Sufentanil

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Als Sufentanil wird das in Deutschland stärkste Schmerzmittel bezeichnet, das in der Humanmedizin zugelassen ist. Es zählt zur Gruppe der synthetischen Opioide.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sufentanil?

Sufentanil ist das stärkste Schmerzmittel, das in der Humanmedizin zugelassen ist. Es wird in erster Linie im Bereich der Anästhesie genutzt.

Bei Sufentanil handelt es sich um ein starkes Analgetikum, das eine strukturelle Ähnlichkeit mit fentanylhaltigen Schmerzmitteln aufweist. Es wird in erster Linie im Bereich der Anästhesie genutzt und stellt das stärkste zulässige Schmerzmittel in Deutschland dar.

Die Entwicklung von Sufentanil fand in den 1970er Jahren statt. Die erste Veröffentlichung des Schmerzmittels erfolgte 1976 durch den belgischen Chemiker Paul Janssen (1926-2003). Janssen hatte zuvor bereits die Synthetisierung von Fentanyl vorgenommen. In den Gebrauch kam Sufentanil in den späten 1980er Jahren und avancierte zu einem bewährten Mittel der Anästhesie im Rahmen von operativen Eingriffen. Angeboten wird Sufentanil in Mitteleuropa unter dem Präparatnamen Sufenta®. Darüber hinaus sind mehrere Generika im Handel.

In Deutschland gilt der Umgang mit Sufentanil ohne eine Verschreibung oder Erlaubnis prinzipiell als strafbar. So lässt sich das Opioid als psychotropes oder dämpfendes Rauschmittel missbrauchen. Gemäß des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) gilt Sufentanil hierzulande als verschreibungsfähiges Arzneimittel zur Betäubung.

Pharmakologische Wirkung

Sufentanil wird als hochwirksames Schmerzmittel eingestuft. So liegt seine Schmerzhemmung deutlich über der von Morphin. Die Wirkung setzt bereits wenige Minuten nach dem Verabreichen des Opioids ein. Da sich Sufentanil im menschlichen Körper nur in begrenztem Maße ansammelt und rasch wieder ausgeschieden wird, lässt sich seine Wirkstärke gut einschätzen. Sie hängt von der jeweiligen Dosis ab und wird der Intensität des chirurgischen Eingriffs angepasst.

Seine Wirkung erzielt Sufentanil über die Opioid-Rezeptoren. Diese sind besonders im Zentralnervensystem (ZNS) angesiedelt. Sufentanil bindet sich sowohl an den µ-Opioid-Rezeptor als auch an den K-Rezeptor. Auf diese Weise entstehen die charakteristischen Effekte von Opioiden wie Atemdepression, Analgesie, das Engstellen der Pupillen sowie Euphorie.

Sufentanil weist eine sieben- bis zehnfache analgetische Potenz im Vergleich zu Fentanyl auf. Bei Morphin beträgt sie das 700- bis 1000fache. Damit stellt Sufentanil das wirkungsstärkste medizinisch verwendete Opioid dar. Wegen seiner guten Löslichkeit in Fetten kann sich das Analgetikum schnell in fetthaltigen Geweben ausbreiten.

Die Wirkungsdauer von Sufentanil liegt bei ungefähr 30 bis 45 Minuten. Der Abbau des Arzneistoffs findet vorwiegend in der Leber statt. Ein kleinerer Teil gelangt ohne Veränderungen über die Nieren aus dem Organismus.

Gegenüber anderen Opioiden wie Fentanyl hat Sufentanil den Vorteil, dass schwere Nebenwirkungen erst bei einer hohen Dosis eintreten. Auch Herz-Kreislauf-System, Blutgerinnung und Immunsystem unterliegen kaum Veränderungen. Außerdem wird auch nicht der Neurotransmitter Histamin von Sufentanil freigesetzt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Der Einsatz von Sufentanil findet vor allem in der Anästhesie sowie der Intensivmedizin statt, wo es als Schmerzmittel dient. Dabei kommt das Analgetikum sowohl bei erwachsenen Patienten als auch bei Kindern zur Anwendung. Der Arzneistoff dient zum Bekämpfen von Schmerzen, findet aber auch mit weiteren Wirkstoffen als Narkosebestandteil Verwendung.

