Minocyclin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 24. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Minocyclin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Tetrazykline. Das Antibiotikum wird zur Behandlung von Atemwegsinfektionen, Harnwegsinfektionen oder zur Therapie der Borreliose eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Minocyclin?

Aufgrund seines breiten Wirkspektrums wird Minocyclin zur Behandlung vieler Erkrankungen eingesetzt.

Minocyclin ist ein Tetracyclin. Tetracycline sind Arzneistoffe, die antibiotisch wirksam sind und von Bakterien der Art Streptomyces produziert werden. Im Gegensatz zu Chlortetracyclin ist Minocyclin kein Naturstoff, sondern ein halbsynthetisches Derivat. Es wird aus Oxytetracyclin in einem mehrstufigen Prozess synthetisiert. Für die Gewinnung des Oxytetracyclins eignen sich Bakterien der Art Streptomyces rimosus.

Aufgrund seines breiten Wirkspektrums wird Minocyclin zur Behandlung vieler Erkrankungen eingesetzt. Indikationen für das Antibiotikum sind Hautinfektionen, Augeninfektionen, Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen, Syphilis, Borreliose oder die chronische Bronchitis.

Pharmakologische Wirkung

Minocyclin ist ein Antibiotikum. Antibiotika sind Medikamente, die Bakterien abtöten oder das Wachstum von Bakterien stoppen. Tetracycline, wie das Minocyclin, bekämpfen sowohl grampositive Bakterien als auch gramnegative Bakterien. Grampositive Bakterien, wie Streptokokken oder Staphylokokken, verfügen im Gegensatz zu gramnegativen Bakterien, wie Neisserien, Campylobacter oder Brucellen über keine zusätzliche Zellaußenwand.

Minocyclin spielt eine besondere Rolle bei der Behandlung von Infektionen, die durch zellwandlose Bakterien wie Rickettsien, Chlamydien oder Mykoplasmen verursacht werden. Durch die fehlende Zellwand können Standardantibiotika wie Cephalosporine oder Penicilline gegen diese Bakterien nichts ausrichten. Vor allem in Krankenhäusern treten jedoch immer mehr Keime auf, die gegen das Antibiotikum resistent sind. Insbesondere einige Proteus-Bakterien oder Bakterien der Enterobacter-Art sprechen nicht mehr auf Minocyclin an. Auch die meisten Erreger aus der Gruppe Pseudomonas aeruginosa gelten als resistent.

Minocyclin hemmt die Proteinbiosynthese an den Ribosomen der Bakterien. Die Anlagerung der Aminoacyl-tRNA wird verhindert, sodass die Bakterien sich nicht vermehren können.

Die aktuelle Forschung zeigt, dass Minocyclin zudem nicht ausschließlich antibiotisch wirkt. So zeigten sich in Versuchen neuroprotektive und entzündungshemmende Wirkungen im Bereich des Nervensystems.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Trotz der Zunahme von Resistenzen gegen Minocyclin ist das Antibiotikum immer noch Mittel der Wahl bei der Behandlung der Borreliose und der Urethritis. Die Borreliose ist eine Erkrankung, die durch einen Zeckenbiss übertragen wird. Erreger sind Borrelien (Spirochäten). Nach einer Vermehrung an der Eintrittsstelle erfolgt eine Ausbreitung auf dem Blutweg. Verschiedene Organsysteme werden befallen. Nach einiger Zeit resultiert das klinische Bild der sogenannten Lyme-Borreliose. Die Lyme-Borreliose ist gekennzeichnet durch Muskel- und Gelenkschmerzen, Lymphknotenschwellungen, Lähmungen, Nervenschmerzen und durch chronische Müdigkeit.

Als Urethritis wird die Entzündung der Harnröhre bezeichnet. Die Erkrankung geht mit Juckreiz, Schmerzen beim Wasserlassen und Ausfluss einher. Minocyclin ist nur gegen bakterielle Harnröhrenentzündungen wirksam, die nicht durch Neisseria gonorrhoeae, den Erreger der Gonorrhö, hervorgerufen wurden.

