Idarubicin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. Oktober 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der medizinische Wirk- und Arzneistoff Idarubicin ist ein verbreitetes Zytostatikum, das zur Behandlung akuter Leukämien verwendet wird. Die Substanz wird wegen ihrer chemischen Eigenschaften der Klasse der Anthrazykline zugeordnet und in der Regel als Injektionslösung verabreicht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Idarubicin?

Eine Indikation von Idarubicin liegt vorrangig bei einer Leukämie vor. Diese wird mit einer umfassenden Kombinationschemotherapie behandelt.
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Bei Idarubicin, häufig auch Demethoxidaunorubicin genannt, handelt es sich um einen medizinischen Wirkstoff, der als Teil einer umfassenden Chemotherapie zur Bekämpfung von akuten Leukämien verabreicht wird.

Die Einnahme von Idarubicin erfolgt parenteral durch eine Injektionslösung, obwohl der Arzneistoff als Kapsel, Lösungsmittel oder Pulver vertrieben wird. Idarubicin wird den Behandelten also unter ärztlicher Aufsicht durch eine Infusion unmittelbar in den Blutkreislauf gegeben. Hierdurch wird eine zügige Wirksamkeit erreicht.

In der Chemie wird Idarubicin durch die Summenformel C 26 – H 27 – N – O 9 beschrieben, was einer moralen Masse von etwa 533,95 g/mol entspricht. Damit ähnelt Idarubicin dem ihm eng verwandten Wirkstoff Daunorubicin (Summenformel: C 27 – H 29 – N – O 10, morale Masse: 527,52 g/mol). Im Vergleich zu diesem ist Idarubicin wegen seiner fehlenden Methoxygruppe allerdings leichter fettlöslich, was die Aufnahme in die Zelle erheblich erleichtert.

Seine Wirkung erzielt Idarubicin dadurch, dass innerhalb der anvisierten Krebszelle eine Wechselwirkung mit der Topoisomerase II ausgelöst wird. Aufgrund seiner Effekte gilt Idarubicin als Zytostatikum. Hierbei handelt es sich um zelltoxische Substanzen, die in der Humanmedizin zur Abtötung von Krebszellen bewusst eingesetzt werden. Im Gegensatz zu einigen anderen Zytostatika wird Idarubicin bei einigen Patienten (z. B. AML-Patienten) nicht zur palliativen Therapie, sondern ausschließlich zur kurativen Behandlung eingesetzt.

Pharmakologische Wirkung

Idarubicin stellt ein Zytostatikum dar. Der Wirkstoff ist dem Grunde nach toxisch. Im Rahmen einer ärztlich überwachten Chemotherapie wird er Patienten allerdings bewusst und gesteuert verabreicht, um Krebszellen abzutöten. Dies ist Idarubicin möglich, indem es in die Zelle eindringt und dort das Enzym Topoisomerase II durch eine Interkalation in die Zell-DNS hemmt.

Unter einer Interkalation wird in der Medizin eine reversible Einlagerung von Molekülen in chemischen Verbindungen verstanden. Wegen der Aktivitäten des Idarubicins ist die Krebszelle nicht mehr dazu in der Lage, Nukleinsäure und Proteinsynthese zu produzieren. Das Wachstum der Zelle wird gehemmt und eine Ausbreitung verhindert.

Der prozentuale Anteil des Wirkstoffs, der im Metabolismus zur Verfügung steht (Bioverfügbarkeit), liegt zwischen 18 und 39 Prozent. Das ist ein vergleichsweise guter Wert. Gebunden lässt sich Idarubicin nach der Einnahme an bis zu 97 % der Plasmaproteine nachweisen.

Die Verstoffwechselung (Metabolisierung) gelingt über die Leber und damit hepar. Die Elimination erfolgt dagegen zum Großteil über die Galle. Nur kleine Mengen der Substanz werden renal (über die Niere) verarbeitet. In der Literatur wird die Plasmahalbwertszeit von Idarubicin zwischen mindestens 10 und maximal 39 Stunden angesetzt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Eine Indikation von Idarubicin liegt vorrangig bei einer Leukämie vor. Diese wird mit einer umfassenden Kombinationschemotherapie behandelt. Innerhalb dieser nimmt Idarubicin eine entscheidende Rolle ein.

