Piribedil

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 7. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Arzneistoff Piribedil zählt zur Gruppe der Dopaminagonisten und wird zur Behandlung von Parkinson verwendet, wobei die Therapie darauf abzielt, die Symptomatik der Erkrankung zu mildern und ein weiteres Fortschreiten aufzuhalten.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Piribedil?

Der Arzneistoff Piribedil zählt zur Gruppe der Dopaminagonisten und wird zur Behandlung von Parkinson verwendet.

Piribedil wird seit den 1970er-Jahren eingesetzt, wobei es zunächst in der Augenheilkunde und dann bei Parkinson zum Einsatz kam. Außerdem wurde es auch zur Behandlung von Gefäßkrankheiten sowie für leichte kognitive Beeinträchtigungen verwendet.

In Deutschland ist Piribedil seit 2007 auf dem Markt und wird hier zur Therapie von Morbus Parkinson eingesetzt. Dabei ist sowohl eine Mono- als auch eine Kombinationstherapie mit Levodopa möglich. Mit Hilfe von Piribedil soll vor allem die Beweglichkeit der Patienten verbessert werden.

Pharmakologische Wirkung

Beim Morbus Parkinson leiden die Patienten unter einem Dopaminmangel, ein Botenstoff, der bei der Ausführung von Bewegungsabläufen eine wesentliche Rolle spielt. Die Betroffenen leiden daher unter Tremor (Zittern), Rigor (Muskelstarre) sowie Akinese (Bewegungsstörungen).

Damit die Symptomatik gemildert und das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamt werden kann, erhalten die Patienten Dopamin in Form von L-Dopa. Dieses wird jedoch durch unterschiedliche Enzyme zu Metaboliten umgebaut, sodass eine Hemmung der Enzyme notwendig ist.

Darüber hinaus muss auch eine Stimulation der Dopamin-Rezeptoren (D2) mittels Agonisten stattfinden. Ein solcher Agonist ist Piribedil. Das Medikament kann die Blut-Hirn-Schranke überwinden und sich dann in weiterer Folge an die Bindungsstellen für Dopamin binden. Dort kann der Arzneistoff die gleichen Reaktionen wie Dopamin auslösen.

Dabei wird Piribedil vor allem im frühen bzw. fortgeschrittenem Stadium der Parkinson-Erkrankung eingesetzt. Zum Teil wirkt Piribedil auch als Gegenspieler von Acetylcholin.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Mit Hilfe von Piribedil wird die Parkinson-Krankheit behandelt. Der Arzneistoff wird dabei entweder mit Levodopa kombiniert oder auch alleine eingesetzt. Im Falle einer Kombinationsbehandlung werden beide Medikamente von Beginn an zusammen verabreicht oder Piribedil wird erst einige Zeit später ergänzt.

Piribedil kann im Magen-Darm-Trakt sehr schnell absorbiert und verteilt werden. Da sich der Arzneistoff nur mäßig an Plasmaproteine bindet, sind die Wechselwirkungen, die auf Grund einer Proteinbindung auftreten können, relativ gering.

Das Medikament wird bevorzugt jüngeren Patienten verabreicht, wobei die Therapie darauf abzielt, motorische Komplikationen, wie zum Beispiel Wirkungsfluktuationen oder Dyskinesien, hinauszuzögern.

Normalerweise werden zur Therapie der Parkinson-Krankheit 3 bis 5 Tabletten (150mg bis 250mg) pro Tag eingenommen. Diese werden unzerkaut nach den Mahlzeiten mit etwas Wasser geschluckt. Wird das Medikament plötzlich abgesetzt, so kann unter Umständen ein malignes neuroleptisches Syndrom auftreten. Aus diesem Grund sollte die Dosis beim Absetzen des Arzneistoffes langsam reduziert werden.


Verabreichung & Dosierung

Piribedil, ein Dopamin-Agonist, wird vor allem zur Behandlung der Parkinson-Krankheit eingesetzt. Es verbessert die Beweglichkeit, indem es die dopaminerge Aktivität im zentralen Nervensystem erhöht. Hier sind einige wichtige Aspekte bei der Verabreichung und Dosierung von Piribedil:

Dosierung: Die Anfangsdosis beträgt normalerweise 50 mg pro Tag, aufgeteilt in zwei Dosen, um die Verträglichkeit zu prüfen. Diese kann schrittweise auf bis zu 150 mg pro Tag erhöht werden, verteilt auf zwei bis drei Dosen. Bei älteren Patienten sollte die Dosiserhöhung langsamer erfolgen.

Verabreichung:' Die Tabletten sollten mit Nahrung eingenommen werden, um gastrointestinale Beschwerden zu minimieren. Sie müssen als Ganzes geschluckt und dürfen nicht zerkaut oder zerdrückt werden.

Überwachung: Die Patienten sollten auf mögliche Nebenwirkungen wie Übelkeit, Schwindel] oder Halluzinationen überwacht werden. Diese Effekte treten häufiger zu Beginn der Behandlung oder bei schnellen Dosissteigerungen auf.

Kontraindikationen: Piribedil ist bei Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff und bei Patienten mit Herzrhythmusstörungen kontraindiziert.

Vorsichtsmaßnahmen: Bei Patienten mit Niereninsuffizienz oder kardiovaskulären Erkrankungen sollte die Dosierung vorsichtig angepasst werden.

Wechselwirkungen: Piribedil kann mit Antipsychotika, blutdrucksenkenden Medikamenten und anderen Arzneimitteln interagieren, weshalb eine sorgfältige Überprüfung der Medikation erforderlich ist.

Risiken & Nebenwirkungen

Generell ist Piribedil sehr nebenwirkungsarm. Treten diese dennoch auf, so sind sie von der verabreichten Dosis abhängig. Wird die Behandlung abgebrochen, so verschwinden auch die Nebenwirkungen. Keine Anwendung von Piribedil darf erfolgen bei: einem kardiovaskulären Schock, einer Überempfindlichkeit auf das Medikament und bei einem akuten Herzinfarkt.

Darüber hinaus sollte Piribedil nicht in Kombination mit Neuroleptika eingenommen werden, da psychotische Störungen dadurch verstärkt werden können. Auch eine Einnahme während der Stillzeit bzw. einer Schwangerschaft ist nicht zu empfehlen.

Nebenwirkungen treten meistens nur zu Beginn der Behandlung auf. Dazu zählen:

Magen-Darm-Beschwerden können reduziert werden, wenn die Dosis zu Beginn der Behandlung stufenweise erhöht wird. Außerdem kann es bei der Therapie mit Piribedil zu Schläfrigkeit kommen, sehr selten treten auch plötzliche Schlafanfälle auf. Daher sollten die Patienten kein Fahrzeug lenken oder Aktivitäten ausüben, durch die sie oder auch andere Personen verletzt werden könnten.

Eine Überdosierung ist bei der Einnahme von Piribedil eher unwahrscheinlich. Sollte es dennoch dazu kommen, so treten folgende Symptome auf: instabiler Blutdruck (Hypotonie oder Hypertonie) und/oder gastrointestinale Beschwerden (Erbrechen, Übelkeit).

Kontraindikationen

Piribedil, ein Dopamin-Agonist, wird häufig zur Behandlung der Parkinson-Krankheit verwendet. Wie bei jedem Medikament gibt es auch bei Piribedil bestimmte Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um mögliche Risiken für Patienten zu minimieren:

Überempfindlichkeit: Patienten mit bekannter Überempfindlichkeit gegen Piribedil oder einen seiner Bestandteile sollten das Medikament nicht einnehmen, da das Risiko für allergische Reaktionen besteht.

Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Piribedil kann das Risiko von Herzrhythmusstörungen erhöhen, insbesondere bei Patienten mit bestehenden Herzproblemen wie Arrhythmien, ischämischer Herzkrankheit oder kürzlich aufgetretenem Herzinfarkt. Daher ist es für diese Patientengruppe kontraindiziert.

Psychotische Störungen: Bei Patienten mit schweren psychotischen Störungen sollte Piribedil vermieden werden, da es diese Symptome verschlimmern kann.

Laktoseintoleranz: Da einige Formulierungen von Piribedil Laktose enthalten, sollte das Medikament bei Patienten mit Laktoseintoleranz nicht angewendet werden.

