Sulfamethoxazol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Sulfamethoxazol ist ein Antibiotikum. Der Stoff stammt aus der Gruppe der Sulfonamide. Sulfamethoxazol hemmt die Folsäuresynthese von Bakterien und wirkt somit bakteriostatisch. Es wird in fester Kombination mit Trimethoprim unter dem Namen Cotrimoxazol eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Sulfamethoxazol?

In fester Kombination mit Trimethoprim wird Sulfamethoxazol unter dem Namen Cotrimoxazol eingesetzt. Cotrimoxazol wird indiziert bei Infektionen der oberen und unteren Atemwege (ausgenommen der Streptokokken-Angina) sowie vieler anderer Organe.
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Sulfamethoxazol ist ein Stoff, der der Gruppe der Sulfonamide zuzuordnen ist. Er wird als Antibiotikum eingesetzt und ist in fester Kombination mit Trimethoprim zur Behandlung von bakteriellen Harnwegs- und Atemwegsinfektionen zugelassen.

Diese feste Kombination der beiden Arzneistoffes besteht im Verhältnis 5:1 und ist unter dem Namen Cotrimoxazol bekannt. Spezielle Indikationen sind Infektionen mit Pneumocystis jirovecii, nocardia asteroides, Stenotrophomonas maltophilia.

Pharmakologische Wirkung

Sulfamethoxazol ist, wie alle Stoffe aus der Gruppe der Sulfonamide, ein synthetisch hergestellter Stoff. Die Wirkung der Sulfonamide beruht auf der Tatsache, dass sie Bakterien an der Herstellung von Folsäure hindern. Folsäure ist für die Herstellung von Nukleotiden wichtig. Daraus ergibt sich, dass die Bakterien sich nicht vermehren können, da das Kopieren ihrer Erbsubstanz ohne Folsäure nicht möglich ist. Sulfonamide wirken also bakteriostatisch, da sie die Bakterien nicht abtöten sondern an der Vermehrung hindern.

Sulfamethoxazol im speziellen ist ein kompetitiver Antagonist der Dihydropteroat-Synthase. Aminobenzoesäure (PABA) ist ein natürliches Substrat dieses Enzyms. Die enzymatische Reaktion, die durch das Sulfamethoxazol inhibiert wird, ist ein wichtiger Schritt in der Synthese der bakteriellen Folsäure. Diese kann somit nicht synthetisiert werden, was dazu führt, dass die DNA der Bakterien nicht kopiert werden kann, da Folsäure zum Vervielfältigen der DNA benötigt wird.

Für den Menschen ist diese Inhibition irrelevant, da er Folsäure nicht selbst synthetisiert, sondern über die Nahrung aufnimmt. Die Plasmahalbwertszeit des Sulfamethoxazols beträgt etwa neun bis elf Stunden.

Medizinische Anwendung & Verwendung

In fester Kombination mit Trimethoprim wird Sulfamethoxazol unter dem Namen Cotrimoxazol eingesetzt. Cotrimoxazol wird indiziert bei Infektionen der oberen und unteren Atemwege (ausgenommen der Streptokokken-Angina), Infektionen der Nieren und der ableitenden Harnwege, Infektionen der männlichen und weiblichen Geschlechtsorgane und Infektionen des Magen-Darm-Traktes.

Zudem ist es zur Behandlung der Brucellose, der Nokardiose, des nicht echt mykotischen Myzetoms und der südamerikanischen Blastomykose zugelassen. Demnach ist Cotrimoxazol neben seinem antibakteriellen Wirken auch gegen einige Pilze wirksam.

Eine Behandlung mit Cotrimoxazol ist auch als Therapieversuch im Initialstadium der Granulomatose mit Polyangiitis möglich. Bei dieser Indikation ist der Wirkmechanismus jedoch nicht bekannt. Eine weitere besondere Indikation ist, wie bereits genannt, die Pneumocystis-jirovecii-Pneumonie.


Verabreichung & Dosierung

Sulfamethoxazol wird häufig in Kombination mit Trimethoprim als Cotrimoxazol eingesetzt, da diese Kombination eine verstärkte antibakterielle Wirkung hat. Die Dosierung richtet sich nach der Art und Schwere der Infektion sowie dem Alter und der Nierenfunktion des Patienten.

