Basiliximab
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. August 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Basiliximab ist ein Arzneistoff aus der Wirkstoffklasse der Immunsuppressiva. Er wird zur Prävention von Abstoßungsreaktionen nach Leber- oder Nierentransplantationen eingesetzt.
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Was ist Basiliximab?
Basiliximab ist ein arzneilicher Wirkstoff, der zur Gruppe der chimären monoklonalen Antikörper gehört. Er wurde 1998 in den USA und in der Europäischen Union zugelassen. Die Antikörper werden in einer Zellkultur in Maus-Myelomzellen hergestellt. Weitere Bestandteile des fertigen Arzneimittels sind:
Pharmakologische Wirkung
Basiliximab wird als Immunsuppressivum genutzt, unterdrückt also die Reaktionen des Immunsystems. Mit Basiliximab soll der Abstoßung von Organtransplantaten vorgebeugt werden. Dabei soll der Arzneistoff die Anfälligkeit für Infektionen nicht erhöhen.
Die Verabreichung von Basiliximab darf nur in speziellen Zentren erfolgen, die technisch und personell so ausgestattet sind, dass sie Patienten mit Überempfindlichkeitsreaktionen auf den Arzneistoff adäquat versorgen können. Insgesamt kann die Verträglichkeit von Basiliximab meist als als gut gewertet werden.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Basiliximab ist ein Antikörper. Ziel des Antikörpers sind aktivierte T-Zellen. Diese sind in der Regel für Abstoßungen von Transplantatorganen verantwortlich. Das Immunsystem erkennt das transplantierte Organ als fremd und versucht es mithilfe der Immunzellen zu zerstören. Die T-Zellen bilden Killerzellen aus, die in das Gewebe des Organs wandern und dort Entzündungen hervorrufen.
Basiliximab blockiert die sogenannte alpha-Untereinheit des Interleukin-2-Rezeptors der T-Zellen. Normalerweise bindet sich an diesem Rezeptor der T-Zell-Wachstumsfaktor Interleukin-2. Interleukin-2 regt das Wachstum und die Differenzierung der T-Zellen an. Zudem wird die Produktion von Interleukinen, Interferonen, natürlichen Killerzellen und Makrophagen angeregt. Da Basiliximab aber den Rezeptor blockiert, kann Interleukin-2 die T-Zellen nicht erreichen. Wachstum und Vermehrung der T-Zellen werden somit verhindert. Die Immunreaktion bleibt aus und das Immunsystem wird geschwächt. Die Transplantatabstoßungsreaktion wird somit wirksam gestoppt.
In der Regel wird Basiliximab zusammen mit Ciclosporin A und Daclizumab verabreicht. Daclizumab blockiert ebenso wie Basiliximab die Interleukin-2-Rezeptoren. Ciclosporin verhindert ergänzend dazu die Synthese von neuem Interleukin-2.
Basiliximab wird bei Erwachsenen und Kindern zur Prävention der akuten Transplantatabstoßung nach einer Nieren- oder Lebertransplantation eingesetzt. Bei Erwachsenen kann der Arzneistoff in Kombination mit Azathioprin, Mycophenolatmofetil, Ciclosporin und Corticosteroiden zur Dauerbehandlung verwendet werden.
Es gibt Studien, die Basiliximab auch eine Wirksamkeit in Bezug auf die chronisch-entzündliche Darmerkrankung Colitis ulcerosa bescheinigen. Derzeit liegt für diese Indikation aber noch keine Zulassung vor.
Sobald bekannt ist, dass der Patient ein Spenderorgan erhält, wird Basiliximab eingesetzt. Erwachsene erhalten zwei Stunden vor der Transplantation intravenös 20 Milligramm. Vier Tage nach der Transplantation werden weitere 20 Milligramm verabreicht. Studien zeigten, dass es bei einer Ergänzung der immunsuppressiven Standardtherapie durch Basiliximab zu weniger Transplantatabstoßungen kommt.
Verabreichung & Dosierung
Bei der Verabreichung und Dosierung von Basiliximab, einem monoklonalen Antikörper, der als Immunsuppressivum verwendet wird, insbesondere zur Prophylaxe von akuten Abstoßungsreaktionen nach einer Nierentransplantation, sind mehrere wichtige Aspekte zu beachten. Basiliximab wird intravenös verabreicht und die Dosierung richtet sich nach dem Körpergewicht des Patienten.
