Bromperidol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bromperidol ist einer der Wirkstoffe, die in den klassischen Neuroleptika enthalten sind. Die hoch potente Substanz hat eine stark antipsychotische Wirkung. Sie ist eine der Nachfolger-Substanzen des Haloperidols, das unter dem Label Haldol® ab der Mitte der 1960-er Jahre breite Anwendung in psychiatrischen Kliniken fand.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Bromperidol?

Bromperidol ist einer der Wirkstoffe, die in den klassischen Neuroleptika enthalten sind.

Bromperidol hat die Summenformel C21H23BrFNO2 und ist eine Wirksubstanz, die insbesondere die positiven Symptome der Schizophrenie (Halluzinationen, wahnhafte Gedanken etc.) wirkungsvoll bekämpft.

Unter den Markennamen Bromidol® und Bromodol® wurde es nach seiner Entwicklung durch Janssen Pharmaceutica im Jahr 1966 markteingeführt. Heute ist es beispielsweise auch in den Medikamenten Impromen® und Tesoprel® enthalten.

Bromperidol gehört zur Klasse der Butyrophenone, die ausschließlich zur Behandlung der Schizophrenie verwendet werden. Die Mitglieder dieser Wirkstoff-Gruppe verfügen alle über einen 1-Phenyl-1-butenon Baustein. Da Bromperidol zu den ersten Anti-Psychotika gehört, die seinerzeit synthetisiert wurden, gilt es als klassisches oder typisches Neuroleptikum. Wegen seiner stark anti-psychotischen Eigenschaften ist es ein hoch potenter Wirkstoff, denn auch eine niedrige Dosis Bromperidol erzielt eine hohe Wirkung.

Als starkes Antipsychotikum ist es jedoch nur schwach sedierend. Es kann innere Unruhe, Schlafstörungen, Angst und Erregungszustände wie sie bei einem psychotischen Schub auftreten nicht regulieren. Daher wird Bromperidol bei akuten Psychosen meist zusammen mit einem niedrig potenten Neuroleptikum verabreicht.

Pharmakologische Wirkung

Die positiven Symptome schizophrener Psychosen werden nach gängiger Ansicht durch eine überhöhte Konzentration des Neurotransmitters Dopamin im meso-limbischen Teil des Gehirns verursacht. Bromperidol ist wie die anderen Vertreter seiner Wirkstoff-Gruppe in der Lage, die Ausschüttung des Botenstoffes zu blockieren, indem es als D2-Rezeptor-Antagonist auftritt. Die Realitätsverkennungen, Fehlwahrnehmungen und die psychomotorische Agitiertheit lassen nach.

Allerdings kann es - wenn nicht zugleich ein Neuroleptikum mit stark sedierender Wirkung verabreicht wird - zu einer Verstärkung der Negativ-Symptome kommen.

Auch mit Bromperidol kann die Schizophrenie nur symptomatisch behandelt werden. Der Patient kommt jedoch zur Ruhe und ist in der Lage, seinen Zustand als krankhaft wahrzunehmen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Vor der Behandlung mit Bromperidol wird ein Blutbild erstellt, das durch ein Differential-Blutbild ergänzt wird. Die Dosierung des Medikaments erfolgt individuell. Als mittlere Dosis gelten 5 bis 20 mg Bromperidol täglich. Als Höchstdosis wird 50 mg angesetzt. Bei der Akut-Therapie wird wie bei anderen Neuroleptika auch eine höhere Dosis verabreicht als bei der Langzeit und Rezidiv-Prophylaxe.

In der Langzeittherapie bekommt der Patient das Medikament zusammen mit seiner Mahlzeit. Die Wirkung tritt nach einer Erst-Verabreichung schnell ein: Symptome wie akustische und visuelle Halluzinationen sowie paranoide Vorstellungen lassen meist schon bald nach.

Bromperidol hat eine 50-mal stärkere anti-psychotische Wirkung als Chlorpromazin. Chlorpromazin war seinerzeit der erste neuroleptische Wirkstoff und wird bei Wirksamkeitsvergleichen der klassischen Neuroleptika als Referenzwert angesetzt. Bromperidol macht im Gegensatz zu niedrig potenten Mitteln gegen Schizophrenie nicht müde und verursacht außerdem keine Blutdrucksenkung, was das Risiko eines Kreislaufkollaps verringert.


