Oxybutynin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Oxybutynin gehört zu den Anticholinergika. Er weist eine strukturelle Verwandtschaft zu dem Alkaloid Atropin auf.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Oxybutynin?

Oxybutynin dient zur Therapie von starkem Harndrang oder nächtlichem Bettnässen.

Oxybutynin wird zur Gruppe der Anticholinergika bzw. Parasympatholytika gerechnet. Das Mittel dient zur Therapie von starkem Harndrang oder nächtlichem Bettnässen. Dabei wird die glatte Blasenmuskulatur entspannt und der Harndrang reduziert, wodurch der Patient seine Harnblase nicht mehr so häufig entleeren muss.

In Europa kommt Oxybutynin seit den späten 1980er Jahren zur Anwendung. Seit 2007 gibt es neben Tabletten auch transdermale Pflaster. In den USA werden zudem Arzneiformen angeboten, die in Europa nicht zugelassen sind. Dabei handelt es sich um Gele, die der Patient auf die Haut aufträgt, wodurch der Wirkstoff in den Blutkreislauf gelangt.

Strukturell ist Oxybutynin ein Racemat, das mit Atropin verwandt ist. In den Arzneimitteln kommt das tertiäre Amin als Oxybutyninhydrochlorid oder Oxybutynin vor. Unter Oxybutyninhydrochlorid wird ein kristallines, weißliches Pulver verstanden, das sich leicht in Wasser lösen lässt.

Pharmakologische Wirkung

Oxybutynin zählt zur Wirkstoffgruppe der Spasmolytika, die einen krampflösenden Effekt entfalten. Das Mittel ist in der Lage, sowohl auf die Muskeln als auch auf die Nerven einzuwirken. So wird der körpereigene Neurotransmitter Acetylcholin von seinen Rezeptoren verdrängt, die sich am Parasympathikus befinden. Der Parasympathikus gehört den Hauptnerven des vegetativen Nervensystems an.

Durch das Hemmen der muscarinischen M-Acetylcholinrezeptoren wird das Entspannen der glatten Blasenmuskulatur erzielt. Dieser Effekt bewirkt, dass die übermäßige Anspannung der Blasenmuskeln nachlässt. Auf diese Weise erhält die Harnblase mehr Fassungsvermögen. Der Patient verspürt dadurch weniger Harndrang und leidet seltener unter dem unkontrollierten Abgang von Urin. Des Weiteren hemmt das Oxybutynin die Schweißdrüsensekretion.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Oxybutynin gelangt hauptsächlich gegen unterschiedliche Formen von Harninkontinenz zum Einsatz. Dabei leiden die betroffenen Personen in erster Linie unter dem übermäßigen Anspannen des Harnblasenmuskels, was sich zumeist in den Nachtstunden bemerkbar macht. Darüber hinaus kann es zu dem unfreiwilligen Abgang von Urin kommen.

Weitere Anwendungsgebiete des Oxybutynins sind nächtliches Bettnässen (Enuresis nocturna), eine spastische neurogene Harnblase, Überempfindlichkeiten an der Blasenwandmuskulatur die auf neurogene Störungen zurückzuführen sind, sowie eine instabile Blase bei Frauen.

Es gibt auch Anwendungsgebiete von Oxybutynin, die noch nicht vollständig zugelassen sind. So wird das Anticholinergikum auch als Off-Label bei einer Hyperhidrose (übermäßiges Schwitzen) verabreicht. Dieses Anwendungsgebiet ist jedoch nicht in allen europäischen Ländern freigegeben.

In den meisten Fällen erfolgt die Einnahme von Oxybutynin in Form von Tabletten. Die empfohlene Dosis im Anfangsstadium liegt bei drei Mal einer halben Tablette pro Tag. Im weiteren Behandlungsverlauf liegt die Tagesdosis bei einer halben bis einer Tablette. Später gilt die niedrigste Dosierung als empfehlenswert. Falls nötig, ist eine Steigerung der Dosis auf vier Mal eine Tablette am Tag möglich. Auch Kinder über fünf Jahren können Oxybutynin einnehmen. Dabei beträgt die empfohlene Tagesdosis zwei Mal eine halbe Tablette.


Risiken & Nebenwirkungen

Bei manchen Patienten hat die Anwendung von Oxybutynin unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge. Diese zeigen sich jedoch nicht bei jedem Menschen. In den meisten Fällen leiden die betroffenen Personen unter Verstopfung, Mundtrockenheit, einer beschleunigten Herzfrequenz, einem Wärmestau, Herzrhythmusstörungen, Herzrasen, umfangreichen Schwellungen auf der Haut und der Schleimhaut, Gesichtsschwellungen, Müdigkeit, Schwindelgefühlen, Harnverhalt, Hautausschlägen, Impotenz, Übelkeit, Erbrechen und Appetitlosigkeit.

Weiterhin sind verschwommenes Sehen, Lichtempfindlichkeit, eine Erweiterung der Pupillen, die Abnahme des Tränenflusses, Beschwerden beim Wasserlassen, Kopfschmerzen und allergische Hautreaktionen möglich. In seltenen Fällen zeigen sich auch Angststörungen in der Nacht oder Verwirrtheit.

Bei einer dauerhaften Anwendung von Oxybutynin besteht das Risiko von Zahnfleischerkrankungen, Karies oder einer Hefepilzinfektion im Mundraum.

Nicht sinnvoll ist die Darreichung von Oxybutynin, wenn der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen den Arzneistoff leidet. Weitere Kontraindikationen sind Harnabflussstörungen durch eine Harnröhrenverengung oder eine gutartige Vergrößerung der Prostata (Vorsteherdrüse), Harndrang und nächtliches Wasserlassen aufgrund von Nierenschwäche oder Herzmuskelschwäche, Magen-Darm-Erkrankungen, ein Darmverschluss (Ileus) oder Geschwüre des Dickdarms.

Von einer Anwendung Oxybutynins in Schwangerschaft und Stillzeit wird abgeraten. Nicht geeignet ist der Arzneistoff für Kinder unter fünf Jahren.

Auch einige Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten sind zu beachten. So verstärkt sich der Wirkeffekt von Oxybutynin bei gleichzeitiger Einnahme von anderen Anticholinergika oder Anti-Parkinsonmitteln wie Amantadin. Gleiches gilt für Atropin, Neuroleptika wie Butyrophenonen oder Phenothiazinen, Chinidin, H1-Antihistaminika sowie trizyklische Antidepressiva.

Eine Verlängerung der Oxybutyninwirkung ist durch die Anwendung von Anti-Pilzmitteln wie Itraconazol bzw. Ketoconazol und Makrolid-Antibiotika wie zum Beispiel Erythromycin möglich.

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