Ursachen für Nesselsucht

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Quaddeln, Schwellungen, starker Juckreiz und Rötungen: Unter einer spontanen Urtikaria (Nesselsucht) erkrankt jeder vierte Mensch mindestens einmal im Leben, an der chronischen Form leiden 800.000 Deutsche. Die Auslöser der oft quälenden Hauterkrankung sind vielfältig, bei einigen Patienten findet man den Verursacher gar nicht. Worin unterscheiden sich die verschiedenen Formen der Urtikaria?

Inhaltsverzeichnis

Die akute Urtikaria

Als Quaddeln bezeichnet man punktartige Erhebungen der Haut, die nach Insektenstiche entstehen oder Symptome einer Allergie oder Nesselsucht sein können. Klicken, um zu vergrößern.

Bei einer akuten Urtikaria dauern die Beschwerden nicht länger als sechs Wochen. Wenn die Nesselsucht ohne provozierenden äußeren Reiz entsteht, spricht man von der akuten spontanen Urtikaria. Mehr als 90 Prozent der Fälle einer akuten spontanen Urtikaria dauern nur wenige Tage bis Wochen.

Zu den häufigeren Ursachen gehören Infekte, Medikamenten-Unverträglichkeiten (oft fiebersenkende Schmerzmittel und Antibiotika) und Nahrungsmittelallergien beziehungsweise -intoleranzen. In jedem Fall muss ein enger zeitlicher Zusammenhang zwischen zum Beispiel der Einnahme eines Medikaments und dem Auftritt der Beschwerden liegen.

Die chronische spontane Urtikaria

Wenn die Beschwerden der spontanen Urtikaria nach sechs Wochen immer noch vorhanden sind, sprechen die Mediziner von einer chronischen spontanen Urtikaria. Sie kann täglich, wöchentlich oder auch seltener auftreten und Jahre oder Jahrzehnte andauern. Dies kann von den Betroffenen oft nur durch die regelmäßige Einnahme von Medikamenten auszuhalten sein. Bei schwer verlaufenden Formen lohnt sich die gründliche Suche nach den Auslösern mit dem Ziel, sie zu beseitigen.

Die chronische Urtikaria wird wiederum in drei Gruppen unterteilt: Etwa zwei Drittel aller Fälle von chronischer spontaner Urtikaria lassen sich ihnen zuordnen. Bei etwa einem Drittel der Patienten bleiben die Verursacher unergründbar.

  • Intoleranz-Urtikaria: Überempfindlichkeit gegen Nahrungsmittelbestandteile wie zum Beispiel Farb-, Aroma- oder Konservierungsstoffe. Auch histaminreiche Lebensmittel wie reifer Käse und Wurst können die Intoleranz-Urtikaria auslösen.
  • Infekt-Urtikaria: Dies bezeichnet die Reaktion auf eine Entzündung im Körper, die keine weiteren Beschwerden verursachen muss. Häufig sind es Magen-Darm- und Hals-Nasen-Ohren- beziehungsweise Zahnwurzelinfekte.
  • Autoreaktive Urtikaria: Unverträglichkeit von körpereigenen Stoffen.

Die chronische induzierbare Urtikaria

Zu dieser Gruppe gehören die Urtikaria-Formen, bei denen die Symptome nur nach bestimmten Reizen entstehen. Hier wird wiederum in Gruppen unterteilt: Die größte Untergruppe ist dabei der symptomatische Dermographismus – auch Urticaria factitia genannt –, der zu den physikalischen Formen der induzierbaren Urtikaria gehört.

Reiben, Kratzen oder Scheuern führt zu Quaddeln, Rötungen und Juckreiz innerhalb von wenigen Sekunden oder Minuten – und das nur genau an den Stellen, an denen die Haut gereizt wurde.

Vom symptomatischen Dermographismus abzugrenzen ist die Druckurtikaria, bei der Stunden nach Druckeinwirkung tiefe Schwellungen folgen, die in Gelenkbereichen sogar schmerzhaft sein können. Die oberflächlichen Quaddeln treten bei der Druckurtikaria hingegen nicht auf.

Weitere Formen der physikalischen Urtikaria

Die Kälteurtikaria ist eine häufig vorkommende Form der physikalischen Urtikaria. Der Begriff „Kälte“ beschreibt dabei alles, was kühler ist als die menschliche Haut. Je höher die Schwellentemperatur liegt, also die Temperatur, die noch Quaddeln auslöst, desto häufiger hat der Patient Beschwerden.

Im Verlauf der Erkrankung bleibt die Schwellentemperatur relativ stabil, kann aber durch eine Behandlung gesenkt werden. In kalten Ländern kommt sie häufiger vor als in warmen Ländern. Die Kälteurtikaria kann zum Beispiel dazu führen, dass der Genuss von kalten Getränken oder Eis zu Schwellungen im Rachenbereich führen. Solche Schwellungen können nicht nur Schluckbeschwerden, sondern auch schwere Atemnot zur Folge haben.

Zu den selteneren Formen der physikalischen Urtikaria gehört die Lichturtikaria, bei der die typischen Quaddeln und der Juckreiz nach Einwirkung von Licht, insbesondere Sonnenlicht entstehen, üblicherweise im Frühjahr und Sommer, üblicherweise Sekunden bis Minuten nach Lichtkontakt. Da Kleidung nicht alle UV-Strahlen abhält, kann es auch an bedeckten Körperteilen zu einer Quaddelbildung kommen. Patienten reagieren häufig nur auf einen Teil des Wellenlängebereichs. Einige reagieren im Bereich des sichtbaren Lichts, die anderen nur auf UVA- oder UVB-Strahlung.

Auch eine – wenn auch seltene – Form der physikalischen Urtikaria ist die Wärmeurtikaria, bei der Quaddeln und Juckreiz an Hautstellen auftreten, die Wärme ausgesetzt werden. Tritt sie im Sommer an der warmen Luft oder im warmen Wasser auf, kann sie mit der Lichturtikaria verwechselt werden.

Auch die cholinergische Urtikaria zählt zu den induzierbaren Formen der Urtikaria und sie kommt recht häufig vor. Die Symptome entstehen nach der Erhöhung der Körpertemperatur, zum Beispiel durch Schwitzen, Aufregung oder Fieber. Typisch für diese Form sind kleine stecknadelkopfgroße Quaddeln, die von einer größeren Rötung umschlossen werden. Nach Abkühlung verschwinden die Quaddeln spurlos innerhalb von Minuten bis Stunden.

Mehr Informationen über Nesselsucht gibt es auf http://www.nesselsuchtinfo.de.

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