Die Standarddosis für Erwachsene beträgt in der Regel 800 mg Sulfamethoxazol und 160 mg Trimethoprim, die zweimal täglich eingenommen werden. Bei schweren Infektionen kann die Dosis erhöht oder über einen längeren Zeitraum verabreicht werden. Zur Behandlung unkomplizierter Harnwegsinfektionen reicht oft eine Kurzzeittherapie von drei Tagen, während Lungenentzündungen oder komplizierte Infektionen eine mehrwöchige Behandlung erfordern können.

Für Kinder wird die Dosis anhand des Körpergewichts berechnet, wobei eine angepasste Suspension zur genauen Dosierung verwendet wird. Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion benötigen eine reduzierte Dosis, um eine Überdosierung und Nebenwirkungen zu vermeiden.

Sulfamethoxazol sollte immer mit ausreichend Wasser eingenommen werden, um das Risiko von Kristallbildung in den Nieren zu verringern. Die Einnahme erfolgt vorzugsweise nach einer Mahlzeit, um Magen-Darm-Beschwerden zu minimieren. Es ist wichtig, die gesamte verordnete Antibiotika-Therapie abzuschließen, auch wenn sich die Symptome frühzeitig bessern, um Resistenzen zu vermeiden und die Infektion vollständig zu eliminieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Das Sicherheitsprofil der festen Kombination des Sulfamethoxazols mit Trimethoprim gilt als gut, die Anwendung ist somit unbedenklich. Die auf das Sulfamethoxazol zurückzuführenden Nebenwirkungen sind insbesondere allem Hautprobleme, vor allem Ekzeme.

Neben unerwünschten Wirkungen auf die Haut können durch das Sulfamethoxazol auch Leukopenien, Anämien, Thrombozytopenien, Ataxien, Krämpfe, Psychosen, Depressionen, Übelkeit, Erbrechen, Appetitlosigkeit und Durchfall verursacht werden.

Zusätzlich zu den durch das Sulfamethoxazol verursachten unerwünschten Wirkungen können Nebenwirkungen auftreten, die auf das Trimethoprim zurückzuführen sind. Zu diesen zählen Magen-Darm-Probleme, Hautreaktionen, eine aseptische Meningitis, ein Anstieg der Transaminasen, des Bilirubins, des Kreatins und des Harnstoffs, geringe Veränderungen des Blutbilds sowie Fieber. Bei längerer Anwendung kann die Spermienbildung gestört sein.

In Kombination mit Trimethoprim führt Sulfamethoxazol zu einer Verlängerung der QT-Zeit. Cotrimoxazol darf daher nicht gleichzeitig mit anderen Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern und nicht beim Long-QT-Syndrom eingesetzt werden.

Weiterhin darf Cotrimoxazol nicht bei bekannter Überempfindlichkeit gegen einen der beiden Wirkstoffe, bei Erythema exsudativum multiforme, bei bestehenden Blutbildveränderungen, bei Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenasemangel, bei hochgradiger Niereninsuffizienz, bei schweren Leberschäden, bei Porphyrie sowie bei Frühgeborenen und Neugeborenen mit Hyperbilirubinämie eingesetzt werden.

Bei leichteren Störungen der Nieren- und Leberfunktion sowie bei Störungen der Schilddrüsenfunktion und bei Neugeborenen unter 5 Wochen sollte Cotrimoxazol nur unter besonderer Vorsicht und Kontrolle angewendet werden.

Sulfamethoxazol verstärkt die blutgerinnungshemmende Wirkung von 4-Hydroxycumarinen und die blutzuckerspiegelsenkende Wirkung der Sulfonylharnstoffe. Bei Cotrimoxazol ist zu beachten, dass Trimethoprim Phenytoin, herzwirksame Glykoside und Procainamid in ihrer Wirkung verstärkt. Zudem ist eine Beeinflussung der Plasmakonzentration von Methotrexat und den Hormonen der Antibabypille möglich.

Kontraindikationen

Sulfamethoxazol darf in bestimmten Fällen nicht angewendet werden, da es zu schweren Nebenwirkungen oder gesundheitlichen Komplikationen führen kann. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Sulfonamide, da dies zu starken allergischen Reaktionen wie Hautausschlägen, Fieber oder in seltenen Fällen zum Stevens-Johnson-Syndrom führen kann.

Patienten mit schweren Leber- oder Nierenfunktionsstörungen sollten Sulfamethoxazol vermeiden, da das Medikament über diese Organe ausgeschieden wird und sich bei eingeschränkter Funktion im Körper anreichern kann. Eine regelmäßige Überprüfung der Nierenwerte ist bei längerer Anwendung erforderlich, insbesondere bei älteren Patienten.