Risiken & Nebenwirkungen

Als hoch potenter anti-psychotischer Wirkstoff hat Bromperidol auch viele Nebenwirkungen, von denen die schlimmste das extrapyramidale Syndrom (EPS) ist. Bei den Patienten kommt es dann zu einer Parkinson ähnlichen Symptomatik mit Muskelsteifheit (Rigor), Sitzunruhe, Zittern (Tremor) etc. Daher werden Menschen mit Schizophrenie mit dieser Folgeerkrankung noch zusätzlich Anticholinergika gegeben.

Die Behandlung mit Bromperidol verursacht je nach Dosis-Höhe und Dauer der Therapie eine strukturelle Veränderung der Gehirnsubstanz. In Tierversuchen konnte ein um etwa 10% verringertes Gehirnvolumen und Gewicht (Neuro-Degeneration) festgestellt werden.

Häufigste Nebenwirkungen, die bei der Einnahme von Bromperidol auftreten können, sind ein Mangel an weißen Blutkörperchen (Leukopenie), Verringerung der Blutzellen-Anzahl (Anämie), Haarausfall, Früh- und Spätdyskinesien, extrapyramidales Syndrom, Atemnot, Lungenentzündung, Thromboembolie, Parkinson-Symptome, unwillkürliche Bewegungen wie Blick, Schluck- und Zungenkrämpfe sowie extreme Unruhe. Gelegentlich kann es zu Hypotonie, beschleunigter Herzfrequenz und peripheren Ödemen kommen. In seltenen Fällen wurden Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit, vegetative Symptome, allergische Reaktionen, Benommenheit, zerebrale Krampfanfälle, Sprach- und Gedächtnisstörungen, Schlafprobleme, malignes neuroleptisches Syndrom und depressive Verstimmungen beobachtet.

Nicht angewendet werden sollte Bromperidol bei Patienten mit komatösen Zuständen, Paragruppenallergie, Kindern unter 12 Jahren und Personen, die eine Herz-, Nieren-, Leberinsuffizienz, Prostatavergrößerung mit Restharn-Bildung, akuten Harnverhalt, schwere Hypotonie, Parkinson'sche Krankheit, endogene Depressionen, hirnorganische Erkrankungen, starke Epilepsie, Schilddrüsenüberfunktion, eine bekannte Allergie gegen den Wirkstoff, Glaukom, Herzinfarkt und eine akute Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit haben.

In Tierversuchen konnte eine Schädigung der Fruchtbarkeit nachgewiesen werden. Obwohl Erkenntnisse über ähnliche Wirkungen beim Menschen noch nicht vorliegen, sollte der Wirkstoff bei Schwangeren nur mit äußerster Vorsicht eingesetzt werden. Kinder von Müttern, die während der Stillzeit Bromperidol erhielten, zeigten später extrapyramidale Symptome. Bei Patienten mit Herzschädigungen und älteren Menschen könnte es zu einer Störung der Erregungsleitung des Herzens kommen.

Da Bromperidol wie andere Neuroleptika die Ausschüttung von Prolaktin begünstigt, das als auslösende Substanz bei manchen Krebsarten, wie beispielsweise Brustkrebs, angesehen wird, sollte es bei Patientinnen mit Brustkrebs ebenfalls nur bei dringender Indikation angewendet werden. Dasselbe gilt für Menschen mit pathologischen Blutwerten.

In allen diesen Fällen muss eine regelmäßige medizinische Überwachung der Patienten gewährleistet sein. Da der Wirkstoff etwa bei Epileptikern die Krampf-Schwelle senkt, darf er ihnen nur dann verabreicht werden, wenn sie zugleich Antikonvulsiva erhalten. Alkoholika und Beruhigungsmittel verstärken die Wirkung von Bromperidol, Tee, Kaffee und andere koffeinhaltige Getränke schwächen seine Wirkung jedoch ab.

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