Zalcitabin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Zalcitabin handelt es sich um ein so genanntes Virostatikum zur oralen Einnahme. Es wird der Wirkstoffgruppe der nukleosidischen Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTI) zugeordnet und findet bei der antiviralen Therapie von HIV-Infektionen Anwendung.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zalcitabin?

Zalcitabin wurde bis Ende 2006 im Rahmen der Kombinationstherapie bei Patienten mit dem HI-Virus des Typ 1 eingesetzt.
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Zalcitabin gehört zur Wirkstoffgruppe der NRTI, bei denen es sich um antiretrovirale Substanzen handelt. Erstmals wurde es von Jerome Horwitz in den 1960er Jahren im Zusammenhang mit der Krebsforschung hergestellt. Eine Weiterentwicklung als Medikament zur Behandlung von HI-Viren erfolgte später durch das US-amerikanische Krebsforschungszentrum NCI.

1992 erfolgte die Zulassung zur Monotherapie, 1996 auch zur Kombinationstherapie. Zum 31. Dezember 2006 wurde der Verkauf in Deutschland aufgrund der Einführung von neueren Therapieformen eingestellt. Behandelt wurden mit Zalcitabin Patienten mit HIV Typ 1.

Aus struktureller Sicht handelt es sich um ein Derivat, also eine modifizierte chemische Verbindung des Nukleosids Cytidin. Weiterhin stellt Zalcitabin ein Analogon von Desoxycytidin dar. Zalcitabin ist ein weißes, kristallines Pulver, welches in Wasser löslich ist.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Zalcitabin wurde in Form von Tabletten vertrieben. Nach erfolgter Einnahme sowie Resorption wird der Arzneistoff in das pharmakologisch wirksame 5’-Triphosphat umgewandelt. Im Anschluss an die Umwandlung erfolgt der Einbau in das virale Erbgut. Da im Wirstoffmolekül die Hydroxygruppe fehlt, wird die DNA-Synthese der HI-Viren sofort unterbunden.

Transportiert wird Zalcitabin fast ausschließlich frei im Blut, es wird dabei nicht an Plasmaproteine gebunden. Die Halbwertzeit von Zalcitabin liegt bei etwa zwei Stunden, die biologische Wertigkeit bei 80 Prozent. Der Körper nutzt allerdings nur etwa 30 Prozent des aufgenommenen Wirkstoffs, während der Rest in unveränderter Form renal – also über die Niere – ausgeschieden wird.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Zalcitabin wurde bis Ende 2006 im Rahmen der Kombinationstherapie bei Patienten mit dem HI-Virus des Typ 1 eingesetzt. Während der Infektion vervielfältigen sich die HI-Viren in den Zellen des Körpers. Die somit neu gebildeten Viren werden schließlich freigesetzt und breiten sich im ganzen Körper aus. Dadurch kommt es zur Infektion anderer Zellen, die Erkrankung breitet sich immer weiter auf nicht infizierte Zellen aus. Zalcitabin sorgt aufgrund eines Enzyms dafür, dass sich keine neue DNA des Virus bilden kann.

Zalcitabin galt bis zur Einstellung des Verkaufs als Alternative für Patienten, welche Zidovudin nicht vertrugen oder bei denen die Behandlung damit keine Wirkung zeigte. Bei diesen Patienten zeigte Zalcitabin die gleiche Wirkung wie Didanosin. Für Zalcitabin gilt, ebenso wie für alle anderen verfügbaren Medikamente für HIV-Patienten, dass eine Heilung der Infektion nicht möglich ist. Lediglich das Fortschreiten der Erkrankung lässt hinauszögern.

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Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Zalcitabin, einem antiretroviralen Medikament zur Behandlung von HIV, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Therapie zu gewährleisten. Zalcitabin wird oral eingenommen, in der Regel dreimal täglich im Abstand von etwa acht Stunden, unabhängig von den Mahlzeiten. Die übliche Dosis für Erwachsene beträgt 0,75 mg alle acht Stunden.

Patienten sollten darauf hingewiesen werden, die Dosis regelmäßig einzunehmen und keine Dosen auszulassen, um die Viruslast effektiv zu kontrollieren. Bei verpassten Dosen sollte die nächste Dosis so bald wie möglich eingenommen werden, es sei denn, es ist fast Zeit für die nächste geplante Dosis. In diesem Fall sollte die vergessene Dosis ausgelassen und der normale Dosierungsplan fortgesetzt werden.

Regelmäßige Überwachung der Nierenfunktion ist wichtig, da Zalcitabin überwiegend über die Nieren ausgeschieden wird. Bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion muss die Dosis entsprechend angepasst werden, um eine Akkumulation des Medikaments und damit verbundene Toxizität zu vermeiden.