Auch Personen mit Megaloblastenanämie aufgrund eines Folsäuremangels sollten Sulfamethoxazol nicht einnehmen, da das Medikament die Folsäuresynthese hemmt und somit den Mangel verstärken kann. Ebenso ist die Anwendung bei Glukose-6-Phosphat-Dehydrogenase (G6PD)-Mangel problematisch, da es zu einer hämolytischen Anämie führen kann.

Sulfamethoxazol ist zudem in der Schwangerschaft, insbesondere im letzten Trimester, sowie bei Stillenden kontraindiziert, da es beim Neugeborenen eine Kernikterus-Gefahr (eine Form der Gelbsucht mit möglichen neurologischen Schäden) verursachen kann. Neugeborene und Säuglinge unter sechs Wochen sollten ebenfalls nicht mit dem Medikament behandelt werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Sulfamethoxazol, insbesondere in Kombination mit Trimethoprim (Cotrimoxazol), kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was zu verstärkten Nebenwirkungen oder abgeschwächter Wirkung führen kann. Eine bedeutende Wechselwirkung besteht mit Blutverdünnern wie Warfarin, da Sulfamethoxazol dessen Abbau in der Leber hemmt und somit das Blutungsrisiko erhöht. Eine regelmäßige Kontrolle des INR-Werts ist daher erforderlich.

Auch bei oralen Antidiabetika, insbesondere Sulfonylharnstoffen wie Glibenclamid oder Glimepirid, kann es zu einer verstärkten blutzuckersenkenden Wirkung kommen, was das Risiko für Hypoglykämien erhöht. Patienten mit Diabetes sollten ihre Blutzuckerwerte engmaschig überwachen.

Sulfamethoxazol kann zudem den Kaliumspiegel im Blut erhöhen, besonders bei gleichzeitiger Einnahme von kaliumsparenden Diuretika (z. B. Spironolacton) oder ACE-Hemmern wie Ramipril oder Lisinopril. Dies kann zu einer Hyperkaliämie führen, die Herzrhythmusstörungen verursachen kann.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Methotrexat, einem Medikament zur Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Krebs, kann Sulfamethoxazol dessen Ausscheidung hemmen und somit die toxischen Nebenwirkungen verstärken, insbesondere auf das Knochenmark.

Zudem kann das Antibiotikum den Abbau von Phenytoin, einem Antiepileptikum, verlangsamen und damit dessen Wirkspiegel erhöhen, was das Risiko für Nebenwirkungen wie Schwindel oder Koordinationsstörungen steigert. Daher sollte bei Patienten mit Epilepsie die Dosierung sorgfältig angepasst werden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Sulfamethoxazol nicht vertragen wird oder aufgrund von Kontraindikationen nicht angewendet werden kann, stehen verschiedene alternative Wirkstoffe und Therapieansätze zur Verfügung. Die Wahl des geeigneten Ersatzes hängt von der Art der Infektion und der bakteriellen Empfindlichkeit ab.

Für Harnwegsinfektionen können Antibiotika wie Nitrofurantoin, Fosfomycin oder Cephalosporine (z. B. Cefuroxim) als Alternativen dienen. Diese Medikamente sind gut wirksam gegen viele uropathogene Bakterien und haben ein anderes Nebenwirkungsprofil. Bei schweren Harnwegsinfektionen können Fluorchinolone wie Ciprofloxacin in Betracht gezogen werden, wobei deren Anwendung aufgrund des Risikos schwerer Nebenwirkungen eingeschränkt ist.

Bei Atemwegsinfektionen, die üblicherweise mit Sulfamethoxazol behandelt werden, können Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin eine Alternative sein. Auch Tetracycline wie Doxycyclin sind in einigen Fällen wirksam, insbesondere bei atypischen Erregern.

Wenn eine Antibiotikatherapie vermieden werden soll, können nicht-medikamentöse Maßnahmen wie eine erhöhte Flüssigkeitszufuhr, pflanzliche Präparate (z. B. Bärentraubenblätter bei Harnwegsinfektionen) oder probiotische Behandlungen unterstützend wirken. Bei chronischen Infektionen kann eine gezielte Immunstärkung durch Impfungen oder Immunmodulatoren in Erwägung gezogen werden.

Die Wahl der besten Alternative sollte individuell und in Absprache mit einem Arzt erfolgen, um eine wirksame und sichere Behandlung sicherzustellen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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