Zuclopenthixol

Medizinische Expertise: Dr. med. Nonnenmacher
Qualitätssicherung: Dipl.-Biol. Elke Löbel, Dr. rer nat. Frank Meyer
Letzte Aktualisierung am: 21. November 2024
Dieser Artikel wurde unter Maßgabe medizinischer Fachliteratur und wissenschaftlicher Quellen geprüft.

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Zuclopenthixol ist ein Neuroleptikum, das zur Behandlung von unterschiedlichen psychischen Erkrankungen wie akuter Schizophrenie eingesetzt wird. Es hemmt die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin im menschlichen Gehirn und entfaltet infolgedessen eine antipsychotische Wirkung. Die Gabe des Wirkstoffes sollte immer in Absprache und unter stetiger Kontrolle eines Arztes erfolgen. Mögliche Nebenwirkungen sind unter anderem Müdigkeit, Durchfall, Zittern, Erbrechen und veränderte Blutwerte.

Inhaltsverzeichnis

Was ist Zuclopenthixol?

Zuclopenthixol blockiert im zentralen Nervensystem die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Es bindet an die Rezeptoren dieser Botenstoffe.
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Der Wirkstoff Zuclopenthixol ist eine chemische, organische und polycyclische Verbindung. Polycyclische Verbindungen sind chemisch durch mehrere Ringe aufgebaut. Zuclopenthixol gehört zur Klasse der Thioxanthene und ist ein Neuroleptikum. Charakteristisch für Thiocanthene ist die chemische Struktur eines Dreierringes. Neben Flupentixol und Chlorprothixen zählt Zuclopenthixol zu den wichtigsten Vertretern dieser Gruppe.

Der Wirkstoff ist ein sogenannter Rezeptor-Antagonist für die Botenstoffe Serotonin und Dopamin. Antagonisten sind in der Pharmakologie all diejenigen Substanzen die ihren Gegenspieler in ihrer Wirkung hemmen. Zuclopenthixol kam erstmals 1986 auf den Markt. Der Wirkstoff erschien unter dem Handelsnamen Clopixol® im Handel.

Pharmakologische Wirkung auf Körper & Organe

Zuclopenthixol blockiert im zentralen Nervensystem die Neurotransmitter Serotonin und Dopamin. Es bindet an die Rezeptoren dieser Botenstoffe. Infolgedessen können Dopamin und Serotonin nicht mehr andocken und werden durch das antagonistisch wirksame Arzneimittel gehemmt. Dadurch stellt sich eine antipsychotische Wirkung ein.

Die Wirkung des Neuroleptikums ist direkt abhängig von der Dosierung des Medikaments. Bei niedriger Dosis können Verwirrtheits- und Unruhezustände bei Demenzerkrankungen gelindert werden. In höherer Dosierung können starke Erregungszustände sowie akute und chronische Schizophrenien behandelt werden. Die Wirkmechanismen nehmen Einfluss auf Stimmung und Denken und können Aggressivität, Wahnvorstellungen, Halluzinationen und psychomotorische Erregungszustände lindern.

Zuclopenthixol nimmt jedoch nicht nur Einfluss auf das menschliche Nervensystem. Das Arzneimittel hat eine beschleunigende Wirkung auf den Herzschlag und kann Herzklopfen hervorrufen. Auch andere Organe wie Haut, Leber, Darm und Magen werden von Zuclopenthixol beeinflusst.

Der Körper nimmt Zuclopenthixol zügig auf. Nach drei bis vier Stunden ist die Stoffkonzentration im Blut am höchsten. Nach etwa zwanzig Stunden ist die Hälfte des Wirkstoffs wieder abgebaut.

Medizinische Anwendung & Verwendung zur Behandlung & Vorbeugung

Zuclopenthixol ist zur medizinischen Behandlung mehrerer Krankheitsbilder zugelassen. Indikationsgebiete sind neben einer chronischen Schizophrenie auch psychomotorische Erregungszustände, aggressive Verhaltensweisen bei Demenz oder geistiger Behinderung sowie manische Geisteszustände.

Das Medikament darf nicht verschrieben werden, wenn der Patient allergisch auf Zuclopenthixol reagieren könnte. Des Weiteren sind akute Vergiftungserscheinungen durch Alkohol oder Schlafmittel, Nebennierentumore, Kreislaufschock und Blutbildveränderungen Kontraindikationen.

Zur Behandlung steht Zuclopenthixol in drei unterschiedlichen Formen zur Verfügung. Neben der Injektionslösung zur Akutbehandlung ist auch eine Depotform des Wirkstoffes auf dem Markt. Depotarzneimittel werden meist unter Umgehung des Darmes in ein bestimmtes Depot hinein, wie zum Beispiel das Muskelgewebe, verabreicht. Zusätzlich ist der Wirkstoff in Tablettenform zur oralen Gabe im Handel erhältlich.

