Abirateron
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Abirateron wird ein Wirkstoff bezeichnet, der hauptsächlich in der Krebstherapie eingesetzt wird. Durch die Senkung des Hormonspiegels verhindert er das Anwachsen von bisher nicht entfernten Metastasen in der menschlichen Prostata.
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Was ist Abirateron?
Das Abirateron bewirkt eine Hormonhemmung bei männlichen Krebspatienten. In bestimmten Fällen speisen sich die Metastasen durch das Testosteron des Mannes. Hierbei ernährt sich der Krebs also nicht mehr durch das im Blut befindliche Testosteron.
Dieses kann im Rahmen einer begonnenen Therapie bereits deutlich gesenkt sein. In solchen Ausgangslagen würde sich der Krebs seine Nahrung folglich selbst im Zuge der sogenannten Androgensynthese herstellen. Dafür benötigt er jedoch das Enzym CYP17. Dessen Produktion wiederum wird durch das Abirateron gehemmt.
Die Metastasen können sich auf diese Weise nicht mehr selbst speisen. Die Herstellung des Hormons in der Prostata sowie in den Nebennieren und im Hoden nimmt ab. In der Folge soll damit eine schonende Behandlung der Krebserkrankung einhergehen. Das Verfahren gilt als relativ neu und die entsprechenden Präparate mit dem Wirkstoff Abirateron werden erst seit wenigen Jahren in der Praxis angewendet.
Pharmakologische Wirkung
In der Anwendung bewirkt das Abirateron – eigentlich als Abirateronacetat bezeichnet – eine Blockade des Enzyms CYP17. Damit können bestimmte im Blut befindliche Hormone nicht mehr in das Testosteron umgewandelt werden.
Der Testosteronspiegel nimmt somit ab. Der Krebs kann sich aus diesem folglich nicht mehr selbst ernähren. Ebenso findet er aber im Organismus nicht mehr genügend Hormone, um weiterhin anwachsen zu können. Das Abirateron kann seine Wirkung jedoch nur in Kombination mit dem künstlichen Glukokortikoid Prednisolon oder Prednison ausspielen. Schließlich kann die Nebenniere durch die Hemmung im Rahmen des Einsatzes des Abirateron nun kein eigenes Glucocorticoid mehr produzieren.
Dieses muss daher zugeführt werden. In den bisher getesteten Fällen stieg die Erfolgsquote indes signifikant an. Einerseits wurden damit die Überlebenschancen der Patienten nach der Diagnose erhöht. Andererseits konnte der schwerwiegende Einsatz der Chemotherapie ebenso um mehrere Monate hinausgezögert werden. Daneben berichteten die Betroffenen über eine geringe Schmerzentwicklung. Die Verabreichung von entsprechenden Medikamenten ließ sich also gleichfalls reduzieren.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Das Abirateron kommt derzeit lediglich bei einer kleinen Gruppe an Krebspatienten zum Einsatz. Diese müssen männlich sein und über kastrationsresistente Metastasen verfügen. Das Wachstum der bösartigen Zellen sollte daher auf vorherige Eingriffe nicht wie gewünscht reagiert haben.
Ebenso notwendig ist es, dass bislang keine Chemotherapie stattgefunden hat und eine solche auch nicht aufgrund des Gesundheitszustandes des Betroffenen unmittelbar bevorsteht. Zudem sollte bereits eine hormonblockierende Behandlung begonnen worden sein. Der Krebs darf sich in diesen Fällen schon im fortgeschrittenen Stadium befinden. Er sollte auf andere Maßnahmen bislang aber nicht angesprochen haben.
Die Auswirkungen dieser neuartigen Therapie erweisen sich als überzeugend. In nahezu allen relevanten Fallstudien trat eine Verbesserung der Gesundheit ein. Schmerzmittel konnten gesenkt, die Dauer der Krankenhausaufenthalte ebenso reduziert werden. Gegenwärtig wird mit einer durchschnittlichen Überlebenslänge von etwa fünf Monaten im Vergleich zu solchen Patienten gerechnet, denen das Abirateron nicht verabreicht wurde. Zugleich steigt die Lebensqualität signifikant an.
Verabreichung & Dosierung
Abirateron ist ein Medikament, das in der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt wird, insbesondere wenn der Krebs auf andere Behandlungen nicht mehr anspricht. Es wird in Form von Tabletten verabreicht und wirkt, indem es die Produktion bestimmter Hormone hemmt, die das Tumorwachstum fördern können.
Bei der Verabreichung und Dosierung von Abirateron sind einige wichtige Punkte zu beachten:
Dosierung: Die übliche Dosis von Abirateron beträgt 1000 mg, die einmal täglich eingenommen wird. Es ist wichtig, die Anweisungen des Arztes genau zu befolgen und die Dosis nicht eigenständig zu verändern.
