Amitriptylinoxid

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer. nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 10. März 2025
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Amitriptylinoxid, ein zur Gruppe der Trizyklischen Antidepressiva zählendes Arzneimittel, wird zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und chronischen Schlafstörungen eingesetzt. Es ist als Wirkstoff Amitriptylinoxid 2-Wasser unter den Bezeichnungen Equilibrin® und Amioxid-neuraxpharm® im Handel.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Amitriptylinoxid?

Amitriptylinoxid, ein zur Gruppe der Trizyklischen Antidepressiva zählendes Arzneimittel, wird zur Behandlung von Depressionen, Angstzuständen und chronischen Schlafstörungen eingesetzt.

Bei Amitriptylinoxid handelt es sich um ein stimmungsaufhellendes Arzneimittel der Trizyklischen Antidepressiva. Es beruhigt und löst Ängste und wird insbesondere gegen Angststörungen, Depressionen und chronische Schlafstörungen verordnet.

Außerdem wirkt Amitriptylinoxid gegen bestimmte chronische Schmerzen, wie zum Beispiel neuropathische Schmerzen. Der Wirkstoff ist in den Medikamenten Equilibrin® und Amioxid-neuraxpharm® enthalten. Diese sind bei beiden Marken als Tabletten zu jeweils 30 mg, 60 mg, 90 mg und 120 mg im Handel. Wirkstärke und Dosis bestimmt der behandelnde Arzt. Wegen seiner zahlreichen möglichen Nebenwirkungen ist Amitriptylinoxid besonders sorgfältig zu verordnen und der Patient regelmäßig auf unerwünschte Wirkungen zu untersuchen.

Pharmakologische Wirkung

Die Wirkweise von Amitriptylinoxid basiert auf einer Hemmung der Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin in das präsynaptische Neuron. Dies blockiert deren Aufnahme in die Gehirnzellen. Dadurch steigt die Konzentration der beiden Botenstoffe an den Kontaktstellen zu den Hirnnerven. Noradrenalin und Serotonin sind in der Folge wieder in ausreichender Menge zur Signalübertragung vorhanden. Damit ist die Ursache der Symptome einer Depression behoben, die durch den Mangel von Noradrenalin und Serotonin und die daraus resultierende unzureichende Signalübertragung entsteht.

Der Einsatz von Amitriptylinoxid hebt die Stimmung und verringert Ängste. Die Patienten schlafen wieder besser. Ein Rückgang von Selbstmordgedanken beziehungsweise einer Selbstmordgefahr ist zu erwarten. Dennoch ist dringend zu beachten: Amitriptylinoxid benötigt etwas Zeit, um nach Einnahmebeginn seine gewünschte Wirkung zu entfalten. Gerade selbstmordgefährdete oder sich anderweitig selbst schädigende Patienten sind daher auch nach Beginn einer Therapie mit Amitriptylinoxid weiterhin besonders aufmerksam zu überwachen.

Es kann sogar vorübergehend zu Beginn der Behandlung zu einer Verstärkung der Depression und suizidalen Absichten kommen! Auch ist die Dosis gegebenenfalls anzupassen. Grundsätzlich ist auch zu bedenken, dass Amitriptylinoxid potenziell letal wirken kann, sodass suizidgefährdeten Patienten stets nur die kleinstmögliche Menge von Amitriptylinoxid zur Verfügung gestellt werden darf.

Amitriptylinoxid wird bei Behandlungsbeginn und -ende ein- und ausschleichend verabreicht.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Die Verordnung von Amitriptylinoxid ist bei psychischen Beeinträchtigungen angezeigt, bei denen depressive Stimmungen oder Angstzustände im Fokus stehen. Insbesondere mit Angst und Aufregung verbundene Depressionen sind typische Anlässe für eine Therapie mit Amitriptylinoxid.

Das Medikament übt einen beruhigenden Einfluss aus und mildert Nervosität, sodass Patienten mit chronischen Schlafstörungen wieder besser schlafen. Der günstigste Tageszeitpunkt zur Einnahme von Amitriptylinoxid ist daher gegen Abend. Amitriptylinoxid darf nicht abrupt eingenommen oder abgesetzt werden, sondern ist bei Therapiebeginn und -ende ein- beziehungsweise auszuschleichen.

Zu Behandlungsbeginn ist der Patient engmaschig zu kontrollieren. Insbesondere Personen mit Suizidgedanken und Selbstverletzungstendenzen sind genau zu beobachten. Amitriptylinoxid braucht eine Weile, bis es seine gewünschte Wirkung erbringt und kann sogar vorübergehend zu Behandlungsbeginn bestehende Depressionen oder Suizidabsichten verstärken.

Daher sollten hiervon betroffene Personen Amitriptylinoxid nur in geringstmöglicher Menge erhalten, da das Mittel in genügend hoher Menge tödlich wirken kann. Dem Patienten ist zu raten, bei aufkommenden Suizidgedanken sofort ärztlichen Kontakt zu suchen und sich notfalls in ein Krankenhaus zu begeben.


Verabreichung & Dosierung

Amitriptylinoxid ist ein trizyklisches Antidepressivum, das zur Behandlung von Depressionen sowie bestimmten Schmerzsyndromen eingesetzt wird. Die Verabreichung erfolgt in der Regel in Tablettenform und sollte individuell an den Patienten angepasst werden. Die Einnahme erfolgt meist einmal täglich am Abend, da das Medikament eine beruhigende Wirkung hat und die Schläfrigkeit fördern kann. In einigen Fällen kann es auch in geteilten Dosen über den Tag verteilt verabreicht werden.

Die empfohlene Anfangsdosis für Erwachsene liegt meist zwischen 30 und 50 mg pro Tag, abhängig von der Indikation und der individuellen Verträglichkeit. Eine schrittweise Erhöhung auf bis zu 150 mg pro Tag kann notwendig sein, sollte jedoch unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Bei älteren Patienten oder Personen mit Vorerkrankungen ist eine niedrigere Anfangsdosis von 10 bis 25 mg täglich ratsam, da sie empfindlicher auf das Medikament reagieren können.

Das Medikament sollte langsam eingeschlichen werden, um Nebenwirkungen wie Schwindel, Mundtrockenheit oder Blutdruckabfall zu minimieren. Ebenso ist ein langsames Ausschleichen erforderlich, um Absetzsymptome wie Unruhe, Schlaflosigkeit oder Übelkeit zu vermeiden. Die gleichzeitige Einnahme mit Alkohol oder anderen sedierenden Substanzen sollte vermieden werden, da dies die beruhigende Wirkung verstärken kann.

Risiken & Nebenwirkungen

Während einer Therapie mit Amitriptylinoxid können vielfältige Nebenwirkungen auftreten. Sehr häufig kommt es zu:

Als häufige Nebenwirkungen sind außerdem zu nennen:

Weitere äußerst vielfältige Nebenwirkungen können auftreten, wenn auch seltener, sodass sich regelmäßige Arztbesuche empfehlen.

Kontraindiziert ist Amitriptylinoxid bei Personen mit einer Prostatavergrößerung mit Blasenentleerungsstörung, erschlafftem Darm, Glaukom, Herzmuskelschwäche, Herzrhythmusstörungen, Leberfunktionsstörungen sowie älteren Patienten mit hirnorganischem Psychosyndrom.

Ebenfalls ausgenommen von einer Amitriptylinoxid-Therapie sind Schwangere und Stillende. Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sind unter Vorbehalt therapiefähig.

Kontraindikationen

Die Anwendung von Amitriptylinoxid ist in bestimmten Situationen kontraindiziert, da das Medikament schwerwiegende Nebenwirkungen oder gesundheitliche Risiken verursachen kann. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine Überempfindlichkeit gegen Amitriptylinoxid oder andere trizyklische Antidepressiva, da dies zu allergischen Reaktionen führen kann.

Patienten mit akutem Herzinfarkt oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen sollten das Medikament nicht einnehmen, da es die Herzfrequenz und den Blutdruck beeinflussen kann. Besonders bei Personen mit Herzrhythmusstörungen, verlängertem QT-Intervall oder dekompensierter Herzinsuffizienz besteht ein erhöhtes Risiko für gefährliche Arrhythmien.

Amitriptylinoxid darf nicht zusammen mit MAO-Hemmern (Monoaminooxidase-Hemmern) eingenommen werden, da dies zu einer potenziell lebensbedrohlichen Wechselwirkung führen kann, dem sogenannten Serotonin-Syndrom. Ein Abstand von mindestens 14 Tagen zwischen der Einnahme von MAO-Hemmern und Amitriptylinoxid ist erforderlich.

Weitere Kontraindikationen sind schwere Leber- oder Nierenfunktionsstörungen, da das Medikament über diese Organe verstoffwechselt wird. Auch bei Engwinkelglaukom oder Harnverhalt sollte Amitriptylinoxid nicht angewendet werden, da es die Symptome verschlechtern kann.

Vorsicht ist geboten bei epileptischen Anfällen, da das Medikament die Krampfschwelle senken kann. Ebenso ist eine Anwendung bei schweren Depressionen mit Suizidgedanken kritisch zu bewerten, da trizyklische Antidepressiva in den ersten Wochen der Behandlung das Suizidrisiko erhöhen können.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Amitriptylinoxid kann mit einer Vielzahl von Medikamenten interagieren, was die Wirkung verstärken, abschwächen oder zu unerwünschten Nebenwirkungen führen kann. Eine der gefährlichsten Wechselwirkungen besteht mit MAO-Hemmern (Monoaminooxidase-Hemmern), wie Tranylcypromin oder Phenelzin. Die gleichzeitige Einnahme kann zu einem Serotonin-Syndrom führen, das sich durch Unruhe, Fieber, Krämpfe und Kreislaufversagen äußern kann. Daher ist ein Abstand von mindestens 14 Tagen zwischen der Einnahme von MAO-Hemmern und Amitriptylinoxid erforderlich.

Auch andere Antidepressiva wie SSRIs (z. B. Fluoxetin, Paroxetin) können den Serotoninspiegel im Gehirn erhöhen und das Risiko für serotonerge Nebenwirkungen steigern. Gleichzeitig kann Amitriptylinoxid den Abbau von bestimmten Medikamenten in der Leber hemmen, was deren Konzentration im Blut erhöht und toxische Effekte begünstigt.

Bei gleichzeitiger Einnahme von sedierenden Medikamenten, darunter Benzodiazepine, Antihistaminika und Alkohol, kann sich die dämpfende Wirkung auf das zentrale Nervensystem verstärken, was zu verstärkter Müdigkeit, Verwirrtheit oder Atemdepression führen kann.

Zusätzlich kann Amitriptylinoxid mit blutdrucksenkenden Medikamenten interagieren und deren Wirkung abschwächen. Besonders Beta-Blocker und Clonidin sollten mit Vorsicht kombiniert werden, da es zu einem Blutdruckanstieg oder verstärktem Herzrasen kommen kann.

Bei gleichzeitiger Einnahme mit Anticholinergika (z. B. bestimmte Parkinson-Medikamente oder Spasmolytika) kann es zu verstärkten Nebenwirkungen wie Mundtrockenheit, Harnverhalt oder Glaukomverschlechterung kommen. Daher sollte die Medikamentenkombination sorgfältig geprüft werden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Amitriptylinoxid nicht vertragen wird oder aufgrund von Kontraindikationen nicht infrage kommt, stehen verschiedene alternative Wirkstoffe und Therapieansätze zur Verfügung. Eine Möglichkeit sind andere Antidepressiva, die je nach Symptomatik individuell ausgewählt werden. Selektive Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRIs) wie Sertralin, Escitalopram oder Fluoxetin sind oft besser verträglich und haben ein günstigeres Nebenwirkungsprofil. Sie werden vor allem bei Depressionen und Angststörungen eingesetzt.

Für Patienten mit chronischen Schmerzen oder neuropathischen Beschwerden können Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SNRIs) wie Duloxetin oder Venlafaxin eine Alternative sein. Diese haben ebenfalls eine stimmungsaufhellende Wirkung und helfen besonders bei Schmerzen, die durch Nervenschädigungen verursacht werden.

Wenn eine medikamentöse Therapie nicht gewünscht oder nicht vertragen wird, können nicht-medikamentöse Behandlungsmethoden in Betracht gezogen werden. Dazu gehören kognitive Verhaltenstherapie (CBT) zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen sowie Physiotherapie und Akupunktur bei chronischen Schmerzen.

Weitere Alternativen sind pflanzliche Präparate wie Johanniskraut, das eine antidepressive Wirkung haben kann, allerdings mit vielen Medikamenten interagiert. Bei Schlafstörungen oder leichten Ängsten können auch Baldrian, Passionsblume oder Melatonin helfen. Die Wahl der geeigneten Alternative sollte individuell mit einem Arzt besprochen werden, um die beste Therapieoption zu finden.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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