Üblicherweise wird eine Gesamtdosis von 40 mg empfohlen, die in zwei Dosen aufgeteilt wird. Die erste Dosis von 20 mg wird 2 Stunden vor der Transplantation intravenös gegeben, während die zweite Dosis von 20 mg am 4. Tag nach der Transplantation verabreicht wird. Bei Patienten mit einem Körpergewicht von weniger als 35 kg wird die Dosierung entsprechend angepasst, wobei 10 mg vor und 10 mg nach der Transplantation gegeben werden.
Es ist wichtig, dass Basiliximab langsam über 20 bis 30 Minuten verabreicht wird, um das Risiko von Infusionsreaktionen zu minimieren. Das Medikament sollte unter sterilen Bedingungen und von medizinischem Fachpersonal verabreicht werden.
Bei der Verabreichung von Basiliximab müssen mögliche Wechselwirkungen mit anderen Immunsuppressiva berücksichtigt werden. Regelmäßige Überwachung der Patienten, insbesondere der Immunfunktion und eventueller Infektionen, ist unerlässlich, um Nebenwirkungen frühzeitig zu erkennen und zu behandeln. Besondere Vorsicht ist geboten bei Patienten mit einer bekannten Allergie gegen Mausproteine, da Basiliximab ein chimärer Antikörper ist, der Mausproteinanteile enthält.
Risiken & Nebenwirkungen
Das Medikament darf nicht bei einer bekannten Überempfindlichkeit gegen einen Wirkbestandteil des Arzneistoffes angewendet werden. In der Schwangerschaft und während der Stillzeit darf Basiliximab ebenfalls nicht eingesetzt werden.
Basiliximab kann viele Nebenwirkungen hervorrufen. Sehr häufig kommt es zu Schmerzen oder Übelkeit. Selten leiden die Patienten auch unter Hautausschlag, Niesen, Urtikaria, Spasmen der Atemwege oder unter keuchendem Atem.
Unter der Einnahme von Basiliximab kann zudem ein Lungenödem entstehen. Bei einem Lungenödem sammelt sich Flüssigkeit in den Lungenbläschen und im Bindegewebe der Lunge. Typische Symptome eines Lungenödems sind flache Atmung, Unruhe, Husten, Atemnot und eine Blaufärbung der Haut. In späteren Stadien husten die Patienten auch schaumigen Auswurf ab. Ein Lungenödem belastet das Herz und muss deshalb schnellstmöglich behandelt werden.
Weitere mögliche Nebenwirkungen sind Verstopfung, Harnwegsinfekte, Blutarmut, Hypercholesterinämie, Hyperkaliämie und Bluthochdruck.
In etwa einem von 10.000 Fällen kann das Cytokine-Release-Syndrom auftreten. Dabei wird eine Vielzahl von Zytokinen aus den T-Zellen freigesetzt. In der Folge kommt es zu Fieber, Atembeschwerden, Schüttelfrost und Hautausschlägen. Das Cytokine-Release-Syndrom kann tödlich enden.
Obwohl Basiliximab meist gut verträglich ist, darf es aufgrund der möglichen schweren Nebenwirkungen nur in speziellen Zentren verabreicht werden. Hier können mögliche Überempfindlichkeitsreaktionen schnell und fachgerecht behandelt werden.
Kontraindikationen
Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Basiliximab betreffen vor allem Patienten mit bestimmten immunologischen oder allergischen Bedingungen. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Basiliximab selbst oder gegen andere Mausproteine, da Basiliximab ein chimärer monoklonaler Antikörper ist, der Mausproteinanteile enthält. Patienten, die in der Vergangenheit eine schwere allergische Reaktion auf Mausproteine hatten, sollten Basiliximab nicht erhalten.
Basiliximab sollte auch bei Patienten mit akuten Infektionen oder solchen, die immunsupprimiert sind, mit Vorsicht verwendet werden, da die zusätzliche Immunsuppression das Risiko für schwerwiegende Infektionen erhöhen kann. Patienten mit aktiven malignen Erkrankungen könnten ebenfalls ein erhöhtes Risiko haben, da die Immunsuppression durch Basiliximab theoretisch das Fortschreiten von Tumoren fördern könnte.
Eine weitere Kontraindikation betrifft schwangere Frauen. Da Basiliximab in der Schwangerschaft nicht ausreichend untersucht wurde, sollte es bei Schwangeren nur dann angewendet werden, wenn der potenzielle Nutzen das Risiko für den Fötus überwiegt. Stillende Frauen sollten ebenfalls Vorsicht walten lassen, da nicht bekannt ist, ob Basiliximab in die Muttermilch übergeht und welche Auswirkungen es auf das gestillte Kind haben könnte.