Einnahme mit Prednison: Abirateron wird normalerweise in Kombination mit Prednison oder einem anderen Kortikosteroid verabreicht, um bestimmte Nebenwirkungen zu verhindern, die durch die Senkung der Hormonproduktion entstehen können. Prednison wird normalerweise zweimal täglich eingenommen.
Einnahmezeitpunkt: Abirateron sollte auf nüchternen Magen eingenommen werden; mindestens zwei Stunden nach der letzten Mahlzeit und mindestens eine Stunde vor der nächsten Mahlzeit. Dies hilft, die korrekte Absorption des Medikaments zu gewährleisten.
Überwachung: Regelmäßige ärztliche Kontrollen sind erforderlich, um die Wirksamkeit der Behandlung zu bewerten und mögliche Nebenwirkungen zu überwachen. Dazu gehören Bluttests, um Leberfunktion und Elektrolytspiegel zu prüfen, da Abirateron die Leberfunktion beeinträchtigen und den Kaliumspiegel im Blut erhöhen kann.
Nebenwirkungen und Vorsichtsmaßnahmen: Patienten sollten über mögliche Nebenwirkungen wie Müdigkeit, Gelenkschmerzen, Hypertonie und Elektrolytungleichgewichte informiert sein und bei Anzeichen dieser Effekte ihren Arzt konsultieren.
Die korrekte Anwendung von Abirateron gemäß den Anweisungen des Arztes ist entscheidend, um die besten Behandlungsergebnisse zu erzielen und die Risiken von Nebenwirkungen zu minimieren.
Risiken & Nebenwirkungen
Allerdings erweist sich das Abirateron hinsichtlich etwaiger Nebenwirkungen als nicht eben vorteilhaft. Schmerzen und Schwellungen der Gelenke und Muskeln werden häufig beobachtet. Der Herzschlag erreicht einen erhöhten Rhythmus. Eine allgemeine Müdigkeit tritt ein, kleinere Belastungen werden erschwert wahrgenommen.
Zudem kann es zu Wassereinlagerungen in den Zellen des Körpers kommen. Auch ein steigender Harndrang in der Nacht wird verzeichnet. Ebenso werden der Magen und der Darm in Mitleidenschaft gezogen. Die Ernährung wird nur noch unzureichend verdaut, Durchfall und Erbrechen treten häufiger auf. Bei einem längeren Einsatz des Abiraterons können auch die Organe des Körpers geschädigt werden.
Namentlich gelten die Leber und das Herz als anfällig. Das Medikament muss daher ausnahmslos auf ärztliches Anraten hin konsumiert werden. Die unerwünschten Begleiterscheinungen können anderenfalls akute bis chronische Leiden auslösen oder die erhoffte Krebsbehandlung konterkarieren.
Kontraindikationen
Abirateron ist ein wirksames Medikament zur Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs, aber es gibt spezifische Situationen, in denen seine Anwendung kontraindiziert ist oder besondere Vorsicht erfordert. Hier sind die typischen Kontraindikationen für die Verwendung von Abirateron:
Schwere Lebererkrankungen: Abirateron wird in der Leber metabolisiert. Bei Patienten mit schwerer Lebererkrankung kann die Anwendung von Abirateron das Risiko für weitere Leberschäden erhöhen. Es wird generell nicht empfohlen, das Medikament bei Patienten mit schwerer Leberinsuffizienz einzusetzen.
Schwangerschaft und Stillzeit: Abirateron ist für Männer indiziert, aber es sollte beachtet werden, dass es potenziell teratogene Wirkungen haben kann. Männer, deren Partnerinnen schwanger sein könnten, sollten während der Behandlung und für eine gewisse Zeit danach sicherstellen, dass sie wirksame Verhütungsmethoden anwenden.
Frauen im gebärfähigen Alter: Aufgrund des Mangels an relevanten Daten zur Sicherheit und Wirksamkeit sollte Abirateron nicht bei Frauen, insbesondere nicht bei schwangeren oder stillenden Frauen, angewendet werden.
Kombination mit bestimmten Medikamenten: Abirateron sollte mit Vorsicht verwendet werden, wenn es zusammen mit anderen Medikamenten eingenommen wird, die das QT-Intervall verlängern können oder die ebenfalls starke Auswirkungen auf die Leber haben. Die Kombination mit solchen Medikamenten kann das Risiko für unerwünschte Effekte erhöhen.
Allergien gegen Wirkstoffe: Patienten, die allergisch auf Abirateron oder einen der sonstigen Bestandteile des Medikaments reagieren, sollten es nicht verwenden. Zu den Symptomen einer allergischen Reaktion gehören unter anderem Hautausschlag, Juckreiz und Atembeschwerden.
