Candida tropicalis

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 12. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Candida tropicalis ist ein pathogener Candida-Stamm. Der Pilz kann im Körper verschiedene systemische und nicht-systemische Pilzinfektionen hervorrufen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Candida tropicalis?

Menschen, die große Mengen Candida tropicalis im Magen-Darm-Trakt haben, zeigen Symptome wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen.
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Candida tropicalis ist, genau wie sein bekannter Verwandter Candida albicans, ein Hefepilz. Er gehört zur Klasse der Saccharomycetes und zur Ordnung der Echten Hefen. Es handelt sich bei dem Pilz um einen asexuellen Candida-Stamm.

Rund 10 Prozent aller systemischen Pilzinfektionen werden durch Candida tropicalis hervorgerufen. Wenn Candida tropicalis auf Agar gezüchtet wird, tritt er als weiß-cremefarbene Kolonie in Erscheinung. Er ist kahl oder leicht faltig und hefeartig. Der Rand der Hefepilzkolonie ist von Mycel umringt. Die einzelnen Pilzzellen sind kugelig und ähneln der Bäckerhefe.

Genau wie Candida albicans gehört auch Candida tropicalis zu den humanpathogenen Candidastämmen. Das bedeutet, dass der Hefepilz beim Menschen Infektionen hervorrufen kann. Besonders gefährdet sind Menschen, die ein supprimiertes (herabgesetztes) Immunsystem haben. Vor allem bei Menschen mit einer HIV-Infektion oder bei Krebspatienten in der Chemotherapie kann sich der Pilz oft ungehindert im Körper ausbreiten.

Vorkommen, Verbreitung & Eigenschaften

Candida tropicalis ist ein Hefepilz, der ubiquitär vorkommt. Er fühlt sich sowohl im Erdreich als auch in Kot wohl. Über Düngemittel oder über den Boden gelangt Candida tropicalis auch in Nahrungsmittel und in Getränke. Besonders häufig ist Candida tropicalis auf Garnelen, Kefir, in Wasser, in Wein, auf Fischen, in Kakao, auf Früchten und Beeren, in Konfitüre und in Joghurt zu finden. Über den Verzehr von diesen kontaminierten Nahrungsmitteln gelangt Candida tropicalis in den menschlichen Körper.

Ob Candida tropicalis sich auch bei gesunden Menschen im Darm findet, ist umstritten. Einige Forscher sagen, dass Candida tropicalis zur normalen Darmflora gehört. Andere Forscher gehen davon aus, dass der Pilz lediglich Teil der transienten Flora ist. Als transient wird ein Mikroorganismus bezeichnet, der den Darm lediglich passiert, sich aber nicht im Darm ansiedelt. Normalerweise verhindern Darmbakterien wie Escherichia coli oder Laktobazillen eine Ansiedlung von fremden Keimen. Wenn die Darmflora jedoch gestört ist, können sich die Pilze im Darm ausbreiten und eine Mykose (Pilzinfektion) verursachen.


Krankheiten & Beschwerden

Menschen, die große Mengen Candida tropicalis im Magen-Darm-Trakt haben, zeigen Symptome wie Blähungen, Durchfall, Verstopfung und Bauchschmerzen. Normalerweise verbleibt Candida tropicalis ausschließlich im Darm. Die Infektion kann sich bei einem angeschlagenen Immunsystem jedoch schnell im gesamten Körper ausbreiten. Dabei durchdringen die Pilze die entzündete Darmschleimhaut und gelangen so in den Blutkreislauf. Von dort aus verteilen sie sich im gesamten Körper.

Candida tropicalis ist eine der Hauptursachen einer Sepsis (Blutvergiftung) und der systemischen Candidiasis. Candidiasis, auch Candidose genannt, ist eine Sammelbezeichnung für Infektionskrankheiten, die durch Candida tropicalis oder Candida albicans verursacht werden. Von systemischen Candidosen sind vor allem Patienten mit Leukämie, Diabetes mellitus und Lymphomen betroffen.

