Aripiprazol
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 18. Oktober 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Aripiprazol gehört zur Gruppe der atypischen Neuroleptika. Das Medikament wird eingesetzt, um insbesondere psychische Störungen wie Schizophrenie und damit einhergehende Halluzinationen oder Wahnvorstellungen sowie bipolare Störungen zu behandeln.
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Was ist Aripiprazol?
Aripiprazol ist ein relativ leicht verträgliches Arzneimittel, welches die Wirkung von Dopamin und Serotonin im zentralen Nervensystem hemmen kann. Dadurch können diese beiden Neurotransmitter keine negativen Einflüsse auf die Psyche des Patienten ausüben und die Symptome (nicht aber die Ursachen) der Erkrankung werden unterdrückt.
Aripiprazol wird häufig zusammen mit anderen Neuroleptika verabreicht. Die sedierende Wirkung von Aripiprazol eignet sich außerdem, um Schlafstörungen, welche mit den genannten Erkrankungen einhergehen, effektiv zu behandeln. Die Einnahme erfolgt oral und findet aufgrund der langen Verweildauer im Körper in der Regel nur einmal täglich statt.
Pharmakologische Wirkung
Da es sich bei Aripiprazol um ein atypisches Neuroleptika handelt, kann von einer direkten Wirkung auf Organe oder den Körper selbst keine Rede sein. Stattdessen ist das Medikament ein Teil der sogenannten 2. Generation der Neuroleptika, welche die Rezeptoren von Dopamin und Serotonin im zentralen Nervensystem des Patienten hemmen. Ein Ungleichgewicht dieser beiden Neurotransmitter führt, chemisch gesehen, zum Aufbau der eingangs erwähnten Psychosen.
Indem Aripiprazol in der richtigen Dosis verabreicht wird, agiert das Medikament als Antagonist der beiden Neurotransmitter und verhindert damit den Einfluss von Dopamin und Serotonin auf die Psyche des Patienten. Die eigentlichen Ursachen der psychischen Störungen werden durch Aripiprazol also nicht bekämpft, es handelt sich stattdessen um einen Arzneistoff, welcher nur die Bildung der Symptome unterbindet.
Generell handelt es sich um ein Medikament, welches zwar reich an Nebenwirkungen ist. Diese treten jedoch nur selten tatsächlich auf, weshalb Aripiprazol für Organe und Körper als leicht verträgliches Medikament gilt. Die Einwirkungen auf das extrapyramidalmotorische System sind nur gering, weshalb Probleme mit den Muskeln im Vergleich zu anderen Neuroleptika selten sind.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Aripiprazol wird vornehmlich zur Behandlung diverser Psychosen und einer bipolaren Störung eingesetzt. Insbesondere in der Therapie von Schizophrenie hat sich der Einsatz von Aripiprazol bewährt: Dort werden unter anderem die erwähnten Psychosen sowie anhaltende Wahnvorstellungen, leichte bis schwere Halluzinationen sowie ausgeprägte Persönlichkeitsstörungen behandelt.
Weiterhin erzielt der Wirkstoff Aripiprazol in Verbindung mit anderen Neuroleptika in der Regel sichtbare Erfolge bei der Behandlung einer bipolaren Störung. Neben der reinen Behandlung der Symptome und Ursachen der erwähnten Krankheiten hat Aripiprazol weiterhin eine sedierende Wirkung, welche bei Begleiterscheinungen der Erkrankungen (Schlafstörungen, Unruhe) für den Patienten nützlich ist. Aripiprazol darf für die Behandlung der erwähnten Krankheiten nicht genutzt werden, wenn Herz- oder Kreislauferkrankungen beim Patienten indiziert sind.
Bei bekannten, regelmäßigen Krampfanfällen ist von einer Verabreichung von Aripiprazol ebenfalls abzusehen. Ältere, an Demenz erkrankte Patienten sind von einer Behandlung mit Aripiprazol oder vergleichbaren Neuroleptika auszuschließen, da der Arzneistoff selbst die negativen Auswirkungen der Demenz verstärken kann. Weiterhin darf die Behandlung mit Aripiprazol nicht erfolgen, wenn bereits Medikamente eingenommen werden, welche Inhibitoren der Enzyme aus dem Zytochrom-System beinhalten. Aripiprazol besitzt in der modernen Medizin keine anderen bekannten Anwendungsfälle.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Aripiprazol, einem atypischen Antipsychotikum, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Aripiprazol wird zur Behandlung von Schizophrenie, bipolaren Störungen und manchmal als Zusatztherapie bei Depressionen eingesetzt. Die Dosierung hängt von der jeweiligen Indikation, dem Alter, dem Gesundheitszustand und der individuellen Reaktion des Patienten ab.
