Analgesie

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 11. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Mit dem Begriff Analgesie wird in der Medizin das Ausschalten von Schmerzen beschrieben. Es handelt sich dabei um eine Schmerztherapie mit Hilfe einer Verringerung oder auch Unterbrechung der Erregungsleitung oder durch Medikamentengabe.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Analgesie?

Die Analgesie bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die Ausschaltung des Schmerzempfindens mit Hilfe von Medikamenten oder auch durch eine Schädigung von Zellen im zentralen oder peripheren Nervensystem.

Die Analgesie bezeichnet in der medizinischen Fachsprache die Ausschaltung des Schmerzempfindens mit Hilfe von Medikamenten oder auch durch eine Schädigung von Zellen im zentralen oder peripheren Nervensystem.

Oft wird der Begriff auch als Synonym für den Begriff Anästhesie verwendet, allerdings werden bei der Analgesie nicht alle Empfindungen ausgeschaltet. Bestimmte Empfindungen, wie zum Beispiel die Berührungsempfindlichkeit, bleiben dem Patienten bei der Analgesie erhalten. Liegt eine Verletzung mit durchtrenntem, sensiblem Nervengewebe vor, wird mit der Analgesie in der Regel auch die Anästhesie verbunden. Somit erfolgt bei einer lokalen (örtlichen) Analgesie aufgrund der eingesetzten Medikamente im Prinzip auch eine Lokalanästhesie.

Geschichte & Entwicklung

Die Geschichte der Analgesie, also der Schmerzstillung, reicht bis in die Antike zurück. Schon frühe Zivilisationen wie die Sumerer und Ägypter nutzten pflanzliche Substanzen wie Mohn (Opium), um Schmerzen zu lindern. Auch in der traditionellen chinesischen Medizin und bei den indigenen Völkern Amerikas kamen Kräuter und Akupunktur zur Schmerzlinderung zum Einsatz.

Im Mittelalter wurden Schmerzmittel überwiegend aus Pflanzen gewonnen, wie etwa Weidenrinde, die Salicin enthält, einen Vorläufer des modernen Aspirins. Ein Meilenstein in der modernen Schmerztherapie war die Entdeckung des Morphins Anfang des 19. Jahrhunderts durch Friedrich Sertürner. Morphin wurde schnell zu einem wichtigen Mittel in der Medizin, insbesondere bei der Behandlung von Schmerzen und während Operationen.

Ein weiterer bedeutender Schritt erfolgte im 19. Jahrhundert mit der Entwicklung von Anästhetika wie Äther und Chloroform, die es ermöglichten, während Operationen den Schmerz vollständig auszuschalten. Die Entdeckung des Aspirins durch Felix Hoffmann im Jahr 1897 revolutionierte ebenfalls die Schmerzbehandlung, da es ein wirksames und relativ sicheres Schmerzmittel für die breite Bevölkerung darstellte.

Im 20. Jahrhundert wurde die Analgesie durch die Entwicklung moderner synthetischer Schmerzmittel wie Paracetamol und Ibuprofen weiter verfeinert. Heute umfasst die Schmerztherapie sowohl pharmakologische als auch nicht-pharmakologische Ansätze, um akute und chronische Schmerzen zu behandeln.

Einsatz & Indikation

Eine Analgesie wird durchgeführt, wenn Schmerzen gelindert oder beseitigt werden müssen. Sie wird notwendig bei einer Vielzahl von medizinischen Situationen, von akuten Schmerzen nach Verletzungen oder Operationen bis hin zu chronischen Schmerzen aufgrund von Erkrankungen wie Arthritis, Krebs oder Rückenschmerzen. Akute Schmerzen, beispielsweise nach einem Knochenbruch oder einer Operation, erfordern häufig eine sofortige Schmerzbehandlung, um dem Patienten Linderung zu verschaffen und den Heilungsprozess zu unterstützen.

Analgesie ist auch bei chronischen Schmerzen essenziell, die über einen längeren Zeitraum anhalten und die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen können. Bei chronischen Schmerzzuständen wie rheumatischen Erkrankungen, Migräne oder neuropathischen Schmerzen wird oft eine langfristige Schmerztherapie erforderlich, um den Patienten zu helfen, ihren Alltag zu bewältigen.

In speziellen Situationen, wie bei der Geburt, wird eine Analgesie ebenfalls eingesetzt, um die Wehenschmerzen zu lindern, ohne den Geburtsprozess zu beeinträchtigen. Auch in der Palliativmedizin spielt die Schmerztherapie eine zentrale Rolle, um unheilbar kranken Patienten in ihrer letzten Lebensphase eine möglichst schmerzfreie und würdevolle Zeit zu ermöglichen. Die Notwendigkeit einer Analgesie wird individuell bestimmt und richtet sich nach der Intensität und Art der Schmerzen sowie den zugrundeliegenden Ursachen.

