Fentanylhaltige Schmerzmittel
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Bei fentanylhaltigen Schmerzmitteln handelt es sich um einige der stärksten Schmerzmittel, die in der Apotheke erhältlich sind. Der Wirkstoff kommt u. a. gegen Rheuma und Krebserkrankungen sowie bei operativen Eingriffen zur Anwendung. Er kann in verschiedenen Formen dargereicht werden. Zu trauriger Bekanntheit kam er auch im Sommer 2016, als bekannt wurde, dass der Musiker Prince an einer Überdosis dieses Mittels verstarb.
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Was sind fentanylhaltige Schmerzmittel?
Fentanyl zählt zu den effektivsten Schmerzmitteln (Analgetika). So gilt seine Wirkung als 50 bis 100 Mal stärker als die von Morphin. Das Opioid ist verschreibungspflichtig und nur gegen Vorlage eines Rezepts erhältlich. Darüber hinaus fällt das Analgetikum unter das Betäubungsmittelgesetz (BtMG). Das bedeutet, dass die Verordnung von Fentanyl-Fertigarzneimitteln ausschließlich über ein BtM-Rezept stattfindet.
Die Entwicklung von Fentanyl erfolgte 1959 durch den belgischen Chemiker und Pharmaunternehmer Paul Janssen (1926-2003). In den 1960er Jahren gelangte das Schmerzmittel auf den Markt. Im Laufe der Zeit wurde die Molekülstruktur des Wirkstoffs mehrfach modifiziert, wodurch sich Derivate entwickelten, die sich besser steuern ließen. So stand in den 1990er Jahren ein Schmerzpflaster zur Verfügung, das sich auch zur Behandlung von chronischen Schmerzen eignete.
Im weiteren Verlauf ließ sich Fentanyl auch in Form von Buccaltabletten, die auf die Schleimhaut der Wange gelegt werden, Lutschern, Nasensprays und Mundsprays darreichen. Ein Nachteil des Medikaments ist allerdings, dass es Suchtpotential in sich birgt.
Pharmakologische Wirkung
Wird es in den Körper aufgenommen, kann es rasch die Blut-Hirn-Schranke durchdringen und bindet sich an die Opioid-Rezeptoren im Gehirn und Rückenmark, wo es das Weiterleiten der Schmerzsignale unterbindet. Auf diese Weise ist das Gehirn nicht mehr in der Lage, die Schmerzen zu registrieren. Die schmerzlindernde Wirkung von Fentanyl fällt so stark aus, dass bereits geringe Mengen zur Unterdrückung des Schmerzes ausreichen.
Durch eine Vielzahl an Darreichungsformen kann der Arzneistoff auf unterschiedliche Weise in den Körper gelangen. Eine beinahe sofortige Wirkung lässt sich durch eine Fentanyl-Injektion erzielen. Ebenso ist eine Aufnahme über die Mund- und Nasenschleimhaut möglich, wodurch der schmerzhemmende Effekt bereits nach wenigen Minuten einsetzt. Trägt der Patient das Fentanyl auf die Haut auf, dauert es einige Stunden bis zum Beginn der Wirkung.
Der Abbau des Fentanyls findet in der Leber statt, wo es zu seiner Verstoffwechselung in unwirksame Abbauprodukte kommt. Aus dem Körper gelangt das Opioid über die Nieren. Nach ca. 7 Stunden sind etwa 50 Prozent des Schmerzmittels wieder aus dem Organismus ausgeschieden. Bei der Einnahme von Retard-Tabletten dauert dieser Vorgang länger.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Verabreicht wird Fentanyl, um starke bis sehr intensive Schmerzen zu behandeln. In den meisten Fällen erhält der Patient ein spezielles Pflaster. Dieses gibt den Arzneistoff über die Dauer von mehreren Tagen gleichmäßig ab. Diese Behandlungsmethode kommt in erster Linie zur Therapie von Krebserkrankungen zur Anwendung und eignet sich zur Bekämpfung von Dauerschmerzen.
Für akute Schmerzen oder Wundschmerzen nach Operationen eignen sich die Schmerzpflaster allerdings nicht. In solchen Fällen werden Injektionslösungen per Spritze verabreicht. Dabei dient das Fentanyl auch zum Einleiten einer Narkose, wobei eine Kombination mit einem Schlafmittel erfolgt.
Gegen akute Schmerzen werden zudem Lutschtabletten oder Nasensprays verabreicht, da auch bei diesen Präparaten ein rascher Wirkungsbeginn möglich ist. In der Regel wird das Opioid in Akutfällen nur kurzfristig eingenommen. Die individuelle Dosis bestimmt der Arzt.
Müssen chronische Schmerzen mit einem Fentanyl-Pflaster behandelt werden, reinigt das medizinische Personal die ausgewählte Hautstelle, die unverletzt und unbehaart sein sollte, mit Wasser. Nach dem Abtrocknen wird das Pflaster etwa 30 Sekunden lang leicht angedrückt und bleibt drei Tage auf der Haut kleben, bis es an anderer Stelle durch ein weiteres Pflaster ersetzt wird. Die behandelte Stelle benötigt mindestens eine Woche Pause, bis dort erneut ein Fentanyl-Pflaster angebracht werden kann.
Risiken & Nebenwirkungen
Gelegentlich sind auch Zittern, Sensibilitätsstörungen, Gedächtnisprobleme, niedriger Blutdruck, Schlafprobleme, Atemstörungen, Herzrasen, Bluthochdruck oder Sprachstörungen möglich. Darüber hinaus besteht das Risiko, dass der Patient von Fentanyl abhängig wird.
Liegt eine Überempfindlichkeit gegen Fentanyl oder eine Abhängigkeit von opioiden Schmerzmitteln vor, darf der Wirkstoff nicht verabreicht werden. Das Gleiche gilt bei einer schweren Beeinträchtigung der Gehirnfunktion. Ein sorgfältiges Abwägen zwischen Risiko und Nutzen einer Fentanyl-Behandlung ist erforderlich, wenn der Patient unter Herzrhythmusstörungen mit verlangsamtem Herzschlag, erhöhtem Hirndruck, Bewusstseinsstörungen, COPD oder anderen Erkrankungen der Lunge sowie Einschränkungen der Nieren- und Leberfunktion leidet.
Keinesfalls darf Fentanyl während der Schwangerschaft dargereicht werden. So besteht bereits im Mutterleib die Gefahr für das Kind, abhängig zu werden. Bemerkbar macht sich dies durch Entzugserscheinungen nach der Geburt. Außerdem kann das Fentanyl die Atemfunktionen des Kindes einschränken. Weil der Arzneistoff in die Muttermilch übergeht, sollte er auch nicht während der Stillzeit zur Anwendung gelangen. Prinzipiell eignet sich Fentanyl aber auch zur Behandlung von Kindern.