Es ist wichtig, dass Patienten alle bestehenden Gesundheitsprobleme sowie alle anderen Medikamente, die sie einnehmen, mit ihrem Arzt besprechen, bevor sie mit der Behandlung mit Abirateron beginnen. Diese Vorsichtsmaßnahmen helfen, das Risiko von schwerwiegenden Nebenwirkungen zu minimieren und die Sicherheit der Therapie zu gewährleisten.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Abirateron ist ein Medikament, das in der Behandlung von fortgeschrittenem Prostatakrebs eingesetzt wird und spezifische Interaktionen mit anderen Medikamenten aufweisen kann, die berücksichtigt werden müssen. Hier sind einige wichtige Wechselwirkungen:
CYP3A4-Induktoren und -Inhibitoren: Abirateron wird durch das Cytochrom P450-Enzym CYP3A4 in der Leber metabolisiert. Medikamente, die CYP3A4 induzieren, wie Rifampicin, Carbamazepin, Phenobarbital und Phenytoin, können die Plasmaspiegel von Abirateron senken, was dessen Wirksamkeit verringern könnte. Auf der anderen Seite können CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol, Itraconazol, Clarithromycin und Grapefruitsaft die Plasmaspiegel von Abirateron erhöhen und das Risiko von Nebenwirkungen verstärken.
Wirkung auf das QT-Intervall: Abirateron kann das QT-Intervall verlängern. Die gleichzeitige Anwendung mit anderen Medikamenten, die ebenfalls das QT-Intervall verlängern (wie bestimmte Antidepressiva, Antiarrhythmika und Antibiotika), kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen erhöhen.
Blutdrucksenkende Medikamente: Da Abirateron das Potenzial hat, den Blutdruck zu erhöhen, kann die Kombination mit blutdrucksenkenden Medikamenten zu einer verstärkten hypotensiven Wirkung führen, was eine Anpassung der Dosierung der Blutdruckmedikation erforderlich machen kann.
Kortikosteroide: Abirateron wird typischerweise zusammen mit Prednison oder anderen Kortikosteroiden verabreicht, um bestimmte Nebenwirkungen zu kontrollieren. Die gleichzeitige Anwendung anderer Steroide oder Medikamente, die mit Steroiden interagieren, muss sorgfältig überwacht werden, um Überdosierungseffekte oder Nebenwirkungen zu vermeiden.
Patienten sollten ihren Ärzten alle Medikamente, Nahrungsergänzungsmittel und Kräuterprodukte, die sie einnehmen, mitteilen, um mögliche gefährliche Wechselwirkungen zu vermeiden. Eine regelmäßige Überwachung durch den Arzt ist notwendig, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung mit Abirateron zu gewährleisten.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Abirateron aufgrund von Unverträglichkeiten oder Nebenwirkungen nicht geeignet ist, stehen mehrere alternative Behandlungsoptionen für Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs zur Verfügung. Diese Alternativen können abhängig von der spezifischen Situation des Patienten, dem Stadium des Krebses und vorherigen Behandlungen variieren:
Enzalutamid: Dies ist ein weiterer Wirkstoff, der die Wirkung von Testosteron blockiert, allerdings ohne die Produktion von Testosteron selbst zu unterdrücken. Enzalutamid ist bekannt dafür, das Fortschreiten der Krankheit zu verzögern und wird oft verwendet, wenn Patienten gegen andere Hormontherapien resistent geworden sind.
Docetaxel: Ein Chemotherapeutikum, das häufig bei der Behandlung von metastasiertem Prostatakrebs eingesetzt wird, insbesondere nachdem Hormontherapien nicht mehr wirksam sind. Docetaxel wirkt, indem es die Zellteilung hemmt und kann das Überleben verlängern.
Cabazitaxel: Ein weiteres Chemotherapeutikum, das oft verwendet wird, wenn der Krebs gegen Docetaxel resistent geworden ist. Es wirkt ähnlich wie Docetaxel, indem es die Zellteilung stört, aber es kann bei Patienten eingesetzt werden, die auf die erste Chemotherapie nicht mehr ansprechen.
Radiopharmazeutische Therapie: Substanzen wie Radium-223 sind für Patienten mit Knochenmetastasen verfügbar. Radium-223 ist ein radioaktiver Stoff, der gezielt Knochenmetastasen angreift und sowohl Schmerzen lindert als auch die Ausbreitung des Krebses verzögern kann.
Immuntherapie: Während noch in der Erforschung und Entwicklung, zeigen einige Immuntherapien wie Pembrolizumab vielversprechende Ergebnisse bei bestimmten Patienten mit fortgeschrittenem Prostatakrebs, insbesondere solchen mit spezifischen genetischen Veränderungen.
Diese Therapien bieten eine Vielzahl von Mechanismen und Ansätzen zur Bekämpfung von Prostatakrebs und können je nach individuellen Gesundheitsbedingungen und der spezifischen Reaktion des Krebses auf vorherige Behandlungen angepasst werden. Es ist wichtig, dass Patienten alle verfügbaren Optionen ausführlich mit ihrem Onkologen besprechen, um die am besten geeignete Therapie zu bestimmen.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor