Imipramin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Imipramin handelt es sich um ein trizyklisches Antidepressivum. Der Wirkstoff gehört der Klasse der Dibenzazepine an.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Imipramin?

Bei Imipramin handelt es sich um ein trizyklisches Antidepressivum.

Imipramin ist ein Antidepressivum, das zu den ersten zuverlässigen Medikamenten dieser Art zählte. So diente der Arzneistoff als Vorläufersubstanz für eine Vielzahl von weiteren Wirkstoffen zur Therapie von Depressionen.

Die Entwicklung von Imipramin fand durch den Schweizer Pharmakonzern Geigy statt, der heute als Novartis bekannt ist. Auf den Markt kam das Psychopharmakon, das zu den trizyklischen Antidepressiva gehört, im Jahr 1958. Die Entdeckung als Antidepressivum kam jedoch nur durch einen Zufall zustande.

So sollte der Arzneistoff 1957 von dem Psychiater Roland Kuhn (1912-2005) ursprünglich zur Therapie von Schizophrenie verabreicht werden. Bei der Erprobung des Mittels in der Praxis wurde jedoch die Untauglichkeit Imipramins für diese Absicht festgestellt. Stattdessen ergab sich eine positive Wirkung gegen Depressionen, sodass sich Imipramin gegen diese psychische Erkrankung einsetzen ließ.

Pharmakologische Wirkung

Im menschlichen Gehirn erfolgt die Kommunikation zwischen den Nervenzellen mithilfe von sogenannten Neurotransmittern, bei denen es sich um chemische Botenstoffe handelt. Dabei werden die Neurotransmitter von einer Nervenzelle ausgeschüttet. Die angrenzende Nervenzelle kann dies über spezielle Andockstellen mit der Bezeichnung Rezeptoren erkennen und den Botenstoff aufnehmen, der im weiteren Verlauf zu seiner Ursprungszelle zurückkehrt. Einige Botenstoffe erfüllen spezielle Aufgaben und wirken entweder hemmend oder erregend. Der Botenstoff Serotonin dient zum Beispiel als Glückshormon.

Wodurch eine Depression entsteht, ließ sich noch nicht genau ergründen. Eine Theorie besagt, dass sie durch einen Mangel an speziellen Botenstoffen verursacht wird. Dabei fehlt es an Neurotransmittern wie Serotonin, Dopamin oder Noradrenalin. Werden diese Botenstoffe durch Medikamente dem Patienten zugeführt, kann dies eine Linderung von depressiven Beschwerden bewirken.

Zu diesen Arzneistoffen gehört auch Imipramin. So verfügt es über die Eigenschaft, die Konzentration von Botenstoffen wie Noradrenalin und Serotonin im Körper zu erhöhen. Dabei sorgt die Substanz dafür, dass die Neurotransmitter von der Nervenzelle erneut aufgenommen werden. Auch auf andere Botenstoffe wirkt sich Imipramin positiv aus.

Imipramin zählt zu den antriebslosen Antidepressiva, sodass der Antrieb des Patienten weder verstärkt noch abgeschwächt wird. Ebenso ist keine beruhigende Wirkung vorhanden. In dieser Hinsicht besteht ein Unterschied zu den Antidepressiva des Desipramin-Typs, die einen antriebssteigernden oder beruhigenden Effekt aufweisen.

Nach der Einnahme von Imipramin gelangt der Wirkstoff über den Darm ins Blut. In der Leber findet ein umfangreicher Abbau der Substanz statt. Über die Nieren und den Urin erfolgt die Ausscheidung des Mittels. Nach nur einem halben Tag sind im Organismus lediglich noch 50 Prozent des Imipramins enthalten. Beim Abbau findet teilweise ein Umbau zu Desipramin statt, das über eine antriebssteigernde Wirkung verfügt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Zur Anwendung gelangt Imipramin zur Therapie von Depressionen. Außerdem eignet sich das Mittel zur Behandlung von Schmerzen, die durch eine psychische Komponente hervorgerufen werden. Dabei kann es sich um leichte, mäßige oder starke Schmerzen handeln.

Als weitere Indikationen für Imipramin kommen Angst in der Nacht (Pavor nocturnus) sowie das Bettnässen von Kindern, die älter als fünf Jahre sind, infrage. Abgesehen von den zugelassenen Einsatzgebieten wird der Wirkstoff außerdem gegen Phobien oder Angstzustände verabreicht.

Für eine wirkungsvolle Behandlung der Depressionen mit Imipramin ist in der Regel eine längere Zeitspanne erforderlich. Dabei muss der Arzt regelmäßig überprüfen, ob der Einsatz des Präparats noch sinnvoll ist. Die Einnahme von Imipramin findet mit Tabletten unabhängig von den Mahlzeiten statt. Die empfohlene anfängliche Dosis liegt bei 25 Milligramm Imipramin am Tag und wird im weiteren Verlauf gesteigert, bis sie die übliche Menge von 50 bis 150 Milligramm erreicht. Dabei erfolgen die beiden Einnahmen am Morgen sowie am Abend. Gegen Ende der Therapie sollte die Dosis nach und nach verringert werden.


Risiken & Nebenwirkungen

Ebenso wie bei der Anwendung von anderen Antidepressiva sind auch durch die Einnahme von Imipramin unerwünschte Nebeneffekte möglich. So leidet jeder zehnte Patient unter einer verstopften Nase, Schwindelgefühlen oder Zittern. Schweißausbrüchen, Benommenheit, Mundtrockenheit, Verstopfung, Hitzewallungen, der Zunahme von Gewicht und Herzrasen.

Darüber hinaus tritt nicht selten zu niedriger Blutdruck nach dem Aufstehen auf. Weitere Nebenwirkungen können Schlafprobleme, Schwierigkeiten beim Wasserlassen, Verwirrtheit, Unruhe, Müdigkeit, Durst, Appetitlosigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Hautreaktionen, Missempfindungen oder sexuelle Funktionseinschränkungen sein.

Am stärksten treten die meisten Nebenwirkungen zu Beginn der Behandlung mit Imipramin auf. Hat sich der Organismus jedoch an den Arzneistoff gewöhnt, lassen die Beschwerden normalerweise wieder nach.

Nicht zur Anwendung kommen darf Imipramin bei einer Überempfindlichkeit gegen trizyklische und tetrazyklische Antidepressiva. Dasselbe gilt für die gleichzeitige Darreichung von MAO-Hemmern. Nicht erlaubt ist Imipramin ferner bei Vergiftungen durch Psychopharmaka, Schlafmittel, Schmerzmittel oder Alkohol. Darüber hinaus muss im Falle eines Deliriums, bei akutem Harnverhalt, Grünem Star, einer Pylorusstenose, einem Darmverschluss oder einer Vergrößerung der Prostata mit der Bildung von Restharn auf den Wirkstoff verzichtet werden.

Des Weiteren sind Wechselwirkungen zwischen Imipramin und Wirkstoffen, die eine dämpfende Wirkung auf das Gehirn haben, im Bereich des Möglichen. Dabei kann es sich um Schlafmittel oder Beruhigungsmittel handeln, die ebenso wie Alkohol die Wirkung von Imipramin noch verstärken. Besondere Vorsicht ist zudem bei der gleichzeitigen Einnahme von anderen Antidepressiva geboten, was in erster Linie auf die Serotonin-Wiederaufnahmehemmer Fluvoxamin und Fluoxetin zutrifft. Es verstärkt sich dadurch die Häufigkeit der Nebenwirkungen.

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