Aripiprazol kann oral in Form von Tabletten, Schmelztabletten oder Flüssigkeit verabreicht werden, oder als intramuskuläre Injektion in depot-Form für eine langfristige Wirkung. Die orale Initialdosis bei Schizophrenie liegt in der Regel bei 10 bis 15 mg pro Tag, kann jedoch je nach Wirksamkeit und Verträglichkeit auf bis zu 30 mg pro Tag erhöht werden. Bei der Behandlung einer bipolaren Störung wird häufig eine Anfangsdosis von 15 mg pro Tag empfohlen. Bei älteren Patienten oder Patienten mit Leber- oder Niereninsuffizienz kann eine Anpassung der Dosis erforderlich sein.
Wichtig ist, dass Aripiprazol regelmäßig und zu denselben Zeiten eingenommen wird, um stabile Plasmaspiegel zu gewährleisten. Bei der Umstellung von anderen Antipsychotika auf Aripiprazol sollte eine schrittweise Reduktion des vorherigen Medikaments erfolgen, um Entzugserscheinungen oder unerwünschte Wechselwirkungen zu vermeiden.
Nebenwirkungen wie Unruhe, Schwindel, Schlaflosigkeit oder gastrointestinale Beschwerden sind möglich. Patienten sollten über das Risiko von unerwünschten Wirkungen und über die Bedeutung einer kontinuierlichen Einnahme, auch bei Besserung der Symptome, informiert werden.
Risiken & Nebenwirkungen
Zu den häufigen durch Aripiprazol und andere atypischen Neuroleptika verursachten Nebenwirkungen zählen eine anhaltende Unruhe sowie das Gefühl von Übelkeit, welches meist von Erbrechen gefolgt ist. Weiterhin kann die Einnahme von Aripiprazol zu Verstopfung führen. Das Medikament kann Schlafstörungen, ein anhaltendes Gefühl von Schwindel in Begleitung mit leichten Kopfschmerzen sowie ausgeprägte Herzrhythmusstörungen hervorrufen. In letzterem Fall ist ein sofortiger Arztbesuch anzuraten. Einige Patienten berichten außerdem von einer vorrübergehend deutlich erhöhten Speichelbildung.
In sehr seltenen Fällen kann das Medikament außerdem zur Bildung von EPS führen. Das sogenannte extrapyramidale Syndrom führt zu ungewollten Muskelbewegungen, weshalb die erstmalige Einnahme von Aripiprazol nicht zu empfehlen ist, wenn danach schwere Maschinen wie beispielsweise Kraftfahrzeuge bedient werden. Alle angeführten Nebenwirkungen betreffen Menschen jeden Alters und Geschlechts.
Vorbeugung von psychischen Krankheiten
Bei psychosomatischen Krankheitsbildern sind wieder ganz andere Erwägungen sinnvoll. Hier müssen seelische und körperliche Symptome gemeinsam behandelt werden. Die körperlichen Symptome sind keinesfalls eingebildet, sondern bestimmte Erkrankungen können sich aufgrund psychischer Dauerbelastung, bestimmter Suchterkrankungen oder falschen Verhaltensweisen tatsächlich ausbilden.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Aripiprazol betreffen bestimmte medizinische Zustände und Patientengruppen, bei denen das Risiko für schwerwiegende Nebenwirkungen erhöht ist. Eine absolute Kontraindikation besteht bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Aripiprazol oder einen seiner Bestandteile. Allergische Reaktionen können Hautausschlag, Atembeschwerden oder Schwellungen umfassen, was eine sofortige Beendigung der Therapie erfordert.
Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, kürzlich aufgetretenem Herzinfarkt, unkontrolliertem Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen geboten. Aripiprazol kann das Risiko von orthostatischer Hypotonie und Arrhythmien erhöhen, was die Behandlung dieser Patienten erschwert. Zudem sollten Patienten mit einem erhöhten Risiko für Schlaganfälle, insbesondere ältere Personen mit Demenz, Aripiprazol meiden, da Studien gezeigt haben, dass es das Schlaganfallrisiko in dieser Population erhöhen kann.
