Pindolol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Der Wirkstoff Pindolol gehört der Gruppe der Betablocker an. Er dient u. a. zur Therapie von Bluthochdruck.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Pindolol?

Der Wirkstoff Pindolol gehört der Gruppe der Betablocker an. Er dient u. a. zur Therapie von Bluthochdruck.

Pindolol ist ein unselektiver Betablocker. Außerdem zählt er zu den Antiarrhythmika der Klasse II.

Der Arzneistoff erweitert die Gefäße und senkt den Blutdruck ab. In Europa kommt das Mittel seit 1969 zur Anwendung und wird zumeist in Form von Tabletten verabreicht. Zum Einsatz gelangt Pindolol außerdem in der Rettungsmedizin.

Pharmakologische Wirkung

Bei Pindolol handelt es sich um einen nicht-selektiven Betablocker. Das bedeutet, dass der Stoff seine Wirkung nach der Einnahme einerseits an den Beta-1-Rezeptoren des Herzens und anderseits an den weiteren Beta-Rezeptoren entfalten kann. Die Beta-Rezeptoren dienen als Bindungsstellen für sympathische Fasern, die dem vegetativen Nervensystem angehören. Deren Aktivierung erfolgt im Normalfall durch die Neurotransmitter Adrenalin und Noradrenalin, die der Körper selbst herstellt. Die körpereigenen Botenstoffe werden jedoch an den Rezeptoren von Pindolol verdrängt, was sich wiederum unterdrückend auf deren Effekte auswirkt.

Pindolol sorgt an den Beta-1-Rezeptoren, die zum Herz gehören, für das Absenken des Blutdrucks. Dies führt zu einer Verminderung des Herzschlagvolumens. Durch diesen Effekt kommt es zu einer Entlastung der Herz-Pumpfunktion. Darüber hinaus nimmt die Anzahl der Herzschläge ab, was das Wiederherstellen des normalen Rhythmus zur Folge hat.

Als Arzneistoff eignet sich Pindolol weiterhin zu einer lokalen Behandlung am Auge, um den Augeninnendruck abzusenken. Bei diesem Verfahren wird das Mittel in Form von Augentropfen verabreicht. Es ist jedoch bislang unbekannt, auf welche Weise die Blockade der Beta-Rezeptoren diesen positiven Effekt hervorruft. Einige Mediziner gehen davon aus, dass die Herstellung von Kammerwasser im Augeninneren durch Pindolol reduziert wird. Des Weiteren fließt das Kammerwasser, das schon vorhanden ist, besser ab.

Die Darreichung von Pindolol findet hauptsächlich oral oder intravenös statt. Die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffes liegt bei 95 Prozent, während die Plasmaproteinbindung 60 Prozent beträgt. Die Verstoffwechselung wird über die Leber vorgenommen. Dabei erreicht Pindolol im Durchschnitt eine Plasmahalbwertszeit von vier Stunden. Im Anschluss daran erfolgt das Ausscheiden des Stoffes zu 40 Prozent über die Nieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Wichtigstes Einsatzgebiet von Pindolol ist Bluthochdruck. Dabei sollen die zu hohen Blutdruckwerte reduziert und der Blutdruck dauerhaft normalisiert werden. Eine weitere Indikation sind Herzschmerzen im Rahmen eines Angina pectoris-Anfalls sowie die koronare Herzerkrankung (KHK). So eignet sich Pindolol zur Verminderung der Herzbelastung. Außerdem werden schnelle Herzrhythmusstörungen durch Pindolol wieder normalisiert.

Durch die Gabe von Augentropfen dient Pindolol auch dazu, einen erhöhten Augeninnendruck, der sich bei einem Glaukom (Grünen Star) zeigt, abzusenken. Dies gilt besonders im Fall eines chronischen Weitwinkelglaukoms, das eine Sonderform des Glaukoms darstellt.

In der Rettungsmedizin wird Pindolol zur Therapie einer supraventikulären Tachykardie (SVT) eingesetzt. Bei dieser Herzrhythmusstörung, die sich nach der Einnahme von Nitroglycerin zeigen kann, kommt es zu einem zu hohen Puls von mehr als einhundert Schlägen pro Minute.

