Flecainid
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Der Wirkstoff Flecainid wird den Antiarrhythmika zugerechnet. Er dient zur Therapie von Herzrhythmusstörungen.
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Was ist Flecainid?
Bei Flecainid handelt es sich um ein Antiarrhythmikum, das zur Behandlung von Herzrhythmusstörungen zum Einsatz kommt. Die Entdeckung des Arzneistoffes fand in den 1970er Jahren statt. Seine Zulassung in Europa erfolgte 1982.
In Deutschland gelangte der verschreibungspflichtige Wirkstoff unter den Handelsnamen Flecagamma® und Tambocor® auf den Markt. Im Jahr 2004 kam es zum Auslaufen des Patentschutzes von Flecainid. Danach wurden in Deutschland verschiedene Generika mit dem Arzneistoff angeboten.
Flecainid weist den Nachteil auf, dass es selbst Herzrhythmusstörungen hervorrufen kann. Dies geschieht in erster Linie durch Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder eine zu hohe Dosierung.
Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe
Das menschliche Herz setzt sich auf beiden Seiten aus einer Kammer (Ventrikel) sowie einem Vorhof (Atrium) zusammen. Über einen Ventilmechanismus findet von dort aus das Abpumpen des Bluts statt.
Der Herzrhythmus entsteht innerhalb des Sinusknotens des rechten Vorhofs. Dort sind spezielle Schrittmacherzellen angesiedelt, deren Funktion das Takten der Herzpumpgeschwindigkeit ist. Zunächst lassen sie die beiden Vorhöfe kontrahieren. Im Anschluss daran folgen die beiden Herzkammern.
Zu einer Herzrhythmusstörung kommt es entweder in der Herzkammer oder im Vorhof. Ebenso kann sie beide Strukturen gleichzeitig betreffen. Schlägt das Herz zu intensiv, was Mediziner als Tachykardie bezeichnen, fällt seine Kontraktion derart schnell aus, dass es nicht mehr in der Lage ist, dass Blut effektiv zu pumpen.
An dieser Stelle kommt Flecainid ins Spiel. Der Wirkstoff erzielt eine Absenkung der Leitungsgeschwindigkeit der Reizleiterbahnen des Sinusknotens. Der Impuls für die Tachykardie stammt dabei entweder aus der Herzkammer oder aus dem Vorhof.
Flecainid zählt zu den Natriumkanalblockern. Das heißt, dass der Wirkstoff die Zufuhr von Natriumionen unterbindet. Dadurch können sich keine weiteren Aktionspotentiale bilden, was zur Dämpfung der Herzmuskelaktivität führt. Auf diese Weise lässt sich eine Verlangsamung der Herzfrequenz erreichen.
Flecainid wirkt rasch, sodass eine Umwandlung des Wirkstoffs innerhalb des Körpers nicht erforderlich ist. Da der Organismus auf die volle Dosis des Arzneimittels zugreifen kann, bessert sich der Zustand des Patienten schnell wieder. Daher eignet sich Flecainid auch zur Therapie von lebensgefährlichen Herzrhythmusstörungen.
Im Anschluss an seine Einnahme lässt sich Flecainid rasch vom Blut über den Darm aufnehmen. Die höchste Konzentration erfolgt nach rund drei Stunden. Der Abbau des Wirkstoffes findet in der Leber statt. Via Nieren erfolgt seine Körperausscheidung mit dem Urin. Nach ca. 20 Stunden befinden sich nur noch etwa 50 Prozent des Medikaments im Körper.
Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung
Zur Anwendung gelangt Flecainid, um spezielle Formen von Herzrhythmusstörungen zu therapieren. Dabei handelt es sich um supraventrikuläre Tachyarrhythmien, die lebensbedrohlich sein können. Ebenfalls zu den Einsatzgebieten des Wirkstoffs gehört ein unregelmäßiger und schneller Herzschlag aufgrund von tachykarden supraventrikulären Herzrhythmusstörungen wie Herzrasen. Dieses geht vom AV-Knoten des Herzens aus und wird in der Medizin als AV-junktionale Tachykardie bezeichnet.
Weitere Indikationen sind paroxysmales Vorhofflimmern sowie eine supraventrikuläre Tachykardie bei einem WPW-Syndrom. Neben der Behandlung von Herzrhythmusstörungen eignet sich Flecainid auch zu deren Vorbeugung.
Die Einnahme des Mittels erfolgt in Form von Tabletten. Dabei nimmt der Patient diese während oder nach einer Mahlzeit mit Wasser ein. Als übliche Dosierung gelten zwei Mal 50 bis 100 Gramm Flecainid pro Tag. Liegt ein höheres Körpergewicht des Patienten oder ein besonderer Fall vor, lassen sich auch bis zu 400 Milligramm am Tag verabreichen. In der Regel startet die Behandlung schleichend mit einer geringen Dosis, die sich im weiteren Verlauf allmählich steigert. Durch dieses Vorgehen vertragen die Patienten das Arzneimittel besser und leiden seltener unter Nebenwirkungen.
Risiken & Nebenwirkungen
Weitere Nebeneffekte können Bauchschmerzen, Magen-Darm-Probleme, Unsicherheiten beim Gehen, Bewegungsstörungen, verstärktes Schwitzen, Schläfrigkeit, Durchfall, eine Verweigerung der Nahrungsaufnahme und Fieber sein.
In seltenen Fällen leiden die Betroffenen auch unter Nesselfieber, Haarausfall, Nervenstörungen an den Gliedmaßen, Gedächtnisproblemen, Krämpfen, einer Lungenentzündung sowie Verwirrtheit oder Wahnvorstellungen. Die meisten Nebenwirkungen treten zu Beginn der Behandlung auf und bessern sich im weiteren Verlauf wieder. In manchen Fällen hilft auch eine Verringerung der Dosis.
Liegt beim Patienten eine Überempfindlichkeit gegen Flecainid vor, besteht eine beschränkte Herzleistung oder eine Blockade an der Erregungsleitung innerhalb des Herzvorhofes, darf das Antiarrhythmikum nicht eingenommen werden. Eine Ausnahme stellen lebensgefährliche ventrikuläre Herzrhythmusstörungen dar.
Problematisch kann außerdem die Einnahme von anderen Arzneistoffen sein, die sich auf das Herz auswirken. Dabei handelt es sich vor allem um Herzglykoside wie Digitoxin oder Digoxin, Betablocker wie Bisoprolol oder Metoprolol sowie Kalziumblocker wie Verapamil. Muss eine gleichzeitige Einnahme stattfinden, kann es sinnvoll sein, die Flecainiddosis zu verringern.
Außerdem sollten regelmäßig EKG-Kontrollen vorgenommen werden. Schwangere und stillende Frauen dürfen Flecainid nicht zu sich nehmen. Das Gleiche gilt für Kinder, die jünger als 12 Jahre sind.