Hydrochlorothiazid
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Hydrochlorothiazid ist ein diuretisch wirkender Arzneistoff und gilt als Prototyp der Thiazid-Diuretika. Der Wirkstoff kommt unter anderem zur Behandlung von Ödemen zum Einsatz.
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Was ist Hydrochlorothiazid?
Hydrochlorothiazid ist ein Diuretikum. Diuretika sind Arzneimittel mit einer recht hohen therapeutischen Breite. Sie werden vorwiegend zur Ausschwemmung von Wasser aus dem menschlichen Körper genutzt. Bei den harntreibenden Arzneistoffen kann zwischen verschiedenen Typen unterschieden werden. Thiazid-Diuretika gehören mit den kaliumsparenden Diuretika und Aldosteron-Antagonisten zu den bekanntesten Diuretika.
Thiazid-Diuretika wie das Hydrochlorothiazid haben ein weit gefasstes Anwendungsspektrum. Sie werden unter anderem zur Behandlung von Bluthochdruck oder zur Behandlung der Herzinsuffizienz genutzt. Die Thiazid-Diuretika sind normalerweise gut verträglich, können aber aufgrund ihrer ausschwemmenden Wirkung auch Elektrolytstörungen zur Folge haben.
Hydrochlorothiazid wurde von der Welt-Antidoping-Agentur für Sportler verboten. Zwar steigert der Arzneistoff nicht auf direktem Weg die Leistung, er gehört aber zu den sogenannten Maskierungsmitteln. Diese können den Nachweis von Dopingmitteln erschweren. Durch Hydrochlorothiazid wird der Urin so stark verwässert, dass eine Dopingkontrolle im Urin kaum möglich ist.
Pharmakologische Wirkung
Hydrochlorothiazid hemmt an der luminalen Membran der Zellen im Tubulussystem den Natrium-Chlorid-Kotransporter. In höherer Dosierung hemmt der Arzneistoff zusätzlich die Carboanhydrase. Infolge dessen scheiden die Nieren vermehrt Natriumchlorid und damit auch Wasser aus. Zudem werden weniger Calciumionen und mehr Magnesiumionen ausgeschieden. Hydrochlorothiazid kann durch die vermehrte Calciumretention also auch zu einer zunehmenden Knochendichte bei Patienten mit Osteoporose führen.
Die Bioverfügbarkeit von Hydrochlorothiazid liegt bei 70 Prozent. Die Wirkdauer beträgt 6 bis 12 Stunden. Danach wird der Wirkstoff nahezu unverändert wieder über die Nieren ausgeschieden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Hydrochlorothiazid wird vor allem zur Behandlung der essenziellen arteriellen Hypertonie genutzt. Selten wird der Wirkstoff jedoch solitär verabreicht. Meist erfolgt die Therapie in Kombination mit Betablockern oder ACE-Hemmern.
Auch bei der Herzinsuffizienz wird Hydrochlorothiazid genutzt. Hier kommt der Arzneistoff meist in Kombination mit Schleifendiuretika zum Einsatz. Diese dienen der Ödemmobilisierung, Hydrochlorothiazid dient hingegen der Wasserausscheidung. Da Hydrochlorothiazid die Retention von Calciumionen steigert, wird es auch in der Osteoporosebehandlung genutzt. Durch das rückgewonnen Calcium kann sich die Knochendichte der Patienten erhöhen.
Eine weitere Indikation für den Einsatz von Hydrochlorothiazid ist eine Hyperkalziurie. Dabei handelt es sich um eine vermehrte Ausscheidung von Calcium über den Urin. Knochenmetastasen, Vitamin-D-Intoxikationen, Sarkoidose oder das Bartter-Syndrom sind mögliche Ursachen für eine solche Hyperkalziurie. Da es aufgrund der erhöhten Calciumausscheidung zu Harnsteinen kommen kann, wird Hydrochlorothiazid in diesen Fällen prophylaktisch eingesetzt.
Risiken & Nebenwirkungen
Bei höherer Dosierung können auch Schwäche, Schwindelgefühle, Muskelschmerzen und Muskelkrämpfe auftreten. Die Patienten leiden unter Herzklopfen und vermindertem Blutdruck. Insbesondere beim Wechsel vom Liegen zum Stehen zeigen sie orthostatische Regulationsstörungen mit Schwindel.
Bei einer hohen Dosierung kann die Harnausscheidung sehr exzessiv sein. Infolge der Dehydration und der Hypovolämie, also der verminderten zirkulierenden Blutmenge, kommt es zu einer Eindickung des Blutes. Insbesondere bei älteren Patienten oder bei Patienten mit Venenerkrankungen ist das Risiko für die Entstehung von Thrombosen oder Embolien dadurch erhöht. Als Folge der Hypokaliämie können Müdigkeit, eine abnorme Schläfrigkeit, Lähmungen oder Missempfindungen auftreten. Auch Verstopfung und Blähungen sind häufige Nebenwirkungen von Hydrochlorothiazid.
Im Rahmen der Behandlung können erhöhte Harnsäurespiegel im Blut auftreten, die letztlich zu Gichtanfällen führen. Ferner wird häufig ein Anstieg der Blutfette (Triglyzeride und Cholesterin) beobachtet. Gelegentlich steigen auch die harnpflichtigen Substanzen Kreatinin und Harnstoff im Blut an.
Eine gefürchtete Nebenwirkung der Therapie mit Hydrochlorothiazid ist die Pankreatitis. Die Entzündung der Bauchspeicheldrüse kann lebensgefährlich sein. Selten treten bei der Einnahme von Hydrochlorothiazid allergische Hautreaktionen wie Juckreiz, Exantheme oder Quaddeln auf. Auch akute Nierenentzündungen, Gefäßentzündungen und Anämien gehören zu den seltenen Nebenwirkungen. Einige Patienten können unter der Einnahme von Hydrochlorothiazid zudem Potenzstörungen oder Sehstörungen entwickeln.
Thiaziddiuretika wie Hydrochlorothiazid dürfen nicht bei schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen eingesetzt werden. Auch schwere Elektrolytstörungen wie Hypokaliämie, Hyponatriämie und Hyperkalzämie sind Kontraindikationen. Bei Digitalisintoxikationen und bei Herzrhythmusstörungen ist der Einsatz von Hydrochlorothiazid gefährlich. Ebenso darf Hydrochlorothiazid nicht bei einer Allergie gegen Sulfonamide verwendet werden. Auch in der Schwangerschaft und Stillzeit sollte der Arzt idealerweise ein anderes Diuretiukum verschreiben.