Im Handel ist Pindolol in Tablettenform erhältlich. Die Einnahme des Mittels findet unabhängig von den Mahlzeiten ein bis drei Mal pro Tag statt.


Risiken & Nebenwirkungen

Das Verabreichen von Pindolol kann bei den Patienten unerwünschte Nebenwirkungen hervorrufen, die aber nicht zwangsläufig auftreten. In den meisten Fällen leiden die betroffenen Personen unter Durchfall, Verstopfung, Übelkeit, Erbrechen, Müdigkeit, Benommenheit, Nervosität, Schweißausbrüchen, Depressionen, Kopfschmerzen, Schlafstörungen sowie allergischen Hautreaktionen wie Juckreiz und Rötungen.

Mitunter können auch eine Verminderung des Tränenflusses, eine Bindehautentzündung, langsamer Herzschlag, Kältegefühle an Armen und Beinen, Mundtrockenheit, Muskelkrämpfe und Muskelschwäche auftreten. Selten zeigen sich eine verstärkte Herzmuskelschwäche oder Durchblutungsstörungen, Potenzschwäche, Atembeschwerden, ein verstärkter Abfall des Blutdrucks, eine Verschlimmerung von Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) sowie Ohnmachtsanfälle. Leidet ein Patient unter einer eingeschränkten Nierenfunkton, können sich die Beschwerden zusätzlich verschlechtern.

Liegen bestimmte Gegenanzeigen vor, darf Pindolol nicht zur Anwendung gelangen. Zu diesen Kontraindikationen zählen schwere Erkrankungen am Herz-Reizleitungssystem, eine schwere Herzmuskelschwäche, ein Herz-Kreislauf-Schock, ein verlangsamter Herzschlag von weniger als 50 Schlägen in der Minute sowie ein kürzlich erlittener Herzinfarkt. Weitere Gegenanzeigen sind niedriger Blutdruck, Asthma bronchiale, COPD, eine Übersäuerung des Stoffwechsels oder Ernährungsstörungen an der Augenhornhaut.

Außerdem muss die Gabe von Pindolol sorgfältig geprüft werden, wenn die Funktionen von Leber und Nieren eingeschränkt sind, eine hohe körperliche Belastung oder strenges Fasten erfolgte, ein Phäochromozytom vorliegt oder der Patient unter schwerer Psoriasis (Schuppenflechte) leidet. Gleiches gilt für Schwangerschaft und Stillzeit. Ebenso ist ein sorgfältiges Abwägen der Gabe von Pindolol bei Kindern erforderlich.

Auch Wechselwirkungen mit anderen medizinischen Wirkstoffen sind durch die Einnahme Pindolols möglich. So kann es durch die gleichzeitige Gabe von Insulin oder anderen Stoffen der Diabetes-Therapie zu deren Wirkverstärkung oder -verlängerung kommen. Bei einer gleichzeitigen Darreichung von Pindolol und trizyklischen Antidepressiva, Narkotika, Diuretika, Phenothiazinen, Barbituraten sowie Vasodilatatoren besteht die Gefahr eines Blutdruckabfalls.

Die Herzfrequenz des Patienten kann absinken, wenn Pindolol gleichzeitig mit Herzglykosiden oder Medikamenten, die im Gehirn wirken, wie Clonidin, Methyldopa, Reserpin und Guanfacin zur Darreichung kommt. Wird Clonidin abrupt abgesetzt und zur gleichen Zeit Pindolol eingenommen, ist ein sehr starker Anstieg des Blutdrucks denkbar.

Durch eine zeitgleiche Gabe von nicht-steroidalen Antirheumatika wie Indometacin und dem Betablocker besteht das Risiko, dass der blutdrucksenkende Effekt von Pindolol abgeschwächt wird. Des Weiteren vermindert Pindolol den Wirkeffekt von Adrenalin. In solchen Fällen gilt es, die Adrenalindosis zu erhöhen.

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