Phenylbutazon
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 25. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Phenylbutazon gehört der Wirkstoffgruppe der nicht-steroidalen Antirheumatika an. Es wird zur Therapie von Entzündungen, Schmerzen und Fieber eingesetzt.
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Was ist Phenylbutazon?
Der Arzneistoff Phenylbutazon kommt sowohl in der Humanmedizin als auch in der Veterinärmedizin zur Anwendung. Dort dient er auf der Grundlage von Pyrazolon, einer organischen Verbindung, als nicht-steroidales Antirheumatikum.
Die Entwicklung von Phenylbutazon fand 1951 durch den Schweizer Pharmakonzern Geigy statt, der mittlerweile den Firmennamen Novartis trägt. Der Wirkstoff eignet sich zur Behandlung von Schmerzen, Entzündungen und Fieber und war das erste nicht-steroidale Antirheumatikum, das seinerzeit in Deutschland angeboten wurde.
Ein Nachteil des Mittels sind jedoch seine ausgeprägten Nebenwirkungen. Aus diesem Grund erfolgt die Anwendung von Phenylbutazon inzwischen nur noch bei akuter rheumatoider Arthritis, Morbus Bechterew und Gichtanfällen.
Pharmakologische Wirkung
Durch Phenylbutazon lassen sich Enzyme wie Cyclooxigenase 1 und Cyclooxigenase 2 blockieren. Diese Enzyme sind für die Prostaglandin-Synthese unverzichtbar. Auf diese Weise kann Phenylbutazon seine schmerzstillenden, entzündungshemmenden und fiebersenkenden Effekte entfalten.
Phenylbutazon ist in der Lage, für längere Zeit im Körper zu bleiben. So kommen noch rund drei Wochen nach der Einnahme des Mittels wirksame Konzentrationen vor. Allerdings sind durch diesen Effekt auch starke Nebenwirkungen möglich, sodass die Einnahme nicht länger als einige Tage dauern sollte.
Wird Phenylbutazon oral verabreicht, gelangt der Arzneistoff rasch über den Magen-Darm-Trakt ins Blut. Innerhalb der Leber findet der Abbau der Substanz zu Oxyphenbutazon statt. Dieser Stoff verfügt ebenfalls über eine entzündungshemmende Wirkung. Der Abbau des Phenylbutazons aus dem Organismus erfolgt über die Nieren, wodurch er mit dem Urin ausgeschieden wird. Es dauert etwa 50 bis 100 Stunden, bis der Wirkstoff zu 50 Prozent aus dem Körper abgebaut ist.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Wegen seiner ausgeprägten Nebenwirkungen sind die Anwendungsgebiete von Phenylbutazon mittlerweile eingeschränkt. So wird das Medikament ausschließlich bei akuten Schüben der chronisch-entzündlichen Rheumaerkrankung Morbus Bechterew, einer akuten rheumatoiden Arthritis sowie bei akuten Gichtanfällen verabreicht.
Ein weiteres Einsatzgebiet von Phenylbutazon stellt die Veterinärmedizin zur Behandlung von Tieren dar. Dort wird das Mittel intravenös, intramuskulär oder oral verabreicht. Darüber hinaus sind perkutane Lösungen und Salben im Einsatz. Dabei kommt das Medikament in zahlreichen Groß- und Kleintierpraxen zur Anwendung. Eine Gabe an Tiere, von denen Lebensmittel geliefert werden, ist jedoch innerhalb der EU verboten. Ein häufiges Einsatzfeld des Arzneimittels stellen Pferde dar. Im Pferdesport gilt Phenylbutazon jedoch auch als unzulässiges Dopingmittel.
Menschlichen Patienten wird Phenylbutazon mit Zäpfchen, Dragees, Tabletten sowie Injektionslösungen dargereicht. Die Höhe der Dosis legt der behandelnde Arzt fest. Die empfohlene Einstiegsdosis liegt bei 600 Milligramm Phenylbutazon, während die Erhaltungsdosis nicht mehr als 400 mg am Tag übersteigen darf. Grundsätzlich sollte die Darreichung von Phenylbutazon nur für kurze Zeit stattfinden.
Risiken & Nebenwirkungen
Ebenso sind Müdigkeit, Schwindelgefühle, Schlafstörungen, Kopfschmerzen, Nervosität, abnehmende Leberwerte, eine Hepatitis, Gallenstau sowie die Bildung von Ödemen im Bereich des Möglichen.
Zu den selten auftretenden Nebenwirkungen zählen Magen-Darm-Geschwüre, allergische Reaktionen wie Asthmaanfälle, Blutungen, eine Anämie (Blutarmut), Blutbildungsstörungen, die mit Fieber einhergehen, grippeähnliche Beschwerden, Halsschmerzen, Hautblutungen, eine entzündete Mundschleimhaut, Nasenbluten sowie Nieren-, Bauchspeicheldrüsen- und Leberfunktionsstörungen. Darüber hinaus können Überempfindlichkeitsreaktionen auftreten, die eine sofortige medizinische Behandlung erfordern.
Nicht geeignet ist die Einnahme von Phenylbutazon, wenn der Patient unter einem Magen- oder Darmgeschwür leidet. Liegt eine entzündliche Darmerkrankung wie Colitis ulcerosa oder Morbus Crohn vor, ist eine Beratung durch einen Arzt notwendig. Zudem sollte auf den Arzneistoff verzichtet werden, wenn Blutbildungsstörungen wie eine Porphyrie vorliegen. Gleiches gilt, wenn bereits Blutungen beim Patienten auftreten.
Nicht zur Anwendung gelangen darf Phenylbutazon in der Schwangerschaft. Noch reichen die wissenschaftlichen Studien bei einem Einsatz des Mittels in diesem Zeitraum nicht aus, um gravierende Nebenwirkungen am Embryo auszuschließen. Tierversuche zeigten Hinweise auf Fehlbildungen. Als kontraproduktiv gilt außerdem die lange Verweildauer des Medikaments. Im letzten Schwangerschaftsdrittel besteht das Risiko, dass das Phenylbutazon die Wehen hemmt und Komplikationen bei der Geburt auslöst.
Eine Einnahme von Phenylbutazon während der Stillzeit ist ebenfalls nicht zu empfehlen, da der Wirkstoff in geringer Menge in die Muttermilch übergehen kann. Nicht geeignet ist der Arzneistoff außerdem für Kinder.
Durch die gleichzeitige Darreichung von Phenylbutazon und anderen Arzneimitteln ist das Auftreten von Wechselwirkungen möglich. So kann sich durch eine parallele Gabe des nicht-steroidalen Antirheumatikums und weiteren entzündungshemmenden Präparaten, wie zum Beispiel Glukokortikoiden, das Risiko von Nebenwirkungen im Magen-Darm-Trakt erhöhen.
Bestimmte Medikamente schwächen zudem die positive Wirkung von Phenylbutazon ab. Dazu gehören das Antibiotikum Rifampicin, der Cholesterinsenker Colestyramin, das Barbiturat Phenobarbital, das Neuroleptikum Promethazin sowie das antiallergische Mittel Chlorphenamin.
Dagegen kann Phenylbutazon seinerseits die Wirkung von Diabetes-Medikamenten, Insulin und Antikoagulanzien (Gerinnungshemmern) verstärken. Des Weiteren wird durch den Arzneistoff die Ausscheidung von Methotrexat aus dem Körper beeinträchtigt.