Spiramycin

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 23. August 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Spiramycin als Makrolid-Antibiotikum wird in der Humanmedizin als Monopräparat mit einer Halbwertzeit von 3 bis 4 Stunden in der Behandlung von Infektionen bei Kindern und Erwachsenen angewendet. Bewährt hat sich Spiramycin auch bei einer Toxoplasmoseinfektion in der Schwangerschaft.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Spiramycin?

Der Abbau von Spiramycin erfolgt über die Leber, was leider zu Wechselwirkungen mit anderem Medikamenten führen kann. Vorausgesetzt, auch diese werden über die Leber abgebaut.
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Bei Spiramycin handelt es sich um ein Makrolid-Antibiotikum, dass zur Gruppe der Makrolide gehört.

Die Halbwertzeit beträgt 3 bis 4 Stunden. Es findet in Tablettenform Anwendung in der Behandlung von bakteriellen Infektionen.

Wegen der Ähnlichkeit des Wirkstoffs zum Penicillin kann es als Alternative bei einer bestehenden Penicillinunverträglichkeit vorordnet werden.

Besonders in der Kinderheilkunde werden Makrolide häufig verordnet. Die Gewinnung oder Herstellung erfolgt aus bestimmten Stämmen des Streptomyces ambofaciens.

Es wird in der Humanmedizin als Monopräparat unter den Namen Rovamycine® und Selctomycin® verordnet.

Pharmakologische Wirkung

Um eine Zusammenfassung der pharmakologischen Wirkung auf den Körper vorne anzustellen, sei jetzt schon erwähnt, dass Makrolide die Proteinsynthese von Bakterien hemmen und sie damit an ihrer Vermehrung hindern (Bakteriostase). Im Vergleich zu anderen antibiotischen Präparaten der Makrolidgruppe tritt die Resistenzentwicklung langsamer ein. Zwischen Spiramycin und Erythromycin besteht eine Kreuzresistenz. Diese besteht nicht zwischen Spiramycin und Penicillin sowie Tetracyclin und Streptomycin sowie Chloramphenicol.

Der Abbau erfolgt über die Leber, was leider zu Wechselwirkungen mit anderem Medikamenten führen kann. Vorausgesetzt, auch diese werden über die Leber abgebaut.

Bei einer Anwendung während oder nach der 16. bis 20. Schwangerschaftswoche darf der Effekt der Therapie auf keinen Fall als eine Elimination des Parasiten aus dem fetalen bzw. dem kindlichen Körper definiert werden. Experimentellen Studien ist zu entnehmen, dass eine induzierte Umwandlung des Parasiten von einer aggressiven Tachyzoiten- bzw. einer Thrombozoitenform in eine harmlose Bradyzoiten- oder Zystozoitenform durch die Therapie zu erwarten ist.

Medizinische Anwendung & Verwendung

Atemwegserkrankungen wie beispielsweise eine Lungenentzündung, der Keuchhusten und eine Tonsillitis können mit Makroliden genauso gut behandelt werden wie eine Pharyngitis und eine Infektion im Hals-Nasen-Ohren -Bereich. Oberflächliche Infektionen der Haut inklusive der Akne sind ebenfalls behandelbar. Auch Infektionen der Harnröhre, die durch Gonorrhoe ausgelöst wurden, sprechen auf diese Behandlung an.

Dies gilt auch für Infektionen, die durch nicht-tuberkulöse atypische Mycobakterien bei HIV infizierten Patienten auftreten. Bei der vorbeugenden oder heilenden Behandlung von Magengeschwüren ist das Ziel die Beseitigung von Helicobacter pylori aus der Magenschleimhaut.

Entsprechend Erythromycin besteht keine Wirkung bei H. influenzae. Gegen Toxoplasma gondii besteht in hoher Dosierung eine Wirksamkeit.

Bei einer Infektion mit Toxoplasmose in der Schwangerschaft ist eine Therapie mit Spiramycin das Mittel der Wahl. Dies insbesondere bis zum Vorliegen des endgültig entscheidenden Serologieergebnisses bezüglich des Zweitserums. Die Häufigkeit einer konnatalen Toxoplasmose kann bei rechtzeitig begonnener Therapie um 50 bis 70 Prozent gesenkt werden.

Eine Steigerung um bis zu 90 Prozent ist anscheinend mit einer kombinierten Therapie aus Spiramycin mit Pyrimethamin und Sulfadiazin während oder nach der 16. bis 20. Schwangerschaftswoche möglich. Auch die intrauterinen Schädigungen sind darüber hinaus bezüglich ihres möglichen Schweregrades signifikant herabzusetzen.