Des Weiteren wird das Antibiotikum bei Geschlechtskrankheiten wie der Syphilis und bei Nieren- und Harnwegsinfektionen verwendet. Auch Infektionen mit Chlamydien werden mit Minocyclin behandelt.

Minocyclin wird zudem zur Behandlung von Atemwegsinfektionen eingesetzt. Dazu gehören Mandelentzündungen, Nebenhöhlenentzündungen und Lungenentzündungen. Auch bei Mittelohrentzündungen (Otitis media) wird Minocyclin verabreicht.

Selten auftretende Indikationen für Minocyclin sind bakterielle Infektionskrankheiten wie Ornithose, Bartonellose, Pest, Rickettsiose oder Brucellose. Die Listeriose, eine Infektionskrankheit, die mit grippeähnlichen Symptomen einhergeht, wird ebenfalls mit Minocyclin behandelt.

Ferner kann der Arzneistoff auch zur Behandlung von schwerer Akne genutzt werden. Auch zur präventiven Behandlung gegen Hirnhautentzündungen nach Kontakt mit Meningokokken-infizierten Menschen kann Minocyclin dienen.


Risiken & Nebenwirkungen

Minocyclin kann zu einer Zahnschmelzhypoplasie führen. Dadurch können irreversible gelbliche bis bräunliche Verfärbungen an den Zähnen entstehen. Daher darf das Antibiotikum während der Schwangerschaft und vor dem achten Lebensjahr nicht verwendet werden.

Weitere Kontraindikationen sind Nierenfunktionsstörungen und Leberfunktionsstörungen. Minocyclin kann zu einer Photosensibilisierung führen. Es handelt sich dabei um eine übermäßige Lichtempfindlichkeit der Haut. An den belichteten Körperstellen können deshalb während der Einnahme von Minocyclin Ödeme oder Erytheme entstehen. Häufige Nebenwirkungen sind zudem Sodbrennen, Entzündungen der Speiseröhre, Blähungen, Durchfall, Fettstühle und Erbrechen.

Gelegentlich kommt es zu Müdigkeit, Schwindel, Muskelschwäche, Leberstörungen oder zur Ausbildung einer schwarzen Haarzunge. Gelegentlich entsteht ein Stevens-Johnson-Syndrom mit großflächigem Hautausschlag und Fieber. Selten ist die Blutzellbildung im Knochenmark gestört. Zudem kann der Blutdruck stark abfallen, der Kehlkopf anschwellen oder der Hirndruck ansteigen.

Starke Durchfälle während oder nach der Therapie können durch eine pseudomembranöse Colitis ausgelöst werden. Bei einer solchen antibiotikainduzierten Darmentzündung muss die Therapie mit Minocyclin sofort beendet und durch eine Behandlung mit Vancomycin ersetzt werden.

Bei gleichzeitiger Gabe anderer Antibiotika ist eine gegenseitige Abschwächung der Wirkung möglich. Säurebindende Medikamente, Eisenpräparate, Kalzium-Präparate und Aktivkohle hemmen die Aufnahme von Minocyclin aus dem Darm. Auch Barbiturate und Antiepileptika können die Wirkung des Antibiotikums abschwächen.

Hormonelle Verhütungsmittel wie die "Pille" können ihre Wirksamkeit während der Einnahme von Minocyclin verlieren. Zudem kann die Wirkung von Antidiabetika oder von Gerinnungshemmern durch den Arzneistoff beeinträchtigt werden.

Bei der zeitgleichen Gabe des Aknemittels Isotretinoin steigt das Risiko einer Hirndruckerhöhung. Zudem ist zu beachten, dass die Nebenwirkungen von verschiedenen Narkosemitteln, Theophyllin, Cyclosporin und Methotrexat durch Minocyclin verstärkt werden können.

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