Benperidol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. März 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Benperidol ist ein Medikament aus der Gruppe der Butyrophenone. Diese gehören zu den Neuroleptika. Der Arzneistoff wird zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Benperidol?

Benperidol ist ein Medikament aus der Gruppe der Butyrophenone. Diese gehören zu den Neuroleptika. Der Arzneistoff wird zur Behandlung der Schizophrenie eingesetzt.

Benperidol ist ein Arzneistoff, der vornehmlich in der Psychiatrie eingesetzt wird. Er gehört zu den Butyrophenonen. Diese Gruppe von Arzneistoffen wird therapeutisch als Antipsychotikum genutzt. Weitere bekannte Butyrophenone sind Haloperidol oder Pipamperon.

Benperidol ist zusammen mit Haloperidol und Trifluperidol eins der stärksten Neuroleptika. Während niederpotente Butyrophenone eher leichte Nebenwirkungen haben, weisen die hochpotenten Butyrophenone wie das Benperidol eine hohe Nebenwirkungsrate auf.

Die ersten Butyrophenone wurden bereits gegen Ende der 1950er Jahre hergestellt. Seit Mitte der 1960er Jahre werden Benperidol und andere Butyrophenone in psychiatrischen Kliniken eingesetzt.

Pharmakologische Wirkung

Psychosen wie die Schizophrenie, die Depression oder die Manie werden vor allem durch Störungen der Neurotransmitter und im Hormonhaushalt beeinflusst. Vor allem Dopamin und Serotonin spielen eine wichtige Rolle.

Ziel der medikamentösen Behandlung einer Psychose ist die Hemmung von Dopamin- und / oder Serotoninrezeptoren im Zentralnervensystem (ZNS). Zur Hemmung der Rezeptoren kommen sogenannte Dopamin- und Serotoninantagonisten zum Einsatz. Diese treten mit Serotonin und Dopamin in einen Wettstreit um die Rezeptorenplätze. Ein solcher Dopaminantagonist ist Benperidol. Es blockiert die D2-Dopamin-Rezeptoren und hat somit einen antriebsmindernden Effekt. Der Arzneistoff wirkt zudem sedierend und antipsychotisch.

Bei einer höheren Dosierung von Benperidol werden zudem die Botenstoffe Histamin und Adrenalin gehemmt. Diese haben einen Einfluss auf das vegetative Nervensystem. Durch die Einnahme von Benperidol können deshalb Bewegungsstörungen vermindert werden. In geringem Maße beeinflusst Benperidol auch den Botenstoff Acetylcholin. Dieser Botenstoff spielt eine Rolle bei der Übertragung von Nervenreizen auf Muskelfasern. Benperidol kann aufgrund dieser Wirkung Muskelzuckungen, die im Rahmen eines psychotischen Schubes auftreten können, abmildern.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Benperidol wird in Form von Tropfen, Ampullen oder Tabletten zur Behandlung von Psychosen eingesetzt. Es kann dabei oral oder intravenös verabreicht werden. Indikationen für die Verabreichung von Benperidol sind:


Risiken & Nebenwirkungen

Aufgrund seiner starken unerwünschten Nebenwirkungen wird Benperidol in aller Regel nur noch als Reservemittel bei der Behandlung der Schizophrenie genutzt. Der Gebrauch geht jedoch aufgrund der Weiterentwicklung der Neuroleptika stetig zurück.

Die Wirkung von Benperidol ist sehr stark, sodass unerwünschte Wirkungen fast bei jeder Behandlung auftreten. Eine häufig auftretende unerwünschte Wirkung ist etwa das extrapyramidale Syndrom (EPS). Beim EPS kommt es zu Störungen im Bewegungsablauf. Die Bewegungen nehmen zu oder sind vermindert. Sie sind mit einem verminderten oder mit einem erhöhten Spannungszustand der Muskeln verbunden. Die betroffenen Patienten leiden unter Sitzunruhe, Zungenkrämpfen, Blickkrämpfen, Zittern, und Bewegungsarmut. Zur Prävention des EPS wird Benperidol meist zusammen mit Anticholinergika wie Biperiden verabreicht. Anticholinergika unterdrücken die Wirkung von Acetylcholin und verhindern so die Weiterleitung von Nervenreizen.

Weitere häufige Nebenwirkungen von Benperidol sind Hypotonie, Herzrhythmusstörungen, Milchfluss, Zyklusstörungen oder Sexuelle Unlust. Gelegentlich kommt es zu Schwindel, Depressionen, Krampfanfällen, Sprachstörungen, Gewichtszunahme, erhöhten Blutzuckerwerten oder Hautallergien. Sehr seltene Nebenwirkungen sind Mundtrockenheit, ein erhöhter Augeninnendruck, Haarausfall und Blutbildungsstörungen.

Eine gefährliche Komplikation, die sich bei der Einnahme von Benperidol entwickeln kann, ist das Maligne neuroleptische Syndrom (MNS). Dieses tritt unter Benperidol deutlich häufiger auf, als bei der Einnahme von anderen Neuroleptika.

Das MNS wird vermutlich durch einen Dopaminmangel durch eine Blockade des D2-Rezeptors verursacht. Typische Symptome des MNS sind extreme Muskelsteife, Zittern, gesteigerte Reflexe, Blickkrämpfe, Kieferklemme, starkes Schwitzen, Herzrasen, schnelle Atmung, Stuhlinkontinenz oder Harnverhalt, Verwirrtheit, Mutismus, Bewusstseinsstörungen und Katatonie.

Im Labor zeigt sich eine extreme Erhöhung von Kreatin-Kinase und Transaminasen. Die Leukozytenzahl ist erhöht. Es kommt zu einer Ausscheidung von Myoglobin über den Urin. Das maligne Neuroleptika-Syndrom ist eine gefürchtete Komplikation, da es sich sehr schnell und unerwartet entwickelt und rasch tödlich verlaufen kann. Bei Verdacht auf MNS muss Benperidol sofort abgesetzt werden.

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