Triflupromazin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 4. September 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

Sie sind hier: Startseite Wirkstoffe Triflupromazin

Triflupromazin gehört zur Klasse der Neuroleptika. Als solches wird die Arznei eingesetzt, um psychiatrische Erkrankungen zu behandeln. Daneben ist aber auch eine Anwendung in anderen medizinischen Fachrichtungen möglich. In der Bundesrepublik Deutschland darf Triflupromazin aufgrund von Veränderungen des Arzneimittelrechts schon seit dem Jahr 2003 nicht mehr angewendet oder verschrieben werden, da keine Zulassung besteht.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Triflupromazin?

Außerhalb der Psychiatrie besteht auch eine Indikation zur Therapie von schwerem Erbrechen, akuter Übelkeit und Schwindel.
© astrosystem – stock.adobe.com

Bei Triflupromazin handelt es sich um einen Arzneistoff mit neuroleptischen und antiemetischen Wirkungen. Als neuroleptisch gelten solche Medikamente bzw. Stoffe, die psychotrope Auswirkungen haben, also sedierend, antipsychotisch oder antiautistisch wirken. Derartige Präparate werden als Neuroleptika bezeichnet und in der Psychiatrie verwendet, um verschiedene psychische Erkrankungen medikamentös zu behandeln. Der Wirkstoff Triflupromazin wird aus diesem Grund auch den Psychopharmaka bzw. Neuroleptika zugerechnet und als solches bezeichnet.

Antiemetisch ist ein Präparat dann, wenn es ein Erbrechen verhindert. Aufgrund seiner antimetischen Eigenschaften besteht auch außerhalb der Psychiatrie eine Indikation von Triflupromazin. Im Jahr 2003 verlor der Wirkstoff in der Bundesrepublik Deutschland, wo er unter dem Handelsnamen Psyquil® vertrieben wurde, jedoch seine Zulassung.

In der Chemie bzw. Pharmakologie wird Triflupromazin durch die Summenformel C 18 – H 19 – F 3 – N 2 – S beschrieben. In seiner Grundform weist der Wirkstoff eine morale Masse von 352,42 g/mol auf. Die ebenfalls häufig verwendete Hydrochloridform hat hingegen eine morale Masse von 388,88 g/mol.

Pharmakologische Wirkung

Der Wirkmechanismus von Triflupromazin baut auf seiner Eigenschaft als Antagonist der D1- und D2-Rezeptoren auf. Der Arzneistoff bewirkt also eine Hemmung der Stoffe, die sich an die freien Rezeptoren anbinden.

Darüber hinaus wurde in der Literatur in zahlreichen Fällen eine mittelstarke Affinität zu anderen Rezeptoren erkannt. Die Einnahme von Triflupromazin hat daher auch Auswirkungen auf andere Rezeptoren. Zu diesen zählen D2-, 5-HT2-, Alpha1- und H1-Rezeptoren. Gegenüber M1-Rezeptoren konnte eine schwache Affinität nachgewiesen werden.

Ferner ist bekannt, dass Triflupromazin als Hemmer der sauren Sphringomyelinase wirken kann. Ein Einsatz als FIASMA (funktioneller Hemmer der sauren Sphingomyelinase) ist damit denkbar.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Triflupromazin hat sowohl neuroleptische als auch antimetische Eigenschaften. Dennoch stellt das Hauptanwendungsgebiet des Wirkstoffes die Psychiatrie dar. Eine Indikation liegt demnach bei schweren Psychosen oder Halluzinationen (insbesondere solche, die im Zusammenhang mit einer Schizophrenie auftreten) und akuten psychomotorischen Erregungszuständen vor.

Außerhalb der Psychiatrie besteht auch eine Indikation zur Therapie von schwerem Erbrechen, akuter Übelkeit und Schwindel.

Die Verabreichung des Wirkstoffs erfolgt in allen Fällen oral in Form von Filmtabletten. Diese können vom Patienten eigenständig eingenommen werden. Der Wirkstoff unterliegt jedoch in allen Ländern, für die eine Zulassung besteht, der Apotheken- und Verschreibungspflicht.


Verabreichung & Dosierung

Bei der Verabreichung und Dosierung von Triflupromazin, einem Neuroleptikum der Phenothiazin-Gruppe, sind mehrere Aspekte zu berücksichtigen. Das Medikament wird zur Behandlung von Schizophrenie und anderen psychotischen Störungen eingesetzt und wirkt antipsychotisch, sedierend und antiemetisch.

Die Dosierung richtet sich nach dem klinischen Bild und der individuellen Reaktion des Patienten. Üblich ist eine Anfangsdosis von 10 bis 50 mg pro Tag, aufgeteilt in mehrere Gaben. Bei schwereren psychotischen Zuständen kann die Dosis schrittweise auf bis zu 300 mg täglich erhöht werden, wobei engmaschige Überwachung erforderlich ist. Ältere und geschwächte Patienten sowie Personen mit Leber- oder Nierenfunktionsstörungen benötigen häufig eine reduzierte Dosierung, um das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Die Verabreichung kann oral, intramuskulär oder intravenös erfolgen, abhängig vom klinischen Zustand des Patienten. Bei parenteraler Verabreichung muss die Injektion langsam und unter ständiger Kontrolle erfolgen, um das Risiko von Hypotonie und anderen Kreislaufproblemen zu reduzieren.

Nebenwirkungen wie Sedierung, Schwindel, anticholinerge Effekte (z.B. Mundtrockenheit, Verstopfung) und extrapyramidale Symptome (Bewegungsstörungen) erfordern eine regelmäßige Überprüfung der Therapie. Bei längerfristiger Anwendung ist auf Spätdyskinesien zu achten, die irreversibel sein können.

Risiken & Nebenwirkungen

Triflupromazin kann zu unerwünschten Nebenwirkungen führen, sodass die Einnahme nicht risikofrei bleibt. Die Behandlung sollte gänzlich abgebrochen werden oder vollständig unterbleiben, wenn eine Unverträglichkeit (Allergie) gegen den Arzneistoff bekannt ist. In diesen Fällen besteht eine Kontraindikation.

Zu den häufigsten Nebenwirkungen von Triflupromazin zählen die Ausbildung von Herzrhythmusstörungen, eine Hypotonie, die Entwicklung einer Rigidität, eine Akinese und ein Tremor. Als Tremor wird eine unwillkürlich eintretende, streng rhythmische Störung der Bewegung verstanden, die durch eine kontinuierliche Kontraktion verschiedener Muskelgruppen hervorgerufen wird. Von einer Rigidität wird gesprochen, wenn der Körper erhärtet wird bzw. erstarrt. Der Begriff bildet das Gegenstück zur Flexibilität. Eine Akinese bezeichnet hingegen eine pathogene Bewegungslosigkeit der Skelett- oder Herzmuskulatur.

Ferner konnte nachgewiesen werden, dass Triflupromazin die Leberwerte beeinflusst. Patienten, die an einer akuten Schädigung der Leber leiden, sollten nur mit dem Wirkstoff therapiert werden, wenn kein milderes Mittel zur Verfügung steht.

Auch sind Wechselwirkungen mit zentral wirkenden Stoffen wie Alkohol denkbar. In Bezug auf Antihypertonika ist eine unvorhergesehene Verstärkung der Wirkung möglich. Die Wirksamkeit von Dopaminagonisten wie Amantadin, Levodopa oder Bromocriptin kann durch die Einnahme von Triflupromazin hingegen stark eingeschränkt werden. Das gilt auch für die blutdrucksenkende Wirkung von Guanethidin. Der behandelnde Arzt ist deshalb stets über sämtliche Präparate zu informieren.

Wegen der Gefahr eines zu massiven Abfalls des Blutdrucks ist außerdem besondere Vorsicht vor der Durchführung einer Operation geboten. Eine ärztliche Überwachung des Patienten kann notwendig werden. Die Menge der zu verabreichenden Anästhetika ist angemessen zu reduzieren.

Kontraindikationen

Typische Kontraindikationen bei der Verwendung von Triflupromazin betreffen verschiedene klinische Zustände und Patientengruppen. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Triflupromazin oder andere Phenothiazine, da dies schwere allergische Reaktionen auslösen kann. Patienten mit bestehenden schweren Lebererkrankungen sollten ebenfalls auf die Einnahme verzichten, da Triflupromazin in der Leber metabolisiert wird und eine Funktionsstörung die Toxizität des Medikaments erhöhen kann.

Auch bei schweren kardiovaskulären Erkrankungen wie Hypotonie, Herzinsuffizienz oder Arrhythmien ist Vorsicht geboten, da Triflupromazin die Herzfunktion beeinträchtigen und zu Hypotonie führen kann. Bei Patienten mit einem Risiko für eine Verlängerung des QT-Intervalls im EKG, die eine erhöhte Anfälligkeit für lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen (z. B. Torsade de Pointes) haben, ist Triflupromazin kontraindiziert.

Weiterhin sollte das Medikament nicht bei Personen mit bestehenden Störungen des Knochenmarks angewendet werden, da es zu Blutbildveränderungen wie Agranulozytose führen kann. Patienten mit Engwinkelglaukom, Harnverhalt oder Prostatahypertrophie sollten das Medikament ebenfalls meiden, da es die Symptome verschlimmern kann. Auch bei Kindern unter sechs Monaten und bei komatösen Zuständen ist Triflupromazin kontraindiziert, da das zentrale Nervensystem bereits beeinträchtigt ist.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Bei der Verwendung von Triflupromazin bestehen zahlreiche potenzielle Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten, die sowohl die Wirksamkeit als auch die Sicherheit der Behandlung beeinflussen können. Insbesondere verstärkt Triflupromazin die sedierende Wirkung von zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol, Barbituraten, Benzodiazepinen, Opioiden und anderen Anxiolytika oder Hypnotika. Diese Kombinationen können zu verstärkter Sedierung, Atemdepression und einem erhöhten Risiko für Stürze führen.

Antihypertensiva, insbesondere Betablocker und ACE-Hemmer, können durch die blutdrucksenkende Wirkung von Triflupromazin ebenfalls verstärkt werden, was zu starker Hypotonie führen kann. Darüber hinaus kann die gleichzeitige Anwendung von Triflupromazin mit Anticholinergika wie Atropin oder anderen Medikamenten mit anticholinergen Effekten das Risiko für Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Harnverhalt, Verstopfung und Verwirrtheit erhöhen.

Triflupromazin kann auch das Risiko für extrapyramidale Symptome, insbesondere bei gleichzeitiger Gabe von anderen Antipsychotika oder Dopaminantagonisten, erhöhen. Bei der Kombination mit Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern (wie einige Antiarrhythmika, Antidepressiva oder bestimmte Antibiotika), besteht ein erhöhtes Risiko für Herzrhythmusstörungen. Außerdem kann die gleichzeitige Anwendung von Enzyminduktoren oder -hemmern, wie Carbamazepin oder Ritonavir, die Metabolisierung von Triflupromazin beeinflussen und somit dessen Blutspiegel verändern, was zu einer verminderten Wirksamkeit oder erhöhter Toxizität führen kann.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Triflupromazin nicht vertragen wird, stehen verschiedene alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der Erkrankung und den Symptomen des Patienten. Im Bereich der antipsychotischen Therapie können andere Neuroleptika eingesetzt werden, insbesondere atypische Antipsychotika wie Olanzapin, Risperidon oder Quetiapin. Diese Substanzen zeichnen sich oft durch ein günstigeres Nebenwirkungsprofil aus, insbesondere in Bezug auf extrapyramidale Symptome, die bei klassischen Neuroleptika wie Triflupromazin häufiger auftreten.

Ein weiteres klassisches Neuroleptikum, das als Alternative dienen kann, ist Haloperidol, das allerdings ebenfalls potenziell extrapyramidale Nebenwirkungen verursachen kann. In Fällen, in denen eine besonders starke antipsychotische Wirkung erforderlich ist, kann Clozapin in Erwägung gezogen werden. Dieses Medikament ist jedoch oft eine zweite Wahl, da es eine regelmäßige Überwachung des Blutbildes erfordert.

Für die Behandlung von Übelkeit und Erbrechen, einer der Anwendungsbereiche von Triflupromazin, können Alternativen wie Ondansetron oder Metoclopramid verwendet werden. Diese Substanzen wirken spezifisch auf die Übelkeitszentren im Gehirn und haben in der Regel weniger schwere Nebenwirkungen.

Ergänzend können bei psychiatrischen Störungen auch nicht-medikamentöse Ansätze wie Psychotherapie, kognitive Verhaltenstherapie oder alternative Therapieformen wie Achtsamkeitstraining in Betracht gezogen werden, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

Das könnte Sie auch interessieren