Bei älteren Menschen mit AML (amulter myeloischer Leukämie) wird auf eine Vorbehandlung verzichtet. Bei ihnen darf allerdings keine palliative Therapie mit Idarubicin erfolgen. Hier ist lediglich eine kurative Behandlung angezeigt.

Der Arzneistoff wird üblicherweise als Pulver, Lösungsmittel oder Kapsel vertrieben. Aus diesen wird, vor der Verabreichung an den Patienten, von medizinischem Fachpersonal eine Injektionslösung hergestellt. In bestimmten Fällen kann auch eine Infusion angezeigt sein. Eine selbständige Einnahme durch den Patienten ist hingegen nicht erlaubt.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Idarubicin, einem Zytostatikum aus der Gruppe der Anthrazykline, das zur Behandlung bestimmter Formen von Leukämie eingesetzt wird, müssen mehrere wichtige Faktoren beachtet werden. Die Dosierung hängt in erster Linie vom Körpergewicht oder der Körperoberfläche des Patienten ab und wird individuell berechnet. In der Regel wird Idarubicin intravenös verabreicht, meist als Teil eines Kombinationsschemas mit anderen Chemotherapeutika.

Eine übliche Dosierung für die akute myeloische Leukämie (AML) liegt bei etwa 12 mg/m² Körperoberfläche, verabreicht an drei aufeinanderfolgenden Tagen. Bei älteren oder stark geschwächten Patienten kann die Dosis angepasst werden, um das Risiko schwerer Nebenwirkungen zu verringern.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit eingeschränkter Leber- oder Nierenfunktion geboten, da Idarubicin in diesen Organen verstoffwechselt wird und eine Akkumulation zu verstärkten toxischen Effekten führen kann. Regelmäßige Kontrollen der Blutwerte, insbesondere des Blutbilds, sind während der Behandlung unerlässlich, da Idarubicin eine ausgeprägte Knochenmarkssuppression verursachen kann.

Zudem muss auf die kumulative Dosis geachtet werden, da Idarubicin, wie andere Anthrazykline, das Risiko einer kardiotoxischen Wirkung birgt. Vor und während der Therapie sollten deshalb die Herzfunktion und die linksventrikuläre Ejektionsfraktion überwacht werden, um eine Herzinsuffizienz frühzeitig zu erkennen.

Risiken & Nebenwirkungen

Da Idarubicin ein sehr wirksamer Arzneistoff ist, können im Zuge der Behandlung unerwünschte Nebenwirkungen auftreten. Diese spiegeln sich häufig in verschiedenen Störungen des Blutbildes wieder, was eine typische Nebenwirkung von Zytostatika ist.

So können insbesondere ein pathologisch verringerter Gehalt von neutrophilen Granulozyten (eine Neutropenie), eine stark verringerte Anzahl weißer Blutkörperchen (eine Leukopenie) sowie eine Verringerung von Hämoglobin (eine Anämie) durch die Behandlung mit Idarubicin ausgelöst werden.

Auch erhöhte Bilirubinwerte zählen zu den bekannten Nebenwirkungen von Idarubicin. Darüber hinaus berichten Patienten auch von einem allgemeinen Schwächegefühl, Fieber, Beschwerden des Magen-Darm-Traktes und Herzrhythmusstörungen.

Möglich sind auch allergische Reaktionen. Diese äußern sich meist durch starke Hautreaktionen wie Juckreiz, Ausschlag oder Rötungen. In diesem Fall sollte die Behandlung nicht fortgeführt werden, da eine Kontraindikation besteht. Jene liegt auch bei Insuffizienzen der Leber oder Nieren vor.

Auch während der Schwangerschaft und der Stillzeit ist aus medizinischer Sicht eine Gegenanzeige gegeben. Darüber hinaus hat eine Behandlung mit Idarubicin auch bei schweren Erkrankungen des Herzens (z. B. Herzinsuffizienz vierten Gerades oder nach einem Herzinfarkt) zu unterbleiben.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Idarubicin betreffen in erster Linie Patienten mit bestimmten Vorerkrankungen oder Zuständen, bei denen das Risiko schwerer Nebenwirkungen besonders hoch ist. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine schwere Herzinsuffizienz oder andere erhebliche kardiovaskuläre Erkrankungen, da Idarubicin, wie andere Anthrazykline, eine ausgeprägte kardiotoxische Wirkung haben kann und zu einer Verschlechterung der Herzfunktion führen kann.

