Benzylpenicillin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 13. November 2021
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Bei Benzylpenicillin handelt es sich um eine klassische Penicillin-Form. Der antibiotische Wirkstoff ist auch als Penicillin G bekannt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Benzylpenicillin?

Benzylpenicillin eignet sich zur Therapie von Infektionen, deren bakterielle Urheber empfindlich auf das Antibiotikum reagieren.
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Benzylpenicillin, auch Penicillin G genannt, zählt zu den Antibiotika. Es entstammt den Beta-Lactam-Antibiotika und wird zur Therapie von verschiedenen bakteriellen Infektionskrankheiten eingesetzt.

Die Entdeckung des Benzylpenicillins fand 1928 durch den schottischen Bakteriologen Alexander Fleming (1881-1955) statt. Für die Entdeckung des Antibiotikums Penicillin wurde der Mediziner 1945 mit dem Nobelpreis ausgezeichnet. Hergestellt wird das Penicillin G durch den Schimmelpilz Penicillium notatum. Auch in der heutigen Zeit erfolgt die Gewinnung des Benzylpenicillins fermentativ aus Pilzkulturen und nicht auf synthetische Weise.

Penicillin G gilt als Muttersubstanz aller Penicilline. Aus ihm entstand eine Vielzahl an Derivaten, deren Eigenschaften sich veränderten. Zu den Nachteilen der Substanz gehören ihre Empfindlichkeit gegen das Bakterienenzym Penicillinase und die orale Unwirksamkeit, die auf Säureinstabilität zurückzuführen ist. Aus diesem Grund lässt sich Benzylpenicillin ausschließlich unter Umgehung des Darms verabreichen.

Pharmakologische Wirkung

Benzylpenicillin verfügt über eine bakteriostatische Wirkung. Zu seinem Wirkungsspektrum zählen grampositive Bakterien, gramnegative anaerobe Stäbchen, gramnegative Kokkenarten sowie Spirochäten. Als Penicillin-G-empfindlich gelten Meningokokken, Pneumokokken, Clostridien, Borrelien, Corynebakterien, nicht-penicillin-bildende Staphylokokken, alpha- und beta-hämolysierende Streptokokken, Leptospiren, Bacteroides-Arten sowie Treponema pallidum und Bacillus anthracis.

Allerdings hat die Anzahl an Bakterienstämmen, die resistent gegen Penicillin G sind, in den letzten Jahren weiter zugenommen. Dies gilt besonders für die Gonokokken.

Benzylpenicillin verfügt über den Effekt, das Wachstum von Bakterien zu hemmen. Zu diesem Zweck wird die Zellwand der Keime von dem antibiotischen Stoff blockiert. Manche Bakterien haben jedoch die Fähigkeit, das Penicillin G zu zerstören, da sie mit dem Eiweiß Beta-Lactam ausgestattet sind. Auf diese Weise erreichen sie eine natürliche Resistenz gegen den Arzneistoff.

Da eine orale Einnahme aufgrund des Abbaus des Stoffes durch die Magensäure unwirksam ist, muss Benzylpenicillin stets in Form einer Infusion oder Injektion verabreicht werden. Weil die Wirkdauer des Antibiotikums jedoch sehr gering ausfällt, ist es nötig, es mehrmals täglich zuzuführen. Als länger wirkendes Benzylpenicillin gilt Benzylpenicillin-Benzathin, das einmal in der Woche oder im Monat verabreicht werden kann.

Nach einer Kurzinfusion erfolgt ein schneller Anstieg der Plasmakonzentration von Penicillin G. Doch schon nach fünf Stunden tritt der ebenso rasche Abfall des Wirkstoffes ein. Im Falle einer intramuskulären Darreichung ist die Resorption nach ungefähr 30 Minuten beendet. Die Plasmakonzentration fällt geringer aus als bei einer intravenösen Infusion. Aus dem Körper abgebaut wird das Benzylpenicillin in erster Linie über die Nieren. Zu einer Verstoffwechselung kommt es kaum.

