Amineptin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 16. Mai 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Amineptin handelt es sich um ein atypisches trizyklisches Antidepressivum. Denn das Präparat hat eine selektive Wirkung und hemmt in den Nervenzellen des Gehirns lediglich die Wiederaufnahme der beiden Botenstoffe Dopamin und Noradrenalin.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amineptin?

Bei Amineptin handelt es sich um ein atypisches trizyklisches Antidepressivum.

Entwickelt wurde Amineptin 1978 vom Pharmaunternehmen Servier, der das Präparat unter dem Namen Servier auf den Markt gebracht hatte. Weil Amineptin vorwiegend auf Dopamin wirkt, tritt die stimmungsaufhellende Wirkung schneller ein als bei vielen anderen Antidepressiva.

Weil das Präparat darüber hinaus eine stark euphorisierende Wirkung hat, kam es zu diversen Missbrauchsfällen beziehungsweise zu Einsätzen als Dopingmittel. Der Hersteller hat 1999 darauf reagiert, indem er den Wirkstoff in Portugal und Frankreich vom Markt genommen hat. 2005 wurde die Produktion von Amineptin weltweit eingestellt.

Pharmakologische Wirkung

Der Wirkstoff Amineptin wirkt vor allem auf den Gehirnstoffwechsel ein. So löst das Präparat eine starke Wiederaufnahmehemmung für den Botenstoff Dopamin aus und auch die Wiederaufnahme von Noradrenalin wird stark gehemmt.

Darüber hinaus hat Amineptin eine leicht hemmende Wirkung auf den Neurotransmitter Acetycholin, der sowohl im Gehirn als auch im peripheren Nervensystem vorkommt. Ebenfalls leicht abgeschwächt wird die Wirkung von Histamin, der eine wichtige Rolle im Immunsystem des Menschen spielt. Die größten Auswirkungen hat Amineptin auf das Glückshormon Dopamin.

Nervenzellen, die einen hohen Anteil an Dopamin haben, sitzen vor allem im menschlichen Mittelhirn. Das Hormon steuert innerhalb des menschlichen Organismus eine Vielzahl von Funktionen, beispielsweise wird durch Dopamin auch die Durchblutung der inneren Organe gesteuert. Noradrenalin hingegen ist sehr eng mit Adrenalin bekannt und hat eine Anregende Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System.

Dieser Stoff wirkt im menschlichen Körper sowohl als Hormon als auch als Neurotransmitter. Diese Funktion erfüllt er im Zentralnervensystem sowie im sympathischen Nervensystem, welches Teil des vegetativen Nervensystems ist. Durch die hemmende Funktion von Amineptin wird die Konzentration von Dopamin und Noradrenalin im menschlichen Gehirn erhöht.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Ursprünglich wurde Amineptin entwickelt, um schwere Depressionen zu behandeln. Dabei handelt es sich um eine psychische Störung mit verschiedenen symptomatischen Ausprägungen. Als Leitsymptom gilt in der Diagnostik eine psychische Niedergeschlagenheit, an der nahezu alle Patienten leiden, die von einer Depression betroffen sind.

Weitere typische Symptome einer Depression sind Antriebshemmung, innere Unruhe sowie Schlafstörungen, deren Ursache in einem nicht intakten 24-Stunden-Rhythmus liegen. Dabei gibt es einige geschlechterspezifische Unterschiede: Niedergeschlagenheit ist typisch für weibliche Patienten, während Männer eher ein aggressives Verhalten und eine erhöhte Reizbarkeit zeigen. Schätzungen des Bundesgesundheitsministeriums zufolge sind etwa vier Millionen Menschen in Deutschland akut von einer Depression betroffen, weitere zehn Millionen haben im Lauf ihres Lebens einmal unter einer Depression gelitten.