Zudem ist Idarubicin bei Patienten mit schwerer Knochenmarksuppression kontraindiziert, da es selbst eine starke Hemmung des Knochenmarks verursacht und so die Blutzellproduktion weiter beeinträchtigen kann. Dies gilt auch für Patienten, die kürzlich eine intensive Chemotherapie erhalten haben und deren Knochenmark sich noch nicht erholt hat.

Eine weitere Kontraindikation betrifft Patienten mit einer schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörung, da das Medikament in diesen Organen verstoffwechselt und ausgeschieden wird. Eine eingeschränkte Funktion kann zu einer Akkumulation des Medikaments und damit zu verstärkten toxischen Effekten führen.

Auch bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegen Idarubicin oder andere Anthrazykline ist die Anwendung kontraindiziert. Schwangere und stillende Frauen sollten ebenfalls kein Idarubicin erhalten, da es potenziell teratogen wirkt und das ungeborene Kind oder den Säugling schädigen kann.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Idarubicin kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit und das Nebenwirkungsprofil beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit anderen kardiotoxischen Medikamenten wie Anthrazyklinen (z. B. Doxorubicin), da dies das Risiko einer Herzschädigung erheblich erhöht. Die kumulative kardiotoxische Dosis muss genau überwacht werden, um das Risiko einer Herzinsuffizienz zu minimieren.

Eine weitere Interaktion besteht mit Hepato- und nephrotoxischen Medikamenten. Da Idarubicin in der Leber verstoffwechselt und über die Nieren ausgeschieden wird, kann die gleichzeitige Verabreichung von Arzneimitteln, die diese Organe belasten, wie etwa bestimmte Antibiotika (Aminoglykoside) oder nichtsteroidale Antirheumatika (NSAIDs), das Risiko einer Leber- oder Nierenschädigung erhöhen.

Idarubicin kann zudem die Wirksamkeit von orale Antikoagulanzien beeinflussen und das Risiko von Blutungen erhöhen, da es die Blutgerinnung und das Knochenmark stark beeinträchtigt. Bei gleichzeitiger Anwendung ist eine engmaschige Überwachung der Gerinnungsparameter erforderlich.

Außerdem kann Idarubicin die Immunsuppressive Wirkung anderer Chemotherapeutika oder Immunsuppressiva wie Cyclosporin verstärken, was zu einem erhöhten Infektionsrisiko führen kann. Schließlich sollte die Anwendung von Lebendimpfstoffen während der Behandlung mit Idarubicin vermieden werden, da das geschwächte Immunsystem nicht in der Lage ist, auf den Impfstoff angemessen zu reagieren und das Risiko schwerer Infektionen steigt.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Idarubicin nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, insbesondere in der Behandlung von akuten Leukämien. Eine häufige Alternative ist Daunorubicin, ein weiteres Anthrazyklin, das in der Behandlung von akuter myeloischer Leukämie (AML) und akuter lymphoblastischer Leukämie (ALL) eingesetzt wird. Es hat eine ähnliche Wirkweise, aber ein leicht unterschiedliches Nebenwirkungsprofil, was bei einigen Patienten besser vertragen wird.

Ein weiterer Ersatz ist Mitoxantron, ein Anthrazyklin-ähnliches Zytostatikum, das weniger kardiotoxisch ist und daher bei Patienten mit erhöhtem Risiko für Herzprobleme eine Option darstellt. Es wird ebenfalls bei der Behandlung von AML eingesetzt.

Cytarabin ist ein weiteres wichtiges Medikament, das in Kombination mit oder als Alternative zu Idarubicin verwendet wird. Es gehört zur Klasse der Antimetaboliten und wirkt, indem es die DNA-Synthese in den Krebszellen stört. Cytarabin ist ein zentraler Bestandteil vieler Chemotherapie-Protokolle für Leukämien.

Bei Patienten, die besonders empfindlich auf Anthrazykline reagieren, können auch Hochdosis-Methotrexat oder Fludarabin in Erwägung gezogen werden. Diese Medikamente haben unterschiedliche Wirkmechanismen und können in bestimmten Kombinationen eine wirksame Alternative darstellen.

In Fällen, in denen Chemotherapie keine Option ist, können bei bestimmten Leukämien auch Stammzelltransplantationen in Erwägung gezogen werden, insbesondere bei jüngeren Patienten oder bei einem Rückfall der Krankheit.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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