Vorteile & Nutzen

Die Analgesie bietet im Vergleich zu anderen Behandlungs- und Untersuchungsmethoden mehrere spezifische Vorteile, insbesondere im Bereich der akuten und chronischen Schmerzbehandlung. Einer der größten Vorteile ist die direkte und oft schnelle Linderung von Schmerzen, was den Patienten ermöglicht, sich zu erholen, besser zu schlafen und den Alltag wieder zu bewältigen. Dies ist besonders wichtig nach Operationen oder Verletzungen, da Schmerzen den Heilungsprozess negativ beeinflussen können.

Ein weiterer Vorteil der Analgesie liegt in ihrer Vielseitigkeit. Es gibt eine breite Palette von Schmerzmitteln, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten angepasst werden können. Leichte Schmerzen können mit nicht-opioiden Medikamenten wie Paracetamol oder Ibuprofen behandelt werden, während starke Schmerzen mit opioidhaltigen Analgetika wie Morphin gelindert werden. Dadurch kann die Schmerztherapie präzise auf die Schmerzintensität und den Gesundheitszustand des Patienten abgestimmt werden.

Im Gegensatz zu rein diagnostischen oder nicht-pharmakologischen Ansätzen bietet die Analgesie eine direkte Symptomlinderung, während bei vielen alternativen Verfahren wie Physiotherapie oder Psychotherapie oft erst nach längerer Zeit eine Besserung eintritt. Darüber hinaus kann Analgesie in Kombination mit anderen Behandlungen eingesetzt werden, um den Effekt zu verstärken, was sie zu einem integralen Bestandteil der medizinischen Versorgung macht.

Medikamentöse Formen & Arten

Die bekannteste Form ist vermutlich die medikamentöse Analgesie. So kommen zur Schmerzbehandlung unter anderem nichtsteroidale Antirheumatika (NSAID) mit antientzündlicher und analgetischer Wirkung zum Einsatz. Zu diesen Medikamenten gehören zum Beispiel Wirkstoffe wie Ibuprofen, Metamizol oder Acetylsalicylsäure. Auch Paracetamol (nur analgetisch, nicht entzündungshemmend) ist vorbezeichneten Wirkstoffen ähnlich. Diese Medikamente werden zur Bekämpfung von leichten bis mittleren Schmerzen sowie bei der Behandlung von Entzündungen und Fieber eingesetzt.

Bei starken Schmerzen werden in den meisten Fällen morphinhaltige Analgetika (Opioide wie Codein, Fentanyl oder Tramadol) zur Unterdrückung herangezogen, wobei diese Wirkstoffe meist suchtauslösend sind und deshalb unter das Betäubungsmittelgesetz fallen.

Auch so genannte Migränetherapeutika (z. B. Sumatriptan, Ergotamin), welche die zentralen Blutgefäße verengen sowie adjuvante Analgetika (z. B. Antidepressiva und Antiepileptika) fallen unter die medikamtöse Analgesie. Die Gabe der Analgetika kann je nach Behandlung in Form von Tabletten, Spritzen oder auch Pflastern erfolgen.

Therapeutische Formen & Arten

Doch nicht nur Medikamente gehören in der Medizin zur Analgesie. Auch die physikalische Schmerztherapie mit ihrer einfachsten Form – der Ruhe bzw. Ruhigstellung des entsprechenden Körperteils – gehören zu dieser Behandlungsform.

Außerdem gehört in diesen Bereich auch die Förderung des Heilungsprozesses mit Hilfe von Bewegungstherapie oder Krankengymnastik sowie Massage oder auch Kälte- bzw. Wärmeanwendungen. Auch die Akupunktur fällt in diesen Bereich der medizinischen Behandlung, ebenso die elektrische Stimulation von anderen Reizrezeptoren, die dafür sorgt, dass der Schmerz vom Patienten geringer wahrgenommen wird.

Eine weitere Alternative zur medikamentösen Analgesie ist die Anwendung von Psychologie (z. B. autogenes Training, Hypnose, Suggestion). Im äußersten Notfall ist eine Schmerzbeendigung manchmal allerdings nur möglich, wenn in einer neurochirurgischen Behandlung die Nerven durchtrennt werden.

Nicht nur aus medizinischer Sicht gibt es die Analgesie als Unempfindlichkeit gegen Schmerzen. Es sind auch krankhafte Formen der Schmerzunempfindlichkeit bekannt. Diese werden entweder von einem angeborenen Defekt oder durch Verletzungen (z. B. Querschnittslähmung, Nervenverletzungen) hervorgerufen. So können unter anderem Mutationen am SCN9A-Gen oder auch das CIPA-Syndrom Ursache für eine krankhafte Analgesie sein.

Vorteile & Bedeutung

Inzwischen zeigen aktuelle Entwicklungen, dass eine patientengesteuerte Analgesie in der heutigen Zeit eine immer größere Rolle spielt. So können Patienten mit chronischen Schmerzen eine Pumpe eingesetzt bekommen, über welche sie die Dosis der benötigten Analgetika selbst einstellen können.