Damit sind Depressionen die weitaus häufigste psychische Störung, die allerdings wegen der relativ diffusen Symptomatik nur schwer zu diagnostizieren ist. Verabreicht wurde Amineptin aber auch zur Behandlung der Parkinson-Krankheit und der Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung. Dabei handelt es sich um eine psychische Störung, die schon im Kindesalter beginnt und sich bei einem Großteil der betroffenen Patienten auch im Erwachsenenalter fortsetzt.

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Verabreichung & Dosierung

Amineptin ist ein trizyklisches Antidepressivum, das primär als Dopamin-Wiederaufnahmehemmer wirkt. Bei der Verabreichung und Dosierung von Amineptin müssen mehrere wichtige Aspekte berücksichtigt werden.

Dosierung: Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene beträgt in der Regel 200 mg pro Tag, aufgeteilt in zwei Einzeldosen, die morgens und nachmittags eingenommen werden. In manchen Fällen kann die Dosis je nach klinischem Ansprechen und Verträglichkeit auf bis zu 300 mg pro Tag erhöht werden. Es wird empfohlen, die Tagesdosis nicht ohne Rücksprache mit einem Arzt zu ändern, um das Risiko von Nebenwirkungen und Überdosierung zu minimieren.

Verabreichung: Amineptin sollte mit Nahrung eingenommen werden, um gastrointestinale Beschwerden zu vermeiden. Die Einnahme sollte zu festen Zeiten erfolgen, um einen konstanten Wirkstoffspiegel im Blut zu gewährleisten. Es ist wichtig, die Tabletten nicht zu zerbrechen oder zu kauen, sondern sie ganz zu schlucken.

Kontraindikationen und Vorsichtsmaßnahmen: Amineptin ist bei Patienten mit einer bekannten Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff oder einem anderen Bestandteil des Arzneimittels kontraindiziert. Vorsicht ist geboten bei Patienten mit Lebererkrankungen, da Amineptin hepatotoxisch sein kann. Regelmäßige Leberfunktionstests werden empfohlen. Zudem sollte Amineptin bei Patienten mit einer Geschichte von Substanzmissbrauch vorsichtig verwendet werden, da das Medikament ein gewisses Suchtpotenzial besitzt.

Nebenwirkungen: Zu den häufigsten Nebenwirkungen zählen Schlaflosigkeit, Nervosität und gastrointestinale Beschwerden. Bei schwerwiegenden Nebenwirkungen wie Gelbsucht oder Hautausschlägen sollte das Medikament sofort abgesetzt und ein Arzt konsultiert werden.

Die strikte Einhaltung der Dosierungsanweisungen und regelmäßige ärztliche Überwachung sind essenziell, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung mit Amineptin zu gewährleisten.

Risiken & Nebenwirkungen

Weil Amineptin lebertoxische Eigenschaften besitzt, kann es bei der Gabe des Medikaments zu einer Leberentzündung als unerwünschter Nebenwirkung kommen. Zu den häufigen Nebenwirkungen gehören auch unerwünschte Hautreaktionen wie Akne.

Weil Amineptin im Profisport als Dopingmittel verwendet wird, gilt das Präparat in Deutschland als verkehrsfähiges, jedoch nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel. Darüber hinaus birgt das Präparat ein hohes Suchtpotenzial. In Kombination mit der Droge Kokain kann Amineptin sogar eine Kreuztoleranz entwickeln. In Deutschland, wo das Mittel ohnehin nicht auf den Markt gebracht wurde, ist der Besitz strafbar, sofern der Besitzer nicht die ausdrückliche Erlaubnis der Bundesopiumstelle besitzt.

Das Präparat Amineptin wurde Ende der 1970er Jahre als Mittel gegen schwere Depressionen entwickelt. Später wurde es auch gegen Erkrankungen wie der Parkinson-Krankheit und ADHS eingesetzt. Weil das Präparat ein hohes Suchtpotenzial besitzt und als Dopingmittel im Sport eingesetzt wurde, wird Amineptin seit 2005 nicht mehr hergestellt.

