Capecitabin
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 15. März 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Als Capecitabin wird ein Krebsmedikament bezeichnet. Es gehört der Gruppe der Zytostatika an.
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Was ist Capecitabin?
Bei Capecitabin handelt es sich um ein Zytostatikum, das zur Behandlung von Krebserkrankungen dient. Der Wirkstoff stellt ein Prodrug (Vorstufe) von 5-Fluoruracil (5-FU) dar. Innerhalb des Tumors kommt es zu seiner Umwandlung in eine aktive Substanz.
Capecitabin wird oral verabreicht und eignet sich zur Therapie von metastasiertem oder fortgeschrittenem Brustkrebs, metastasiertem Dickdarmkrebs sowie zur Palliativbehandlung von Magenkrebs.
In den USA und der Schweiz ist Capecitabin seit 1998 zugelassen. Im Jahr 2001 folgte auch die Zulassung des Medikaments in Deutschland. Das Zytostatikum wird unter dem Handelsnamen Xeloda® vertrieben. Seit 2013 ist der Arzneistoff zudem in Form von Generika erhältlich.
Pharmakologische Wirkung
Das Enzym Thymidinphosphorylase sorgt für die Umwandlung von Capecitabin in 5-Fluoruracil. Dieses kommt in starker Konzentration innerhalb des Tumorgewebes vor. Indem die direkte Ausrichtung des Wirkungseffektes auf die Tumorzellen erfolgt, lässt sich Capecitabin von den Krebspatienten besser vertragen. Dadurch treten wiederum weniger behandlungsbedürftige Nebenwirkungen auf.
Capecitabin entfaltet die Wirkung, die Teilung der entarteten Krebszellen zu hemmen. Durch die Teilungsunfähigkeit der Zellen wird das Wachstum des Tumors im Optimalfall zum Stillstand gebracht. Im Magen-Darm-Trakt erfolgt eine rasche Aufnahme des Wirkstoffs. Dieser erzielt nach etwa 90 Minuten seine maximale Plasmakonzentration. Die Plasmahalbwertszeit von Capecitabin beträgt ca. 40 Minuten.
In der Leber hydrolisiert sich Capecitabin zu 5-Desoxy-5-fluoruridin. Im weiteren Verlauf erfolgt schließlich die Umwandlung in 5-Fluoruracil. Später wird das 5-FU zu etwa 95 Prozent über die Nieren aus dem Körper ausgeschieden. Die restliche Ausscheidung findet über den Stuhl statt.
Medizinische Anwendung & Verwendung
Verabreicht wird Capecitabin als Einzelwirkstoff gegen Dickdarmkrebs. Dabei lässt sich allerdings auch eine Kombinationstherapie mit anderen Zytostatika durchführen. Die Capecitabin-Behandlung gilt auch dann als sinnvoll, wenn es durch den Darmkrebs bereits zur Bildung von Metastasen (Tochtergeschwülsten) gekommen ist.
Ein weiteres Einsatzgebiet von Capecitabin stellt die Erstbehandlung von fortgeschrittenem Magenkrebs dar. Im Rahmen der Behandlung findet eine Kombination mit Wirkstoffen statt, die Platin enthalten, wie zum Beispiel Cisplatin.
Ebenfalls zu den Indikationen des Zytostatikums gehört lokal fortgeschrittener Brustkrebs oder ein metastasierendes Mammakarzinom, wobei Capecitabin meist mit dem Taxan Docetaxel kombiniert wird. Eine solche Behandlung findet jedoch nur dann statt, wenn im Vorfeld andere chemotherapeutische Maßnahmen erfolglos blieben. Als Einzelwirkstoff kann Capecitabin zum Einsatz gelangen, wenn eine Taxan-Therapie wirkungslos verlief oder eine Behandlung mit Anthracyclin ungeeignet erscheint.
Die Einnahme von Capecitabin findet in Form von Filmtabletten statt. Diese nimmt der Patient am Morgen und am Abend eine halbe Stunde nach einer Mahlzeit ein. Je nachdem, wie hoch der Arzt die Dosis ansetzt, kann das Schlucken von 3 bis 7 Tabletten notwendig sein. Treten ausgeprägte Nebenwirkungen auf, ist eine Reduzierung der Dosis oder eine Unterbrechung der Behandlung erforderlich.
Risiken & Nebenwirkungen
Trotzdem sind auch durch dieses Zytostatikum verschiedene unerwünschte Nebeneffekte möglich. Dazu zählen Bauchschmerzen, Durchfall, eine Verringerung der Lymphozyten, Entzündungen der Haut, eine Erhöhung des Gallenfarbstoffs Bilirubin und Abgeschlagenheit. Nicht selten zeigt sich ein Hand-Fuß-Syndrom, das sich durch Beschwerden wie Missempfindungen, Kribbeln, Taubheitsgefühle und starke Schmerzen an Händen und Füßen bemerkbar macht. Mitunter bilden sich an ihnen auch Blasen oder Geschwüre. Als hilfreiches Gegenmittel gelten kalte Hand- und Fußbäder sowie das Auftragen von Cremes, die Uridin enthalten.
Als weitere mögliche Nebenwirkungen kommen Verdauungsbeschwerden, Blähungen, Mundtrockenheit, Juckreiz, trockene Haut, Kopf- und Gliederschmerzen, Schwächegefühle, Geschmacksstörungen, Schwindelgefühle sowie die Bildung von Ödemen (Wassereinlagerungen) infrage.
Ebenso können Atembeschwerden, Depressionen, eine Überzuckerung, Fieber, Rückenschmerzen, Nasenbluten oder Gewichtsverlust auftreten. Im schlimmsten Fall ist sogar ein Herzinfarkt möglich. Zeigen sich im Rahmen der Capecitabin-Therapie schwere Hautreaktionen, ist sie umgehend, in Absprache mit dem Arzt, zu beenden.
Leidet der Patient unter einer Überempfindlichkeit gegen Capecitabin oder 5-FU, darf keine Behandlung mit dem Krebsmittel erfolgen. Dies ist auch dann der Fall, wenn ein Mangel an dem Enzym Dihydropyrimidin-Dehydrogenase vorliegt. Als weitere Gegenanzeigen gelten ausgeprägte Nieren- und Leberfunktionsstörungen sowie eine verringerte Anzahl an Blutzellen wie Thrombozyten und Leukozyten. Bei schweren Herzerkrankungen wie einer Herzmuskelschwäche oder Herzrhythmusstörungen, bei Diabetes mellitus oder Erkrankungen des Nervensystems muss der Arzt Risiko und Nutzen sorgfältig gegeneinander abwägen.
Keinesfalls zur Anwendung gelangen darf Capecitabin während der Schwangerschaft und Stillzeit. So drohen dem Kind dadurch schwere Schädigungen. Grundsätzlich ist der Wirkstoff zur Behandlung von Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht geeignet.
Zu beachten sind zudem Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln. Zum Beispiel muss eine gleichzeitige Therapie von Capecitabin und Herpesmitteln vom Brivudin-Typ unterbleiben. Das gilt auch für eine Behandlung mit Phenytoin, einem Medikament gegen Epilepsie. So droht durch dessen Anwendung möglicherweise eine Phenytoinvergiftung.
Werden gleichzeitig blutgerinnungshemmende Mittel wie Phenprocoumon oder Warfarin eingenommen, hat dies eine Veränderung der Bluteigenschaften zur Folge. Dadurch sind wiederum Komplikationen wie Nasenbluten, Blut im Urin oder im Stuhl sowie das Erbrechen von Blut denkbar.