Patienten wird so das Gefühl vermittelt, dass sie selbst Einfluss auf die bestehenden Beschwerden nehmen können und deshalb auch aus psychischer Sicht besser mit der Erkrankung umgehen lernen.

Die so genannte patientenkontrollierte Analgesie (PCA) bietet sowohl präoperativ, postoperativ als auch intraoperativ einige Vorteile im Klinikalltag. Die Schmerzlinderung kann ganz individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt werden.


Durchführung & Ablauf

Der Ablauf einer Analgesie hängt von der Art der Schmerzen, ihrer Intensität und der gewählten Methode ab. Zunächst erfolgt eine gründliche Untersuchung durch den behandelnden Arzt oder Therapeuten, um die Ursache der Schmerzen zu identifizieren und die passende Schmerzbehandlung auszuwählen. Dies kann durch körperliche Untersuchungen, Bildgebungsverfahren oder Bluttests geschehen, um das Ausmaß und die Art der Schmerzen zu bestimmen.

Die Verabreichung der Analgesie kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Bei leichten bis mittelschweren Schmerzen werden oft orale Schmerzmittel wie Paracetamol oder Ibuprofen verordnet, die der Patient zu Hause einnehmen kann. Bei stärkeren Schmerzen, wie nach Operationen oder bei schweren Verletzungen, können intravenöse Schmerzmittel verabreicht werden. Diese wirken in der Regel schneller, da sie direkt ins Blut gelangen.

Eine weitere Methode ist die regionale Analgesie, wie bei einer Epiduralanästhesie während der Geburt. Hierbei wird ein Anästhetikum in den Rückenmarksnerv injiziert, um die Schmerzempfindung in einem bestimmten Körperbereich zu blockieren. Bei chronischen Schmerzen kommen manchmal spezielle Schmerzpumpen oder Pflaster zum Einsatz, die kontinuierlich Schmerzmittel abgeben.

Während der Analgesie werden die Patienten überwacht, um mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit oder Atemprobleme frühzeitig zu erkennen. Der Erfolg der Behandlung wird regelmäßig überprüft, und die Dosierung oder das Medikament wird bei Bedarf angepasst, um die bestmögliche Schmerzlinderung zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen der PCA sind dabei in der Regel sehr gering, wenn man sich die Nebenwirkungen der herkömmlichen Verfahren zur Schmerzlinderung genauer betrachtet. So kann durch diese Form der Analgesie dem Patienten vorzeitig Stress genommen werden, wodurch er schneller mobilisiert werden kann. Für die Genesung des Patienten ist die PCA mittlerweile von großer Bedeutung, denn nur ein guter Verlauf der Therapie kann auch dazu führen, dass die Schmerzen schnell gelindert werden.

Alternativen

Wenn eine Analgesie nicht möglich ist oder als alleinige Methode nicht ausreicht, stehen verschiedene alternative Verfahren zur Schmerzlinderung zur Verfügung. Ein häufig genutztes Verfahren ist die Physiotherapie, bei der gezielte Übungen, manuelle Therapie und Wärme- oder Kälteanwendungen eingesetzt werden, um Schmerzen zu lindern und die Beweglichkeit zu verbessern. Besonders bei muskulären oder Gelenkschmerzen kann diese Methode sehr wirksam sein.

Akupunktur ist eine weitere alternative Methode, die aus der traditionellen chinesischen Medizin stammt. Durch das Setzen feiner Nadeln an bestimmten Punkten des Körpers sollen Schmerzen gelindert und der Energiefluss im Körper wiederhergestellt werden. Akupunktur hat sich besonders bei chronischen Schmerzen, wie Rückenschmerzen oder Migräne, bewährt.

Psychologische Verfahren wie kognitive Verhaltenstherapie (KVT) können bei chronischen Schmerzen eine wichtige Rolle spielen. Sie helfen Patienten, den Umgang mit Schmerzen zu erlernen und psychische Belastungen, die Schmerzen verstärken können, zu reduzieren. Auch Achtsamkeitstraining und Meditation können helfen, die Schmerzempfindung zu reduzieren.

Elektrische Nervenstimulation (TENS) ist eine nicht-invasive Methode, bei der leichte elektrische Impulse auf die Haut aufgebracht werden, um die Schmerzsignale im Nervensystem zu blockieren. Diese Methode kann insbesondere bei chronischen Schmerzen eingesetzt werden und ist eine schonende Alternative zu Medikamenten.

Schließlich kommen auch pflanzliche Schmerzmittel, wie Teufelskralle oder Capsaicin, zum Einsatz, wenn chemische Analgetika nicht vertragen werden.

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Quellen

  • Agarwal-Kozlowski, K.: Ganzheitliche Schmerztherapie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Striebel, H.W.: Therapie chronischer Schmerzen. Schattauer, Stuttgart 2002
  • Thomm, M. (Hrsg.): Schmerzmanagement in der Pflege. Springer, Berlin 2012

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