Kontraindikationen

Amineptin, ein trizyklisches Antidepressivum, hat spezifische Kontraindikationen, die bei seiner Anwendung beachtet werden müssen, um die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten.

Bekannte Überempfindlichkeit: Patienten, die eine bekannte Überempfindlichkeit gegenüber Amineptin oder einem seiner Bestandteile haben, sollten das Medikament nicht einnehmen. Allergische Reaktionen können schwerwiegende Folgen haben und erfordern den sofortigen Abbruch der Behandlung.

Lebererkrankungen: Da Amineptin hepatotoxisch sein kann, ist es bei Patienten mit bestehenden Lebererkrankungen kontraindiziert. Regelmäßige Leberfunktionstests sind notwendig, um mögliche Leberschäden frühzeitig zu erkennen und die Therapie gegebenenfalls anzupassen oder abzubrechen.

Niereninsuffizienz: Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz sollten Amineptin ebenfalls nicht einnehmen, da die Ausscheidung des Medikaments beeinträchtigt sein könnte, was zu einer erhöhten Wirkstoffkonzentration im Blut und somit zu verstärkten Nebenwirkungen führen kann.

Herzerkrankungen: Bei Patienten mit schwerwiegenden kardiovaskulären Erkrankungen, einschließlich unkontrollierter Hypertonie, ist Vorsicht geboten. Trizyklische Antidepressiva können kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Herzrhythmusstörungen verursachen, was das Risiko für diese Patienten erhöht.

Geschichte von Substanzmissbrauch: Aufgrund des Suchtpotenzials von Amineptin sollten Patienten mit einer Vorgeschichte von Substanzmissbrauch das Medikament nicht verwenden. Das Risiko einer Abhängigkeit oder Missbrauchs ist in dieser Patientengruppe besonders hoch.

Schwangerschaft und Stillzeit: Amineptin ist während der Schwangerschaft und Stillzeit kontraindiziert, da die Sicherheit des Medikaments für das ungeborene Kind oder den Säugling nicht gewährleistet ist.

Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): Die gleichzeitige Anwendung von Amineptin und MAO-Hemmern ist kontraindiziert, da dies zu schweren Wechselwirkungen, einschließlich hypertensiver Krisen, führen kann. Eine ausreichende Zeitspanne sollte zwischen der Beendigung der MAO-Hemmer-Therapie und dem Beginn der Amineptin-Therapie liegen.

Diese Kontraindikationen müssen strikt beachtet werden, um schwerwiegende gesundheitliche Risiken zu vermeiden und eine sichere Anwendung von Amineptin zu gewährleisten.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Amineptin, ein trizyklisches Antidepressivum, kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirksamkeit und Sicherheit der Therapie beeinflussen kann. Es ist wichtig, diese potenziellen Wechselwirkungen zu berücksichtigen, um unerwünschte Wirkungen zu vermeiden.

Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): Eine gleichzeitige Anwendung von Amineptin und MAO-Hemmern ist kontraindiziert, da dies zu schwerwiegenden Wechselwirkungen führen kann, einschließlich hypertensiver Krisen. Zwischen dem Absetzen von MAO-Hemmern und dem Beginn der Amineptin-Therapie sollte eine ausreichende Zeitspanne liegen.

ZNS-dämpfende Substanzen: Amineptin kann die sedierende Wirkung von ZNS-dämpfenden Substanzen wie Benzodiazepinen, Barbituraten und Alkohol verstärken. Diese Kombinationen können zu verstärkter Sedierung und erhöhtem Risiko für Nebenwirkungen wie Atemdepression führen.

Serotonerge Medikamente: Eine gleichzeitige Anwendung von Amineptin mit anderen serotonergen Medikamenten, wie SSRIs, SNRIs oder Triptanen, kann das Risiko eines Serotonin-Syndroms erhöhen. Symptome dieses Syndroms sind unter anderem Verwirrtheit, Agitation, Tachykardie und Hyperthermie.