Häufig setzen sich die Hefepilze im Urogenitaltrakt fest und verursachen dort Harnwegsinfektionen mit Symptomen wie Brennen beim Wasserlassen, Ausfluss und Schmerzen beim Toilettengang. Auch Sinusitiden (Nasennebenhöhlenentzündungen) werden durch die Pilze bei supprimiertem Immunsystem hervorgerufen. Typische Symptome einer Sinusitis sind Kopfschmerzen und Abgeschlagenheit. Candida tropicalis kann sich auch in den Atemwegen manifestieren. Bei Befall der Lunge können sich schwerwiegende Atemprobleme entwickeln.

Weitere Infektionsorte, die häufig von Candida-Mykosen betroffen sind, sind die Mundschleimhaut unter Zahnprothesen, die Genitalschleimhaut, die Nagelfalze und die Bindehäute. Auf der Haut erscheint der Pilz als starke Rötung mit Juckreiz. Auf den Schleimhäuten bildet sich ein abwischbarer weißlicher Belag.

Bei der vaginalen Pilzinfektion leiden die betroffenen Frauen unter Ausfluss aus der Scheide und Juckreiz. Die Schleimhautschädigungen führen zu Schmerzen beim Geschlechtsverkehr und zu Schmerzen beim Wasserlassen. Wenn beim Mann die Eichel mit Pilzen infiziert ist, entwickelt sich eine Balanitis. Dabei kann es zu eitriger Sekretbildung kommen. Die Eichel ist geschwollen und schmerzt.

Oberflächliche Candidosen heilen in der Regel recht problemlos ab. Wenn Organe betroffen sind, kann die Infektion jedoch lebensgefährlich sein. Besonders gefürchtet ist eine Sepsis. Umgangssprachlich wird die Sepsis auch Blutvergiftung genannt. Es handelt sich dabei um eine systemische Entzündungsreaktion des Körpers auf eine Infektion mit Candida tropicalis. Im Verlauf der Sepsis wird die Vitalfunktion eines oder mehrerer Organe stark gestört. Eventuell kommt es zum lebensbedrohlichen Multiorganversagen. Die Prognose ist selbst bei sofortiger Therapie eher schlecht. Fast die Hälfte aller Patienten verstirbt trotz Behandlung.

Aufgrund der Gefahr einer Sepsis erfolgt die Behandlung von Infektionen mit Candida tropicalis frühzeitig. Dazu kommen antimykotische Medikamente wie Voriconazol, Caspofungin oder Fluconazol zum Einsatz. Auch das frei verkäufliche Nystatin kann zur Behandlung eingesetzt werden. Allerdings gibt es einige Stämme, die mittlerweile resistent gegen Nystatin sind. Da Candida tropicalis eine weitaus höhere Virulenz als Candida albicans aufweist, hat der Pilzstamm an klinischer Bedeutung dazugewonnen.

Zur Diagnose kommen verschiedene Verfahren zum Einsatz. Es können Kulturen angelegt werden. Wenn dies geschieht, empfiehlt sich begleitend ein Pilz-Antibiogramm anzulegen. Anhand des Pilz-Antibiogramms wird deutlich, auf welche Antimykotika der Hefepilz reagiert. Die Diagnose kann zudem anhand der Polymerase-Kettenreaktion (PCR) erfolgen. Die PCR wird in medizinischen und biologischen Laboratorien durchgeführt und dient der Erkennung von Pilzerkrankungen. Zur Untersuchung werden Proben von Blut, Speichel, Urin, ein Vaginalabstrich oder Nägel benötigt. Auch aus dem Stuhl oder aus der Nasennebenhöhlenflüssigkeit können Proben entnommen werden.

Quellen

  • Groß, U.: Kurzlehrbuch Medizinische Mikrobiologie und Infektiologie. Thieme, Stuttgart 2013
  • Kohl, F.: Die Hefepilze. Ihre Organisation, Physiologie, Biologie und Systematik sowie ihre Bedeutung als Gärungsorganismen. Unikum, Lindau a.B. 2012
  • Studt, H. H.: Allgemeine und spezielle Infektionslehre. Lehrbuch für Pflegeberufe. Kohlhammer, Stuttgart 2003

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