Endokrine Sekretion

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 19. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Die endokrine Sekretion bezeichnet die Freisetzung von Hormonen oder Mediatoren (Botenstoffe) ins Blut. Verantwortlich für die Sekretion sind die endokrinen Drüsen. Die freigesetzten Wirkstoffe sind bereits in geringsten Konzentrationen wirksam.

Inhaltsverzeichnis

Was ist die endokrine Sekretion?

Die endokrine Sekretion bezeichnet die Freisetzung von Hormonen oder Mediatoren (Botenstoffe) ins Blut. Verantwortlich für die Sekretion sind die endokrinen Drüsen, wie z.B. die Nebennieren.

Die endokrine Sekretion stellt die Sezernierung von hormonartigen Wirkstoffen oder Mediatoren durch endokrine Drüsen ins Blut oder die Lymphe dar. Bereits sehr geringe Wirkstoffkonzentrationen entfalten große Wirkungen im Organismus.

Die Begriffe "endokrine Drüse" oder "Hormondrüse" werden synonym verwendet. Zu den endokrinen Drüsen zählen spezialisierte Hormondrüsen, Gewebe mit hormonbildenden Zellen, spezialisierte Neuronen und weitere Organe, die an der hormonellen Steuerungsfunktion beteiligt sind.

Spezialisierte Hormondrüsen sezernieren ein oder mehrere Hormone. Dabei gibt es wiederum Hormone, die direkt am Zielorgan wirken oder die im Rahmen eines Regulationsmechanismus die Bildung anderer Hormone kontrollieren und regulieren. So bilden sich im Organismus Regelkreise heraus, die das hormonelle Gleichgewicht garantieren.

Spezialisierte Hormondrüsen sind unter anderem die Hypophyse, die Zirbeldrüse, die Schilddrüse, die Nebenschilddrüse, die Nebennieren sowie die Inselzellen der Bauchspeicheldrüse. Gewebe mit hormonbildenden Zellen befinden sich beispielsweise in der Haut, im Herzen, in der Leber, im Magen-Darm-Trakt sowie in den Gonaden (Hoden und Ovarien).

Die von diesen Geweben sezernierten Hormone sind Gewebshormone, die oft lokal wirken. Die von den Neuronen abgegebenen Neurohormone sind für die Verknüpfung des Nervensystems mit dem Hormonsystem verantwortlich. Das zentrale neuroendokrine Organ ist der Hypothalamus, der zum Gehirn gehört und als wichtigstes Steuerzentrum das vegetative Nervensystem steuert und gleichzeitig über wichtige Neurohormone auch das Hormonsystem reguliert.

Funktion & Aufgabe

Die endokrine Sekretion steuert mithilfe von Hormonen und Mediatoren alle körperlichen Prozesse in ihrer Gesamtheit. Sie unterliegt einem Regelkreis, der für das hormonelle Gleichgewicht sorgt. Viele Hormone besitzen ihre Gegenspieler. So senkt das Hormon Insulin beispielsweise den Blutzuckerspiegel. Als Gegenspieler fungiert das ebenfalls in der Bauchspeicheldrüse gebildete Glykogen. Glukagon setzt Glukose unter dem Abbau von dem in der Leber gespeicherten Glukagon frei, um den Blutzuckerspiegel konstant zu halten.

Das zentrale endokrine Organ ist die Hypophyse. In der Hypophyse werden mehrere Hormone mit unterschiedlichen Funktionen gebildet. Die Hypophyse sezerniert unter anderem direkt auf Organe wirkende Hormone, gonadotrope Hormone und nichtgonadotrope Hormone. Zu den direkt wirkenden Hormonen der Hypophyse gehört das Wachstumshormon und Prolaktin.

Als gonadotrope Hormone fungieren das follikelstimulierende Hormon (FSH) und das luteinisierende Hormon (LH). Beide Hormone regulieren die Ovulation bei der Frau und die Spermienreifung beim Mann.

Wieder andere Hormone der Hypophyse regen die Nebennieren und die Schilddrüse zur Hormonproduktion an. In den Nebennieren werden die Glukokortikoidhormone Kortisol, Aldosteron und geringe Mengen von Sexualhormonen produziert. Während Kortisol für den katabolen Stoffwechsel verantwortlich ist, reguliert Aldosteron den Mineralhaushalt. Die Schilddrüse produziert wiederum die Schilddrüsenhormone Thyroxin und Trijodthyronin.