Eine bedeutende Nebenwirkung von Zalcitabin ist die periphere Neuropathie, die sich durch Symptome wie Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen in den Händen und Füßen äußert. Patienten sollten angewiesen werden, diese Symptome sofort ihrem Arzt zu melden. Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Pankreatitis, Lebertoxizität und Laktatazidose. Daher sind regelmäßige Bluttests zur Überwachung der Leber- und Pankreasfunktion sowie der Laktatspiegel im Blut erforderlich.

Da Zalcitabin mit anderen antiretroviralen Medikamenten und potenziell toxischen Arzneimitteln interagieren kann, sollten Patienten ihre gesamte Medikation mit ihrem Arzt besprechen, um Wechselwirkungen zu vermeiden. Regelmäßige ärztliche Überwachung und Anpassung der Therapie sind entscheidend für den Behandlungserfolg und die Sicherheit des Patienten.

Risiken & Nebenwirkungen

Zalcitabin kann Nebenwirkungen verursachen. Diese äußern sich von Patient zu Patient in unterschiedlicher Weise. Typische Nebenwirkungen des Virostatikums sind vor allem Kopfschmerzen, Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Appetitverlust, eine Veränderung des Körperfettanteils, Juckreiz oder auch Müdigkeit.

Ein Arzt muss sofort aufgesucht werden, wenn es aufgrund von Zalcitabin zu Nebenwirkungen wie schweren allergischen Reaktionen (z. B. Atembeschwerden, Schwellungen im Mund sowie im Gesicht oder an den Lippen, Nesselsucht), Krämpfen, Kältegefühl, Herzbeschwerden (z. B. zu schneller oder zu langsamer Herzschlag), Benommenheit und Schwindel, Leberentzündung, Taubheitsgefühl oder Schmerzen in den Gliedmaßen (Arme, Beine, Hände, Füße), Geschwüren in Mund- und Rachenraum, starker Übelkeit und Erbrechen oder auch starken Schluckbeschwerden kam.

Aufgetreten sind bei der Behandlung mit Zalcitabin außerdem auch Nebenwirkungen wie Fieber, Knochen- und Gelenkschmerzen sowie Neuropathien (Erkrankungen des peripheren Nervensystems).

Um Wechselwirkungen zu vermeiden, dürfen keine Medikamente eingenommen werden, deren Wirkstoffe zu Neuropathien führen können. Durch die gleichzeitige Einnahme von Lamivudin wird die Wirkung von Zalcitabin gehemmt.

Bei bestehenden Erkrankungen der Leber, bekannten Erkrankungen des peripheren Nervensystems sowie einer vorhandenen Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff ist die Anwendung von Zalcitabin nicht indiziert. Während der Behandlung muss durch den Arzt regelmäßig das Blutbild des Patienten kontrolliert werden. Dies galt auch für Patienten mit bestehender Pankreatitis sowie bei Patienten mit einem erhöhten Alkoholkonsum.

Kontraindikationen

Bei der Verwendung von Zalcitabin, einem antiretroviralen Medikament zur Behandlung von HIV, gibt es mehrere Kontraindikationen, die beachtet werden müssen, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Zalcitabin oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels. Patienten mit einer solchen Überempfindlichkeit dürfen das Medikament nicht einnehmen.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist das Vorliegen einer schweren Nierenerkrankung. Da Zalcitabin hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird, kann eine eingeschränkte Nierenfunktion zu einer Akkumulation des Medikaments führen, was das Risiko von Toxizität und Nebenwirkungen erhöht. Bei leichter bis mittelschwerer Nierenerkrankung muss die Dosis angepasst werden, und bei schwerer Niereninsuffizienz sollte das Medikament vermieden werden.

Patienten mit einer Vorgeschichte von peripherer Neuropathie sollten ebenfalls Zalcitabin vermeiden. Das Medikament kann periphere Neuropathie verursachen oder verschlimmern, was sich durch Symptome wie Taubheit, Kribbeln oder Schmerzen in den Extremitäten äußert. Daher ist es bei diesen Patienten kontraindiziert.

Zalcitabin sollte auch bei Patienten mit einer Vorgeschichte von Pankreatitis oder erhöhtem Risiko für Pankreatitis vermieden werden, da es das Risiko einer Pankreasentzündung erhöhen kann. Patienten mit Lebererkrankungen, einschließlich Hepatitis B oder C, sollten Zalcitabin mit Vorsicht verwenden, da das Medikament Lebertoxizität verursachen kann. Eine regelmäßige Überwachung der Leberfunktion ist bei diesen Patienten erforderlich.