Verabreichung & Dosierung

Spiramycin ist ein Makrolid-Antibiotikum, das hauptsächlich zur Behandlung von Toxoplasmose und bestimmten bakteriellen Infektionen, insbesondere bei Schwangeren, eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung von Spiramycin gibt es mehrere wichtige Aspekte zu beachten, um die Wirksamkeit der Therapie zu gewährleisten und das Risiko von Nebenwirkungen zu minimieren.

Die übliche Dosierung von Spiramycin variiert je nach Art der Infektion und dem Zustand des Patienten. Bei Erwachsenen beträgt die Standarddosis in der Regel 1,5 bis 3 Millionen Internationale Einheiten (IE) alle 8 Stunden. Die Dosierung kann bei schweren Infektionen angepasst werden. Bei der Behandlung von Toxoplasmose während der Schwangerschaft wird Spiramycin in der Regel in einer Dosis von 1,5 Millionen IE alle 8 Stunden verabreicht.

Spiramycin sollte vorzugsweise vor den Mahlzeiten eingenommen werden, um die Resorption zu verbessern. Es ist wichtig, dass die Patienten die gesamte verschriebene Therapiedauer einhalten, auch wenn die Symptome vorzeitig abklingen, um eine vollständige Eradikation der Infektion sicherzustellen.

Besondere Vorsicht ist bei Patienten mit Leberfunktionsstörungen geboten, da Spiramycin in der Leber metabolisiert wird. Regelmäßige Überwachung der Leberfunktion kann notwendig sein, um mögliche hepatotoxische Wirkungen frühzeitig zu erkennen.

Außerdem sollten mögliche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten berücksichtigt werden, insbesondere mit solchen, die ebenfalls durch das Cytochrom-P450-System metabolisiert werden, um das Risiko unerwünschter Wirkungen zu minimieren.

Risiken & Nebenwirkungen

Zu den häufigsten internistischen Nebenwirkungen gehören Magen-Darm-Beschwerden wie Diarrhoe (Durchfallerkrankung) und Blähungen. Nicht selten sind diese Symptome auch mit Übelkeit verbunden. Störungen von Galle und Leber sowie die Entstehung einer sogenannten antibiotikainduzierten pseudomembranösen Kolitis.

Doch auch Herzrhythmusstörungen sind häufiger zu beobachten und gehören somit leider in die Liste der unerwünschten Nebenwirkungen bei der Einnahme von Spiramycin. Im EKG stellen sich diese Störungen als Torsade de pointes dar. Das bedeutet, dass der Zeitraum, der zwischen der elektrischen Erregung der Herzkammer und der Erregungsrückbildung liegt, verlängert ist.

Dermatologisch sind Irritationen der Haut häufig zu beobachten. Auch Allergien, also Immunreaktionen auf nicht infektiöse Fremdstoffe (Allergene oder Antigene) treten häufig auf. Die Folge sind Entzündungszeichen und die Bildung von Antikörpern.

Eine Mykose (Pilzinfektion), zum Beispiel durch pathogene Pilze von außen, kann ebenfalls auftreten. Allgemein wird über Müdigkeit auf der einen und Schlafstörungen auf der anderen Seite berichtet. Auch über Fieber klagen viele Betroffene.

Kontraindikationen

Bei der Verwendung von Spiramycin gibt es mehrere typische Kontraindikationen, die berücksichtigt werden müssen, um die Sicherheit des Patienten zu gewährleisten. Eine der Hauptkontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit oder Allergie gegen Spiramycin oder andere Makrolid-Antibiotika. Patienten, die auf Makrolide allergisch reagieren, können schwere allergische Reaktionen wie Hautausschläge, Atembeschwerden oder anaphylaktischen Schock entwickeln.

Eine weitere wichtige Kontraindikation ist das Vorliegen einer schweren Leberfunktionsstörung. Da Spiramycin hauptsächlich in der Leber metabolisiert wird, kann es bei Patienten mit eingeschränkter Leberfunktion zu einer Akkumulation des Medikaments und einer erhöhten Toxizität kommen. Bei solchen Patienten sollte Spiramycin nur mit großer Vorsicht und unter sorgfältiger Überwachung angewendet werden.

Auch Patienten mit einer bekannten QT-Verlängerung oder einer Vorgeschichte von Herzrhythmusstörungen sollten Spiramycin mit Vorsicht verwenden, da Makrolide das Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen wie Torsade de Pointes erhöhen können.

Zudem wird Spiramycin in der Regel nicht bei Patienten mit schwerer Niereninsuffizienz angewendet, da die Ausscheidung des Medikaments beeinträchtigt sein kann, was ebenfalls zu einer erhöhten Konzentration und potenziellen Nebenwirkungen führen kann.

Schwangere Frauen dürfen Spiramycin zwar verwenden, insbesondere zur Behandlung von Toxoplasmose, jedoch sollte dies nur unter strenger ärztlicher Überwachung geschehen, um mögliche Risiken für das ungeborene Kind zu minimieren. Die Anwendung bei stillenden Frauen erfordert ebenfalls Vorsicht, da Spiramycin in die Muttermilch übergeht und das Säuglingsernährungssystem beeinflussen könnte.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Spiramycin, ein Makrolid-Antibiotikum, kann mit verschiedenen anderen Medikamenten interagieren, was die Wirkung des Antibiotikums oder der anderen Arzneimittel beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit Medikamenten, die über das Cytochrom-P450-System in der Leber metabolisiert werden. Im Gegensatz zu anderen Makroliden wie Erythromycin oder Clarithromycin hemmt Spiramycin das Cytochrom-P450-Enzymsystem weniger stark, dennoch sollten mögliche Wechselwirkungen berücksichtigt werden.

Eine bedeutende Wechselwirkung kann mit Medikamenten auftreten, die die QT-Zeit im EKG verlängern, wie z.B. bestimmte Antiarrhythmika (Amiodaron, Sotalol), Antidepressiva (Citalopram), Antipsychotika und einige andere Antibiotika. Die gleichzeitige Anwendung von Spiramycin mit diesen Medikamenten kann das Risiko für das Auftreten von Herzrhythmusstörungen, einschließlich Torsade de Pointes, erhöhen.

Ein weiteres wichtiges Medikament, das mit Spiramycin interagieren kann, ist Ciclosporin, ein Immunsuppressivum, das häufig nach Organtransplantationen verwendet wird. Spiramycin kann die Plasmaspiegel von Ciclosporin erhöhen, was das Risiko für Nephrotoxizität und andere Nebenwirkungen erhöht. Daher ist eine sorgfältige Überwachung der Ciclosporin-Spiegel notwendig, wenn beide Medikamente gleichzeitig verabreicht werden.

Auch bei der gleichzeitigen Einnahme von Theophyllin, einem Medikament zur Behandlung von Asthma und chronisch obstruktiver Lungenerkrankung (COPD), ist Vorsicht geboten. Spiramycin kann die Plasmaspiegel von Theophyllin erhöhen, was zu toxischen Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Krampfanfällen und Herzrhythmusstörungen führen kann.

Schließlich kann Spiramycin die Wirkung von oralen Antikoagulanzien wie Warfarin verstärken, was das Risiko von Blutungen erhöht. Daher sollten die INR-Werte (International Normalized Ratio) regelmäßig überwacht und die Dosis der Antikoagulanzien entsprechend angepasst werden.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Spiramycin nicht vertragen wird oder kontraindiziert ist, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der zu behandelnden Infektion.

Für die Behandlung von Toxoplasmose, insbesondere in der Schwangerschaft, ist Pyrimethamin in Kombination mit Sulfadiazin eine übliche Alternative. Diese Kombination ist effektiv, erfordert jedoch eine gleichzeitige Gabe von Folinsäure, um hämatologische Nebenwirkungen zu minimieren. Eine weitere Option ist Clindamycin, das oft in Kombination mit Pyrimethamin verwendet wird, insbesondere bei Patienten mit einer Unverträglichkeit gegenüber Sulfonamiden.

Bei bakteriellen Infektionen, die normalerweise mit Spiramycin behandelt werden, können andere Makrolid-Antibiotika wie Azithromycin oder Clarithromycin eingesetzt werden. Diese Antibiotika haben ein ähnliches Wirkspektrum und können oft gut als Ersatz dienen.

Falls eine Makrolid-Allergie besteht, können Tetracycline wie Doxycyclin oder Fluorchinolone wie Levofloxacin als Alternativen erwogen werden, je nach Art der Infektion und dem Erregerspektrum.

Für Patienten mit einer Penicillin-Allergie, die Spiramycin nicht vertragen, können auch Cephalosporine der dritten Generation, wie Ceftriaxon, eine Option sein, wenn das Infektionsspektrum dies zulässt.

Neben diesen pharmakologischen Alternativen kann auch eine sorgfältige Überwachung und regelmäßige serologische Tests notwendig sein, um die Wirksamkeit der alternativen Therapie zu gewährleisten und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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