Akuter Durchfall
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 26. Februar 2024Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.
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Akuter Durchfall gehört zu den Erscheinungen, die beinahe jeder Mensch schon mal durchlebt hat. Dabei können unterschiedliche Ursachen an den Beschwerden schuld sein. Während sich die Verdauung oft selbstständig reguliert, ist es unter Umständen möglich, medikamentös einzugreifen. Neben der klassischen Schulmedizin erweisen sich oft auch Hausmittel als wirkungsvoll.
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Was ist akuter Durchfall?
Akuter Durchfall ist dadurch gekennzeichnet, dass betroffene Personen täglich mindestens dreimal einen flüssigen Stuhlgang aufweisen. Dieser ist häufig im Volumen und Gewicht erhöht. Sobald sich der Stuhl ankündigt, wird ein unangenehmes Gefühl mit dem dringenden Verlangen der Entleerung verspürt. Gleichzeitig kann es zum Auftreten von Schmerzen, Fieber, Erbrechen und anderen Komplikationen kommen.
Sobald weitere Symptome eintreten und über mehrere Tage anhalten, ist ein Arztbesuch meistens unausweichlich. Unterschiedliche Ursachen sorgen dafür, dass es zu einer häufigen Entleerung des Darms kommt. Damit geht ein hoher Verlust an Wasser und Elektrolyten einher. Diese müssen bei einer längeren Erkrankung von außen hinzugeführt werden, damit der Körper seinen Funktionen nachgehen kann. Allein in Deutschland tritt eine akute Durchfallerkrankung mindestens einmal jährlich bei 30 Prozent der Bevölkerung auf.
Ursachen
Die Ursachen für den akuten Durchfall sind vielfältig. Besonders häufig kommen Infektionen mit Bakterien oder Viren in Frage. So kann beispielsweise das Novo-Virus für die Beschwerden verantwortlich sein. Insbesondere im Herbst und Frühjahr treten Infektionen vermehrt auf. Die Erkrankung ist höchst infektiös und verbreitet sich nach einer Erstinfektion in der Regel sehr schnell.
Ein weiteres potentiell schuldiges Virus ist das Rotavirus. Dieses betrifft insbesondere Kinder. Etwa 90 Prozent der Dreijährigen haben bereits an einer Infektion mit dem Virus gelitten. Bei Bakterien handelt es sich häufig um Erreger aus der Koli-Familie, die zum Beispiel von Form von EHEC und EIEC auftreten. Seltener als Bakterien und Viren lassen sich Parasiten diagnostizieren. Verdorbene Lebensmittel können eine Lebensmittelvergiftung auslösen.
Grundlage für die entstehenden Schmerzen und Durchfälle sind die Bakteriengifte, welche sich im Verdauungssystem entfalten. Wer eine lange Reise hinter sich hat, kann die Ursache von akutem Durchfall auch bei Cholera oder Malaria suchen. In einem solchen Fall können darüber hinaus ungewohnte Elemente an den Beschwerden schuld sein. So sind Trinkwasser und Obst häufig verunreinigt oder der Magen verträgt die fremde Kost nicht.
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Diagnose & Verlauf
Durchfall lässt sich in der Regel problemlos diagnostizieren. Bereits Informationen über die veränderte Stuhlgewohnheit und Konsistenz liefern dem Arzt wichtige Hinweise. Dabei müssen jedoch nicht nur die Symptome verifiziert werden, auch die Diagnose der vorliegenden Ursache ist für die folgende Therapie ausschlaggebend. So steht vor der Untersuchung zunächst ein ausführliches Gespräch, in dem der Patient alle weiteren Symptome schildert.
Wurden zuvor Reisen unternommen, ist eine Erwähnung ratsam. Auch nicht bekömmliche Ernährung oder der Verzehr von Fisch, Fleisch, Eiern und Milch sollte nicht ignoriert werden. Sobald der Arzt einen ersten Verdacht geschöpft hat, versucht er durch unterschiedliche Mittel diesen zu verifizieren oder falsifizieren. So kommt beispielsweise eine Laboruntersuchung von Blut oder einer Stuhlprobe in Frage. Hier können eventuelle Parasiten, Entzündungen und Blut im Stuhl aufgespürt werden. Des Weiteren wird der Patient körperlich im Rahmen von Tast- und Ultraschalluntersuchungen geprüft.
Etwa 90 Prozent aller Durchfallerkrankungen sind infektiös bedingt. In den meisten Fällen klingen die Beschwerden nach etwa 3 Tagen ab. Sollten Durchfall oder Schmerzen weiterhin anhalten, muss der Arzt erneut aufgesucht werden. Normalerweise entstehen durch akuten Durchfall jedoch keine weiteren Komplikationen, es ist mit einem positiven Verlauf zu rechnen.
Komplikationen
Die meisten akuten Durchfälle klingen nach einigen Tagen komplikationslos ab. Allgemeine Komplikationen bilden: Appetitlosigkeit, Blähungen, Erschöpfung, Schwindel, Bauchschmerzen, Fieber und Erbrechen. Bei Kindern kommt es zudem schnell zur Apathie.
Wegen des Flüssigkeitsverlusts können heftige, akute Durchfallerkrankungen zur Austrocknung führen, besonders im Zusammenhang mit Fieber. Diese steigert das Risiko von Thrombosen, Embolien (Blutgerinnsel, welche beispielsweise in eine Lungenader eingespült werden und diese verstopfen können), Kreislaufstörungen, Schock und Nierenversagen. Letzteres könnte den Tod des Patienten herbeiführen.
Hält eine wässrige Diarrhoe einige Tage an, werden Eiweiße, Kohlenhydrate, Fette, Vitamine, Mineralstoffe und Spurenelemente in unzureichender Menge aufgenommen. Es kommt zu einem Malassimilationssyndrom. Dieses kann Müdigkeit, Gewichtsverlust, Muskelabbau und –schwäche, Schwellungen, Anämie (Blutarmut) und Missempfindungen zur Folge haben. Des Weiteren beeinträchtigt Durchfall die Aufnahme von Medikamenten, was Rezidive und/oder Verschlimmerungen medikamentös eingestellter Erkrankungen auslösen kann.
Eine Infektion mit Typhus-Salmonellen, durch einen "erbsenbreiartigen" Durchfall charakterisiert, stellt eine Allgemeininfektion dar, welche zahlreiche Organe betrifft. Bei unzureichender Behandlung kann sie lebensbedrohlich werden. Im Anschluss an eine infektiöse Durchfallerkrankung kann sich eine rheumaähnliche Gelenkentzündung ausbilden.
Eine weitere schwere infektionsbedingte Komplikation stellt das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS) dar, ausgelöst durch enterohämorrhagische Escherichia coli-Bakterien (EHEC). Hierbei kommt es zu Blut im Stuhl, Anämie, Blutergüssen und Punktblutungen der Haut, Krampfanfällen und Lähmungserscheinungen, in einigen Fällen zum Koma oder gar zum Tod.
Wann sollte man zum Arzt gehen?
Akuter Durchfall bedarf einer ärztlichen Abklärung, wenn die Diarrhö länger als maximal zwei Tage anhält, es begleitend zu Erbrechen oder starken Magenkrämpfen kommt oder wenn der Stuhl eine blutige oder schleimige Konsistenz aufweist (meist faulig-ölig riechend und teerartig schwarz).
Kommt es begleitend zu hohem Fieber über 38,5° C und Kopfschmerzen oder entwickelt sich der Durchfall zu einer Verstopfung, ist eine Abklärung durch einen Arzt ebenfalls sinnvoll. Tritt der Durchfall nach einer längeren Reise, in Folge eines Sturzes oder einer Verletzung oder in der Schwangerschaft auf, sollte ebenfalls ein Arzt hinzugezogen werden. Akuter Durchfall, der mit einer aufgetriebenen und harten Bauchdecke einhergeht (Anzeichen einer Darmlähmung) oder in Folge einer chronisch-entzündlichen Darmerkrankung wie Morbus Crohn auftritt, muss ebenfalls rasch abgeklärt werden.
Bei Kindern unter zwei Jahren sollte generell ein Arzt hinzugezogen werden, da der Flüssigkeitsverlust schnell zur Austrocknung führen kann. Warnzeichen sind ein eingefallenes Gesicht und eine beschleunigte Atmung sowie ein hoher Puls und eine beschleunigte Atmung.
Selbiges gilt für ältere und geschwächte Menschen und Patienten mit Vorerkrankungen des Herzkreislaufsystems oder des Magendarmtraktes. Besteht der Verdacht auf Cholera, HIV oder eine Schwermetallvergiftung oder liegen bereits Nieren- oder Gallensteine vor, müssen die genauen Ursachen für den akuten Durchfall zeitnah in einer Arztpraxis abgeklärt werden.
Behandlung & Therapie
Die Behandlung hängt zunächst von der genauen Diagnose ab. Weil akute Durchfälle normalerweise bakteriell bedingt sind und innerhalb einer kurzen Zeitspanne selbstständig verschwinden, ist eine weitere medizinische Behandlung meistens nicht notwendig. Stattdessen sollten Betroffene darauf achten, genügend Wasser aufzunehmen.
Da dem Körper durch jeden flüssigen Stuhlgang viel Wasser entzogen wird, müssen die Speicher unbedingt wieder aufgefüllt werden. Dazu eignet sich insbesondere mit etwas Zucker und Salz versetztes Wasser, welches sich gleichzeitig um den Verlust wichtiger Elektrolyte kümmert. Nur so kann eine Austrocknung mit weiteren Symptomen vermieden werden. Dabei ist das Risiko des Austrocknens insbesondere bei Säuglingen und älteren Menschen erhöht. Erwachsene können sich an einer Wasseraufnahme von etwa 3 Litern orientieren. Auch wenn akuter Durchfall oft mit einem Verlust des Appetits einhergeht, sollte dem Körper dennoch regelmäßig Energie zugeführt werden.
Nimmt der Durchfall sehr intensive Maße an oder wird er durch starke Schmerzen begleitet, so liegt es im Ermessen des Arztes, Medikamente zu verschreiben. Zu diesen gehören oft schmerzstillende sowie krampflösende Mittel. Gelingt dem Körper der Kampf gegen die Krankheitserreger nicht selbstständig, so empfiehlt sich die Einnahme von Antibiotika. Darüber hinaus existieren Medikamente, welche die Darmbewegung reduzieren und dem Organismus mehr Zeit zur Verfügung stellen, die Flüssigkeit aus dem Darm zu schleusen.
Aussicht & Prognose
Akuter Durchfall führt oftmals zu einer Dehydrierung des Körpers. Damit einhergehend kommt es zu einem Mineralstoffmangel, einer Reizung des Magen-Darm-Traktes und einer allgemeinen Schwächung des Immunsystems. Bei Kindern, älteren Menschen und Risikopatienten kann dies zu einem lebensbedrohlichen Zustand mit Apathie, Schwindel und Kreislaufproblemen führen.
Je nach Schwere der Diarrhö kann es außerdem zu einem Kreislaufkollaps mit Nierenversagen kommen. Bei Organversagen oder Austrocknung hängt die Prognose davon ab, wie schnell und umfassend die zugrunde liegende Erkrankung behandelt wird. Nicht selten muss akuter Durchfall im Rahmen einer Intensivtherapie behandelt werden.
Bei einer raschen und professionellen Behandlung von Erkrankung und Symptomen ist die Aussicht auf eine vollständige Heilung positiv. Die Prognose hängt also im Wesentlichen von der zugrunde liegenden Erkrankung, der Konstitution des Patienten, dem bisherigen Verlauf der Symptome, dem Zeitpunkt und der Art der Behandlung ab. Eine abschließende Prognose kann nur von dem Hausarzt, einem Internisten oder Gastroenterologen gestellt werden.
Vorbeugung
Akuter Durchfall lässt sich in Maßen vorbeugen. Auf Reisen sollte nur gewaschenes, geschältes oder gekochtes Obst und Gemüse gegessen werden. Zudem ist es ratsam, die Wasserqualität vor dem Trinken zu prüfen. Insbesondere nach dem Kontakt mit Kranken oder während einer Novo-Virus-Welle müssen die Hände regelmäßig gewaschen und desinfiziert werden. Nur so lässt sich das Eindringen der Erreger vermeiden. Treten akute Durchfallerkrankungen regelmäßig auf, so sollte das Vorliegen von Nahrungsmittelintoleranzen kontrolliert werden.
Das können Sie selbst tun
Bei akutem Durchfall tritt unmittelbar nach kurzer Zeit eine starke Entwässerung des Körpers auf. Die Dehydration sorgt nicht nur für einen Mangel an Flüssigkeit. Sie schwemmt zusätzlich wichtige Salze wie Natrium und Kalium aus dem Körper heraus. Dem körperlich dauerhaft sehr belastenden Zustand können Betroffene durch eine gezielte Selektion von Nahrungsmitteln entgegenwirken.
Generell gilt als wichtigstes Mittel zur Selbsthilfe ein erhöhtes Aufnahmevolumen durch verträgliche und beruhigende Flüssigkeiten. Vom bekannten Hausmittel Cola ist aufgrund des darin enthaltenen Koffeins und einer wasserentziehenden Wirkung abzuraten. Stilles Wasser oder Tees helfen den Magendarmtrakt zu beruhigen. Gesalzenes Gebäck wie Brezeln und Salzstangen liefern zwar reichlich Natriumchlorid, den Verlust an Kalium kompensieren diese Snacks allerdings nicht. Als klassische Alternative bietet sich die Hühnerbrühe mit ausgewogenen Anteilen an Salzen an. Diese stockt zudem den Wasserhaushalt nachträglich auf. Ebenfalls reich an Kalium sind Obstsorten wie Bananen. Geriebene Äpfel helfen dank deren entgiftender Wirkung zusätzlich bei der Stabilisierung des Darmes. Elektrolyt-Glucose-Mischungen sind außerdem frei im Handel erhältlich und unterstützen den Körper zusätzlich beim Auffrischen ausgespülter Reserven.
Zur Entlastung des Darms empfiehlt sich eine fettarme und nicht zu zuckerhaltige Diät, bis die Beschwerden allmählich nachlassen. Die Rückkehr zu normalen Essgewohnheiten kann durch solidere Kost wie Kartoffeln, Brot oder Reis in Kombination mit Geflügel erfolgen.
Quellen
- Braun, J., Dormann A. J.: Klinikleitfaden Innere Medizin. Urban & Fischer, München 2013
- Herold, G.: Innere Medizin. Selbstverlag, Köln 2014
- Pschyrembel: Klinisches Wörterbuch. 266. Auflage, De Gruyter, Berlin 2014