Schwere Leber- oder Nierenerkrankungen: Eine eingeschränkte Funktion dieser Organe kann die Ausscheidung und Verstoffwechselung des Medikaments beeinflussen, was zu einer Akkumulation im Körper führen kann.

Schwangerschaft und Stillzeit: Die Sicherheit von Piribedil bei schwangeren oder stillenden Frauen ist nicht ausreichend belegt, weshalb eine Anwendung in diesen Fällen vermieden werden sollte.

Eine sorgfältige Überprüfung der Patientenanamnese und des aktuellen Gesundheitszustands ist unerlässlich, um festzustellen, ob Piribedil eine geeignete Behandlung ist.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Piribedil, ein Dopamin-Agonist, kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was bei der Verschreibung und Anwendung beachtet werden sollte:

Antipsychotika: Diese Medikamente, insbesondere typische Antipsychotika wie Haloperidol, wirken als Dopamin-Antagonisten und können die Wirkung von Piribedil abschwächen. Auch atypische Antipsychotika können ähnliche Interaktionen zeigen. Die Kombination dieser Medikamente mit Piribedil sollte vermieden werden, insbesondere bei Patienten mit Parkinson, da dies die Symptome verschlimmern kann.

Blutdrucksenkende Medikamente: Piribedil kann eine blutdrucksenkende Wirkung haben, was in Kombination mit anderen Antihypertensiva wie ACE-Hemmern, Betablockern oder Diuretika zu einem erhöhten Risiko für Hypotonie führen kann. Patienten sollten auf Symptome wie Schwindel oder Ohnmacht überwacht werden.

MAO-Hemmer: Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer) wie Selegilin oder Rasagilin können die Wirkung von Piribedil verstärken, was das Risiko für Nebenwirkungen erhöht. Eine Dosisanpassung oder engmaschige Überwachung kann erforderlich sein.

ZNS-Medikamente: Piribedil kann mit anderen zentral wirkenden Medikamenten wie Benzodiazepinen, Opioiden oder Schlafmitteln interagieren. Dies kann zu erhöhter Sedierung oder veränderten Wirkungen führen.

Anticholinergika: Die Kombination von Piribedil mit anticholinergen Medikamenten kann die Wirkung auf das zentrale Nervensystem verstärken, was zu erhöhter Verwirrtheit, Halluzinationen oder Delir führen kann.

Eine gründliche Überprüfung der Medikation ist notwendig, um potenziell schädliche Wechselwirkungen bei Patienten, die Piribedil einnehmen, zu vermeiden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Piribedil nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen für die Behandlung der Parkinson-Krankheit andere Medikamente und Methoden zur Verfügung:

Andere Dopamin-Agonisten: Pramipexol und Ropinirol sind Alternativen zu Piribedil und werden ebenfalls zur Verbesserung der motorischen Symptome eingesetzt. Diese Medikamente haben unterschiedliche Nebenwirkungsprofile und können besser vertragen werden.

Levodopa: Als Goldstandard in der Parkinson-Behandlung wird Levodopa oft mit einem Decarboxylase-Hemmer wie Carbidopa oder Benserazid kombiniert, um die Wirkung zu verstärken und Nebenwirkungen zu reduzieren.

MAO-B-Hemmer: Rasagilin und Selegilin verlängern die Wirkung von Dopamin im Gehirn, indem sie den Dopaminabbau hemmen. Diese Medikamente können bei leichten bis mittelschweren Parkinson-Symptomen eingesetzt werden.

COMT-Hemmer: Entacapon und Opicapon können die Wirkung von Levodopa verlängern, indem sie den Dopaminabbau blockieren. Sie sind in Kombination mit Levodopa wirksam.

Anticholinergika: Bei jüngeren Patienten, die vor allem an Tremor leiden, können Anticholinergika wie Biperiden eingesetzt werden.

Nicht-medikamentöse Ansätze: Physiotherapie, Ergotherapie und Logopädie können zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen. Tiefe Hirnstimulation (THS) ist eine chirurgische Option für Patienten mit fortgeschrittener Parkinson-Krankheit.

Die Auswahl der Behandlung sollte auf die individuellen Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sein, wobei das Nebenwirkungsprofil und die Krankheitsstadien berücksichtigt werden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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