Vor der Gabe von Zuclopenthixol muss der Arzt das Blutbild des Patienten kontrollieren. Bei starken Abweichungen vom Sollblutwert darf das Arzneimittel nicht eingenommen werden. Während der Behandlung mit Zuclopenthixol sollten regelmäßige Blutbild- und Leberwertkontrollen erfolgen. Zusätzlich sollte die Herzaktivität mit Hilfe eines EKGs in regelmäßigen Abständen überwacht werden. Wenn der Patient über einen längeren Zeitraum mit Zuclopenthixol behandelt wird, muss der Erfolg der Therapie stetig dokumentiert werden und eventuell eine Reduktion der Dosis erfolgen.


Verabreichung & Dosierung

Zuclopenthixol ist ein Antipsychotikum, das zur Behandlung von Schizophrenie, akuten Psychosen und Erregungszuständen eingesetzt wird. Bei der Verabreichung und Dosierung sind mehrere Aspekte zu beachten, um die Therapie sicher und effektiv zu gestalten.

Die Dosierung hängt von der Darreichungsform (Tabletten, Tropfen oder Depotinjektionen) sowie von der Schwere der Symptome ab. Bei der oralen Verabreichung beträgt die Anfangsdosis meist 10–50 mg pro Tag, aufgeteilt auf mehrere Dosen. Diese kann schrittweise bis zu 150 mg täglich erhöht werden, abhängig von der Verträglichkeit und dem klinischen Ansprechen.

Für akute Erregungszustände steht Zuclopenthixol als Injektionslösung zur Verfügung. Die übliche Initialdosis beträgt 50–150 mg intramuskulär, mit einer Wiederholung nach 2–3 Tagen, falls notwendig. Depotpräparate, wie Zuclopenthixol-Decanoat, werden alle 1–4 Wochen verabreicht, wobei die Dosis individuell angepasst wird.

Zu beachten ist, dass Zuclopenthixol Nebenwirkungen wie Sedierung, extrapyramidale Symptome oder orthostatische Hypotonie verursachen kann. Die Verträglichkeit sollte insbesondere bei älteren Patienten und bei Personen mit kardialen oder neurologischen Vorerkrankungen überwacht werden.

Regelmäßige Kontrollen, wie die Überwachung der Leberfunktion und des Blutbildes, sind wichtig. Eine plötzliche Unterbrechung der Therapie sollte vermieden werden, um Entzugserscheinungen oder ein Wiederaufflammen der Symptome zu verhindern.

Risiken & Nebenwirkungen

Patienten die unter einer Herz- oder Nierenschädigung leiden, weisen häufiger Blutwertauffälligkeiten auf und sollten daher genau überwacht werden. Besondere Vorsicht bei der Einnahme von Zuclopenthixol ist geboten, wenn ein erhöhtes Schlaganfallrisiko besteht oder ein naher Verwandter bereits venöse Blutgerinnsel aufwies.

Der Wirkstoff ist zur Behandlung von Kindern nicht empfehlenswert. Ebenso wird von einer Behandlung während der Schwangerschaft abgeraten. In diesem Fall muss der behandelnde Arzt das Risiko-Nutzen-Verhältnis im Einzelfall genauesten abwägen.

Mögliche Nebenwirkungen des Medikaments treten in früheren Phasen der Behandlung häufiger auf. Mundtrockenheit, Müdigkeit, Muskelstarre, Schwindel, Zittern und Bewegungsdrang treten recht oft auf. Zudem sind Durchfall, Erbrechen, Nesselsucht, Depressionen und Appetitlosigkeit möglich. Seltener sind Entgleisungen der Blutwerte oder anaphylaktische Reaktionen.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Schmerzmitteln oder Schlafmitteln ist Vorsicht geboten. In Kombination mit Zuclopenthixol kann es zu einer verstärkten Abflachung der Atmung kommen. Während der Einnahme sollte auf den Konsum von Alkohol verzichtet werden.

Kontraindikationen

Zuclopenthixol ist bei bestimmten medizinischen Bedingungen kontraindiziert, da seine Verwendung potenziell schwere Nebenwirkungen hervorrufen kann. Eine der wichtigsten Kontraindikationen ist eine bekannte Überempfindlichkeit gegen Zuclopenthixol oder andere Thioxanthenderivate. Allergische Reaktionen könnten Hautausschläge, Schwellungen oder sogar [[Anaphylaktischer Schock (allergischer Schock) |anaphylaktische Symptome]] auslösen.

Patienten mit akutem Delirium tremens oder einer stark beeinträchtigten Bewusstseinslage, beispielsweise durch Intoxikationen oder Koma, sollten Zuclopenthixol nicht erhalten, da das Medikament die zentrale Dämpfung verstärken und lebensbedrohliche Zustände fördern kann.

Schwere kardiovaskuläre Erkrankungen, wie unbehandelte Herzrhythmusstörungen oder ein kürzlich erlittener Myokardinfarkt, stellen ebenfalls eine Kontraindikation dar. Zuclopenthixol kann das QT-Intervall verlängern und das Risiko für Arrhythmien erhöhen.

Bei Leberinsuffizienz ist Vorsicht geboten, da das Medikament über die Leber metabolisiert wird und sich bei eingeschränkter Funktion anreichern kann. Ebenso sollte es bei Patienten mit Parkinson-Krankheit oder anderen Erkrankungen des extrapyramidalen Systems vermieden werden, da es motorische Symptome verschlimmern kann.

Zuclopenthixol sollte nicht bei schwerer Depression ohne psychotische Symptome angewendet werden, da es die depressive Symptomatik verstärken kann. Auch bei engwinkeliger Glaukom und Prostatahyperplasie ist Vorsicht geboten, da anticholinerge Effekte diese Erkrankungen verschlechtern können. Schwangere und Stillende sollten nur unter strenger Abwägung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses behandelt werden.

Interaktionen mit anderen Medikamenten

Zuclopenthixol kann mit verschiedenen Medikamenten interagieren, was die Wirkung und Sicherheit beeinflussen kann. Eine wichtige Interaktion besteht mit zentral dämpfenden Substanzen wie Alkohol, Benzodiazepinen, Opioiden oder Schlafmitteln. Die gleichzeitige Einnahme kann die sedierende Wirkung verstärken, was das Risiko für Atemdepression, übermäßige Schläfrigkeit oder Bewusstseinsstörungen erhöht.

Die Kombination mit anderen antipsychotischen Medikamenten oder Medikamenten, die das QT-Intervall verlängern (z. B. Antiarrhythmika wie Amiodaron oder Antibiotika wie Makrolide), kann das Risiko für Herzrhythmusstörungen und Torsades de Pointes erhöhen. Regelmäßige EKG-Kontrollen sind in solchen Fällen notwendig.

Zuclopenthixol kann die Wirkung von Antihypertensiva verstärken und das Risiko für eine orthostatische Hypotonie erhöhen. Patienten sollten auf Schwindel oder plötzliche Blutdruckabfälle hingewiesen werden. Gleichzeitig kann die Kombination mit Adrenalin paradoxerweise zu einer Senkung des Blutdrucks führen, da Zuclopenthixol die alpha-adrenergen Rezeptoren blockiert.

Die gleichzeitige Anwendung von Anticholinergika wie Atropin kann zu verstärkten anticholinergen Nebenwirkungen führen, darunter Mundtrockenheit, Verstopfung oder Sehstörungen. Zudem können Levodopa oder andere dopaminerge Medikamente in ihrer Wirkung abgeschwächt werden, was bei Parkinson-Patienten problematisch ist.

Schließlich kann Zuclopenthixol die Wirkung von blutdrucksteigernden Substanzen, wie Vasopressoren, beeinflussen und durch Enzymhemmung den Metabolismus anderer Medikamente wie Trizyklika oder MAO-Hemmer verstärken. Eine engmaschige Überwachung ist daher notwendig.

Alternative Behandlungsmethoden

Wenn Zuclopenthixol nicht vertragen wird, stehen mehrere alternative Behandlungsmethoden und Wirkstoffe zur Verfügung, abhängig von der Indikation und den individuellen Bedürfnissen des Patienten. Bei psychotischen Störungen wie Schizophrenie können andere Antipsychotika aus verschiedenen Wirkstoffklassen eingesetzt werden.

Ein alternativer Wirkstoff ist Haloperidol, ein hochpotentes typisches Antipsychotikum, das ähnliche Wirkungen wie Zuclopenthixol hat, jedoch ein anderes Nebenwirkungsprofil aufweist. Bei Unverträglichkeit gegenüber typischen Antipsychotika können atypische Antipsychotika wie Risperidon, Olanzapin oder Aripiprazol verwendet werden. Diese Wirkstoffe haben eine geringere Wahrscheinlichkeit, extrapyramidale Nebenwirkungen zu verursachen, und sind oft besser verträglich.

In akuten Fällen von Erregung oder Agitation können auch Benzodiazepine wie Lorazepam oder Diazepam kurzfristig eingesetzt werden, um Symptome zu lindern. Diese sollten jedoch wegen ihres Abhängigkeitspotenzials nur unter strenger Kontrolle verwendet werden.

Psychosoziale Interventionen und kognitive Verhaltenstherapie sind wichtige ergänzende Maßnahmen, insbesondere bei Patienten, die Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten gegenüber medikamentösen Behandlungen zeigen. Zudem können Elektrokrampftherapie (EKT) oder transkranielle Magnetstimulation (TMS) bei bestimmten Formen therapieresistenter Psychosen oder Depressionen eine Option sein. Eine enge Überwachung und Anpassung der Therapie sind essenziell, um die individuellen Bedürfnisse des Patienten zu erfüllen.

Quellen

  • "Goodman & Gilman's The Pharmacological Basis of Therapeutics" von Laurence Brunton, Randa Hilal-Dandan, und Bjorn Knollmann
  • "Rang & Dale's Pharmacology" von Humphrey P. Rang, Maureen M. Dale, James M. Ritter, und Rod J. Flower
  • "Basic and Clinical Pharmacology" von Bertram Katzung, Anthony Trevor

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