Schließlich sollten schwangere Frauen und stillende Mütter Zalcitabin nur einnehmen, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für den Fötus oder das Säugling überwiegt, da die Sicherheit des Medikaments in diesen Bevölkerungsgruppen nicht vollständig etabliert ist.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Zalcitabin, ein antiretrovirales Medikament zur Behandlung von HIV, kann mit verschiedenen anderen Medikamenten interagieren, was zu einer Verringerung der Wirksamkeit oder zu erhöhten Nebenwirkungen führen kann. Eine der wesentlichen Interaktionen besteht mit anderen antiretroviralen Medikamenten. Die gleichzeitige Verabreichung von Zalcitabin und Didanosin sollte vermieden werden, da dies das Risiko für periphere Neuropathie und Pankreatitis erhöhen kann.

Ein weiteres bedeutendes Wechselwirkungspotential besteht mit Medikamenten, die die Nierenfunktion beeinflussen oder nephrotoxisch sind, wie Aminoglykosid-Antibiotika (z.B. Gentamicin), nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) und Amphotericin B. Da Zalcitabin hauptsächlich über die Nieren ausgeschieden wird, können nephrotoxische Medikamente die Clearance von Zalcitabin reduzieren und dessen toxische Wirkungen verstärken.

Die gleichzeitige Anwendung von Zalcitabin und Medikamenten, die myelotoxisch sind, wie bestimmte Chemotherapeutika und Ganciclovir, kann das Risiko für Knochenmarkssuppression erhöhen. Dies kann zu schweren Nebenwirkungen wie Neutropenie oder Anämie führen, weshalb eine engmaschige Überwachung der Blutbildparameter erforderlich ist.

Zalcitabin kann auch die Wirkung von antineoplastischen Mitteln und Immunsuppressiva beeinflussen, da es die Aktivierung des Immunsystems modulieren kann. Eine sorgfältige Überwachung und mögliche Dosisanpassungen dieser Medikamente können notwendig sein, um unerwünschte Effekte zu vermeiden.

Schließlich können bestimmte Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel, insbesondere solche mit hohem Kalzium- oder Magnesiumgehalt, die Resorption von Zalcitabin beeinflussen. Es wird empfohlen, Zalcitabin mit Wasser und nicht mit Milchprodukten oder mineralhaltigen Nahrungsergänzungsmitteln einzunehmen, um die maximale Absorption und Wirksamkeit des Medikaments sicherzustellen.

Eine enge Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt und regelmäßige Überprüfungen der Medikamentenliste sind entscheidend, um Wechselwirkungen frühzeitig zu erkennen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Zalcitabin nicht vertragen wird, gibt es verschiedene alternative antiretrovirale Medikamente und Behandlungsmethoden zur Behandlung von HIV. Eine der Hauptklassen alternativer Medikamente sind Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NRTIs). Beispiele hierfür sind Zidovudin, Lamivudin, Emtricitabin und Tenofovir. Diese Medikamente hemmen die Reverse Transkriptase, ein Enzym, das für die Vermehrung des HIV-Virus unerlässlich ist.

Eine weitere Klasse von Medikamenten sind Nicht-Nukleosidische Reverse-Transkriptase-Inhibitoren (NNRTIs) wie Efavirenz, Nevirapin und Etravirin. Diese Medikamente blockieren ebenfalls die Reverse Transkriptase, jedoch auf eine andere Weise als NRTIs, was sie zu einer guten Alternative für Patienten macht, die NRTIs nicht vertragen.

Protease-Inhibitoren (PIs) wie Lopinavir/Ritonavir, Atazanavir und Darunavir sind weitere Alternativen. Sie hemmen das HIV-Protease-Enzym, das für die Reifung und Vermehrung des Virus notwendig ist. Diese Medikamente werden oft in Kombination mit einem "Booster" wie Ritonavir verabreicht, um ihre Wirksamkeit zu erhöhen.

Integrase-Strangtransfer-Inhibitoren (INSTIs) wie Raltegravir, Elvitegravir und Dolutegravir sind eine moderne Klasse von antiretroviralen Medikamenten, die das Integrase-Enzym hemmen, das für die Integration des viralen Genoms in die DNA der Wirtszelle verantwortlich ist. Diese Medikamente sind besonders wirksam und gut verträglich.

CCR5-Antagonisten wie Maraviroc blockieren den CCR5-Rezeptor auf den CD4-Zellen, den HIV benötigt, um in die Zellen einzudringen. Dies ist eine spezifische Behandlung für Patienten mit einem bestimmten Typ von HIV.

Neben medikamentösen Alternativen ist die Kombinationstherapie, auch bekannt als Highly Active Antiretroviral Therapy (HAART), ein Standardansatz. Diese Therapie kombiniert mehrere antiretrovirale Medikamente, um die Viruslast zu reduzieren und die Entwicklung von Resistenzen zu verhindern. Eine enge Zusammenarbeit mit einem spezialisierten Arzt ist entscheidend, um die optimale Kombination und Dosierung zu finden, die auf die individuellen Bedürfnisse und Verträglichkeiten des Patienten abgestimmt ist.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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