Wie stark sich das Penicillin G in den einzelnen Körpergeweben konzentriert, ist unterschiedlich. So kommen verhältnismäßig hohe Konzentrationen in Nieren, Leber und Lunge vor, während sie in den Knochen sowie im Gehirn recht niedrig ausfallen.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Benzylpenicillin eignet sich zur Therapie von Infektionen, deren bakterielle Urheber empfindlich auf das Antibiotikum reagieren. Dabei handelt es sich um Atemwegserkrankungen, Infektionen in der Hals-Nasen-Ohren-Region, Scheideninfektionen und Kehlkopfentzündungen. Aber auch eine Endokarditis (Entzündung der Herzinnenhaut), eine Meningitis (Hirnhautentzündung), eine Osteomyelitis (Entzündung des Knochenmarks), eine Sepsis (Blutvergiftung), eine Peritonitis (Bauchfellentzündung) oder Infektionen der Haut lassen sich wirksam mit Penicillin G behandeln. Weitere Indikationen sind rheumatisches Fieber, Leptospirose, Scharlach, Wundrose, Diphtherie, Lyme-Borreliose, Gasbrand und Syphilis.

Bei einer Wundinfektion oder einem Wundstarrkrampf ist dagegen eine Überprüfung erforderlich, da deren Erreger zumeist unempfindlich auf Benzylpenicillin reagieren. Bei manchen Erkrankungen wird Penicillin G auch mit einem weiteren Antibiotikum kombiniert.

Wie hoch die Dosis an Benzylpenicillin ausfällt, hängt von der jeweiligen Erkrankung ab. Die Dosierung findet in Internationalen Einheiten (IE) statt. Eine Million IE tragen die Bezeichnung ME. Als maximale Dosierung gelten 10 ME, die sich bis zu vier Mal pro Tag verabreichen lassen.

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Risiken & Nebenwirkungen

Eine Behandlung mit Penicillin G kann mitunter auch unerwünschte Nebenwirkungen zur Folge haben. Dazu gehören Durchfall, Blähungen, Übelkeit, Erbrechen, Veränderungen des Geschmacks, allergische Reaktionen wie schwerer Hautausschlag oder Nesselsucht, eine Agranulozytose, Mundtrockenheit, eine Nierenentzündung, Blutarmut, die Serumkrankheit, entzündete Blutgefäße, Muskelzucken und Krämpfe. Einige Patienten leiden zudem an Schwellungen und Schmerzen an der Injektionsstelle.

Muss sich der Patient für längere Zeit einer Behandlung mit Benzylpenicillin unterziehen, besteht das Risiko von Pilz- oder Bakterienbefall des Dickdarms. Infolgedessen droht eine Darmentzündung, die mit Durchfall einhergeht. In diesem Fall muss die Behandlung nach Absprache mit dem behandelnden Arzt sofort abgebrochen werden. Stattdessen kommen später andere Antibiotika zur Anwendung.

Gar nicht erst verabreicht werden darf Penicillin G bei einer Überempfindlichkeit des Patienten gegenüber Penicillinen. Leidet der Patient unter speziellen Leukämieformen oder dem Pfeifferschen Drüsenfieber, muss der Arzt vor einer Darreichung sorgfältig zwischen Risiko und Nutzen für den Patienten abwägen.

Ein Einsatz von Penicillin G in der Schwangerschaft gilt als unbedenklich. Wichtig ist jedoch die Absprache mit dem Arzt. Da der antibiotische Wirkstoff über die Muttermilch auf das Baby übergehen kann, besteht das Risiko von Störungen der Kinder-Darmflora. Die betroffenen Säuglinge leiden dabei unter Durchfall und einer Darmentzündung. Außerdem können sich später allergische Reaktionen entwickeln. Daher wird auch in der Stillzeit vor der Anwendung des Antibiotikums eine Rücksprache mit dem Arzt empfohlen.

Weil Benzylpenicillin sich auf die Darmflora auswirkt und Durchfall hervorrufen kann, ist es möglich, dass die Wirksamkeit von hormonellen Verhütungsmitteln wie der Antibabypille eingeschränkt wird. Aus diesem Grund empfiehlt sich eine zusätzliche Verwendung von Diaphragmen oder Kondomen.

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