Maprotilin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 22. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Maprotilin zählt zu den Antidepressiva. Der Arzneistoff dient zur Therapie von depressiven Erkrankungen.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Maprotilin?

Maprotilin zählt zu den Antidepressiva. Der Arzneistoff dient zur Therapie von depressiven Erkrankungen.

Bei Maprotilin handelt es sich um ein tetrazyklisches Antidepressivum (TCA). Unter Antidepressiva werden Arzneimittel verstanden, mit denen sich Depressionen wirksam behandeln lassen. Sie können aber auch bei anderen psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Panikstörungen oder bei chronischen Schmerzen zum Einsatz gelangen.

Bei tetrazyklischen Antidepressiva wie Maprotilin handelt es sich um eine Weiterentwicklung von trizyklischen Antidepressiva. So verfügen sie innerhalb ihrer chemischen Struktur über vier Kohlenstoffringe anstelle von drei Ringen.

Maprotilin, das auch Maprotilinum oder Maprotilinhydrochlorid genannt wird, kommt in Europa seit den frühen 1970er Jahren zur Anwendung. Dabei nutzt die Psychiatrie das Mittel zur Behandlung von Depressionen. In Deutschland wird es unter den Präparatnamen Maprolu® und Ludiomil® vertrieben.

Pharmakologische Wirkung

Maprotilin verfügt über die Eigenschaft, auf das zentrale Nervensystem (ZNS) zu wirken. Dabei sorgt es für die Hemmung der Noradrenalin-Wiederaufnahme aus dem synaptischen Spalt. Die Hemmung des Neurotransmitters Serotonin ist dagegen kaum nennenswert. Auf diese Weise wird eine angstlösende und antriebssteigernde Wirkung erreicht.

Im Anfangsstadium der Behandlung kommt es zu einer Abschwächung von Adrenalin und Histamin innerhalb des Nervensystems, was einen erregungsdämpfenden und beruhigenden Effekt nach sich zieht. Nach einigen Wochen Behandlungsdauer wird diese Wirkung jedoch zunehmend durch Stimmungsaufhellung und einen gesteigerten Antrieb ersetzt.

Die anticholinerge Wirkung von Maprotilin lässt sich kaum nachweisen. Sie gilt gegenüber trizyklischen Antidepressiva als vorteilhafter, da das vegetative Nervensystem weniger durch unerwünschte Wirkungen in Mitleidenschaft gezogen wird.

Ein Nachteil der Maprotilinwirkung ist allerdings, dass sich das Antidepressivum auch an Adrenorezeptoren, Serotoninrezeptoren und Histaminrezeptoren binden kann. Dadurch steigt die Wahrscheinlichkeit von verschiedenen unerwünschten Nebenwirkungen an. Verglichen mit trizyklischen Antidepressiva fallen sie jedoch schwächer aus.

Des Weiteren kann Maprotilin als FIASMA wirken. Dabei handelt es sich um einen „funktionellen Inhibitor der sauren Phosphomyelinase“. Die Einnahme von Maprotilin geschieht oral, intravenös oder intramuskulär. Die Bioverfügbarkeit des Wirkstoffs erreicht bis zu 90 Prozent. Im Blut liegt es bis zu 88 Prozent an Plasmaproteinen gebunden vor. Die Verstoffwechselung von Maprotilin findet über die Leber statt. Im Durchschnitt erreicht seine Plasmahalbwertszeit 36 Stunden. Anschließend erfolgt der Abbau des Wirkstoffs über Leber und Nieren.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Verabreicht wird Maprotilin, um Depressionen, eine Dysphorie oder Angststörungen zu behandeln. Dabei dient der Arzneistoff dazu, depressiven Verstimmungen entgegenzuwirken und Ängste sowie Erregungszustände zu lindern. Ein weiteres Anwendungsgebiet von Maprotilin stellen somatische bzw. psychosomatische Beschwerden dar, die mit Angststörungen einhergehen.