Auch bei Menschen mit Epilepsie oder einer Vorgeschichte von Krampfanfällen sollte Aripiprazol nur mit Vorsicht eingesetzt werden, da das Medikament die Krampfschwelle senken und das Risiko für Anfälle erhöhen kann. Bei Patienten mit schwerer Leber- oder Nierenfunktionsstörung kann eine Dosisanpassung erforderlich sein, da diese Bedingungen die Metabolisierung und Ausscheidung des Wirkstoffs beeinträchtigen.
Aripiprazol wird ebenfalls nicht empfohlen für Patienten mit unkontrollierter Diabetes mellitus, da es das Risiko für Hyperglykämie und in seltenen Fällen eine diabetische Ketoazidose erhöhen kann. Regelmäßige Blutzuckerkontrollen sind daher bei diabetischen Patienten unerlässlich.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Aripiprazol unterliegt mehreren potenziellen Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, da es über das Cytochrom-P450-System (insbesondere CYP3A4 und CYP2D6) in der Leber verstoffwechselt wird. Medikamente, die diese Enzyme beeinflussen, können daher die Plasmakonzentration von Aripiprazol verändern und dessen Wirksamkeit oder Nebenwirkungsprofil beeinflussen.
CYP3A4-Inhibitoren wie Ketoconazol oder Clarithromycin können den Abbau von Aripiprazol verlangsamen, was zu erhöhten Plasmaspiegeln und damit zu einem höheren Risiko für Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Schwindel oder extrapyramidale Symptome führt. In solchen Fällen kann eine Reduktion der Aripiprazol-Dosis erforderlich sein. CYP2D6-Inhibitoren, wie Fluoxetin oder Paroxetin, haben eine ähnliche Wirkung und können ebenfalls zu einer Erhöhung der Aripiprazol-Konzentration führen.
CYP3A4-Induktoren wie Rifampicin oder Carbamazepin können hingegen den Abbau von Aripiprazol beschleunigen, was die Wirksamkeit verringern kann. Hier kann eine Dosiserhöhung von Aripiprazol notwendig sein, um die gewünschte therapeutische Wirkung zu erzielen.
Zusätzlich kann Aripiprazol die Wirkung anderer zentralnervöser Medikamente wie Benzodiazepine oder Opioide verstärken und so das Risiko für Sedierung oder Atemdepression erhöhen. Die Kombination mit anderen Antipsychotika oder Antidepressiva kann das Risiko für das Auftreten eines Serotoninsyndroms oder von extrapyramidalen Symptomen erhöhen.
Darüber hinaus sollte bei gleichzeitiger Anwendung von blutdrucksenkenden Mitteln Vorsicht geboten sein, da Aripiprazol eine orthostatische Hypotonie verstärken kann. Regelmäßige Überwachung und gegebenenfalls Dosisanpassungen sind daher wichtig.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Aripiprazol nicht vertragen wird oder ineffektiv ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der zu behandelnden Erkrankung, wie Schizophrenie, bipolare Störung oder Depression.
Ein alternativer Wirkstoff aus der Klasse der atypischen Antipsychotika ist Olanzapin, das häufig bei Schizophrenie und bipolaren Störungen eingesetzt wird. Olanzapin hat ein ähnliches Wirkprofil wie Aripiprazol, kann jedoch stärker sedierend wirken und wird häufig bei Patienten bevorzugt, die eine beruhigende Komponente benötigen. Ein weiteres atypisches Antipsychotikum ist Quetiapin, das insbesondere bei Patienten mit starker Unruhe oder Schlafstörungen eine gute Option darstellt.
Risperidon ist eine weitere Option, die ähnlich wie Aripiprazol wirkt, aber eine stärkere Dopaminblockade aufweist. Es kann für Patienten geeignet sein, die eine wirksamere Kontrolle über psychotische Symptome benötigen. Clozapin ist eine Möglichkeit für therapieresistente Fälle von Schizophrenie, wird jedoch wegen seines Risikoprofils (Agranulozytose) nur bei refraktären Patienten eingesetzt und erfordert engmaschige Blutkontrollen.
Bei bipolaren Störungen können auch Stimmungsstabilisatoren wie Lithium oder Valproinsäure eingesetzt werden, insbesondere wenn Antipsychotika schlecht vertragen werden. In der Behandlung von Depressionen, die eine Zusatztherapie mit Aripiprazol benötigen, könnten stattdessen Lamotrigin oder andere Antidepressiva wie Bupropion in Betracht gezogen werden. Die Wahl hängt von der individuellen Verträglichkeit und der Symptomatik ab.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor