt sich die gründliche Suche nach den Auslösern mit dem Ziel, sie zu beseitigen.
Die chronische Urtikaria wird wiederum in drei Gruppen unterteilt: Etwa zwei Drittel aller Fälle von chronischer spontaner Urtikaria lassen sich ihnen zuordnen. Bei etwa einem Drittel der Patienten bleiben die Verursacher unergründbar.
- Intoleranz-Urtikaria: Überempfindlichkeit gegen Nahrungsmittelbestandteile wie zum Beispiel Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoffe. Auch histaminreiche Lebensmittel wie reifer Käse und Wurst können die Intoleranz-Urtikaria auslösen.
- Infekt-Urtikaria: Dies bezeichnet die Reaktion auf eine Entzündung im Körper, die keine weiteren Beschwerden verursachen muss. Häufig sind es Magen-Darm- und Hals-Nasen-Ohren- beziehungsweise Zahnwurzelinfekte.
- Autoreaktive Urtikaria: Unverträglichkeit von körpereigenen Stoffen.
Die chronische induzierbare Urtikaria
Zu dieser Gruppe gehören die Urtikaria-Formen, bei denen die Symptome nur nach bestimmten Reizen entstehen. Hier wird wiederum in Gruppen unterteilt: Die größte Untergruppe ist dabei der symptomatische Dermographismus – auch Urticaria factitia genannt –, der zu den physikalischen Formen der induzierbaren Urtikaria gehört.
Reiben, Kratzen oder Scheuern führt zu Quaddeln, Rötungen und Juckreiz innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten – und das nur genau an den Stellen, an denen die Haut gereizt wurde.
Vom symptomatischen Dermographismus abzugrenzen ist die Druckurtikaria, bei der Stunden nach Druckeinwirkung tiefe Schwellungen folgen, die in Gelenkbereichen sogar schmerzhaft sein können. Die oberflächlichen Quaddeln treten bei der Druckurtikaria hingegen nicht auf.
Weitere Formen der physikalischen Urtikaria
Die Kälteurtikaria ist eine häufig vorkommende Form der physikalischen Urtikaria. Der Begriff „Kälte“ beschreibt dabei alles, was kühler ist als die menschliche Haut. Je höher die Schwellentemperatur liegt, also die Temperatur, die noch Quaddeln auslöst, desto häufiger hat der Patient Beschwerden.
Im Verlauf der Erkrankung bleibt die Schwellentemperatur relativ stabil, kann aber durch eine Behandlung gesenkt werden. In kalten Ländern kommt sie häufiger vor als in warmen Ländern. Die Kälteurtikaria kann zum Beispiel dazu führen, dass der Genuss von kalten Getränken oder Eis zu Schwellungen im Rachenbereich führen. Solche Schwellungen können nicht nur Schluckbeschwerden, sondern auch schwere Atemnot zur Folge haben.
Zu den selteneren Formen der physikalischen Urtikaria gehört die Lichturtikaria, bei der die typischen Quaddeln und der Juckreiz nach Einwirkung von Licht, insbesondere Sonnenlicht entstehen, üblicherweise im Frühjahr und Sommer, üblicherweise Sekunden bis Minuten nach Lichtkontakt. Da Kleidung nicht alle UV-Strahlen abhält, kann es auch an bedeckten Körperteilen zu einer Quaddelbildung kommen. Patienten reagieren häufig nur auf einen Teil des Wellenlängebereichs. Einige reagieren im Bereich des sichtbaren Lichts, die anderen nur auf UVA- oder UVB-Strahlung.
Auch eine – wenn auch seltene – Form der physikalischen Urtikaria ist die Wärmeurtikaria, bei der Quaddeln und Juckreiz an Hautstellen auftreten, die Wärme ausgesetzt werden. Tritt sie im Sommer an der warmen Luft oder im warmen Wasser auf, kann sie mit der Lichturtikaria verwechselt werden.
Auch die cholinergische Urtikaria zählt zu den induzierbaren Formen der Urtikaria und sie kommt recht häufig vor. Die Symptome entstehen nach der Erhöhung der Körpertemperatur, zum Beispiel durch Schwitzen, Aufregung oder Fieber. Typisch für diese Form sind kleine stecknadelkopfgroße Quaddeln, die von einer größeren Rötung umschlossen werden. Nach Abkühlung verschwinden die Quaddeln spurlos innerhalb von Minuten bis Stunden.
Mehr Informationen über Nesselsucht gibt es auf http://www.nesselsuchtinfo.de.
Quellen
- Dirschka, T., Hartwig, R.: Klinikleitfaden Dermatologie. Urban & Fischer, München 2011
- Moll, I.: Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010
- Sterry, W., Paus, R.: Checkliste Dermatologie. Thieme, Stuttgart 2010