Antihypertensiva: Amineptin kann die Wirkung von Antihypertensiva abschwächen, was eine Anpassung der Dosis dieser Medikamente erfordern kann. Patienten sollten regelmäßig überwacht werden, um eine angemessene Blutdruckkontrolle zu gewährleisten.

Leberenzyminduktoren und -inhibitoren: Medikamente, die Leberenzyme induzieren (z.B. Rifampicin, Phenytoin) oder hemmen (z.B. Ketoconazol, Erythromycin), können die Plasmaspiegel von Amineptin beeinflussen. Enzyminduktoren können die Wirksamkeit von Amineptin verringern, während Enzyminhibitoren das Risiko von Nebenwirkungen erhöhen können.

Sympathomimetika: Die gleichzeitige Anwendung von Amineptin mit Sympathomimetika (z.B. Adrenalin, Noradrenalin) kann zu einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Nebenwirkungen wie Bluthochdruck und Tachykardie führen.

Diese Wechselwirkungen verdeutlichen die Notwendigkeit einer sorgfältigen Überwachung und möglicherweise einer Anpassung der Medikation bei Patienten, die Amineptin einnehmen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Patient und Arzt ist entscheidend, um die Sicherheit und Wirksamkeit der Behandlung zu gewährleisten.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Amineptin nicht vertragen wird, gibt es mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Behandlung von Depressionen:

Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs): SSRIs wie Fluoxetin, Sertralin und Escitalopram sind oft die erste Wahl bei der Behandlung von Depressionen. Sie sind in der Regel gut verträglich und haben ein geringeres Nebenwirkungsprofil im Vergleich zu trizyklischen Antidepressiva.

Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs): Medikamente wie Venlafaxin und Duloxetin sind wirksam bei der Behandlung von Depressionen und Angststörungen. Sie erhöhen die Konzentration von Serotonin und Noradrenalin im Gehirn.

Noradrenerge und spezifisch serotonerge Antidepressiva (NaSSAs): Mirtazapin ist ein Beispiel für diese Klasse. Es wirkt sowohl auf das serotonerge als auch auf das noradrenerge System und ist besonders nützlich bei Patienten mit Schlafstörungen oder Appetitverlust.

Trizyklische Antidepressiva (TCAs): Andere TCAs wie Amitriptylin oder Nortriptylin können eine Alternative sein, obwohl sie ein ähnliches Nebenwirkungsprofil wie Amineptin haben. Sie sind oft wirksam bei schweren Depressionen, aber die Nebenwirkungen müssen sorgfältig überwacht werden.

Monoaminoxidase-Hemmer (MAO-Hemmer): MAO-Hemmer wie Phenelzin und Tranylcypromin sind wirksam, aber aufgrund ihres Interaktionspotenzials und diätetischer Einschränkungen werden sie normalerweise als letzte Option verwendet.

Psychotherapie: Kognitive Verhaltenstherapie (KVT) und andere Formen der Psychotherapie sind bewährte Methoden zur Behandlung von Depressionen. Sie können allein oder in Kombination mit medikamentösen Therapien eingesetzt werden.

Elektrokonvulsionstherapie (EKT): Bei schweren oder therapieresistenten Depressionen kann EKT eine wirksame Behandlungsoption sein. Sie wird unter Anästhesie durchgeführt und kann schnelle Verbesserungen der Symptome bewirken.

Andere Wirkstoffe: Agomelatin, ein Melatonin-Rezeptor-Agonist und selektiver Serotonin-Antagonist, kann bei manchen Patienten eine wirksame Alternative sein. Es beeinflusst den Schlaf-Wach-Rhythmus und hat ein günstiges Nebenwirkungsprofil.

Die Wahl der alternativen Behandlung sollte individuell erfolgen, basierend auf der spezifischen Situation des Patienten, einschließlich der Art der Depression, früheren Behandlungserfahrungen und der Verträglichkeit der Medikamente. Eine enge Zusammenarbeit mit einem Arzt oder Therapeuten ist entscheidend, um die bestmögliche Behandlung zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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