Die Einnahme von Maprotilin erfolgt in der Regel in Form von Filmtabletten mit etwas Wasser. Die übliche Tagesdosis beträgt dabei 1 bis 3 Tabletten, die 25 bis 75 Milligramm Maprotilinhydrochlorid enthalten. Die tägliche Dosis lässt sich auch als einmalige Gabe in den Abendstunden darreichen.

Je nachdem, wie der Patient Maprotilin verträgt, erhöht sich die Dosierung nach zwei Wochen um eine weitere Filmtablette pro Tag, bis der Erkrankte zwei bis drei Tabletten täglich einnimmt. Die empfohlene Maximaldosis liegt bei sechs Tabletten am Tag. Bessern sich die Symptome, verringert der Patient die Dosis Schritt für Schritt auf ein bis zwei Tabletten pro Tag.

Wie lange die Behandlung mit Maprotilin dauert, ist unterschiedlich und wird individuell vom Arzt entschieden. Bis die positive Wirkung des Antidepressivums einsetzt, dauert es gewöhnlich 4 bis 6 Wochen.


Risiken & Nebenwirkungen

Die Anwendung von Maprotilin kann bei einigen Patienten Nebenwirkungen zur Folge haben. Dazu gehören in den meisten Fällen Mundtrockenheit, Schwindelgefühle, Benommenheit, Müdigkeit, Übelkeit, Erbrechen, Hitzewallungen, Kopfschmerzen, Probleme beim Wasserlassen, Verstopfung, die Zunahme von Gewicht, Schlafstörungen, Albträume, Sehstörungen, Ängste sowie aggressives Verhalten. Auch Störungen von sexueller Potenz und Libidoverlust sind im Bereich des Möglichen.

Bei einigen Patienten können größere Nebeneffekte auftreten, die jedoch nur sehr selten vorkommen. Dazu gehören Erregungsleitungsstörungen am Herzen, Schwankungen des Blutdrucks, Krampfanfälle, eine Vaskulitis, eine Gynäkomastie, manische oder psychotische Zustände, Halluzinationen, Leberschäden, Störungen bei der Blutbildung oder eine Leberentzündung (Hepatitis).

Besteht beim Patienten eine Überempfindlichkeit gegen Maprotilin oder andere tetrazyklische bzw. trizyklische Antidepressiva, darf das Mittel nicht verabreicht werden. Gleiches gilt bei schweren Nieren- und Leberfunktionsstörungen, Manien oder Psychosen, akuten Medikamenten- oder Alkoholvergiftungen, einer Neigung zu Krampfanfällen, Darmlähmungen, Grünem Star, Verengungen innerhalb des Magen-Darm-Kanals, einer Vergrößerung der Prostata, die mit Harnabflussstörungen einhergeht, sowie bei schweren Herzrhythmusstörungen.

Während der Schwangerschaft darf die Anwendung von Maprotilin erst nach einer sorgfältigen Überprüfung zwischen Risiko und Nutzen durch den Arzt verabreicht werden. So lassen sich Schädigungen des ungeborenen Kindes durch den Wirkstoff nicht gänzlich ausschließen. Außerdem besteht die Möglichkeit, dass Maprotilin beim Stillen in die Muttermilch übergeht. Auch dadurch kann die Gesundheit des Babys in Mitleidenschaft gezogen werden. Für Kinder ist die Gabe von Maprotilin nicht geeignet.

Problematisch ist eine gleichzeitige Einnahme von Maprotilin und MAO-Hemmern. Da deswegen schwere Nebenwirkungen drohen, ist auf eine zeitgleiche Anwendung zu verzichten. Wechselwirkungen sind ferner durch eine parallele Therapie von Maprotilin und anderen tetra- oder trizyklischen Antidepressiva möglich. So kann sich die Wirkungen der Mittel gegenseitig steigern. Die Wirkeffekte von Maprotilin werden durch die Gabe von Cimetidin, Methylphenidat oder Neuroleptika verstärkt. Darüber hinaus erhöht eine zeitgleiche Behandlung mit Neuroleptika die Gefahr von Krampfanfällen.

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