Zusätzlich sollten Patienten mit einer instabilen klinischen Situation, wie etwa einem unkontrollierten Blutdruck oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen, sorgfältig abgewogen werden, da diese Zustände durch die Behandlung weiter kompliziert werden könnten.
Interaktionen mit anderen Medikamenten
Basiliximab wird häufig in Kombination mit anderen immunsuppressiven Medikamenten wie Ciclosporin und Kortikosteroiden verwendet, um das Risiko von Transplantatabstoßungen zu reduzieren. Es ist jedoch wichtig, mögliche Interaktionen mit anderen Medikamenten zu berücksichtigen.
Basiliximab interagiert nicht direkt mit den meisten Arzneimitteln über Stoffwechselwege, da es ein monoklonaler Antikörper ist und nicht über die Leber abgebaut wird. Dennoch können indirekte Interaktionen auftreten, insbesondere durch die verstärkte Immunsuppression, die das Risiko für Infektionen erhöht, wenn es zusammen mit anderen immunsuppressiven Medikamenten verabreicht wird. Diese erhöhte Immunsuppression kann die Anfälligkeit für opportunistische Infektionen und die Reaktivierung latenter Infektionen, wie z.B. Herpesviren oder Tuberkulose, verstärken.
Eine weitere wichtige Überlegung ist die mögliche Erhöhung des Risikos für Lymphome und andere Malignitäten, wenn Basiliximab zusammen mit starken Immunsuppressiva wie Tacrolimus oder Mycophenolatmofetil verwendet wird. Auch wenn direkte Wechselwirkungen nicht bekannt sind, können diese Kombinationen die Immunabwehr erheblich schwächen.
Es gibt auch Hinweise darauf, dass die gleichzeitige Anwendung von Basiliximab und Lebendimpfstoffen vermieden werden sollte, da die Immunsuppression durch Basiliximab die Wirksamkeit von Impfstoffen reduzieren und das Risiko für Infektionen durch den Impfstoff selbst erhöhen kann.
Insgesamt ist es wichtig, bei der Verwendung von Basiliximab in Kombination mit anderen Medikamenten eine sorgfältige Überwachung des Patienten durchzuführen, um mögliche Risiken zu minimieren und frühzeitig zu erkennen.
Alternative Behandlungsmethoden
Wenn Basiliximab nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, um die Immunsuppression nach einer Organtransplantation sicherzustellen. Eine häufige Alternative ist Daclizumab, ein weiteres monoklonales Antikörpermedikament, das ebenfalls gegen den IL-2-Rezeptor gerichtet ist und ähnliche Wirkmechanismen wie Basiliximab aufweist. Allerdings wurde Daclizumab aufgrund von Sicherheitsbedenken vom Markt genommen, sodass es nicht mehr weit verbreitet ist.
Ein weiterer Ersatz kann Antithymozytenglobulin (ATG) sein, ein polyklonales Antikörperpräparat, das gegen T-Lymphozyten gerichtet ist und zur Depletion von T-Zellen führt. Es wird oft bei Patienten eingesetzt, die ein erhöhtes Risiko für Abstoßungsreaktionen haben oder bei denen eine intensive Immunsuppression notwendig ist.
Alemtuzumab, ein monoklonaler Antikörper gegen das CD52-Antigen auf Lymphozyten, ist eine weitere Alternative, die eine tiefgreifende Immunsuppression bewirkt. Es wird häufig in speziellen Transplantationssituationen verwendet, wo eine starke und anhaltende T-Zell-Depletion erwünscht ist.
Einige Patienten können auch mit Mycophenolatmofetil (MMF) oder Azathioprin behandelt werden, die als zytotoxische Immunsuppressiva wirken und die Proliferation von T- und B-Zellen hemmen. Diese Wirkstoffe werden oft in Kombination mit anderen Immunsuppressiva wie Ciclosporin oder Tacrolimus verwendet.
Schließlich können Kortikosteroide wie Prednison oder Methylprednisolon als Teil des Immunsuppressionsregimes eingesetzt werden. Diese Wirkstoffe wirken antiinflammatorisch und immunsuppressiv, werden aber aufgrund ihrer Nebenwirkungen in möglichst niedrigen Dosen verwendet. Die Wahl der Alternativen hängt von der individuellen Situation des Patienten, der Art der Transplantation und den spezifischen Risiken ab.
Quellen
- "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
- "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
- "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor