Belimumab

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. April 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Belimumab ist ein für die Behandlung am Menschen zugelassener monoklonaler IgG1-Lambda-Antikörper. In der EU wurde er im Jahr 2011 als Mittel zur Behandlung des systemischen Lupus erythematodes zugelassen. Er dient zur Unterstützung konventioneller Therapien, wenn sie zu keiner wesentlichen Verbesserung des Krankheitszustands führen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Belimumab?

Belimumab wird unter dem Handelsnamen Benlysta® verkauft. Der gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper dient der Behandlung des systemischen Lupus erythematodes.

Belimumab (Belimumabum) wird unter dem Handelsnamen Benlysta® verkauft. Der gentechnisch hergestellte monoklonale Antikörper dient der Behandlung des systemischen Lupus erythematodes (SLE). Sein IgG1-Molekül wirkt auf B-Lymphozyten ein und unterbindet deren auto-immunologische Reaktion.

Bei dem systemischen Lupus werden Gefäße innerhalb der Bindegewebe und die Haut durch Leukozyten-Ablagerungen verstopft (Kollagenose). Die genaue Ursache der Erkrankung, von der durchschnittlich einer von zweitausend Personen betroffen ist, ist bisher unbekannt. Die Medizin geht jedoch von einer Autoimmun-Reaktion aus.

Lupus erythematodes wird häufig begleitet von Symptomen wie grippeähnlicher Schwächung des Körpers, Muskelbeschwerden, Polyarthritis, Schmetterlingserythem auf Wangen und Nase sowie Papeln mit Hautschuppen. Bei systemischen Lupus sind außerdem innere Organe betroffen: zentrales Nervensystem, Nieren, Brustfell und Herzbeutel. Die Patienten erkranken oft an Anämie und haben einen erhöhten Antikörper-Status (Anti-DNS-AK, Anti-Sm, ANA).

Pharmakologische Wirkung

Belimumab blockiert das Wachstum von B-Leukozyten des Immunsystems, wirkt also immunsuppressiv. Es blockiert die Aktivität des BLyS- oder BAFF-Zytokins. Dabei handelt es sich um einen Botenstoff des Immunsystems, der für das Wachstum von B-Zellen verantwortlich ist ("B-Lymphozyten Stimulator"). Ist im Körper zu viel BLyS vorhanden, kommt es zum gleichzeitigen Auftreten verschiedener Autoimmunreaktionen.

Gemäß einigen klinischen Studien hat der monoklonale Antikörper eine signifikante Wirkung auf den Verlauf von SLE. Allerdings wurden bisher nur Wirksamkeitsstudien an SLE Patienten mit weniger schweren Krankheitsverläufen durchgeführt, die keine schwere Lupus Nierenentzündung und auch keine Nerven-Beeinträchtigung hatten. Dies könnte unter Umständen dazu führen, dass Ärzte statt Belimumab auf das ältere, bewährte Rituximab zurückgreifen, das auch schwereren Lupus bessert.

Die Wirkung des monoklonalen Antikörpers ist belegt bei Patienten, die auf eine konventionelle Behandlung mit Kortikosteroiden (schwerere Fälle) und ASS (leichtere Fälle) sowie Cyclosporin A, Azathioprin und Zytostatika (alle im off-label use) nicht oder nur vermindert ansprechen.

Auch die im Zusammenhang mit Lupus erythematodes häufig vorkommende Fatigue (starke Müdigkeit) kann mit der Gabe von Belimumab deutlich gebessert werden. Belimumab bindet an das lösliche B-Lymphozyten-Stimulator-Protein BLyS, das dadurch deaktiviert wird und nicht autoimmun wirken kann.

Die monoklonale Antikörper-Therapie ist eventuell auch für andere Autoimmunkrankheiten geeignet, bei denen eine erhöhte BLyS Konzentration im Blut nachgewiesen werden kann. Abgebaut wird das Antikörper-Protein, indem es durch proteolytische Enzyme zu Peptiden und Aminosäuren verstoffwechselt wird. Wie die Transformation im Detail abläuft, ist bisher unklar.

In Bezug auf die Therapie bei Kindern und Jugendlichen existieren bis dato ebenfalls noch keine gesicherten wissenschaftlichen Daten. Im Tierversuch kam es unter der Verabreichung von Belimumab zu keinen Schädigungen des Embryos und der Fertilität des Muttertiers. Die Anzahl der B-Leukozyten normalisierte sich einige Monate nach der Geburt wieder. Ob Belimumab Krebs fördern kann, ist nicht bekannt.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Belimumab wird beim systemischen Lupus erythematodes (SLE) angewandt, wenn sich die Erkrankung trotz Verabreichung von Immunsuppressiva nicht wesentlich bessert. Im ersten Behandlungsmonat wird am Tag 0, Tag 14 und Tag 28 eine Kurzzeitinfusion von etwa einer Stunde Dauer verabreicht. Ab dem zweiten Monat erhält der SLE Patient einmal pro Monat seine intravenöse Verabreichung. Patienten mit Adipositas wird eine Dosis von 10 mg/kg Körpergewicht und untergewichtigen Personen dementsprechend weniger gegeben. Die Dosis-Höhe beeinflusst die Effizienz des verabreichten Medikaments nicht, allerdings führen höhere Dosen meist auch zu stärkeren Nebenwirkungen.

Das Mittel ist als Pulver im Handel erhältlich und muss zuvor zu einem Infusionslösungskonzentrat von 80 mg/ml aufbereitet werden. Der Wirkstoff hat eine medizinische Halbwertszeit von etwa 19 Tagen. Der Körper baut durchschnittlich 215 ml/Tag ab. Bei Patienten mit beeinträchtigter Nierenfunktion ist keine Dosis-Anpassung notwendig, da der Körper das Mittel entsprechend ausscheidet: Personen mit Proteinurie haben eine erhöhte Ausscheidung von mehr als 2 g täglich. Bei verzögerter Kreatinin-Ausscheidung wird die Wirk-Substanz langsamer abgebaut.

Vor der Infusion kann ein Antihistaminikum und/oder ein Antipyretikum gegeben werden. Tritt bei Patienten mit systemischem Lupus erythematodes nach spätestens einem halben Jahr mit Benlysta keine Besserung ein, wird die Behandlung mit dem monoklonalen Antikörper meist abgebrochen.


Risiken & Nebenwirkungen

Nebenwirkungen, die während einer Belimumab-Therapie auftreten können, sind: Fieber, Leukozyten-Mangel, Durchfall, Übelkeit, Erbrechen, Infektionen, progressive multifokale Leukenzephalopathie (PML), Schlafstörungen, Migräne, Kopfschmerzen, Hautausschläge, Gesichtsödeme, Müdigkeit, Depressionen und Schmerzen in Armen und Beinen.

Nicht angewandt werden sollte Belimumab bei einer Antikörper-Überempfindlichkeit, bei Impfungen mit Lebend-Impfstoffen, bei chronischen und wiederkehrenden Infektionen, schwerer Lupus-Nierenentzndung, schwerem Lupus des zentralen Nervensystems, HIV-Infektion, Überempfindlichkeitsreaktionen, Malignomen, Hepatitis B oder C, IgA-Mangel, Hypogammaglobulinämie und nach größeren Organ- oder Stammzelltransplantationen.

Um beim Auftreten etwaiger Überempfindlichkeitsreaktionen sofort die passenden medizinischen Maßnahmen einleiten zu können, sollten Behandlungen mit dem monoklonalen Antikörper nur in Einrichtungen durchgeführt werden, in denen entsprechendes medizinisches Fachpersonal zur Verfügung steht.

Eine Anwendung in der Schwangerschaft empfiehlt sich nur dann, wenn keine Alternative zur Verfügung steht. Das Mittel geht auch in die Muttermilch über. Stillenden wird daher empfohlen, baldmöglichst abzustillen.

Belimumab sollte nicht zusammen mit Cyclophosphamid und anderen immunsuppressiven Mitteln verabreicht werden.

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