Als zentrales Organ des neuroendokrinen Regulationsmechanismus fungiert der Hypothalamus. Neben der Steuerung des vegetativen Nervensystems sezerniert der Hypothalamus verschiedene Releasing- und Inhibitinghormone, welche die Bildung anderer Hormone regulieren.

Neben den großen hormonellen Regelkreisen gibt es weitere kleinere Regelkreise, durch welche die Bildung und Hemmung von Gewebehormonen reguliert wird. Gleichsam sind jedoch alle Regelkreise miteinander verknüpft. Insgesamt unterliegen die hormonellen Prozesse sehr komplizierten Regulationsmechanismen, die noch nicht in allen Einzelheiten bekannt sind. Noch immer werden regelmäßig neue Hormone entdeckt.

Auch müssen immer mehr Organe zumindest teilweise zu den endokrinen Organen gerechnet werden. Nach neueren Erkenntnissen stellt beispielsweise das Fettgewebe das größte endokrine Organ dar. So haben Volumenänderungen der Fettzellen durch Fettaufnahme oder Fettabbau beispielsweise große Auswirkungen auf die Wirksamkeit von Insulin.


Krankheiten & Beschwerden

Im Zusammenhang mit der endokrinen Sekretion gibt es verschiedene Krankheitsbilder, die oftmals nicht als hormonelle Störungen erkannt werden. Bereits die Insulinresistenz kann nach neueren Erkenntnissen auch durch hormonelle Prozesse erklärt werden. Werden beispielsweise bestehende Fettzellen durch Fettaufnahme immer größer, sinkt die Konzentration des Peptidhormons Adiponectin immer mehr. Die genaue Wirkungsweise dieses Hormons ist zwar noch nicht bekannt. Es wurde jedoch festgestellt, dass Adiponectin die Insulinresistenz herabsetzt. Da mit kleiner werdendem Zellvolumen der Fettzellen mehr Adiponectin produziert wird, steigt dadurch auch die Wirksamkeit von Insulin wieder.

Klassische Beispiele von Hormonstörungen stellen das Cushing Syndrom oder die Nebennierenrindeninsuffizienz (Morbus Addison) dar. Beim Cushingsyndrom bildet sich zu viel Kortisol. Kortisol ist ein Stresshormon, welches in der Nebennierenrinde sezerniert wird. Eine Überproduktion kann primär durch einen Tumor der Nebennierenrinde oder sekundär durch hormonelle Fehlregulationen verursacht werden. Die Symptome des Cushingsyndroms äußern sich in einer Schwächung des Immunsystems, Infektanfälligkeit, Anstieg des Blutzuckerspiegels und Ausbildung einer Stammfettsucht mit Vollmondgesicht.

Der Morbus Addison ist durch eine Unterfunktion der Nebennierenrinde gekennzeichnet. Dabei werden die Hormone der Nebennierenrinde (Kortisol, Aldosteron) und die Sexualhormone nicht mehr in ausreichendem Maße hergestellt. Als Folge treten Kraftlosigkeit, Schwäche und eine Überpigmentierung der Haut ein. Die Haut wird bronzefarben. Die fehlenden Hormone müssen lebenslang substituiert werden.

Auch der Morbus Addison kann durch eine primäre oder sekundäre Nebenniereninsuffizienz hervorgerufen werden. Die sekundäre Form der Erkrankung wird durch eine Insuffizienz der Hypophyse hervorgerufen, wenn dabei das die Nebennierenrinde stimulierende Hormon ACTH nicht mehr ausreichend gebildet wird.

Des Weiteren treten viele Formen der Schilddrüsenüberfunktion beziehungsweise der Schilddrüsenunterfunktion auf. Auch hier können primäre und sekundäre Ursachen für die jeweilige Störung vorliegen.

Quellen

  • Allolio, B., Schulte, H.: Praktische Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2010
  • Kleine, B., Rossmanith, W.: Hormone und Hormonsystem. Lehrbuch der Endokrinologie. Springer Verlag, Berlin 2013.
  • Marischler, C.: BASICS BASICS Endokrinologie. Urban & Fischer, München 2013

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