Verabreicht wird Sufentanil in der Regel intravenös durch eine Spritzenpumpe über eine Vene. Eine weitere Darreichungsoption bildet die epidurale Anästhesie in Rückenmarksnähe. Wichtig ist jedoch, das Opioid wegen seiner starken analgetischen Potenz stets nur unter medizinischer Überwachung zu verabreichen. Auf diese Weise kann eine mögliche Atemdepression nicht übersehen werden.

Die Intensivmedizin greift auf Sufentanil zur kontinuierlichen Analogsedierung zurück, da es sich leichter steuern lässt als Fentanyl. Darüber hinaus fallen seine beruhigenden Effekte stärker aus und Atemdepressionen zeigen sich nur selten. Bevorzugte Anwendungsgebiete von Sufentanil sind operative, gynäkologische sowie orthopädische Eingriffe.


Risiken & Nebenwirkungen

Genau wie bei anderen Opioiden ist auch bei Sufentanil das Auftreten von unerwünschten Nebenwirkungen möglich. Dazu zählen in erster Linie das Unterdrücken der Atemfunktion, Übelkeit, Erbrechen, das Verengen der Pupillen, Juckreiz und Abstumpfung.

Weitere denkbare Nebeneffekte sind Kopfschmerzen, Verfärbungen der Haut, Schwindelgefühle, Schläfrigkeit, zu hoher oder zu niedriger Blutdruck, Harninkontinenz, Harnverhalt, Verstopfung, Blässe, Herzrasen, Fieber, Muskelsteife oder Muskelzuckungen.

Bei Babys können eine bläuliche Verfärbung der Haut sowie Zittern auftreten. Im Falle einer raschen und einmaligen Dosis an Sufentanil leiden die Patienten nicht selten unter Hustenbeschwerden. Wird eine epidurale Verabreichung von Sufentanil durchgeführt, zeigen sich Nebenwirkungen wie Harnverhalt, Übelkeit und Juckreiz häufiger.

Leidet der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen Sufentanil oder andere Opioide, ist von einer Gabe des Schmerzmittels abzusehen. Außerdem darf das Mittel nicht bei der Geburt eines Kindes zur Anwendung gelangen, denn es kann eine Unterdrückung der Atemfunktion des Säuglings drohen.

Das Abwägen zwischen Risiko und Nutzen der Sufentanilgabe muss im Falle einer Schilddrüsenunterfunktion, Nieren- oder Leberfunktionsstörung, bei Verletzungen der Schädel-Hirn-Region, verstärktem Hirndruck, Lungenkrankheiten, die mit Beeinträchtigungen der Atmung einhergehen, Fettleibigkeit, Alkoholsucht, Babys mit Geburtsschäden oder älteren Patienten unbedingt vom Arzt vorgenommen werden.

Während der Schwangerschaft ist Sufentanil nur dann zu verabreichen, wenn der Arzt dies für unbedingt notwendig hält. So kann das Opioid den Mutterkuchen durchdringen, was wiederum Entzugserscheinungen beim Kind zur Folge hat. Weil Sufentanil auch in die Muttermilch übergeht, darf das Schmerzmittel keinesfalls während der Stillzeit zugeführt werden. Erst 24 Stunden nach Narkoseende kann die Mutter ihr Kind wieder stillen.

Bei einer gleichzeitigen Einnahme von Sufentanil und Arzneimitteln, von denen die Hirnfunktion gedämpft wird, besteht die Gefahr von Wechselwirkungen. So verstärket sich die Unterdrückung der Atemfunktion durch die Gabe von opioiden Schmerzmitteln, Neuroleptika, Narkosemitteln, dem Schlafmittel Etomidat oder Alkohol.

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